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Montag, 21. Juni 2021

John Sinclair 2239 - Das satanische Wunschkonzert - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 08.06.2021
Titelbild von Timo Wuerz

Es gibt immer wieder Überraschungen in meinem Leben, die mir die andere Seite beschert.
So auch in diesem Fall. Da bekam ein Teenager namens Lena Green ein altes Radio geschenkt und sorgte dafür, dass es seine ganze Kraft ausspielen konnte.
Drei Monstren erschienen. Eine Hexe, ein Maskenmann und ein Zombie. Und sie spielten das satanische Wunschkonzert ...

Lena Green lebt mit ihrer Tante in einem Kloster. Beide sind zivile Bewohner und arbeiten für die Nonnen. Bei einem Ihrer „Ausreißausflüge“ entdeckt Lena in einem Antiquitätengeschäft ein altes Radio. Der merkwürdige  Inhaber drängt sie dazu es mitzunehmen und verspricht ihr damit ein anderes, besseres Leben. Sie lässt sich überreden und entdeckt kurz darauf die drei dämonischen Geister, die das Gerät beherbergt. Sie erfüllen ihre satanischen Wünsche in Bezug auf ihre Peiniger, die sie immer wieder im Kloster belästigen. Doch die mysteriösen Morde rufen bald den Geisterjäger auf den Plan. Nicht lange und die Spur führt zum Nonnenkloster und zu Lena Green, die durch das Radio selbst immer dämonischer wird...

Jason Dark liebt es Alltagssituationen in seinen Romanen dämonisch zu entfremden. Diesmal tut er dies mit einem Alltagsgegenstand, der mir von meinen Großeltern noch sehr gut in Erinnerung ist. Ein altes Röhrenradio mit einem sogenannten „magischen Auge“ beherbergt die drei dämonischen Hauptdarsteller dieses Romans. Eine sehr gelungene Idee, die mich besonders am Anfang an „Needful Things“ von Stephen King erinnerte. Ein sehr spannendes und schönes Geisterjäger-Abenteuer aus der Feder des Meisters, das bis auf die erneut hölzernen und teils unlogischen Dialoge diesmal sehr gelungen war. Auch störte mich etwas die Motivation von Lena, ihre vermeintlichen Peiniger loszuwerden. Da erschien es mir auch etwas weit hergeholt, jeden umbringen zu wollen, der nur lüstern schaute. Und das alle hier zu geifernden Mördern werden, die in ihrem Umfeld leben. Aber ansonsten war es ein gelungener Roman der kurzweilig und sehr unterhaltsam war. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 16. Juni 2021

John Sinclair 2238 - Harlekin des Hasses - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 01.06.2021
Cover von Shutterstock 

Egal wie sehr er an den Fesseln zerrte, sie gaben einfach nicht nach.
Aber das sollten sie auch gar nicht. Er bezahlte schließlich dafür, dass sie bombenfest saßen. Mit gierig funkelnden Blicken gaffte er in Kims Ausschnitt, als sie sich über ihn beugte, um die Handschellen zu überprüfen, mit denen sie ihn am Bettpfosten fixiert hatte. Viel konnte er nicht erkennen, da in dem winzigen Zimmer des Stundenhotels kein Licht brannte. Nur durch das Fenster schräg hinter ihm an der Wand fiel der Schein einer Leuchtreklame.
Gerade dieses schummerige Halbdämmer, in dem Kims Rundungen mehr zu erahnen als wirklich zu sehen waren, törnte Trevor an. Sein Atem ging schnell und schwer.
„Komm schon, Kimmy, nun mach schon. Ich halte es keine Sekunde ...“
Weiter kam er nicht mehr, denn die Frau, die er für dieses spezielle Vergnügen bezahlte, stopfte ihm den Knebel mit roher Gewalt in den Rachen ...

Eine soziopathische junge Frau im Gewand einer Mischung aus Horrorclown und sexy Krankenschwester die ihre tote Schwester nicht nur rächen will, sondern diese auch wieder ausgräbt um beim Finale in einem Spiegelkabinett eines alten Freizeitparks dabei zu sein. Und ein John Sinclair, der diesmal mehr als Polizist und Fachmann für schwierige und ungewöhnliche Fälle agiert. Und da helfen ihm auch Kreuz und Nagel nicht weiter. 

Das ist doch mal wieder ein Pulproman ganz nach meinem Geschmack. Und Ian Rolf Hill hat es erneut getan. Nachdem er erst kürzlich bei Maddrax seiner Passion für Harley Quinn nachgehen konnte und ihr in einer Hommage im Heftroman huldigte, ist nun auch Sinclair mit dem Harlekin des Hasses an der Reihe. Die Parallelen sind auch für mich als „Nichtkenner“ deutlich zu sichtbar. In der Story dauert es zwar ein bisschen bis die Bühne bereitet ist, aber am Ende wird es mal wieder so richtig heftig. Florian Hilleberg entwirft hier einen neuen Charakter, der so gar nicht der typische Geisterjäger-Gegner ist, sondern eine ganz normale Psychopathin ohne übersinnliche Aspekte, oder? Und auch diesmal beschäftigt sich sein Roman wieder mit menschlichen Abgründen und unkonventionellen Charakteren. Diese wurden meist durch Misshandlung oder andere äußere Einflüsse traumatisiert und dadurch zu dem, was sie letztendlich sind. Vier Sterne für gute und trashige Unterhaltung im Krimi/Horror-Format.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 7. Juni 2021

John Sinclair 2237 - Das Vampir-Amulett - von Rafael Marques

Geschrieben von Rafael Marques
Erschienen am 25.05.2021
Cover von Shutterstock 

Die junge Frau kannte nur noch einen Gedanken: Flucht!
Flucht vor dem Grauen und dem Tod, denn der wartete auf sie, wenn sie jetzt aufgab. Die düsteren Gestalten, die ihr hinterherjagten, würden keine Gnade kennen und genauso über sie herfallen, wie sie es bei einer ihrer Fluchtgefährtinnen gesehen hatte.
Was genau mit ihr geschehen war, wusste sie nicht, aber ihre grauenvollen Schreie hallten jetzt noch in ihrem Kopf nach ...

Eine Gruppe Vampire macht Menschenjagd auf zwei junge Frauen. Eine davon kann entkommen und die Jäger drohen durch sie aufzufliegen. Zeitgleich wird auf dem Kölner Melaten-Friedhof von zwei angeheuerten Ganoven ein Vampir ausgegraben. Sie arbeiten im Auftrag des Echsendämons Rakk aus Twilight-City, der sich als Mensch tarnt und unter dem Namen Nathaniel Dekker agiert. Der eigentliche Auftraggeber ist jedoch der Vampir David von Holstett, der seinen eigenen Vater Eduard von Holstett lebendig begraben ließ. Ziel ist es, von seinem Vater zu erfahren, wo das legendäre Vampir-Amulett verborgen ist. Nachdem er diesen Auftrag ausgeführt hat, soll er im Auftrag von David auch die Frau aus dem Weg räumen, die die von ihm initiierte Menschenjagd überlebte. Doch Dekker verfolgt andere Pläne und hilft von Holstett nur, um selbst an das Amulett zu kommen und damit zurück nach Twilight City zu gelangen. Es folgt eine dramatische Hetzjagd nach dem Amulett...

Ich freue mich, dass Dark Land und Twilight City doch noch nicht ganz verschwunden sind. Auch diese Woche mischt wieder ein Protagonist aus der damaligen Handlung mit. Da passte es gerade sehr gut, dass ich derzeit Band 11 von DL lese in dort ein gewisser Echsendämon eine tragende Rolle spielt. Die Stellen, die die zukünftige Handlung von Dark Land spoilern, habe ich dank der Fußnoten auslassen können. Rafael Marques schreibt hier einen rasanten, spannenden und kurzweiligen Beitrag, der (bis auf eine Erwähnung am Ende) ganz ohne unseren Titelhelden Sinclair auskommt. An seine Stelle rückt der Echsendämon Dekker, der ein doppeltes Spiel als „Dienstleister“ treibt. Und das macht Spaß und hat nebenbei einen sehr tragenden Hintergrund, der mir bisher neu war.

Ein kleiner Kritikpunkt sei erlaubt: Ich fand es teilweise etwas zu überbordend in der Handlung. Die Menschenjagd der Vampire. Der Disput und die Auseinandersetzung von Vater und Sohn von Holstett und die Jagd nach dem Amulett, die in einem unerwarteten, aber kurzen Finale um den Ur-Vampir-Dämon mündet. Das hätte locker mal wieder für einen Zweiteiler gereicht. Von mir gibts sehr gute vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 26. Mai 2021

John Sinclair Classics 97 - Der Alptraum-Garten - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Ballestar

Auf einer kleinen Insel bei Evre du Lac befindet sich ein prachtvoller Garten mit etlichen Steinstatuen. Düsteren Gerüchten zufolge soll dort allerdings eine seltsame Bildhauerin namens Lydia La Grange wohnen, die mit den Kräften der Hölle in Verbindung steht. Doch immer wieder gibt es Waghalsige, die sich über diese Warnungen hinwegsetzen. Der Reporter Balmain wird nur wenig später von einer Steinfigur getötet. Bill, Suko und John fahren daraufhin nach Frankreich, um das Rätsel um Lydia La Grange und ihren Garten zu lösen ...

Ein sehr guter Teaser zum Heft, der die Handlung bereits trefflich zusammenfasst. Und so sind wir gleich mitten im Geschehen. Eine geheimnisvolle Insel mit einer mysteriösen Bewohnerin um die sich geheimnisvolle Gerüchte ranken. Sie soll Steinfiguren herstellen, die zum Leben erwachen und die Insel vor fremden Eindringlingen beschützen. Das dies alles wahr ist, müssen zunächst zwei neugierige Reporter am eigenen Leibe feststellen. Nur einer der beiden kann entkommen und informiert seinen Freund Bill Conolly. Dies hat natürlich zur Folge, dass auch John Sinclair und Suko zu einem packenden Abenteuer aufbrechen. Dazu gibt es noch ein Seeungeheuer, dass Suko daran hindert, seinem Freund John zu Hilfe zu eilen, als er das Rätsel um die Insel lüften will. Kleiner Spoiler: Der schwarze Tod ist auch wieder indirekt mit dabei. Ein atmosphärisch dichtes und vielschichtiges Abenteuer, das unfassbar spannend bis zum Schluss war und zu keiner Zeit langweilig oder langatmig wurde. Und eine sehr umfangreiche Handlung für einen kleinen Heftroman.

Ich mag die klassischen Sinclairs in denen damals alles begann. Damals wurden Charaktere und Gegner erfunden, aus denen in den folgenden Jahrzehnten ein faszinierender Serienkosmos entstand, der es bis heute auf mehr als 2200 Hefte in der Hauptserie und unzählige Nebenpublikationen in mehreren Auflagen in dreistelliger Millionenhöhe gebracht hat. Jason Dark war damals wortgewandter und der Schreibstil war besser und anspruchsvoller als heute. Aber darüber habe ich mich in letzter Zeit oft genug ausgelassen und deshalb auch wieder zur Classics-Reihe gegriffen. Dort ist es allerdings besonders zu bemerken. Damals waren die Autoren der Groschenhefte schon auf einem ganz hohen Niveau, wurden aber gnadenlos unterschätzt und belächelt. Heftromanautoren wie Jürgen Grasmück (Dan Shocker), Ernst Vlcek oder Kurt Luif (Neal Davenport), erhielten oft erst spät oder post mortem die verdiente Anerkennung und konnten mehr als nur Trivialliteratur schreiben.

Auch der Alptraum-Garten war so ein klasse Retro-Abenteuer, das fünf Sterne von mir bekommt.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 21. Mai 2021

John Sinclair 2236 - Mein Freund, der Totenengel - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Timo Wuerz 

Kann man Tote sehen, wenn sie längst begraben sind?Auf keinen Fall. So dachte ich, bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Man konnte die Toten sehen. Nur in einer anderen Form, als tödliche Schatten.
Die machten Jagd auf Menschen und mussten gestoppt werden. Ich stellte mich ihnen, aber nicht allein, denn ich hatte einen mächtigen Helfer, den Engel der Toten ...

Tödliche Schatten verbrennen scheinbar willkürlich Menschen. John Sinclair greift ein und trifft bei seinen Ermittlungen auf Abraham Moody. Der mysteriöse Mann entpuppt sich als Totenengel der Sinclair um Unterstützung im Kampf gegen die Schatten bittet. Dabei müssen sie schließlich unsere Welt verlassen und stellen sich der Bedrohung im fünften Himmel. Denn von dort kommen die Schatten aus der Zwischenwelt und hier müssen sich die beiden Verbündeten einem Schattenkiller stellen.

Im Moment bin ich mal wieder auf dem Sinclair-Trip und deshalb habe ich auch den aktuellen Band aus der Feder vom Schöpfer Jason Dark gelesen. Wiederum mit gemischten Gefühlen. Die erste Hälfte war wieder sehr gut, spannend und hier zeigt Jason Dark einmal mehr seine Stärke. Alltagssituationen und vermeintlich normale Zeitgenossen in Sinclairs Abenteuer einfließen zu lassen. Da wird die Dönerbude und sein Besitzer zum Opfer, ebenso wie die Mafia in einem Ferrari in der Waschstraße. Abraham Moody, der Totenengel, war ein schöner Charakter, der leider in einem Heft „verheizt“ wurde. Ihn hätte ich gerne in weiteren Abenteuern an Johns Seite gesehen. Die Reise mit den Zivilisten in die Zwischenwelt war atmosphärisch schön und gut umgesetzt. Ich will nicht erneut auf der schwachen stilistischen Umsetzung herumreiten. Sie hat mich aufgrund der Story auch diesmal weniger gestört. Mir fiel aber beim aktuellen Sinclair Classics Band 97 „Der Albtraum-Garten“ (den ich gerade im Anschluß lese) auf, wie sehr sich die alten Romane von Jason Dark von seinen neuen Heften unterscheiden. Man hat das Gefühl, dass zwei völlig verschiedene Schriftsteller die Werke verfasst haben. Und normalerweise müssten die neuen Geschichten schriftstellerisch reifer und besser sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Und so war mir auch beim vorliegenden Band das Ende wieder zu sehr Standard, denn John räumt den Feind einmal mehr mithilfe seines Kreuzes auf den letzten Seiten aus dem Weg. Und zurück bleibt wieder ein Roman der gut war, aber nicht langfristig im Gedächtnis bleiben wird. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️


Montag, 17. Mai 2021

John Sinclair 2235 - Der Spinnenfrau ins Netz gegangen - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.2021
Cover von Timo Wuerz

Mein Name ist John Conolly!
Ich war Irrenarzt im Middlesex County Asylum und setzte mich für eine humanere Behandlung der Irren ohne mechanische Zwangsmittel ein. Doch dann wurde ich Opfer einer Intrige. Es dauerte ein wenig, bis ich dahinterkam, doch dann war ich mir absolut sicher.
Eine perfide List einer Irren, die sich dem Bösen verschrieben hatte. Doch damit war nun endgültig Schluss. Hier und heute würde es enden ...

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich derzeit parallel Dark Land lese. Habe alle Ausgaben damals gekauft und gesammelt, aber zur Zeit der Erscheinung leider wenig Zeit zum lesen. Dies hole ich nun nach und war doch freudig überrascht, dass Twilight City und die Thematik nicht gänzlich aus der Hautserie John Sinclair verschwunden ist. Dafür sorgte Ian Rolf Hill mit den letzten beiden Folgen. Als ich in der Rezension zum Auftaktband erwähnte, dass ich mich sehr darauf freute Cruciata in Dark Land zu begegnen, ereilte mich eine Nachricht eines gut informierten Insiders. Ich nenne ihn hier einmal Rian H. Berg. Er klärte mich darüber auf, das Cruciata in Dark Land gar nicht in Erscheinung tritt, sondern aus einem Expo zu einem unveröffentlichten Roman der DL-Serie stammt, das letzendlich in John Sinclair Band 2131 „Comeback im Zwielicht umgesetzt wurde.

Also griff ich als Überbrückung und Vorbereitung zum zweiten Teil auch zu diesem Band in dem es um Cruciata und den Showman geht. Ganz nebenbei auch ein eigenständiger fünf Sterne Roman von Ian Rolf Hill der als meine persönliche Empfehlung unbedingt als Ergänzung zum Zweiteiler und Dark Land gelesen werden kann und sollte.

Zurück zum vorliegenden zweiten Teil rund um Johnny und die Suggesta. Was Florian hier zustande gebracht hat ist grandios und hätte eine Sinclair Taschenbuch wie damals „Brandmal“ verdient. Auf der Leserseite schreibt er über die Recherche und das er sich extra Lektüre zur Vertiefung des Themas besorgt hat. Für einen Heftroman ist das enormer Aufwand und zeigt die Hingabe, mit der er für seine Lieblingsserie arbeitet. Hut ab und größten Respekt davor und vor allem vielen Dank für solch großartige Unterhaltung im oft unterschätzten Heftromanformat. Die Handlung im Asylum um den „anderen“ John Connoly waren derart eindrücklich und spannend und erinnerten mich an Filme wie Shutter Island oder American Horror Story Asylum und ließen den eigenen Film im Kopf abspielen. Aber in der Literatur ist es wie in der Musik. Du hast seit Jahrhunderten die gleichen Akkorde und Harmonien. Dennoch entsteht ständig aus neu arrangierten Aneinanderreihungen und Interpretationen etwas völlig Neues. Auch war ich bezüglich der Auflösung um John Connoly in der Vergangenheit auf einem völlig falschen Pfad. Das dieser Arzt wirklich lebte und so eine Steilvorlage für die Ideen Florians bot, entnahm ich erst der Leserseite. Diese Geschichte in den wahren Ursprung um den Fluch der Conollys einfließen zu lassen war der Hammer. Das Finale lässt nicht nur auf eine neue Allianz des Bösen hoffen, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Spinnenfrau. Fünf grandiose Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


Montag, 10. Mai 2021

John Sinclair 2234 - Wen der Wahnsinn ruft - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 04.05.2021
Cover von Shutterstock

An
Sir James Clark, Baronet
Leibarzt der Königin und seiner königlichen Hoheit des Prinzen Albert

Mein Herr!
Hauptsächlich Ihrer gütigen Ermunterung wegen sah ich mich vor vielen Jahren veranlasst, mich um die Stelle als Hausarzt im Hanwell Asylum zu bemühen. Neben den vielen anstrengenden Arbeiten, die dieses Amt mit sich bringen, mangelte es mir niemals an Ihrem anregenden Zuspruch.
Nach Beendigung meiner Tätigkeit daselbst und da ich nun in Kürze dem geneigten Publikum jenes System vorlegen werde, welches ich zu fördern strebte, fühle ich mich gedrungen, Ihnen mein inniges Gefühl der Ehre auszusprechen, das mir Ihre Freundschaft vermittelt, und Sie meiner aufrichtigen und dankbaren Hochachtung zu versichern.

John Conolly
Hanwell, 26. Juli 1856

Diese Vorschau des Verlages lässt den geneigten Sinclair-Leser sicherlich zunächst stutzen. John Conolly? 1856? Ja, genau! Es geht um einen John Conolly. Er ist ein Nervenarzt im mittleren Alter der die Leitung des Hanwell Asylum übernehmen soll. Dessen aktueller Leiter, Doktor Ellis, leidet an einer merkwürdigen Krankheit, an der er auch kurze Zeit nach Conollys Übernahme stirbt. Schuld an seiner Krankheit ist eine überirdische Macht, die auch kurze Zeit später John Conolly heimsucht. Katalysator scheint dabei die Patientin Margaret zu sein. In der Gegenwart verschwindet John Conolly nach einem Konzert plötzlich wie vom Erdboden. Cathy, sowie seine Familie und Freunde stehen vor einem Rätsel und auch sein Patenonkel Sinclair hilft schließlich bei der Suche. Sie treffen auf eine alte Bekannte aus Twilight City, welche die sprichwörtlichen Fäden in diesem undurchsichtigen Spiel zieht.

Wow. Was für ein Roman. Das es ein Auftakt zu einem Zweiteiler ist, habe ich diesmal erst atemlos am Ende erkannt als ich die Zeilen „ENDE des ersten Teils“ las.
Und das passiert mir wirklich selten. Am Ende war ich froh, dass hier nicht auf der letzten Seite alles pauschal aufgeklärt wurde. Aber von Anfang an. Das Seeting ist schonmal phänomenal und ganz nach meinem Geschmack. Ein Asylum Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aus unzähligen Filmen und Serien bekannte Szenerie, die hier von Ian Rolf Hill stimmungsvoll und unheilverkündend im Heftroman umgesetzt wurde. 

Auf der anderen Seite haben wir Johnnys mysteriöses Verschwinden und die spannende Suche seiner Freunde und Familie nach den Hintergründen. Alles baut sich langsam auf. Ein großes Fragezeichen schwebt während des ganzen Romans fast sichtbar über meinem Kopf. Die Zusammenhänge sind zwar erahnbar, aber keineswegs vorhersehbar. Und dann noch die Verbindung zum Fluch der Conollys und Twilight City und damit Dark Land. Beides lese ich gerade parallel und das passte natürlich thematisch gerade wie Arsch auf Eimer. Auch wenn ich bei Dark Land noch nicht so weit vorgedrungen bin um die Spinnendame zu kennen, kommt diese Doppelfolge wohl auch ohne große Vorkenntnisse genial rüber. Und ich freue mich auf die erste/erneute Begegnung bei DL. Immer wenn ich denke, es geht nicht mehr besser, belehrt mich Florian eines Besseren. Selten war ich so sehr gespannt auf eine Fortsetzung ... 

ENDE der ersten Rezension!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2233 - Engelerbe - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Shutterstock

„Lieber Gott, sie ist tot.“
„Ja, und bald liegt sie in der kalten Erde.“
„Ist die Erde denn kalt?“
„So sagt man.“
Die beiden Frauen schwiegen, aber die Person im Grab hatte alles gehört.
Denn sie war scheintot ...

Maddie wird lebendig begraben und droht zu sterben. Doch sie wird von einem Engel gerettet und transformiert. Selbst als eine Art Racheengel hilft sie Lilian, einer Frau die Opfer eines Gewaltaktes wird und kämpft fortan scheinbar rücksichtslos für das Gute. Dies ruft nicht nur John Sinclair auf den Plan, sondern auch seinen Erzfeind Matthias, der wieder einmal die Finger im Spiel hat.

Der letzte Satz des Romans „Sie haben recht Mister. Nichts passiert ...“ beschreibt wieder einmal auch diesen, leider unscheinbaren Roman von Jason Dark. Der Autor spielt wieder einmal mit dem beliebten Gruselthema „lebendig begraben“ und verbindet es mit Engeln. Hinzu kommt wie so oft Matthias, der John Sinclair die Stirn bietet. Der Sinn hinter allem bleibt (wie so oft) das Geheimnis des Autors. Wie immer, startet sein aktueller Roman interessant und wartet mit einer spannenden Geschichte auf. Ab dem Mittelteil scheint dann selbst das Lektorat das Interesse verloren zu haben. Denn es wimmelt wieder von Fehlern und fehlenden Worten, die das Lesen zur Qual machen. Auch das Ende ist wieder pauschal abgehandelt und eine von unzähligen Wiederholungen ohne Innovation. Sieht man mal von der Gelegenheit ab das Sinclair die Chance hatte, Matthias den endgültigen Garaus zu machen. Wobei jedem Leser wohl klar war, dass dies nicht in diesem Roman passieren wird. Die hölzernen und nicht authentisch wirkenden Dialoge, möchte ich schon gar nicht mehr erwähnen. Lange ist es her, seit mir ein Roman von Jason Dark wieder nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Leider mal wieder nur zwei Sterne für den Beginn und die gute Idee.

⭐️⭐️

Mittwoch, 28. April 2021

John Sinclair 2232 - Amaruk, der Monsterwolf

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 20.04.2021
Cover von Timo Wuerz 

Das Heulen des Sturms klang wie das Wehklagen einer verwundeten Kreatur.
Mit einer Geschwindigkeit von mehr als fünfzig Stundenkilometern fegte der Blizzard über die karstigen Höhenzüge. Schnee- und Eiskristalle wirbelten in dichten weißgrauen Schleiern über die Gletscher hinweg, sodass ein Mensch kaum die eigene Hand sehen konnte.
Doch Menschen verirrten sich höchst selten auf einen der Gletscher im Norden Alaskas, wo die Temperaturen im Winter auf bis zu minus dreißig Grad sanken.
Einer hatte es dennoch gewagt. Jemand, dessen Blicke noch kälter als das Eis waren.
Es war Matthias, der erste Diener des gefallenen Engels Luzifer. Und er war gekommen, um eine Kreatur von beispielloser Grausamkeit zu erwecken.
Die Eskimos nannten ihn Amarok. In der Sprache der Inuit wurde er als Amaruk oder Amaruq bezeichnet. Kryptozoologen vermuteten, es handele sich dabei um den ausgestorbenen Waheela.
Matthias aber hatte für ihn eine sehr viel einfachere Bezeichnung gefunden.
Monsterwolf!

Matthias entführt Denise, um sie für seine Zwecke zu gewinnen. Dazu erweckt er ein uraltes Wesen, um seine Pläne auszuführen: Amaruk, der Monsterwolf. Er hinterlässt eine blutige Spur, der John Sinclair folgen muss. Und am Ende werden alte Feinde zu neuen Freunden. Das hinterlässt wieder einmal de Frage: Wer ist hier Monster und wer Opfer?

Kaum zu glauben, aber mein erster „Werwolf-Roman“ im Sinclair-Kosmos seit Ewigkeiten. Und damit auch meine erste Begegnung mit Denise und der ganzen Geschichte und Mythologie um Berserker und Werwölfe. Und in dieser Episode kommt mit dem Monsterwolf noch eine weitere Legende hinzu. Und wieder habe ich am Ende (wie so oft bei Florians Romanen) das Bedürfnis, alle Romane die relevant zum aktuellen Heft sind, herauszufinden und zu lesen. Ich brauchte auch diesmal wieder aufgrund fehlender Kenntnisse zu der Vorgeschichte und den Charakteren länger als mancher Stammleser um reinzukommen. Aber bei diesem Roman viel mir es dennoch erstaunlich leicht, da die Story und die Charaktere so gut waren. Nicht nur die ganze Geschichte um die Entführung um Matthias und Denise, auch mal wieder die besonderen Szenen und Zwischentöne als Sinclair Susanna erlöst oder Denise sich am Ende rächt.

Ein starker und atmosphärische dichter Werwolfroman mit jeder Menge Blut und Action. Das hat wieder einmal sehr viel Spaß gemacht und ich habe in Denise einen weiteren literarischen Lieblingscharakter gefunden, der Ian Rolfs Hirn entsprungen ist.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2231 - Die Frau, die mich zum Wahnsinn trieb

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 13.04.2021
Cover von Timo Wuerz

Immer wieder traf ich auf Gegner, die alles oder nichts wollten. Frauen waren ebenso gefährlich wie Männer, und das sollte ich noch mal explizit erleben. Die Frau hieß Urania Waldo, und sie beherrschte perfekt die Macht der Telekinese. Und die setzte sie gerade gegen mich und meine Freunde ein ...

John wird auf eine telekinetisch begabte Dame angesetzt und soll die Hintergründe zum Fall aufklären. Diese stirbt jedoch bei seinen Ermittlungen als er in  Notwehr gegen deren Kräfte vorgehen muss. Doch die Telekinetin ist nicht allein. Und so wird er Mittelpunkt des Rachefeldzuges der Schwester des Opfers. Und diese hat sich vorgenommen, Sinclair nicht nur zu töten, sondern vorher in den Wahnsinn zu treiben.

Ich greife ja, wie in der Rezension zum letzten Heft angedeutet, immer seltener zu den neuen Beiträgen von Jason Dark. Doch die Neugier treibt mich immer wieder dazu, dem Kultautor eine Chance zu geben. So auch in diesem Fall. Und wie ebenfalls schon erwähnt, wundere ich mich immer wieder, wie er es schafft, den Leser zu ködern. Helmut Rellergerd betonte bereits in vielen Interviews, dass er wie ein Regisseur an das Schreiben eines Romans herangeht und den Leser in eine Szene versetzen möchte. Und genau darin liegt die Stärke und sein Erfolg. Er erschafft bildhafte Szenen mit einfachen Sätzen und Beschreibungen, die dann schnell und eindrücklich beim Leser Kopfkino erzeugen.

Dennoch habe ich während seiner heutigen Romane immer wieder das Bedürfnis im Kopf zu lektorieren. Sperrige Sätze, Wort- und Sinnwiederholungen und ewig gleich erscheinende, unnatürliche Dialoge machen es mir als Leser und Fan nicht leicht. Den Höhepunkt erlebte ich zuletzt bei Heft 2166 „Darknet-Zombies“. Denn da wurde es stilistisch und erzählerisch grenzwertig und wirkte wie der  Schulaufsatz eines Kindes. Dieses Empfinden schwankt oft während seiner aktuellen Romane. Mal wirkt es besser, mal kaum erträglich. Aber dann bleibt noch die Geschichte und die Spannung, die dennoch rüberkommt und seine Erfahrung und seinen schier unendlichen Ideenreichtum zeigt. 

Und auch im vorliegenden Roman geht es erzählerisch gut los und ich bin gespannt auf die Geschichte. Dann verliert sich die Freude aber schnell wieder. Denn den einzigen den Jason Dark mit Urania Waldo in den Wahnsinn treibt, ist der Leser. Ihre Penetranz zeichnet sich alleine dadurch aus, wie oft sie sagt, dass sie Sinclair in den Wahnsinn treiben wird. Ihre stümperhaften Taten tun dies allerdings nicht.

Und so ist auch das Ende mager und es bleibt bei einer eher belanglosen Episode die mir nur zwei Sterne für den guten Willen entlocken kann. Und davon geht ein Stern noch an das geniale Cover von Timo Wuerz.
⭐️⭐️

Samstag, 24. April 2021

John Sinclair 2230 - Des Bösen List - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 06.04.2021
Cover von Shutterstock 

Als Mama die Höhle betritt, liegt Marylins Bruder Lucas reglos über ihrer Schulter.Sie lächelt beim Anblick ihrer Tochter, und auch Mary freut sich darüber, endlich wieder mit ihrer Mutter zusammen zu sein. Ihre Großeltern haben gesagt, Mama sei krank, doch das war gelogen. Wenn man krank ist, muss man schließlich im Bett bleiben. Und mit Sicherheit kann man dann keine Brüder durch die Gegend tragen.
Mary hat bestimmt eine Million Fragen, doch sie traut sich nicht, auch nur eine davon zu stellen. Sie bleibt mucksmäuschenstill, obwohl sie sehr friert.
Selbst als Mama den bewegungslosen Lucas auf den Steinklotz legt, sagt sie kein Sterbenswörtchen. Erst als sie ihr dieses komische, glibberige Ding in die Hände drückt, kann sie den Mund nicht mehr halten.
„Iiih, das bewegt sich, ja. Was ist denn das?“
„Das, mein Schatz, ist mein Herz, das ich der Großen Mutter zum Geschenk machen möchte.“

Im vorliegen Band der John-Sinclair-Reihe bringt Florian Hilleberg zu Ende, was mit Band 2182 „Herzblut“ begonnen hat und in Band 2220 „Im Namen der großen Mutter“ eine Fortsetzung erfuhr. Ich nenne es mal die „Lilith-Trilogie“. Oder die „Chronik der Familie Grey“. Beides passt und diese Story hat mich echt uneingeschränkt begeistert. Das war okkulter Horror, Familiendrama und vieles mehr. Mit extremen aber auch tragischen Charakteren die mir in Erinnerung bleiben werden. Zudem kommt hier mal wieder Father Ignatius zum Einsatz und beschert uns eine Exorzismus-Einlage. Ich habe bereits in der letzten Sinclair-Rezi erwähnt, dass dies eins meiner liebsten Horrorthemen ist. 

Aber im Mittelpunkt  steht die weitere Auseinandersetzung von Sinclair mit Lilith und das Schicksal der Grey-Kinder die nach dem Tod ihrer Killer-Mama Christine Grey in einem mysteriösen Heim landen. Mir ist beim Namen des Kinderheims zunächst tatsächlich nichts aufgefallen. Was danach kommt und wie sich der Kreis mit der Familiengeschichte schließt, ist genial! Wieder einmal serviert Ian Rolf Hill mit dem Schicksal der Kinder starken Tobak, der einem an die Nieren geht. In diesen Themen ist er einfach stark. Und am Ende werfen mit Pandora ganz nebenbei große Ereignisse ihre Schatten voraus. Davinas tragisches Schicksal und der Verlust ihrer Lieben macht sie zur Märtyrerin im Kampf gegen Lilith. Ich bin sehr gespannt wie es diesbezüglich in der Serie weitergeht. Fünf Sterne für diesen Wahnsinns-Trip mit den Grey’s!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2229 - Hexenasche - von Oliver Müller

Geschrieben von Oliver Müller
Erschienen am 30.03.2021
Cover von Shutterstock

Jessica Wallingham saß mit angewinkelten Beinen auf dem dreckigen Stroh, das ihr als Nachtlager diente. Es war faulig und stank erbärmlich, ebenso wie der Eimer in der Ecke, den man ihr für ihre Notdurft gelassen hatte. Als man sie in die Zelle gebracht hatte, hätte sie nicht gedacht, dass sich ein Mensch an so etwas gewöhnen könnte. Doch nach Wochen in der Zelle nahm sie den Geruch ebenso kaum noch wahr wie das Fiepen der Ratten, mit denen sie sich die Kerkerzelle teilte.
Es war ihr egal. Dies war ihre letzte Nacht hier drinnen. Morgen früh würde man sie und ihre beiden Mitgefangenen aus der Zelle holen und zum Richtplatz fahren. Wenigstens brauchte sie sich das Gejammer der anderen beiden dann nicht mehr anzuhören ...

Meine letzte Sinclair Rezension liegt nicht annähernd solange zurück wie der letzte Beitrag von Oliver Müller zur Geisterjäger-Serie der gleichzeitig sein Debüt war. Seine Zamorra und Maddrax Romane animierten mich diesmal dazu, wieder mal einen Sinclair zu lesen. Ich bin nicht immer dabei. So sehr ich Herrn Rellergerd und sein Lebenswerk bewundere, lasse ich mittlerweile seine aktuellen Beiträge meistens aus. Seine Romane sind immer noch thematisch und inhaltlich packend, aber der Schreibstil wirkt immer öfter grenzwertig und nicht mehr zeitgemäß. 

Aber es geht hier um Oliver Müller, die Serie an sich, und den vorliegenden Roman. Und der ist eine Hexenstory ganz nach meinem Geschmack. Die Inquisition ist neben dem Exorzismus eines der Themen, die mich am meisten in der Horrorliteratur interessieren. Zunächst reisen wir im vorliegenden Band in die Vergangenheit und lernen Jessica Wellingham und ihre Geschichte bis zu ihrer Hinrichtung 1678 kennen. Ihr Bündnis mit dem Teufel soll sie vor diesem Schicksal bewahren. Das dies nicht in der Form erfolgt wie sich die Hexe das vorgestellt hat, ist Grundidee und Story dieses Romans. Und so kreuzen sich indirekt ihre Wege mit denen von Linda Escot und Nancy Lester in der Gegenwart. Die unheilvollen Aktivitäten rufen natürlich unseren Geisterjäger auf den Plan. Diesmal steht ihm erfreulicherweise neben Suko auch mal wieder Jane Collins zur Seite. Die Geschichte nimmt nach anfänglichem „Kenn ich schon!“-Eindruck einen doch unerwarteten Verlauf und die Story überzeugt. Oliver Müller ist mit „Hexenasche“ auch nach langer Abstinenz ein weiterer guter kurzweiliger Beitrag gelungen. Vier Sterne für gute Unterhaltung!
⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 1. Februar 2021

John Sinclair 2220 - Im Namen der großen Mutter - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 26.01.2021
Cover von Shutterstock

Vergib mir, Große Mutter, denn ich habe versagt. Ich bin deiner Gunst nicht würdig, doch ich flehe dich an: Erhöre mich und gib mir eine zweite Chance! Lilith, Große Mutter, Geliebte des Luzifer, die du uns von der Erbsünde befreit und das Joch der Patriarchen von uns genommen hast, vergib deiner ergebenen Dienerin!“
Die Frau in der eintönigen Anstaltskluft kniete unterhalb des vergitterten Fensters auf dem kalten Linoleum der kargen Gefängniszelle und blickte hinauf zum Vollmond, der hinter den dunklen Regenwolken hervorlugte, wie ein pupillenloses weißes Auge.
Seit Monaten sprach Christine Grey jede Nacht dieselben Worte, gefolgt von einem leise gemurmelten Gebet. Erhört worden war sie bislang nicht. Doch das würde sich ändern.
Schon bald ...

Christine Grey und Emily List gelingt bei einer Überführung in ein Hochsicherheitsgefängnis die Flucht. Sie begeben sich auf einen Rachefeldzug gegen die Personen, die sie damals festgesetzt haben. Christine setzt ihre Pläne, Dienerin von Lilith zu werden dabei gnadenlos fort. Und diesmal erhält sie tatsächlich grausame Unterstützung von der großen Mutter. Sinclair muss einmal mehr eingreifen und diesmal scheint es gegen Lilith fast kein Mittel zu geben.

Um in den vollen Genuss der Fortsetzung des aktuellen John Sinclair Romans zu kommen, habe ich die Vorgeschichte aus Band 2182 zuerst gelesen. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, da es sich um einen knallharten Psychothriller mit okkulten Elementen handelte, der ohne große phantastische Elemente auskam. Im vorliegenden Band legt der Autor Florian Hilleberg noch einen Gang zu. Schonungslos beginnt bereits der Ausbruch von Grey und List. Christine geht buchstäblich über Leichen und geht selbst gegen Ihre Verbündete ohne Rücksicht vor. Die Szene mit dem abgetrennten und übergezogenen Gesicht der Polizistin, sowie die Übernahme deren Rolle, erinnerte zwar stark an Hannibal Lecter, versetzte mir aber auch hier einen ordentlichen Schauder. In den Anfangszeiten der Serie wäre dieser Roman wohl wie einige Dorian Hunter Hefte auf dem Index gelandet. Es geht sehr hart und schonungslos zur Sache. Und das nicht nur in den detailreichen Schilderungen von Grey’s unbarmherzigen Rachefeldzug, sondern auch zwischen den Zeilen. Mir hat es grandios gefallen. Bin ich doch auch ein Fan von Extremhorror wie es zum Beispiel der Festa-Verlag bietet. Eine schöne Abwechslung zum dezenten Grusel der sonst in der Serie vorherrscht. Solche Romane sind absolut innovativ und sehr zeitgemäß. Erneut fünf Sterne für echte Hochspannung und Nervenkitzel. Lediglich das Cover war mir zu lieblich und hätte eher zu einer Story über grausame Meerjungfrauen gepasst.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2182 - Herzblut - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am
Cover von Shutterstock


Tief schnitten die Lederriemen in Paul Greys Fleisch. Die Kleidung klebte an seinem schweißnassen Leib. Dumpfer Schmerz pulsierte durch die Stümpfe, wo vor wenigen Minuten noch seine Arme gewesen waren.
Mit angstvoll geweiteten Augen verfolgte Paul die vermummte Frauengestalt, die lautlos an das Fußende des Tisches trat. Das von der Decke fallende Licht wurde von der blutverschmierten Klinge des gewaltigen Haumessers reflektiert. Stumm ergriff die Gestalt sein linkes Fußgelenk und presste es auf die Tischplatte. Paul wollte sich seiner Peinigerin entziehen, mit dem rechten Fuß nach ihr treten, doch es gelang ihm nicht. Die Lederriemen schnürten die Blutversorgung ab, sodass er kein Gefühl mehr in den Beinen hatte.
„B...bitte nicht!“, flehte er.
Die Vermummte schwieg – und schlug zu ...

Grausame Ritualmorde führen John Sinclair nach Dundee. Über Christine Grey, die Frau eines der männlichen Opfer, führt die Spur zu Emily List. Als die beiden Kinder von Christine Grey entführt werden, wird der Fall immer mysteriöser. Schließlich stellen sich Verbindungen zwischen den beiden Frauen heraus, die zu einem grausigen Geheimnis führen, deren Ziel es ist, Lilith heraufzubeschwören.

Ein echter Psycho-Horrorthriller in dem Übersinnliches nur eine Nebenrolle spielt. Nicht nur das Cover lässt mich an verschiedenste Horrorschocker denken. Immer wieder flammen assoziative Bilder gespeicherter Eindrücke aus Filmen wie zum Beispiel Saw auf und vermischen sich zu einem neuen Erlebnis im Heftformat. Der Roman schwört eine klasse Atmospähre herauf. Und einmal mehr werden auch mal wieder die allzu menschlichen Seiten von John berücksichtigt. Er wird verführt, verliert bei den Kindern die Nerven und lässt sich auch mal mit einfachen Mitteln austricksen. Dabei ist dieser Sinclair mehr Krimi als Geisterjägerroman, der mit wenig phantastischen Komponenten auskommt und eher auf okkultes setzt. Kreuz, Bumerang und Silberkugeln kommen zwar zum Einsatz, aber es hätten vorerst auch Standardwaffen getan, wie sich am Ende herausstellt. Ich freue mich auf die Fortsetzung in Band 2220 und gebe für diesen Roman grandiose fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


Freitag, 11. September 2020

John Sinclair 2200 - Wo das Böse sich erhebt - von Marc Freund

Geschrieben von Mark Freund
Erschienen am 08.09.2020
Cover von Timo Wuerz

„Falscher Alarm“, stellte Ron Cooley enttäuscht fest.

Er warf die Palmenzweige beiseite, die ein Lager von Wasserflaschen im Sand verdeckt hatten. Die meisten von ihnen waren noch randvoll. Der private Grenzschützer schob seine Mütze in den Nacken und kratzte sich am rotblonden Haaransatz, während er seinen Blick über die karge Wüstenlandschaft wandern ließ. „Ich bin mir da nicht so sicher, Dad“, ertönte einige Meter weiter die Stimme seiner Tochter Vicky. „Ich denke, das hier solltest du dir ansehen. Sieht aus, als hätte es hier einen bei lebendigem Leib zerrissen!“

Während im Kloster in der Sonora-Wüste Asmodi eine Armee aus Skelettkriegern und Höllenskorpionen in den Kampf schickt, nähert sich auch der Wendigo dem Schauplatz. Aber auch Mathias tritt auf den Plan um Asmodis Kampf gegen die Abtrünnigen zu unterstützen. John Sinclair, Suko und die anderen Mitstreiter gehen mit in die Auseinandersetzung. Die erste Welle kann abgewehrt werden und so wird die Suche nach dem Verbleib der Höllenscheibe fortgesetzt. Die Unsterblichkeit der Mönche des Klosters führt auf die richtige Spur. Das Wasser des Klosterbrunnens ist dafür verantwortlich. Also vermuten die unfreiwillig Verbündeten, dass dort auch die Höllenscheibe ihren Aufenthalt hat. Beim Versuch diese zu bergen tritt aber ein weiterer gefährlicher Gegner auf den Plan. Der Abkömmling eines Großen Alten in Spinnengestalt setzt den Kampfgefährten zu. Doom wird dabei schwer verletzt. Ein unterirdisch angelegter Weg führt von dem Brunnen an den Ort, wo Ichtaca die Scheibe damals im Wüstensand versteckt hatte. Nur steht dort mittlerweile ein Einkaufszentrum. Und dieses wird Ort eines wahrlich höllischen Showdowns.

Wahnsinnig rasant werden die Ereignisse aus dem ersten Teil von Marc Freund In dieser Woche fortgesetzt. Der Roman beginnt ohne Unterbrechung beim Kampf  gegen Asmodis Schergen im Kloster. Dann geht es atemlos und Schlag auf Schlag bis zum genialen, dramatischen Ende. Was Marc Freund in dieser Folge auffährt ist unfassbar. Er versammelt in diesem Roman alle Bösewichte mit Rang und Namen bis zum Herr der Hölle selbst und lässt keine Minute ungenutzt um Dramatik, Spannung und Wendungen einzubauen. Alles wirkt so gut konstruiert und ist so toll umgesetzt, dass ich mir noch zehn Teile gewünscht hätte. In meiner Zusammenfassung verrate ich ja schon einiges. Aber selbst das ist nur ein Bruchteil dessen, was der Roman auf nur 64 Seiten und zwischen den Zeilen beinhaltet. Die entführte Familie aus dem ersten Teil spielt dabei auch noch eine tragende Rolle. Genauso wie ein Grenzschützer und seine Tochter, die dem Wendigo folgen. So macht Sinclair Spaß und ist modern und zeitgemäß umgesetzt. Die „neuen“ Autoren um Jason Dark schaffen nach und nach ein aktuelles und gutes Bild der Serie, ohne mit Traditionen zu brechen. Diese Doppelfolge wäre eigentlich mehr als fünf Sterne wert!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 7. September 2020

John Sinclair 2199 - Der Gejagte der Hölle - von Marc Freund

Geschrieben von Marc Freund
Erschienen am 01.09.2020
Cover von Timo Wuerz

Zum Schluss war er nur noch gerannt. Nahezu blind, immer geradeaus. Es gab nur diese eine Chance für ihn. Wenn er sie nicht nutzte, war ohnehin alles vorbei.
Dann, die letzten Barrieren. Fast kam es ihm wie ein Wunder vor, dass niemand dort war, um ihn aufzuhalten. Vor seinen Augen flirrte und flimmerte die Luft. Hinter ihm ertönte mit einem Mal ein Geräusch.
Die Häscher nahten!
Ichtacas Füße kamen zum Stehen. Gerade noch rechtzeitig, um nicht in die tiefe Spalte zu stürzen, die im Zickzack durch den ausgetrockneten Boden verlief. Ein fauchender Laut in seinem Rücken, etwas loderte heiß und züngelnd auf. Der Flüchtende setzte alles auf eine Karte ... und sprang!

Aufgrund eines Zweiteilers zum anstehenden „kleinen Jubiläum“ bei John Sinclair mit Band 2200, rezensiere ich auch mal wieder einen Roman der Serie. Beziehungsweise zwei.

Zunächst ist einmal das tolle Covers des von mir verehrten Timo Wuerz erwähnenswert. Ich mag seinen Stil einfach sehr. Der Autor des Bandes, Marc Freund, ist mir durch Dark Land kein unbekannter. Diese Serie habe ich unabhängig von Sinclair gelesen und sie hat mich begeistert. Dark Land (und damit auch Marc Freund) hat mich wieder auf das gute alte Horrorgenre im Heftroman aufmerksam gemacht. Seither lese ich immer mal wieder neue und alte Sinclair-Romane oder auch den Gespenster-Krimi.

Im vorliegenden Band mischen eine Menge alte Bekannte mit. Ausgangspunkt der Handlung ist eine goldene Scheibe, die geschützte Geheimnisse der Hölle enthält. Diese wird im späten Mittelalter von dem Azteken Ichtaca, einem abtrünnigen Diener Satans, in einem Kloster in Mexiko versteckt. In diesem endet vorläufig seine Flucht vor den Schergen Satans. Schließlich findet ihn aber dort Aluka, die weiße Hexe. Nach einem letzten Kampf, in dem Ichtaca und die Hexe verbrennen, ist dort auch Endstation für das Artefakt. In der Gegenwart versammelt der Spuk nun etliche Schergen um sich und entsendet sie zu diesem Kloster um das Artefakt zu bergen. John Sinclair und Suko werden, während sie der Spur des Wendigo folgen, von dem Spuk auf diese Ereignisse aufmerksam gemacht und folgen, trotz einer voraussehbaren Falle, den Hinweisen.

Es dauert etwas bis ich in die Handlung finde. Die erste Hälfte des Romans spielt in zwei Handlungsebenen. Eine beschäftigt sich mit Ichtacas Geschichte, seiner Flucht und dem Artefakt. Die zweite mit den Plänen des Spuks und John Sinclairs Reise zum Kloster. Aber auch die Spießgesellen der Hölle müssen auf herkömmlichen Weg nach Mexiko reisen und nutzen dabei das Wohnmobil einer Familie, die sie als Geisel nehmen. Kommt jemandem bekannt vor? From Dusk Till Down! Daran musste ich die ganze Zeit denken. Aber dennoch kommt die Szene nicht abgekupfert rüber, sondern ist überaus spannend geschildert. Auch der Rest des Romans unterhält und begeistert mich. Ein wirklich guter Auftakt auf dessen Fortsetzung morgen ich mich extrem freue! Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Sonntag, 3. November 2019

Halloween Crossover - Professor Zamorra 1185 - Der Geist des Hauses - John Sinclair 2155 - Im Haus der Geister - von Timothy Stahl

Professor Zamorra 1185
Der Geist des Hauses
Geschrieben von Timothy Stahl
Erschienen am 29.10.2019
Titelbild von Timo Wuerz

Halloween 2018: Ein mysteriöses Haus taucht aus dem Nichts auf. Ein unheimlicher Mörder geht um. Menschen verschwinden. Genau wie am Ende der Nacht das Haus und der Mörder. Eigentlich ein Fall für den Geisterjäger John Sinclair – aber der ist tot! Sein bester Freund, der Reporter Bill Conolly, muss anderswo Hilfe finden …

Halloween 2019: Professor Zamorra ist der Spur, die das Haus in der Vergangenheit hinterlassen hat, gefolgt und stellt ihm eine Falle. Doch sein großer Plan droht dem Meister des Übersinnlichen selbst zum Verhängnis zu werden – ihm und ... John Sinclair?

John Sinclair 2155
Im Haus der Geister
Geschrieben von Timothy Stahl
Erschienen am 29.10.2019
Titelbild von Timo Wuerz
 
An Halloween habe ich einige meiner haarsträubendsten Fälle erlebt. Ihr erinnert euch sicher, liebe Freunde, an den berüchtigten „Hügel vor der Stadt“ und das unheimliche Haus, das früher dort stand.
 
Aber dieses Kapitel war abgeschlossen, das alte Haus zerstört, und ich freute mich auf einen geruhsamen Halloween-Abend ohne echte Geister und Dämonen – bis das Telefon klingelte und ich hören musste: „John, es ist wieder da!“
 
Das war jedoch nicht alles, was mich erwartete. Ich traf dort auch auf einen Freund und Kollegen ... der eigentlich tot war: Professor Zamorra!

Lange war das erneute Crossover der beiden Serien zu Halloween in den entsprechenden Heftromanen angekündigt. Für mich ein Grund diesmal in beide Serien reinzulesen. Zamorra lese ich ja seit einiger Zeit regelmäßig. Sinclair sammele ich, aber lese nur sehr sporadisch rein oder höre mir die Hörspiele an. Ich habe übrigens beide Romane passend am Halloweenabend gelesen. Und ich muss sagen, dass hat das Flair der beiden Geschichten noch einmal verstärkt. Beide Titelbilder stammen von dem grandiosen Timo Wuerz. Die beiden Titelbilder ergeben nebeneinander ein durchgehendes Bild das im Innenteil beider Hefte als Poster enthalten sind. Ich mag seinen Stil wirklich sehr. Er vereint einen modernen mit dem klassischen Stil eines Ballestar und kreiert damit etwas völlig Neues.

Ich habe mir dem Sinclair-Roman begonnen. Beide Hefte können übrigens einzeln für sich oder in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Die Handlung überschneidet sich an einem bestimmten Punkt, geht aber die Geschichte aus zwei Perspektiven an. Den vollen Genuss und Einblick hat man allerdings, wenn man beide Folgen liest.

Bei Sinclair hatte ich zunächst etwas Probleme die Handlungsstränge auseinanderzuhalten, da Kapitel einmal mit „Einige Stunden vorher“ eingeleitet werden, andere mit „Früher“. Das der eine Handlungsstrang aber viel früher handelt, war mir erst in der Hälfte des Romans bewusst und ich habe nochmal nachlesen müssen um der Handlung zu folgen. Das war bei Zamorra besser und eindeutiger gelöst. Vielleicht viel es mir auch einfacher bei Zamorra zu folgen, da ich die Vorkenntnisse aus der Handlung des Sinclair Romans hatte. Atmosphäre, Idee und sonstige Umsetzung sind aber bei beiden Romanen sehr gelungen. Ich mag die Romane von Timothy Stahl sehr und auch hier zeigt er wieder, was für ein guter Autor er ist. Beide Handlungen bauen sich wie schon erwähnt um die gleiche Thematik auf. Nur verlaufen die Ereignisse (wie vieles andere auch) in den Pralleluniversen der Serien unterschiedlich. Trotzdem helfen sich Zamorra, Sinclair und alle anderen Protagonisten (oft unbewusst) gegenseitig und ihre Welten überschneiden sich an Halloween an entscheidender Stelle. Zamorra hat wie ich finde die größere Aufgabe zu bewältigen und ich fand sein Abenteuer in sich flüssiger und stimmiger. Dafür hatte ich bei Sinclair mehr Spannung und unerwartete Wendungen. Ich kann allen Fans einer oder beider Serien nur empfehlen, beide Romane zu lesen. Es lohnt sich!

Somit komme ich bei Sinclair auf 4 Sterne!
⭐️⭐️⭐️⭐️

Bei Zamorra gebe ich die volle Sternzahl!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️