Freitag, 21. Mai 2021

John Sinclair 2236 - Mein Freund, der Totenengel - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Timo Wuerz 

Kann man Tote sehen, wenn sie längst begraben sind?Auf keinen Fall. So dachte ich, bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Man konnte die Toten sehen. Nur in einer anderen Form, als tödliche Schatten.
Die machten Jagd auf Menschen und mussten gestoppt werden. Ich stellte mich ihnen, aber nicht allein, denn ich hatte einen mächtigen Helfer, den Engel der Toten ...

Tödliche Schatten verbrennen scheinbar willkürlich Menschen. John Sinclair greift ein und trifft bei seinen Ermittlungen auf Abraham Moody. Der mysteriöse Mann entpuppt sich als Totenengel der Sinclair um Unterstützung im Kampf gegen die Schatten bittet. Dabei müssen sie schließlich unsere Welt verlassen und stellen sich der Bedrohung im fünften Himmel. Denn von dort kommen die Schatten aus der Zwischenwelt und hier müssen sich die beiden Verbündeten einem Schattenkiller stellen.

Im Moment bin ich mal wieder auf dem Sinclair-Trip und deshalb habe ich auch den aktuellen Band aus der Feder vom Schöpfer Jason Dark gelesen. Wiederum mit gemischten Gefühlen. Die erste Hälfte war wieder sehr gut, spannend und hier zeigt Jason Dark einmal mehr seine Stärke. Alltagssituationen und vermeintlich normale Zeitgenossen in Sinclairs Abenteuer einfließen zu lassen. Da wird die Dönerbude und sein Besitzer zum Opfer, ebenso wie die Mafia in einem Ferrari in der Waschstraße. Abraham Moody, der Totenengel, war ein schöner Charakter, der leider in einem Heft „verheizt“ wurde. Ihn hätte ich gerne in weiteren Abenteuern an Johns Seite gesehen. Die Reise mit den Zivilisten in die Zwischenwelt war atmosphärisch schön und gut umgesetzt. Ich will nicht erneut auf der schwachen stilistischen Umsetzung herumreiten. Sie hat mich aufgrund der Story auch diesmal weniger gestört. Mir fiel aber beim aktuellen Sinclair Classics Band 97 „Der Albtraum-Garten“ (den ich gerade im Anschluß lese) auf, wie sehr sich die alten Romane von Jason Dark von seinen neuen Heften unterscheiden. Man hat das Gefühl, dass zwei völlig verschiedene Schriftsteller die Werke verfasst haben. Und normalerweise müssten die neuen Geschichten schriftstellerisch reifer und besser sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Und so war mir auch beim vorliegenden Band das Ende wieder zu sehr Standard, denn John räumt den Feind einmal mehr mithilfe seines Kreuzes auf den letzten Seiten aus dem Weg. Und zurück bleibt wieder ein Roman der gut war, aber nicht langfristig im Gedächtnis bleiben wird. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️


Donnerstag, 20. Mai 2021

Professor Zamorra 1225 - Virus-Alarm! - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.21
Cover von Dirk Berger


2020 hielt das Corona-Virus die Welt in Atem. Binnen kürzester Zeit kam die Weltwirtschaft zum Erliegen, die Gesundheitssysteme gerieten an ihre Grenzen und standen kurz vor dem Kollaps. Die Politiker sämtlicher Nationen waren mit der Situation überfordert. Fieberhaft wurde nach Impfstoffen und Heilmitteln geforscht. Es wurde ein Wettlauf mit der Zeit ...
Und niemand ahnte, dass in einem Schlachthof im niedersächsischen Emsland bereits eine neue Gefahr heranwuchs. Tausend Mal tödlicher als Corona. Eine Seuche biblischen Ausmaßes ...

Vivian Schmitt und Roland Kramer, zwei Tier- und Umweltschutzaktivisten, planen den Livestream ihres Einbruchs in einen Großmast- und Schlachtbetrieb zu übertragen, um die Machenschaften der Asag Holding GmbH in Traben im Emsland offenzulegen. Doch zur Übertragung kommt es nicht und die beiden scheinen spurlos verschwunden zu sein. Da Zamorra Vivian aus ihrer Studentenzeit aus seinen Vorlesungen kennt, wird er im Netz darauf aufmerksam. Er vermutet auch aufgrund des Namens der Firma dämonische Aktivitäten. Daher überredet er Nicole ins Emsland nach Deutschland zu fahren um der Sache auf den Grund zu gehen. Es erwartet die beiden eine Bedrohung biblischen Ausmaßes und ein Gegner, der sich nicht nur die Pandemie, sondern auch das rücksichtslose Verhalten der Menschheit zu Nutze macht.

Im Vorfeld zu diesem Roman von Ian Rolf Hill gab es im Netz Diskussionen zur Thematik des Heftes. Sollte man das Thema Virus in der aktuellen Pandemie als Vorlage für einen Heftroman nehmen?! Auch auf der Leserseite wird auf das „prekäre“ Thema hingewiesen. Zu unrecht wie ich finde. Ich kann diese Diskussion überhaupt nicht nachvollziehen. Oder liest und schaut derzeit niemand mehr Bücher und Filme zu den Themen Naturkatastrophen, Viren und Pandemien, Korruption oder Mord, nur weil dies tagtäglich in der Realität passiert? Der Heftroman ist seit es ihn gibt (also seit mehr als 150 Jahren) ein Spiegel der Gesellschaft. In allen Genres werden immer wieder gesellschaftskritische Themen verarbeitet. Also warum nicht das Thema Corona und Viren in einem aktuellen Zamorra-Roman?

Soviel ich weiß oder gelesen habe ist Florian Hilleberg selbst Veganer und man merkt diesem Roman an, wie sehr ihm die verarbeiteten Themen am Herzen liegen. So sind die Beschreibungen zu den Verhältnissen im Mastbetrieb genauso eindringlich wie die Gedanken zur Entstehung der aktuellen Pandemie und das Verhalten der Menschen in Bezug auf Natur, Umwelt und Ernährung, die er Zamorra und Nicole in diesem Roman in den Mund legt. Die Geschichte rückte dabei aber in einigen Passagen auf Kosten der Erläuterungen und Fakten zum Thema für meinen Geschmack etwas zu sehr in den Hintergrund. Die Idee war aber sehr gut umgesetzt. Die Horrorelemente im Roman kamen nicht zu kurz. Die Highlights für mich waren die „Fleischszene“ und das Ende von Vivian und Roland, die Verwandlung des Dämons in die Fliege und die Auseinandersetzung von Zamorra und Nicole mit den zombieartig Infizierten. Aber auch der unterschwellige „Realitäts-Horror“ kam nicht zu kurz. Vier Sterne für einen sehr zeitgemäßen Zamorra-Roman.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 17. Mai 2021

Maddrax 556 - Ein Fremder im Kollektiv - von Ro Demaar

Geschrieben von Ro Demaar und Michael Schönenbröcher
Erscheint am 11.05.2021
Cover von Néstor Taylor

Nachdem die Daa'muren Grao und Ira zu den Freunden in der Wolkenstadt Orléans-à-l'Hauteur gestoßen sind, beraten sie gemeinsam über weitere Schritte, um gegen die Bedrohung der Dunklen vorzugehen und Pilâtres Enkel Pilou zu heilen.
Ira erinnert sich an eine Präsenz, die sie auf der Reise zum Victoriasee wahrgenommen hat, ohne ihr nachgehen zu können. Nun will sie wissen, was dahinter steckt – und weckt damit uralte Geister ...

Im Jahr des Abzugs des Wandlers misslingt es dem Daa‘muren Ordu‘lan‘balat am Victoriasee seinen Sohn Tolo aus dem Kristall in dem sein Geist enthalten ist, in einen Wirtskörper zu übertragen. Er bleibt deshalb mit dem Kristall auf der Erde zurück. Balat schließt sich Wasambo, einem Jungen aus einem Stamm vor Ort an und wird zum Beschützer und Retter der Einheimischen. Er gibt sich schließlich als Daa’mure zu erkennen und wird zum Freund und Vertrauten des zukünftigen Häuptlings Wasambo. Seinen Kristall hütet er weiterhin, denn er hegt die Hoffnung, dass er seinen Sohn doch noch retten kann. Als die Dunklen und die Parallelwelt am Victoriasee auftauchen, wird der Kristall aktiv und seine Hoffnung steigt erneut.

In der Gegenwart treffen schließlich auch Matt und Aruula, die sich zwischenzeitlich mit Grao und Ira im Kampf gegen die Dunklen verbündet haben, auf Balat. Doch Renar, ein Teleporter der Dunklen, ist der Gruppe auf den Fersen. Renar erbeutet  den für ihn unbekannten und mysteriösen grünen Kristall von Balat. Dieser zerbricht aber letztendlich im Kampf. Das dieses Unglück zur Rettung aller dienen kann, wird dabei eher zufällig entdeckt.

Ro Demaar, der neue Autor bei Maddrax, hat sein Pseudonym bereits Wochen vor der Veröffentlichung des Romans gelüftet und war mir tatsächlich als Perry Rhodan Fan kein Unbekannter. Es handelt sich um Ulf Fildebrandt, der bisher nicht nur bei PR-Stellaris aktiv war. Unter der Mithilfe von Matt Mike hat er nun seinen ersten Maddrax verfasst. Und das Ergebnis ist nicht nur kurz und knackig geraten, sondern hat auch enorm Spaß gemacht. Kern der Geschichte ist der Weg des bisher unbekannten Daa‘muren Ordun‘lan‘balat, dessen Schicksal ihn am Victoriasee zurückließ, als der Wandler damals das Weite suchte. Eine sehr schöne Zeitreise an dessen Seite gipfelt schließlich in einem unerwarteten Finale mit dem Dunklen Rena und der zufälligen Entdeckung eines Heilmittels gegen die Infizierung mit dem schwarzen Rauch. Grao und Ira haben hoffentlich einen weiteren Gefährten gefunden, der uns noch erhalten bleibt. Wer hätte in den Anfangszeiten der Serie gedacht, dass einem einmal Daa‘muren sympathisch sein könnten! Und ich fand, dass dieser Roman in den Rückblicken sowohl ein wenig des alten Flairs widerspiegelte, als auch in der gegenwärtigen Handlung spannend und überzeugend von Anfang bis Ende war. Deshalb gibt es von mir fünf Sterne für Ulf zur Begrüßung.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2235 - Der Spinnenfrau ins Netz gegangen - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.2021
Cover von Timo Wuerz

Mein Name ist John Conolly!
Ich war Irrenarzt im Middlesex County Asylum und setzte mich für eine humanere Behandlung der Irren ohne mechanische Zwangsmittel ein. Doch dann wurde ich Opfer einer Intrige. Es dauerte ein wenig, bis ich dahinterkam, doch dann war ich mir absolut sicher.
Eine perfide List einer Irren, die sich dem Bösen verschrieben hatte. Doch damit war nun endgültig Schluss. Hier und heute würde es enden ...

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich derzeit parallel Dark Land lese. Habe alle Ausgaben damals gekauft und gesammelt, aber zur Zeit der Erscheinung leider wenig Zeit zum lesen. Dies hole ich nun nach und war doch freudig überrascht, dass Twilight City und die Thematik nicht gänzlich aus der Hautserie John Sinclair verschwunden ist. Dafür sorgte Ian Rolf Hill mit den letzten beiden Folgen. Als ich in der Rezension zum Auftaktband erwähnte, dass ich mich sehr darauf freute Cruciata in Dark Land zu begegnen, ereilte mich eine Nachricht eines gut informierten Insiders. Ich nenne ihn hier einmal Rian H. Berg. Er klärte mich darüber auf, das Cruciata in Dark Land gar nicht in Erscheinung tritt, sondern aus einem Expo zu einem unveröffentlichten Roman der DL-Serie stammt, das letzendlich in John Sinclair Band 2131 „Comeback im Zwielicht umgesetzt wurde.

Also griff ich als Überbrückung und Vorbereitung zum zweiten Teil auch zu diesem Band in dem es um Cruciata und den Showman geht. Ganz nebenbei auch ein eigenständiger fünf Sterne Roman von Ian Rolf Hill der als meine persönliche Empfehlung unbedingt als Ergänzung zum Zweiteiler und Dark Land gelesen werden kann und sollte.

Zurück zum vorliegenden zweiten Teil rund um Johnny und die Suggesta. Was Florian hier zustande gebracht hat ist grandios und hätte eine Sinclair Taschenbuch wie damals „Brandmal“ verdient. Auf der Leserseite schreibt er über die Recherche und das er sich extra Lektüre zur Vertiefung des Themas besorgt hat. Für einen Heftroman ist das enormer Aufwand und zeigt die Hingabe, mit der er für seine Lieblingsserie arbeitet. Hut ab und größten Respekt davor und vor allem vielen Dank für solch großartige Unterhaltung im oft unterschätzten Heftromanformat. Die Handlung im Asylum um den „anderen“ John Connoly waren derart eindrücklich und spannend und erinnerten mich an Filme wie Shutter Island oder American Horror Story Asylum und ließen den eigenen Film im Kopf abspielen. Aber in der Literatur ist es wie in der Musik. Du hast seit Jahrhunderten die gleichen Akkorde und Harmonien. Dennoch entsteht ständig aus neu arrangierten Aneinanderreihungen und Interpretationen etwas völlig Neues. Auch war ich bezüglich der Auflösung um John Connoly in der Vergangenheit auf einem völlig falschen Pfad. Das dieser Arzt wirklich lebte und so eine Steilvorlage für die Ideen Florians bot, entnahm ich erst der Leserseite. Diese Geschichte in den wahren Ursprung um den Fluch der Conollys einfließen zu lassen war der Hammer. Das Finale lässt nicht nur auf eine neue Allianz des Bösen hoffen, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Spinnenfrau. Fünf grandiose Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


Montag, 10. Mai 2021

John Sinclair 2234 - Wen der Wahnsinn ruft - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 04.05.2021
Cover von Shutterstock

An
Sir James Clark, Baronet
Leibarzt der Königin und seiner königlichen Hoheit des Prinzen Albert

Mein Herr!
Hauptsächlich Ihrer gütigen Ermunterung wegen sah ich mich vor vielen Jahren veranlasst, mich um die Stelle als Hausarzt im Hanwell Asylum zu bemühen. Neben den vielen anstrengenden Arbeiten, die dieses Amt mit sich bringen, mangelte es mir niemals an Ihrem anregenden Zuspruch.
Nach Beendigung meiner Tätigkeit daselbst und da ich nun in Kürze dem geneigten Publikum jenes System vorlegen werde, welches ich zu fördern strebte, fühle ich mich gedrungen, Ihnen mein inniges Gefühl der Ehre auszusprechen, das mir Ihre Freundschaft vermittelt, und Sie meiner aufrichtigen und dankbaren Hochachtung zu versichern.

John Conolly
Hanwell, 26. Juli 1856

Diese Vorschau des Verlages lässt den geneigten Sinclair-Leser sicherlich zunächst stutzen. John Conolly? 1856? Ja, genau! Es geht um einen John Conolly. Er ist ein Nervenarzt im mittleren Alter der die Leitung des Hanwell Asylum übernehmen soll. Dessen aktueller Leiter, Doktor Ellis, leidet an einer merkwürdigen Krankheit, an der er auch kurze Zeit nach Conollys Übernahme stirbt. Schuld an seiner Krankheit ist eine überirdische Macht, die auch kurze Zeit später John Conolly heimsucht. Katalysator scheint dabei die Patientin Margaret zu sein. In der Gegenwart verschwindet John Conolly nach einem Konzert plötzlich wie vom Erdboden. Cathy, sowie seine Familie und Freunde stehen vor einem Rätsel und auch sein Patenonkel Sinclair hilft schließlich bei der Suche. Sie treffen auf eine alte Bekannte aus Twilight City, welche die sprichwörtlichen Fäden in diesem undurchsichtigen Spiel zieht.

Wow. Was für ein Roman. Das es ein Auftakt zu einem Zweiteiler ist, habe ich diesmal erst atemlos am Ende erkannt als ich die Zeilen „ENDE des ersten Teils“ las.
Und das passiert mir wirklich selten. Am Ende war ich froh, dass hier nicht auf der letzten Seite alles pauschal aufgeklärt wurde. Aber von Anfang an. Das Seeting ist schonmal phänomenal und ganz nach meinem Geschmack. Ein Asylum Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aus unzähligen Filmen und Serien bekannte Szenerie, die hier von Ian Rolf Hill stimmungsvoll und unheilverkündend im Heftroman umgesetzt wurde. 

Auf der anderen Seite haben wir Johnnys mysteriöses Verschwinden und die spannende Suche seiner Freunde und Familie nach den Hintergründen. Alles baut sich langsam auf. Ein großes Fragezeichen schwebt während des ganzen Romans fast sichtbar über meinem Kopf. Die Zusammenhänge sind zwar erahnbar, aber keineswegs vorhersehbar. Und dann noch die Verbindung zum Fluch der Conollys und Twilight City und damit Dark Land. Beides lese ich gerade parallel und das passte natürlich thematisch gerade wie Arsch auf Eimer. Auch wenn ich bei Dark Land noch nicht so weit vorgedrungen bin um die Spinnendame zu kennen, kommt diese Doppelfolge wohl auch ohne große Vorkenntnisse genial rüber. Und ich freue mich auf die erste/erneute Begegnung bei DL. Immer wenn ich denke, es geht nicht mehr besser, belehrt mich Florian eines Besseren. Selten war ich so sehr gespannt auf eine Fortsetzung ... 

ENDE der ersten Rezension!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️