Dienstag, 20. Oktober 2020

Professor Zamorra 1210 - An der Grenze zum Wahnsinn - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 13.10.2020
Cover von Shutterstock

Aus dem Augenwinkel sah Lucia eine Bewegung zwischen den Bäumen, die am Rand des Parkplatzes wuchsen und unter deren Kronen sich die Schatten ballten.
War da nicht eine hochgewachsene, hagere Gestalt mit spitzen Ohren?
Dort wo sich der Schädel befinden musste, glommen zwei Lichter wie glühende Kohlen, in deren Mitte sich jeweils ein winziger schwarzer Punkt abzeichnete.
Lucia blinzelte, wischte sich über die tränenden Augen. Als sie wieder klar sehen konnte, war der Spuk verschwunden. Ebenso wie Karol.
Ein Wimmern floss über Lucias Lippen ...

Im aktuellen Band von Professor Zamorra setzt Ian Rolf Hill die Geschichte um Lucia Nowak aus seinem Serien-Debütroman "Grabgesang" fort. Ein Roman der mich damals sehr berührt und beindruckt hat. Die Thematik um Kindesmissbrauch war für einen Heftroman heikel und ungewöhnlich, wurde aber mit Fingerspitzengefühl im Mix mit den phantastischen Elementen präsentiert und schuf so zusätzlich eine bedrückende und düstere Atmosphäre.

So ähnlich ist es auch im ersten Teil der zweibändigen Fortsetzung der Geschichte um Lucia. Der Roman schlägt größtenteils leise Töne an. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Lucias Schicksal und ihren Problemen nach dem Vorfall in Pechern. Nach diesem ist Lucia in eine psychiatrische Einrichtung in Berlin eingewiesen worden und hat dort nicht nur mit ihrer Zimmergenossin Sabrina, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen. Hinzu kommt noch, dass eine unheimliche Kreatur, die Lucia verfolgt, sie aus der Bahn wirft. Professor Zamorra und Nicole Duval wollen dem Mädchen helfen und ermöglichen einen Besuch ihrer Mutter. Dazu kommt es aber nicht, da auch in Pechern das Grauen zurückgekehrt ist und Antonia Nowak in die Fänge eines Vampirs gerät und diesem zum Opfer fällt. Doch damit ist der Besuch bei ihrer Tochter noch nicht endgültig abgesagt und Zamorra und Nicole müssen erneut in den Fall eingreifen.

Viel passiert eigentlich nicht in diesem ersten Teil. Und doch fesselt mich Lucias weitere Lebensgeschichte die hier im Vordergrund steht. In kürzester Zeit ist mir die Handlung aus dem ersten Roman wieder lebhaft im Gedächtnis. Dennoch liegt mir der Fokus zunächst zu sehr auf Lucia. In der zweiten Hälfte kommt dann auch der Gruselfaktor nicht zu kurz und Ian Rolf Hill konstruiert eine spannende und interessante Story. Auch die amüsanten Stellen kommen nicht zu kurz und wieder zeichnet der Autor humorvoll die Interaktionen zwischen dem Prof und Nicole. Schön lockern auch ansonsten einige saloppe Dialoge den Roman auf. Wieder ein guter und solider Beitrag zu Professor Zabaione oder so ähnlich, der mir vier Sterne entlockt!

⭐️⭐️⭐️⭐️

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