Montag, 30. August 2021

John Sinclair 2249 - Battle Royale für John Sinclair- von Chris Steinberger

Geschrieben von Chris Steinberger
Erschienen am 17.08.2021
Cover von Azrael Ap Cwanderay

In Italien gibt es ein Sprichwort, das besagt, nur die Hölle sei älter als die Mafia. Das mag übertrieben klingen, aber ich glaube, es ist wahr. Die Hölle ist der Mafia sehr ähnlich. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Sie vergisst niemals.
Nach langen Jahren musste ich wieder einmal feststellen, dass Zeit für meine Gegner keine Rolle spielte. Für sie gab es nur den richtigen Moment.
Als dieser gekommen war, wurde ich zum ahnungslosen Spielball eines perfiden Plans, der mir schmerzhaft in Erinnerung rief, wie hilflos wir Menschen dem Bösen für gewöhnlich gegenüberstehen …

John Sinclair gerät in die Fänge von Mister X. Zusammen mit anderen Personen, die für die Mafia zum Problem wurden, wird er in ein reales Battle Royale geschickt. Auf einem geheimen zombieverseuchten Spielgelände muss er ums überleben kämpfen. Und nach den Regeln der ominösen Spielleiter darf es nur einen Sieger geben.  

Doppelte Premiere bei John Sinclair. Ein neuer Autor gibt sein Debüt mit seinem ersten “offiziellen“ Beitrag zur Serie. Zuvor hatte er bereits mit dem großen mehrteiligen Fanroman „Die dunkle Mutter“ für Aufsehen im Fandom gesorgt. Der Roman wurde schließlich sogar vom OFSC als Print publiziert. Das Cover zum Fanroman lieferte damals auch Azrael Ap Cwanderay. Und nun veredelt der Künstler auch dieses Heft. 

Das Titelbild finde ich äußerst passend und gelungen. Beim Inhalt muss ich leider einige Abstriche machen. Nachdem ich als alter Zombiefan, Gamer und COD-Player begeistert von der Grundidee war und auch die erste Hälfte hielt was der Roman verspricht, verpufft das Potential leider in der zweiten Romanhälfte. Vielleicht war der Ansatz doch etwas zu modern und die Action teilweise zu dominant gegenüber der Handlung. Auch Sinclair selbst rückt in den Hintergrund und bleibt während der Handlung äußerst blass. Am Ende retten Suko und Bill überhastet ihren alten Freund und die Geschichte wird schneller als gedacht beendet. Irgendwie fühlte sich der Roman insgesamt nicht rund an. Es wird wird auch zu dominant mit den bekannten Sinclair-Klischees gespielt und auch einige Dialoge sind mir zu gewollt „cool“ geraten.

Aber es gibt auch viele gute Momente und die schon angesprochenen Idee ist bemerkenswert. Die Einbindung des IT-Spezialisten, der die alten Füchse ein wenig mit modernen Dingen konfrontiert fand ich auch sehr gut und erinnerte mich etwas an Bond’s Q. Insgesamt hatte ich viele „Bond-Momente“ in diesem Heft, was mir gut gefiel. Jason Dark holt sich seine Inspiration auch immer wieder aus Alltagssituationen. Und das sind bei der neuen Generation halt auch mal Computerspiele, TWD und Co. Das ist legitim und dies finden sicherlich auch junge, neue Leser spannend und interessant. Drei Sterne für einen guten Einstieg mit Potential und viel Luft nach oben.

⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 25. August 2021

Professor Zamorra 1132 - Ein Wiegenlied für den Titanen - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 17.08.2021
Cover von Shutterstock

Der Krieger umklammerte den Griff des Schwertes fester, während er sich rücklings an die steinerne Säule presste. Die Hände fühlten sich feucht und klamm an. Die Leinenbandagen, mit denen der Schwertgriff umwickelt war, sorgten dafür, dass die Waffe dennoch sicher in der Faust des Kriegers ruhte. Und das war wichtig, denn er würde nur einen einzigen Schlag haben. Versagte er, war das sein Tod! Dann würde er ebenfalls zu einer Statue werden, die bald das Innere der Tempelhalle zierte, wie so viele Krieger vor ihm.

Auf Château Montagne findet sich Dalius Laertes mit Lucias Weggefährtin und Freundin Elayna ein. Endlich kann Zamorra nun auf den Uskugen zurückgreifen um Noah Moréll zu helfen. Er wird immer noch in einem Pariser Krankenhaus im Koma gehalten um seine Fähigkeiten zu unterdrücken. Zamorra, Nicole und einige Mitglieder der neuen Zauberschule begeben sich mit auf die Reise nach Paris. Währen Dalius es ermöglicht, dass Zamorra gemeinsam mit ihm in die Traumwelt von Noah Moréll vordringt, gehen die Mädels auf Shoppingtour in Paris. In Noahs Unterbewusstsein treffen die beiden auf dessen Kindheitserinnerungen. Und nicht nur dort treiben plötzlich Monster aus der griechischen Mythologie ihr Unwesen.

Was für eine grandiose Idee. Als Kind der 80er bin ich natürlich schwer begeistert vom vorliegenden Roman und konnte mir die Handlung wirklich bildhaft vorstellen. Der Film „Kampf der Titanen" von 1981 war auch für mich als Jugendlicher ein prägendes Erlebnis. Unzählige Male habe ich mir den Streifen in den 80ern angeschaut. Filme mit Stop-Motion-Technologie haben für mich damals wie heute einen unglaublichen Charme. Da können die CGIs in den aktuellen Filmen noch so ausgefeilt sein, an diese Atmosphäre kommen sie nicht ran. Oder es liegt am Alter und nostalgischen Aspekten. Aber sei’s drum. Florian ist einige Jahre jünger als ich und scheint dennoch ebenso zu empfinden. Denn im Werkstattbericht des Heftes plaudert er erfreulicherweise wieder ein wenig über die Entstehung des Romans. Und auch für mich war Perseus Kampf gegen die Medusa das prägende Highlight in diesem Film. 

Wieder ist es eine ausgefeilte Grundidee, die diesen Roman besonders macht. Wie im Vorgängerroman um Noah Moréll wird das Geheimnis um die real gewordenen Titanen langsam gelüftet und extrem spannend und atmosphärisch dicht geschildert. Wieder sehe ich filmische Parallelen zu Filmen wie "Inception" oder "Before i wake". Und wieder mixt Florian bekannte Motive und Ideen neuartig im Heftromanformat. Besonders schön finde ich es auch, dass Noah letztendlich in die Zauberschule aufgenommen werden kann. Florians tolle Charaktere bereichern damit den bunten Haufen um ein weiteres Mitglied. Einmal mehr fünf Sterne für einen tollen Roman aus der Feder des Tausendsassas!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1189 - Die Nacht des dunklen Rächers - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 21.12.2020
Cover von Shutterstock

Die Gestalt fiel buchstäblich vom Himmel. Ein dunkler Schatten, der lautlos hinter dem Anführer in die Tiefe stürzte und reglos auf dem Asphalt der Gasse hocken blieb. Rowl hatte sich längst umgedreht und ein Messer gezogen. Ein Butterfly, das er geschickt um die Finger wirbelte, bis die glänzende Klinge aus seiner Faust ragte. Statt den Neuankömmling anzugreifen, blieb Rowl wie angewurzelt stehen. Er starrte das schwarze Ding stumm an, das vor ihm auf dem Boden kauerte und keine feste Form zu besitzen schien. Bis der Klumpen zu pulsieren begann und langsam in die Höhe wuchs ..

Eine dunkle Gestalt mit Knochenflügeln, "Le Vengeur noir" genannt, macht in Lyon auf sich aufmerksam. Er beschützt die Schwachen und geht dabei nicht zimperlich mit den Peinigern um. Aufgrund des außergewöhnlichen Erscheinungsbild des vermeintlichen "Superhelden" werden Nicole und Zamorra um Hilfe bei der gebeten.

Die Spur führt zur Familie Mórell. Noah wohnt mit seiner Mutter und seiner Schwester Charlotte allein zusammen, nachdem der Vater angeblich die Familie im Stich gelassen hat. Doch als Noahs Nachbarin und seine Lehrerin auf Noahs seltsames Verhalten aufmerksam werden, offenbart sich ein wirklich dunkles Geheimnis um die Familie Moréll, den Jungen und die wahre Identität des dunklen Rächers.

Ihr wundert euch wahrscheinlich, warum ich einen Roman aus Dezember 2020 rezensiere? Alle die Zamorra regelmäßig lesen, werden es wohl ahnen. Beim lesen des aktuellen Bandes 1232 "Ein Wiegenlied für den Titanen" von Florian Hilleberg sah ich den Verweis auf die Vorgeschichte. Zu dieser Zeit las ich die Serie sehr unregelmäßig und diesen Band hatte ich auch übersprungen. Ein Fehler, wie sich nun herausstellte. Normalerweise hätte ich den aktuellen Band zur Seite legen, und mir zuerst die 1189 vornehmen müssen. Aber ich konnte den aktuellen Band einfach nicht unterbrechen und Schwups, war er auch schon durchgelesen. Und so nahm ich mir gleich im Anschloss mein persönliches "Prequel" vor. Und das hat auch mit einigen Spoilern aus dem aktuellen Band funktioniert. Obwohl ich so natürlich bereits nach dem ersten Drittel ahnte, wohin die Reise gehen würde. Dem Lesevergnügen dieses absolut fesselnden und teilweise auch sehr düsteren Romans tat dies keinen Abbruch. Wieder einmal schafft es Florian einen wahnsinnig guten Mystery-Krimi im Heftformat abzuliefern. Da kamen mir gleich Filme wie "Psycho" oder "Identity" in den Sinn. Der Autor schafft es immer wieder altbekannte Themen und Motive so in Heftromanserien zu verarbeiten, dass dies nicht kopiert wirkt und immer frisch und innovativ ist. Fünf Sterne für diesen schon etwas älteren Roman, der Dank E-Book und einschlägiger Heftromanhändler weiterhin käuflich zu erwerben ist.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 20. August 2021

Maddrax 563 - Das Orakel - von Lucy Guth

Geschrieben von Lucy Guth 
Erscheint am 17.08.2021
Cover von Shutterstock 

Als Androide in der Parallelwelt versuchte Matthew Drax, die Dunkle Stadt mit einer Gravitationsbombe zu zerstören. Er scheiterte nicht nur, sondern löste damit den Weltenwechsel erst aus. Geblieben ist von ihm nur der stark beschädigte Kopf – der nun gefunden wird! Ein Schamane der Dunklen hält ihn für ein Orakel mit einem direkten Draht zum "Herrn". Mit seiner Hilfe sollen die widerspenstigen Fischmenschen unterworfen werden, die sich an der Ostküste Afras gegen den Keim behaupten...

Das war seit langem mal wieder ein Maddrax, den ich in einem Rutsch verschlungen habe. Und gefühlt waren es zwei Romane in einem, die am Ende gekonnt ineinander flossen. Auf der einen Seite geht es mit dem Androiden-Maddrax-Kopf weiter, der im Aufttakt-Doppelband in unsere Welt geschleudert wurde und als zweiten Part behandelt der Roman die Story um die Hydriten weiter. Beim erneuten Besuch von Gilam‘esh‘gad hatte ich wirklich positive Backflashs an vergangene Unterwasserabenteuer, die mir immer gut gefallen haben. Noch bevor die beiden Hydriten die Unterwsserkuppel betraten, kam mir sofort das Bestiarium wieder in den Sinn. Und prompt kommt auch wieder eine Brise Jurrasic World hinzu. Aber auch die Handlung um den Maddrax-Androidenkopf der von den Dunklen als Orakel missbraucht wird und die Überführung der Gefangenen in das postapokalyptische Hochsicherheitsgefängnis von Pilâtre war lesenswert.

Zugegeben ist die Handlung derzeit wieder sehr komplex und durch die zahlreichen Personen und Handlungen aus parallelen Welten teilweise auch etwas unübersichtlich geworden. Und so verging auch zwischen den vorangegangen Romanen die hier fortgesetzt wurden mal locker ein halbes Jahr. Für einen Vielleser wie mich ist es daher keine leichte Aufgabe den Überblick zu behalten. Aber das ist bei dieser Handlung und dem tollen Roman völlig nebensächlich. Hier steht der Lesespaß im Vordergrund. Tanja Bruske alias Lucy Guth hat mit „Das Orakel“ einen richtig guten Roman abgeliefert, der sich flüssig und spannend lesen lässt und für mich bis jetzt der beste Roman des laufenden Zyklus ist. Da war wirklich vieles dabei, was Maddrax ausmacht. Fünf Sterne und ein imaginäres, unsichtbares sechstes Sternchen von mir für den besonderen Roman.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 13. August 2021

John Sinclair 2248 - Alle lieben Vicky Starr - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 10.08.2021
Cover von Shutterstock 

Influencer schießen wie Pilze aus dem Boden! Zu Tausenden tummeln sie sich in den sozialen Netzwerken, auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Followern. In der Hoffnung auf einen Big Deal mit einem Konzern oder Wirtschaftsgiganten, der ihre Obsessionen finanziert, indem sie Werbung für ihn machen. Vor allem für Kinder und Jugendliche sind Influencer oftmals Idole, denen sie nacheifern. Bislang hatte ich mit diesem Phänomen der Neuzeit nichts am Hut gehabt. Das änderte sich jedoch rasch, als ich Vicky Starr kennenlernte, und erkennen musste, mit wem ich es letztendlich zu tun bekommen würde ...

Das Internet und die sozialen Medien spielen nicht nur im Sinclair-Marketing eine immer wichtigere Rolle, sondern sind auch in den Sinclair-Romanen angekommen. Der Geisterjäger musste sich bereits mit dem Darknet beschäftigen und nun macht ihm eine Influencerin namens Vicky Starr buchstäblich das Leben zur Hölle. Sie will ihre Bekanntheit dazu nutzen um ihre zahlreichen Anhänger Marbhàs zuzuführen. Der Kanibale soll erneut beschworen werden um ihm wieder den Weg in unsere Welt zu bereiten. Zielgruppe sind vor allem junge Frauen und so wird auch Marisa Douglas über eine Freundin in die ganze Sache hineingezogen. Dadurch werden schließlich auch John und seine Freunde auf die Sache aufmerksam und greifen ein.

Der Heftroman spiegelte schon immer den Zeitgeist wieder. Auch Ian Rolf Hills Romane behandeln meistens sehr zeitgemäße Themen und Hintergründe. So auch in diesem Fall. Genauso jung und hip wie die Story sind auch seine Protagonisten. Wieder rückt Ian Rolf Hill junge, taffe Frauen in den Mittelpunkt. Ich hatte die Hefte mit der Vorgeschichte um Marbhàs leider nicht gelesen und bereue es mal wieder. Nicht nur das gutgewählte Titelbild, sondern auch die Geschichte um Vicky und Marbhàs selbst haben einen lovecraftschen Touch. Das Geheimnis um Vicky wird sehr spannend und gut aufgebaut. So kommt die erste Hälfte des Romans auch gänzlich ohne John Sinclair aus um die Story spannend voranzutreiben. Lediglich das letzte Drittel des Romans wirkt auf mich etwas überhastet und manchmal verwirrend. Insgesamt war aber auch das wieder ein gelungener Beitrag von Florian Hilleberg. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 11. August 2021

Zamorra 1231 - Tötet Stygia! - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 03.08.2021
Cover von Shutterstock 

Der Knochenpalast stand an der Klippe. Mächtig und gewaltig ragten seine verderbten Türme dem orangenen Himmel entgegen. Beißender Rauch zog an seinen Mauern vorüber, und hinter ihm loderte und wogte das endlos scheinende Höllenmeer. Ein Ozean aus Lava.Nicole Duval kauerte in einer Bodensenke nahe dem breiten Tor des Palastes und wappnete sich. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Doch sie gab sich keinen Illusionen hin: Es würde ihr sicherer Untergang sein. Denn niemand schlich sich ungestraft in den Palast, um Stygia zu töten ...

Nicole und Sophia sind scheinbar von Stygia in eine Parallelwelt entführt worden und Zamorra versucht sie aus der hiesigen Dimension mit Unterstützung der verbliebenen Jugendlichen zu finden und ihr die Rückkehr zu ermöglichen. Während Sophia verschwunden ist, trifft Nicole nicht nur in der Parallelwelt auf die verschwundenen Sondrak-Siedler sondern auch auf einen Knochenplast aus dem die hiesige Stygia ihre selbst erschaffene Welt regiert und die Siedler knechtet. Doch sie strebt nach Höherem und nur Nicole und Professor Zamorra können sie aufhalten. Hilfe erhalten sie aus dem Verborgenen von Finn Cranston alias Rathuul …

Insgesamt bin ich doch ein wenig enttäuscht von der Fortsetzung. Der reißerische Titel verliert durch die Relativierung, dass es sich um eine zweite Version von Stygia handelt, etwas an Dramatik. Und bis letztendlich etwas Entscheidendes passiert, plätschert die Handlung und der im ersten Teil aufgebaute Spannungsbogen etwas dahin. Sehr gut gelungen ist dafür die Atmosphäre des Romans. Die beschriebene Parallelwelt, die verschleppten Siedler und der Knochenplast wirken sehr bedrückend und wurden gut in Szene gesetzt. Positiv zu erwähnen ist auch noch die kleine Nebenhandlung mit Madame Claire und Sam McTaggert im Tal der Loire. Da ich mich somit insgesamt gut unterhalten fühlte, vergebe ich auch für die Fortsetzung vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️ 

Samstag, 7. August 2021

Maddrax 562 - Spiel um Macht - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erscheint am 03.08.2021
Cover von Néstor Taylor

In Meeraka kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung und Partnerschaft: Colonel Aran Kormak und Professor Dr. Jacob Smythe machen im Spiel um die Macht gemeinsame Sache! Vorerst. Weil sie von den Erfahrungen und Waffen des jeweils anderen profitieren können. Doch wie stabil ist ein solches Bündnis? Und was geschieht, wenn es zerbricht - oder wenn einer der beiden von einem Attentäter aus dem Reich der Toten ins Visier genommen wird?

Die Vorankündigungen von Maddrax finde ich immer super. Denn Sie ersparen mir eine Zusammenfassung und sind (meistens) frei von Spoilern. So auch in diesem Fall. Florian Hilleberg arbeitet weiter an seinem ganz persönlichen Suicide Squad bei Maddrax und bringt jetzt zur neuesten Bösewichtin Haaley auch noch die Urgesteine des Bösen Kormak und Smith zusammen. Das dies eine explosive und unberechenbare Mischung wird, ist jedem Maddraxfan klar. Das Sahnehäubchen ist dann noch Vasraa/Razor die sich nicht nur rührend um das Schicksal der Kinder in Sinsati kümmert, sondern auch langsam wieder an ihre Vergangenheit erinnert und sich dem Gespann entgegensetzt. Diese Art der Beiträge bezeichne ich gerne als „dreckige“ Maddrax-Romane. Ungestüm und zügellos lässt Ian Rolf Hill hier die Autorenpferde durchgehen. Sie verbreiten aber auch durch Charaktere wie King Curd und seine Konsorten das ursprünglichen Endzeit-Flair der Serie. Lucky Luke mag ich schon seit meiner Jugend. Und so viel mir auch gleich die sehr amüsante Anlehnung mit Lucky Mama und ihren fünf Söhnen an den Comic und die Daltons auf. Diese humorvollen Einlagen machen oft die Unterscheidung zu anderen Serien aus. Hier ist nicht alles so bierernst gemeint und muss einen logischen Sinn ergeben um unterhaltend zu sein.

Ich muss klar sagen, dass mir diese Art von Roman und die derzeitige Handlung um Kormack, Parallel-Smythe und Vasraa besser gefällt, als die Ereignisse in Aafra. Aber auch insgesamt nimmt der Zyklus immer mehr Fahrt auf und kann mich von Woche zu Woche mehr überzeugen. Wesentlich dazu bei trägt natürlich der "Chefautor" Ian Rolf Hill, wie man ihn durchaus aufgrund seiner zahlreichen Beiträge schon bezeichnen könnte. Haaley ist als Figur fantastisch gelungen. Auch wenn sie sich schon stark an dem entlehnten Charakter orientiert. Das Titelbild ist genauso überzeugend wie der ganze Roman und beides bekommt daher verdiente fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 3. August 2021

John Sinclair 2246 - Rendezvous mit dem Dämon - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 27.07.21
Cover von Shutterstock


Napoleon II. sprang mit einem Satz vom Behandlungstisch, froh darüber, die leidige Prozedur hinter sich zu haben. Es war ihm anzusehen, wie wenig er von derartigen Untersuchungen hielt. Zielsicher landete er auf Rosys Rücken, über den er in Windeseile hinweg rannte, um mit angelegten Ohren und gesenktem Schwanz in der Transportbox zu verschwinden, die sie eben hatte hochheben wollen.
„He, man kann es auch übertreiben“, rief die junge Frau erschreckt und schloss die Käfigtür mit einem missmutigen Kopfschütteln.
Carlotta grinste. „Und dabei war das nur ne Impfung.“
„Gott sei Dank“, murmelte Rosy. Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte ihre Freundin prüfend. „Wie geht es dir?“
„Mir?“ Carlotta machte ein erstauntes Gesicht. „Bestens. Nein, ehrlich mir geht’s gut.“
„Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin.“

Carlotta, das Vogelmädchen, wünscht sich nichts sehnlicher als ein normales Teenagerleben. Ihre Freundin Rosy überredet Carlotta, ohne das Wissen ihrer Ziehmutter Maxine, auf eine Coseplay-Convention zu gehen um sich dort auch mit ihren Flügeln unbemerkt bewegen zu können. Dort trifft sie einen jungen Mann in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Doch Eric Vanderburg ist nicht der, für den er sich ausgibt und Carlotta steht bald unter seinem Bann. Der Dämon hinterlässt eine blutige Spur und bringt mit seinen Plänen Carlottas Freunde und Familie in Gefahr.

Ein Coming-of-Age-Roman bei Sinclair? Ian Rolf Hill bekommt das hin. Im vorliegenden Roman ermöglicht er Carlotta eine fast normale Erfahrung, wenn er sie nicht kurzerhand mit einem Dämon verkuppeln würde. Florian gelingt eine schöne Atmosphäre die an einen der unzähligen Teenagerhorrorfilme erinnern. Eine Prise Splatter mit dem eigenen Verweis auf SchleFaZ darf es auch noch sein und fertig ist ein bemerkenswert kurzweiliger und guter Roman, der auch (fast) ganz ohne Sinclair auskommt. Carlotta ist taff und entwickelt sich unter seiner Feder weiter und steht letztendlich auch in brenzligen Situationen ihre Frau. Auch wenn es diesmal einige heftige Kollateralschäden gibt.

Ein solcher Beitrag dürfte auch das junge Publikum begeistern, das sich sonst vielleicht für Cassandra Claires Shadowhunters oder ähnliche Literatur begeistert. Fünf Sterne für grandiose Unterhaltung!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️