Donnerstag, 8. Juli 2021

John Sinclair Classics 99 - Das Grauen an der Themse - von Jason Dark (Richard Wunderer)

Geschrieben von Jason Dark (Richard Wunderer)
Erschienen am 15.06.2021
Cover von Ballestar

Schweißüberströmt steuert Jack Fiddler den gestohlenen Wagen auf die Frau zu. Eine Handbreit vor ihr kommt er zum Stehen und springt auf die Straße. „Stärke mich für meine Taten“, fleht Jack. „Hilf mir, Schwarzer Tod!“ Unverzüglich kommt das Böse wie ein Blitz über ihn – und er dreht mit einem einzigen Ruck den Kopf seines Opfers auf den Rücken …

Mysteriöse dämonische Morde erschüttern London und rufen John Sinclair auf den Plan. Zwei verfeindete satanistische Sekten scheinen sich zu bekämpfen und der Strippenzieher ist einmal mehr der Schwarze Tod. Er stellt dem Geisterjäger mit seinen undurchsichtigen Aktivitäten eine Falle in die er prompt mit Jane Collins an der Seite tappt.

Auch Band 99 der Sinclair Classics ist wieder von einem damaligen „Gastautor“ und wurde von Richard Wunderer unter dem Pseudonym Jason Dark geschrieben. Er hat damit leider einen belanglosen und wirren Beitrag abgeliefert, dessen Grauen nicht nur an der Themse zu finden ist. Da wollte er wohl etwas zu viel Handlung und dabei ging selbige mit dem roten Faden verloren. Der schwarze Tod ist einmal mehr der Gegner, der diesmal aber gänzlich aus dem Hintergrund agiert und erst auf den letzten Seiten vehement eingreift. Dies rettet den Roman leider nach einer Irrfahrt an Ermittlungen nicht mehr. Andauernd wirft er einen neue Thematik in den Ring, ohne weiter darauf einzugehen. Da gibt es plötzlich zwei satanistische Parteien die sich bekämpfen oder einen geheimnisvollen Folianten der die Menschen beeinflusst. Und Sinclair hetzt von einem Tatort zum nächsten und ist so planlos und verwirrt wie der Leser. Einzig zugute halten kann ich dem Autor seinen eigentlich guten Schreibstil. Zwei Sterne.

⭐️⭐️

Dienstag, 6. Juli 2021

John Sinclair 2242 - 200 Seelen für Asmodis - von Marlene Klein

Geschrieben von Marlene Klein
Erschienen am 29.06.2021
Cover von Timo Wuerz 

„Etienne ...“, Sophie Lamorts Stimme war so leise und tonlos, dass sie kaum noch hörbar war. „Etienne ...“ Wieder hauchte sie den Namen ihres Gatten. Wohl ahnend, dass der Tod bereits seine Hand nach ihr ausstreckte, aber nicht wissend, dass ausgerechnet der Mann den sie liebte, dafür verantwortlich war.Etienne Lamort legte den Federkiel zur Seite, mit dem er seine letzte Beobachtung in sein Notizbuch, eine mit einem schwarzen Band verschließbare und in Leder gebundene Kladde, eingetragen hatte.
„Ich bin hier, Liebes!“, antwortete er und fasste ihre Hand.
Sophies Pupillen hatten sich eingetrübt. Schon gestern hatte ihr Augenlicht sie verlassen. Genauso langsam und qualvoll, wie sie auch die anderen Sinne verließen. Doch die junge Frau, die noch nicht einmal zwanzig Sommer erlebt hatte, hatte standhaft gegen die mysteriöse Krankheit in ihrem Körper gekämpft. Eine Krankheit, die in Wirklichkeit keine war, sondern die Symptome einer Vergiftung. Diesen ausweglosen Kampf konnte sie nur verlieren. Der Feind in ihrem eigenen Körper war übermächtig und unerbittlich ...

Kennt ihr Herman Webster Mudgett? Die Autorin bestimmt. Unter dem Namen H.H. Holmes erbaute er in Chicago sein Mörderhotel. Alles war darauf ausgerichtet unentdeckt seinen perversen Neigungen und seiner Mordlust nachzugehen. Der vorliegende Roman von Marlene Klein greift dieses Thema auf. Bei ihr ist der Schauplatz London, das Hotel ist das Grand Royal Hotel und der Serienmörder heißt Etienne Lamort. Seine Mordlust nutzt Asmodis dazu aus, um einen Pakt mit ihm einzugehen. Er hilft ihm eben dieses Hotel mit seinen Geheimgängen und dem Folterkeller zu bauen und bekommt im Gegenzug die Seelen seiner Opfer. Die Überführung der Seelen übernimmt das dämonische Geschöpf Petryl, das sich fortan  mit Lamort dessen menschlichen Körper teilt. Bei Bedarf und zur Übergabe der Seelen verlässt er dessen Körper. Nachdem Lamort seine Schuldigkeit getan hat, hält sich Asmodis natürlich nicht an die Abmachung. Der Dämon verschmilzt mit dem Gebäude, denn das war von Anfang an der Plan Asmodis. Für ihn sollte dieses Gebäude eine Festung in der Zeit werden, in der er über die Jahrhunderte hinaus Seelen für seinen Herrn sammeln sollte. Doch da hat er die Rechnung ohne John Sinclair gemacht. Denn der wird auf die erneuten Mordfälle im alten Hotel angesetzt und kommt den wahren Hintergründen schnell auf die Spur.

Wenn wirklich Holmes als Grundlage und Ideengeber agierte, dann hat die Autorin das Ganze super in einen Sinclair-Roman adaptiert. Holmes konnten ja „nur“ 28 Morde nachgewiesen werden, aber man ging damals von wesentlich mehr unbekannten Opfern aus, da er viele ebenfalls im Fluss oder in Säurebädern entsorgte. Er behauptete bis zu seiner Hinrichtung vom Teufel besessen zu sein. Im vorliegenden Band ist es ebenfalls ein Pakt mit dem Teufel, der auch in dieser Woche zu einem erneuten Aufeinandertreffen von John Sinclair und Asmodis führt. Ein grandioser, spannender und gut geschriebener Beitrag von Marlene Klein, der nicht nur Krimiflair hatte, sondern auch die übersinnlichen Themen ausreichend bediente. Schön, das es nun auch einmal eine Autorin bei Sinclair gibt. Und längst überfällig, haben starke Frauen doch schon immer die Welt von Sinclair geprägt. Einmal mehr darf auch das atemberaubende Titelbild von Timo Wuerz nicht unerwähnt bleiben. Es ist das Sahnehäubchen auf diesem Fünf-Sterne-Roman!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 30. Juni 2021

John Sinclair 2241 - Eishauch des Todes - von Rafael Marques

Geschrieben von Rafael Marques
Erschienen am 22.06.2021
Cover von Shutterstock

Curtea de Argeș, Rumänien, 1692

„Nico, Simona ...“
Die Geschwister beugten sich noch weiter zu ihrem auf dem Sterbebett liegenden Vater hinab und drückten sich an ihn. Ihre Tränen benetzten sein weißes Hemd, das bereits wieder vom dem Blut der stetig nässenden Wunden verschmutzt war. Iolad Damascu, der sein Leben lang stark hatte sein müssen, um seine Familie zu beschützen, wirkte nun, in seinen letzten Stunden, alt und krank. Dabei hatte er gerade erst das vierzigste Lebensjahr vollendet.
„Papa, du darfst nicht sterben“, hauchte ihm seine Tochter zu. Simona, die so wunderschön war wie ihre Mutter, schluchzte und wollte sich gar nicht mehr aus seiner schwachen Umarmung lösen.
„Es geht nicht anders, Simona. Ich ... werde euch verlassen ...“
Nico schüttelte den Kopf. „Gib nicht auf. Lass nicht zu, dass der Teufel sich deine Seele holt.“
„Niemals, das wird er ... niemals schaffen. Der Engel ... wird dafür sorgen.“
„Und wenn der Fürst eines Tages zurückkehrt?“

Die Geschwister Liz und Damien Waterston erwerben ein Schloss in den Südkarpaten und stoßen dort auf ein tödliches Geheimnis, das die Familie Damascu seit Jahrhunderten im Zaum gehalten hat. Damien und seine beiden Freunde Joel und Billy Abernathy sterben dabei und die Leichen werden von Liz nach London überführt. Als die beiden Abernathys im Besatattungsinstitut als Eiszombies wiederkehren, wird John Sinclair auf den Fall angesetzt. Sein Weg führt in zum Ursprung in den Karpaten. Mit der unerwarteten Hilfe eines Engels versucht er das Unheil erneut zu bannen.

John Sinclair, ein Engel, der Teufel, eine Eishexe und eine alte Familienbürde, das ist die Quintessenz aus der Rafael Marques den vorliegenden Roman der Serie gestrickt hat. Der Einstieg und Hintergrund zur Story gestaltete sich gut und vielversprechend. Bis zur Überführung der untoten „Eisleichen“ und John Sinclairs Übernahme des Falls fand ich das erste Drittel sehr gut und spannend. Dann will der Autor aber für meinen Geschmack zu viel. Anstatt etwas geradliniger zu bleiben, überfüllt er die Bühne mit Handlung und Protagonisten. Somit verliert sich die Spannung und er Lesefluss etwas und mündet in einem überhasteten Finale. Gutes Konzept, das für meinen Geschmack etwas weniger gut umgesetzt wurde. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 29. Juni 2021

Professor Zamorra 1228 - Druidenfluch - von Veronique Wille

Geschrieben von Veronique Wille
Erschienen am 20.06.2021
Cover von Shutterstock

Die Gaukler kommen!
Jedermann in Saint-Cyriac freut sich über die Neuankömmlinge, die Abwechslung in das zurzeit recht schläfrige Dorfleben verheißen. Zamorra und Nicole freuen sich zudem, eine alte Bekannte wiederzusehen: Crazy Laze, die mit ihrem zauberkundigen Anhang die Sonnenwendfeier zelebrieren will. Doch leider verläuft die Feier nicht ganz so friedlich wie erhofft …

In einer unbekannten Vergangenheit wird das Mädchen Maledisants von dem Druiden Myrddin in die Ausbildung genommen. Sie verbringt fortan mit anderen Schülerinnen ihr Leben im Wald bei dem Druiden. Der Frieden wird aber von blutrünstigen Goblins bedroht. Als Gwydion einen der Goblins tötet, wird er von dem Druiden als Leibwächter der Mädchen engagiert. Doch Gwydions Gier fordert immer höhere Bezahlung. Als er bemerkt, das Gwydion ihm Diamanten und Gold nur vorgetäuscht hat, verrät er seinen Herrn. Die Goblins nehmen mit seiner Holfe fürchterliche Rache. Myrddin belegt ihn dafür über den Tod hinaus mit einem Fluch.

Als die Gaukler in das Dorf Saint-Cyriac kommen und die Bewohner von Château Montagne etwas Ablenkung suchen, trifft Gyungo dort auf den Druiden. Dieser erkennt ihn als den wiedergeborenen Gwydion. Und so wird das Fest erneut zum Erfüllungsort des Druidenfluchs. 

Veronique Wille macht mit diesem Band einen ungewohnt intensiven Ausflug in die Fantasy. Es ist mir mittlerweile klar, dass Zamorra in keine Gruselklischeekiste passt und mich immer wieder überrascht. So auch im vorliegenden Band, in dem Gyngo seiner wahren Vergangenheit begegnet. Druiden, Zwerge und Goblins, damit hätte ich in dieser From nicht gerechnet. Und Veronique Wille gelingt auch dieser Spagat gut, auch wenn Zamorra und die Handlung in der Gegenwart etwas zu kurz kommen. Das ist mal wieder dem begrenzten Platz eines Heftromans geschuldet. Die Geschichte hätte mal wieder einen guten Zweiteiler ergeben. Ein sehr interessantes Porträt der Autorin rundet diesen Band ab. Die Autorin kann jedenfalls auch Fantasy und das bestätigt sie auch im Interview. Leider wird dort nicht verraten unter welchen Pseudonym sie bereits drei Fantasy-Romane geschrieben hat. Das hätte mich sehr interessiert. Fantasy scheint ihr jedenfalls auch bei Zamorra viel Spaß gemacht zu haben und so kam es auch bei mir an. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 28. Juni 2021

Maddrax 559 - Der Schatz im Kratersee - von Christoph Schwarz

Geschrieben von Christoph Schwarz
Erscheint am 22.06.2021
Cover von Shutterstock


Während sich Pilâtre de Rozier in der Parallelwelt aufhält, sind Matt und Aruula mit den beiden Daa'muren am Kratersee unterwegs. Hier hoffen sie jene Kristalle zu finden, die die einzig wirksame Heilung vom Dunklen Keim versprechen. Matt will die Suche bei dem Drakullendorf beginnen, zu deren Einwohnern sie bereits Kontakt hatten. Doch Je'lynn, der Dorfvorsitzende, ist erschrocken über ihr Vorhaben und weist sie zurück. Die Herrin vom Seewürde nicht dulden, sich an dem Schatz zu vergreifen.
Die Gefährten ignorieren die Warnung – und stoßen auf ein Erbe der Vergangenheit, das im Jahre 2510 in einem Bunker in Novosibirsk seinen Anfang nahm ...

Die Führung des  Bunkers in Novosibirsk entdeckt 2510 bei einem Sprengstoffunfall zufällig innerhalb des Bunkers die dort integrierte Gen-Arche. Dort fanden nach der Katastrophe im 24. Jahrhundert Experimente mit widerstandsfähigen Tiermenschmutationen statt. Großzarin Nadescha führt diese Experimente fort und forscht „nebenbei“ noch an der Unsterblichkeit. Die Experimente geraten aus dem Ruder und es entsteht ein Wesen, dass es 2551 Matt und seinen Mitstreitern schwer macht, an die so wichtigen Kristalle heranzukommen.

Es geht mit Christoph Schwarz zurück an den Kratersee. Und in der Zeit zurück vor dem Abzug des Wandlers. Zu Anfang hatten wir ja oft Romane, die eine Entwicklung nach dem Einschlag thematisierten und eine Verbindung mit der realen Welt vor 2012 herstellten. So auch endlich wieder im vorliegenden Roman. Die Gen-Arche in San Diego gibt es immer noch. Auch die russische Firma Kriorus. Auch wenn sich diese mittlerweile eher auf das kommerzielle Einfrieren von Menschen spezialisiert hat. Ich mag solche Verbindungen in die dunkle Vergangenheit der Erde ja sehr. Auch die Entstehung und negative Entwicklung von Maschda war gut konzipiert und umgesetzt. Ihre Wandlung zur Herrin des Sees und die Verbindung zu den Daa’muren und ihrem Leshi’ye ein absolutes Highlight. Eine faszinierende aber auch tragische Geschichte um eine Protagonistin aus russischer Vergangenheit. Und ein rundum gelungenes Abenteuer mit Grao, Ira und den Drakullen am Kratersee. Auch wenn ich es mittlerweile zu einfach finde, wie sich die Protagonisten in der postapokalyptischen Welt von Maddrax von A nach B bewegen können. Der anfängliche Reiz und die Gefahren des Reisens innerhalb der Serie sind leider gänzlich verschwunden. Und so liegt auch der Fokus mittlerweile nicht mehr auf einem Gebiet, sondern Matt und Aruula jagen von Schauplatz zu Schauplatz. Und nächste Woche geht es so auch wieder zurück zum Hort des Wissens und einem Wiedersehen und -lesen mit den Marsianern, was ich natürlich trotz dieser Kritik toll finde. Denn es sind solche Geschichten wie die vorliegende, die den besonderen Flair der Serie weiterhin aufrecht erhalten. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️