Montag, 2. November 2020

Maddrax 542 - Auf Blut gebaut - von Stefan Hensch

Geschrieben von Stefan Hensch
Erscheint am 27.10.2020
Cover von Shutterstock

Im nächsten Band kehren die Freunde dorthin zurück, wo ihr Parallelwelt-Abenteuer begann: nach Lancaster. Dort hat sich seitdem einiges verändert – und nicht zum Guten! Besucher aus der anderen Welt kamen durch den flackernden Riss in Raum und Zeit; Kreaturen, die das Sonnenlicht fürchten und sich von Blut ernähren!
Um der Bedrohung zu begegnen, schmiedeten die Stadtoberen einen Plan – und machten den Bock zum Gärtner! Matt und Co. müssen nun retten, was noch zu retten ist ...

In Lancaster haben die Nosfera durch das unregelmäßig auftauchende Portal im Zentrum der Anomalie eine Möglichkeit gefunden, in das Parallelwelt-Areal in der Maddrax-Welt zu gelangen. Dort werden der inhaftierte Unternehmer Charles Dwyer und sein Sohn dazu benutzt, in das versetzte Lancaster zu gelangen um die Lage dort zu erkunden. Dieser nutzt jedoch die Gelegenheit, um sich mit den Nosfera zu verbünden und mit Ranock, dem Anführer der Nosfera, die Kontrolle über Lancaster und seine „Blutlieferanten“ zu bekommen. Matt, Aruula, Rulfan und Worrex kehren in dieses Szenario nach Lancaster zurück um dort den Einsatz des Tachyonen-Prionen-Wesens zum verschließen der ersten Anomalie zu testen. Doch zuerst müssen sie die Lage dort in den Griff bekommen.

Mit dem vorliegenden Roman kehren wir zu den Anfängen des aktuellen Zyklus zurück. In eine Welt, die es mir als Steampunk-Fan damals sehr angetan hatte. Stefan Hensch bringt nun mit den Nosfera noch ein Volk ins Spiel, das mir ebenfalls schon von Beginn der Serie an gefallen hat. Aber leider kann mich der Roman insgesamt nicht so recht überzeugen. Die Rückkehr nach Lancaster fällt mir schwer. Die Sprünge zwischen Parallelwelt, versetzter Parallelwelt und den Schauplätzen innerhalb und außerhalb der ausgetauschten Lancaster waren mir nicht immer klar und ich musste oft zurück in der Handlung um zu wissen, wo wir gerade sind. Die Handlung selbst wirkt auch etwas zerfahren und versucht zu viele Dinge gleichzeitig abzubilden. Bis ich mich einigermaßen in die Handlung eingefunden habe, sind wir auch schon im letzten Drittel. Ich habe den Roman immer wieder unterbrochen und das störte nicht nur meinen Lesefluss, sondern führt zu einer Handlung, die mich nicht packen konnte. In der zweiten Hälfte des Romans wird dies zwar besser und die Rückkehr unserer Helden nach Lancaster und der Einsatz des Tachyonen-Prionen-Wesens reißt am Ende auch noch einiges raus. Aber dennoch war dies ein Beitrag, der mir leider „nur“ drei Sterne entlocken kann.

⭐️⭐️⭐️

Freitag, 30. Oktober 2020

Professor Zamorra 1211 - Was einen nicht umbringt - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 27.10.2020
Cover von Shutterstock

Lucia Nowak schlug die Lider auf!
Es war so finster, dass sie nicht mal die Hand vor Augen sah. Nur unter der Tür malte sich ein schwacher Lichtstreifen ab. Den Atem anhaltend lauschte sie in die Dunkelheit. Bis auf die regelmäßigen Atemzüge ihrer Mitpatientin war es totenstill.
Selbst draußen auf dem Flur rührte sich nichts.
„Lucia!“
Sie schrak zusammen. Die Stimme war direkt in ihrem Kopf erklungen, dennoch erkannte sie sie auf Anhieb. Es war die Stimme ihrer Mutter.
Aber das war doch nicht möglich.
Ihre Mutter war tot!

Zamorra und Nicole sind alarmiert, dass Lucias Mutter als Vampir wiedergekehrt ist und es nun auf Ihre Tochter abgesehen hat. Dennoch können sie es nicht verhindern, dass Lucia von den Schergen des Unbekannten, der im Hintergrund die Fäden zieht, benutzt wird. Zamorra vernichtet Lucias Mutter und da Lucia nicht weiß, das ihre Mutter zur Vampirin geworden ist, stellt sie sich gegen den Professor. Es beginnt eine Jagd nach den Schergen und der Macht im Hintergrund, um Lucia wieder auf die richtige Seite zu bringen ...

Nachdem im letzten Band überwiegend die weitere Geschichte um Lucia sehr ruhig vorbereitet wurde, legt dieser Roman gleich los und geht in die Vollen. Dies bleibt dann auch bis zur letzten Seite, denn Ian Rolf Hill hat einen phantastischen Zweiteiler (oder Dreiteiler, wenn man Band 1178 „Grabgesang“ dazu nimmt) mit einer polarisierenden Hauptdarstellerin und zahlreichen interessanten Kreaturen der Dunkelheit konstruiert. Auf den ersten Seiten lässt er noch einmal die Ereignisse des letzten Bandes Revue passieren. Das ist hilfreich, da mir wohl einige Details entgangen waren. 

Die Gegner sind nun Soucouyant, Nelapsi und Loogaroo. Der Autor bringt gleich eine ganze Horde ungewöhnlicher, dämonischer Antagonisten ins Spiel, die für drei Romane gereicht hätten. Und damit gibt er sich noch lange nicht zufrieden. Sehr interessiert und aufmerksam habe ich diesmal die Leserseite mit dem Werkstattbericht gelesen. Dies verlieh mir eine zusätzliche Sichtweise auf Autor und Roman die mich beeindruckt hat. Neben einem tollen phantastischen Roman hat der Autor auch ein tiefgründiges Thema aus seiner eigenen Erfahrung in die Geschichte um Lucia eingebracht. Und sie nebenbei wohl zu einem der ungewöhnlichsten Charaktere in einem Heftroman gemacht.

Der oder die Strippenzieher im Hintergrund bleiben auch am Ende noch unbekannt und sehr zu meiner Überraschungen wird Lucia das erste Mitglied der neuen „Zauberschule“. Wie gesagt, ein starker und ungewöhnlicher, aber hochinteressanter Charakter. Lucias Einzug in ihr neues Zuhause nimmt die letzten Seiten des Romans in Anspruch und ist die Kirsche auf der Torte dieses fünf Sterne Abenteuers!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 20. Oktober 2020

Professor Zamorra 1210 - An der Grenze zum Wahnsinn - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 13.10.2020
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Aus dem Augenwinkel sah Lucia eine Bewegung zwischen den Bäumen, die am Rand des Parkplatzes wuchsen und unter deren Kronen sich die Schatten ballten.
War da nicht eine hochgewachsene, hagere Gestalt mit spitzen Ohren?
Dort wo sich der Schädel befinden musste, glommen zwei Lichter wie glühende Kohlen, in deren Mitte sich jeweils ein winziger schwarzer Punkt abzeichnete.
Lucia blinzelte, wischte sich über die tränenden Augen. Als sie wieder klar sehen konnte, war der Spuk verschwunden. Ebenso wie Karol.
Ein Wimmern floss über Lucias Lippen ...

Im aktuellen Band von Professor Zamorra setzt Ian Rolf Hill die Geschichte um Lucia Nowak aus seinem Serien-Debütroman "Grabgesang" fort. Ein Roman der mich damals sehr berührt und beindruckt hat. Die Thematik um Kindesmissbrauch war für einen Heftroman heikel und ungewöhnlich, wurde aber mit Fingerspitzengefühl im Mix mit den phantastischen Elementen präsentiert und schuf so zusätzlich eine bedrückende und düstere Atmosphäre.

So ähnlich ist es auch im ersten Teil der zweibändigen Fortsetzung der Geschichte um Lucia. Der Roman schlägt größtenteils leise Töne an. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Lucias Schicksal und ihren Problemen nach dem Vorfall in Pechern. Nach diesem ist Lucia in eine psychiatrische Einrichtung in Berlin eingewiesen worden und hat dort nicht nur mit ihrer Zimmergenossin Sabrina, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen. Hinzu kommt noch, dass eine unheimliche Kreatur, die Lucia verfolgt, sie aus der Bahn wirft. Professor Zamorra und Nicole Duval wollen dem Mädchen helfen und ermöglichen einen Besuch ihrer Mutter. Dazu kommt es aber nicht, da auch in Pechern das Grauen zurückgekehrt ist und Antonia Nowak in die Fänge eines Vampirs gerät und diesem zum Opfer fällt. Doch damit ist der Besuch bei ihrer Tochter noch nicht endgültig abgesagt und Zamorra und Nicole müssen erneut in den Fall eingreifen.

Viel passiert eigentlich nicht in diesem ersten Teil. Und doch fesselt mich Lucias weitere Lebensgeschichte die hier im Vordergrund steht. In kürzester Zeit ist mir die Handlung aus dem ersten Roman wieder lebhaft im Gedächtnis. Dennoch liegt mir der Fokus zunächst zu sehr auf Lucia. In der zweiten Hälfte kommt dann auch der Gruselfaktor nicht zu kurz und Ian Rolf Hill konstruiert eine spannende und interessante Story. Auch die amüsanten Stellen kommen nicht zu kurz und wieder zeichnet der Autor humorvoll die Interaktionen zwischen dem Prof und Nicole. Schön lockern auch ansonsten einige saloppe Dialoge den Roman auf. Wieder ein guter und solider Beitrag zu Professor Zabaione oder so ähnlich, der mir vier Sterne entlockt!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 16. Oktober 2020

Maddrax 541 - Genese - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erscheint am 13.10.2020
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Die Jagd nach den Kriegern des Lichts nähert sich ihrem Zielpunkt! In einem Endlager für atomare Brennstäbe wartet mehr Energie auf die drei Krieger, als sie verwerten können –und ihre Bestimmung! Als Matt und seine Gefährten dort ankommen, scheinen die Verfolgten nicht mehr vor Ort zu sein, doch das ist ein Trugschluss!

In diesem Band gipfelt die Geschichte um die Krieger des Lichts in einem gewaltigen Showdown. Doch jedes Ende ist auch die Genese von etwas Neuem

Die Krieger des Lichts erreichen angeschlagen eine Wüstenebene, nachdem sie aus Saaltleyk geflüchtet waren. Dort wittert Olivia eine neue Energiequelle. Denn in dieser Todeszone befindet sich ein Endlager für atomare Brennstäbe. Doch auf ihrem Weg zu dieser Quelle werden sie von unzähligen, mutierten Scorpocs angegriffen und der verletzte Sidemore fällt scheinbar dem größten Exemplar zum Opfer. In diesem Kampf kommt ihnen dann aber eine Gruppe die sich selbst Salties nennt zu Hilfe. Die Saties, gezeichnet durch die Strahlung Ihrer Siedlung Nimbus III, setzen die geschwächten Krieger jedoch fest. Währenddessen finden auch Matt, Worrex, Rulfan und Aruula wieder zusammen und treffen kurze Zeit später ebenfalls bei den Bewohnern von Nimbus III ein. Scheinbar sind die Krieger des Lichts nicht mehr hier, doch dies ist ein Trugschluss. Olivia Canning plant den letzten großen Schlag und der gar nicht so tote Sidemore greift ebenfalls noch einmal in den letzten Kampf ein ...

Da ist es nun. Das erste kleine, große Finale des aktuellen Zyklus, in dem der Handlungsfaden um die Krieger des Lichts beendet wird. Und der Autor reißt mal wieder ein actiongeladenes Feuerwerk ab. Ich weiß nicht, ob ich seinen Kommentar auf Facebook richtig gedeutet habe in dem er auf eine Hommage an einen umstrittenen Genrefilm hinweist. Mir kam bei den Salties, dem atomaren Endlager und der Location sofort „The Hills have Eyes“ in den Sinn und bei den Scorpocs hatte ich die wimmelnden Leiber der Bugs aus „Starship Troopers“ vor Augen. Und genau diese Elemente und noch mehr bietet der vorliegende Roman. Zum einen die Scorpocs, die in der Todeszone herrschen und die Salties, die gezeichnet durch die Strahlung des Endlagers um ihr Leben in der feindlichen Umgebung kämpfen. Und dann noch die Krieger des Lichts und unsere Helden als Verfolger, die das Prionen-Wesen wieder aus Olivia extrahieren müssen. Der Weg zu dieser Genese ist ein echter Kracher geworden. Auch gelungen ist es, wie Olivia über die Okkupation von Worrex aufgeklärt wird und die anschließende titelgebende Genese. Selbst ein Wiedersehen mit Miki Takeo gibt es am Schluss als es darum geht, die „Anleitung“ aus dem Stasisbehälter zu entschlüsseln. Nicht unerwähnt soll Sidemores Verwandlung in ein Hybridwesen sein. Dies und die epische Schlacht in Nimbus III sind nur zwei weitere der zahlreichen Höhepunkte dieses Bandes, für den mir fünf Sterne eigentlich nicht ausreichen.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Professor Zamorra 1209 - Die toten Mönche von Llamphong

Geschrieben von Oliver Müller
Erschienen am 29.09.2020
Cover von Shutterstock

Die Männer waren nicht verletzt, sie waren eindeutig tot. Ihre Augen, die wie schwarze Steine in den ausdruckslosen Gesichtern lagen, sahen ihn blicklos an. Sie öffneten den Mund und stöhnten auf.
Plötzlich bewegten sie sich deutlich schneller. Zamorra wich zurück, konnte nur knapp dem Griff des Ersten ausweichen. Hier in der Schlucht war kaum Platz für einen Kampf. Darauf wollte er es auch gar nicht ankommen lassen.
Er rief das Amulett. Sofort materialisierte es in seiner Hand. Er verschob die erhaben gearbeiteten Glyphen und aktivierte seine stärkste Waffe. Silberne Blitze schossen daraus hervor und schlugen dem ersten Untoten in die Brust ...

Im Château Montagne geschehen merkwürdige Dinge. Wie ein Poltergeist ziehen diese Phänomene die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich. Professor Zamorra deutet die Zeichen und erkennt den Hilferuf eines Freundes aus ferner Vergangenheit.

Im Kloster Llamphong in Tibet sterben zwei Mönche kurz aufeinander durch unbekannte Ursache. Der Körper des ersten Toten, ein junger Mönch namens Lindao, verschwindet vor der Bestattungszeremonie spurlos. Der alte Mönch und Lehrmeister Gyungo Tensöng möchte seinen ehemaligen Schüler Professor Zamorra um Hilfe bitten. Doch die technische Kommunikation gestaltet sich unerklärlicherweise als unmöglich und so greift der Mönch zu übernatürlichen Mitteln um seinen alten Freund herbeizurufen.

Professor Zamorra meets Doktor Strange. Bei Oliver Müllers zweitem Alleingang  im Zamorra-Universum begleiten wir den Parapsychologen nach Nepal. Zunächst in einem schönen Rückblick in die 70er Jahre und seiner Ausbildung vor Ort und dann fünfzig Jahre später in der Gegenwart. Sein Lehrmeister Gyungo bittet um Hilfe in einem mysteriösen Fall. Zunächst dachte ich schon an eine direkte Fortsetzung der Geschehnisse aus den Vorgängerbänden und die neuen Mitbewohner auf Chateau Montagne wären für die Phänomene verantwortlich. Aber ich wurde mit einer Überraschung eines Besseren belehrt. Ein schöner Ausflug mit übersinnlich begabten Mönchen und einem mysteriösen Mordfall sind die Kernelemente dieser Folge. Kurzweilig und mit einem launischen Rückblick auf Zamorras Erlebnissen in Tibet in jungen Jahren liefert Oliver Müller die erste Hälfte des Romans praktisch als Einleitung zum aktuellen Fall ab. Dann geht es für den Professor selbst wieder nach Tibet um seinem ehemaligen Lehrer Gyungo im Kampf gegen einen Hungergeist beizustehen. Dabei machen wir einen Ausflug ins frühe 19. Jahrhundert und lernen die Geschichte und den Ursprung des Geistes kennen. Über die Selbstmumifizierung buddhistischer Mönche, Sokushinbutsu genannt, hatte ich kürzlich eine Dokumentation gesehen und war schockiert, fasziniert und sprachlos. Genauso erging es mir nun wieder bei der vorliegenden Geschichte die somit auf realen Hintergründen fußt. Oliver Müller beschreibt in der zweiten Romanhälfte eindrucksvoll Larseng Byardos Weg in die Selbstmumifizierung aus der die spätere Bedrohung für Professor Zamorra hervorgeht. Für das Kloster und seine Mönche endet der Kampf gegen den Hungergeist nicht gut. Aber Zamorra und wir bekommen dafür zukünftig einen neuen Mitstreiter zur Seite, der in Château Montagne ein neues Zuhause findet.

Die Story war klasse und hätte von der Thematik und der Geschichte einen Zweiteiler verdient. Trotzdem schafft es Oliver Müller die Geschichte gut und ohne Abstriche in einem Heftroman zu packen. Besonders die Erlebnisse des jungen Zamorra und die Einbindung um die Thematik des Sokushinbutsu hat mich gefesselt. Wieder ein Zamorra der fünf Sterne verdient!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️