John Sinclair 2243 - Jenseits der Qual - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 06.07.2021
Cover von Timo Wuerz

Das Wimmern drang nur gedämpft durch den derben Stoff des Knebels, dessen Riemen sich tief in die Mundwinkel des Mädchens gruben, sodass es aussah, als würde es grinsen.
Merkwürdig, dachte der Engelmann. Wie nah doch Freude und Schmerz, Lust und Qual beieinanderliegen.
Tränen, dick und salzig, quollen zwischen den zusammengekniffenen Lidern hervor. Sein Herz schlug vor Erregung schneller. Hastig beugte er sich vor und nahm den Tropfen mit der Spitze seiner Zunge in Empfang. Als er sich aufrichtete, bemerkte er, dass das Mädchen die Augen geöffnet hatte und ihn anstarrte. Der Blick ließ keinen Zweifel daran, was es empfand.
Münder logen. Sehr oft sogar. Augen dagegen nie. Sie spiegelten stets die wahren Empfindungen wider. Furcht und Agonie. Sowie die stumme Bitte um Erlösung.
„Gräme dich nicht, Baby Grace, bald hast du es überstanden“, wisperte er. „Nur noch wenige Stunden, und du bist unsterblich. Auf ewig konserviert. Leidest weder Hunger noch Schmerz. All dies wirst du mit meiner Hilfe überwinden. Ich bringe dich dorthin, wo ewige Glückseligkeit herrscht. Jenseits der Qual!“

John Sinclair und Suko werden zu einem ungewöhnlichen Tatort beordert. Der Körper eines Mädchens wurde wie ein Kunstwerk drapiert und mit kryptischen Hinweisen versehen. Währenddessen ist Bill Conolly bei der weißen Hexe Amy Iman Zayed um bei ihr für einen Bericht zu recherchieren. In ihren Kater Fidel fährt der Geist von David Bowie und Amy kann über ihn mit Bowie kommunizieren. Dabei kommt es zu Überschneidungen und Hinweisen zu dem Mordfall in dem Sincalir gerade ermittelt. Die Wege führen nun Amy, Fidel, Conolly und Sinclair zusammen und auf die Spur eines fanatischen Bowie-Fans, der zwei weitere Opfer zur Vollendung seines perversen Kunstwerkes bereits gefangen hält. Doch hinter alldem steckt viel mehr, als zunächst vermutet…

Das auch die abstrusesten Ideen und eine unbedarfte Bemerkung im John-Sinclair-Night-Talk zu einem hervorragenden Roman führen können, zeigt der vorliegende Band. Als Night-Talk-Moderator Hennes Bender und Sinclair-Podcast-Moderatorin Amy Iman Zayad im Gespräch ihre gemeinsames Interesse für David Bowie zum Thema machten und mit Sinclair verknüpften, war dies die Geburtsstunde dieses Romans. Amy wurde nicht nur im Roman zur weißen Hexe, sondern auch auf dem Cover verewigt. Und auch Florian Hillebergs mittlerweile leider verstorbener Kater Fidel erhielt einen Ehrenplatz im und auf dem Roman. 

Es war höchste Zeit, dass John Sinclair nach mehr als vierzig Jahren Geisterjagd eine Auffrischung erfährt. Die neuen Autoren (allen voran Ian Rolf Hill) geben hier wirklich gute neue Impulse. Im Heft selbst stellen Sinclair und Suko sich die Frage, ob die Grenzen zwischen Dämonen und menschlichen Abgründen fließender und schwerer trennbar werden. Und genau dies macht der Autor immer wieder zum Thema. Auch dieser Roman ist mehr ein gut konstruierter und moderner Psychothriller als ein klassischer  „Gruselroman“. Die Settings sind nicht zimperlich gewählt und der Krimicharakter (den auch Jason Dark immer beabsichtigt hatte) kommt gut zum Tragen. Was Timo Wuerz bildlich und Florian inhaltlich da wieder umgesetzt haben ist ein weiterer Meilenstein bei John Sinclair. Da wird einmal mehr das angestaubte Image des klassischen Heftromans auf ganzer Linie aufpoliert. Und John Sinclair selbst aufs nächste Level gehoben. Fünf uneingeschränkte Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1229 - Alte Seelen - von Adrian Doyle

Geschrieben von Adrian Doyle
Erschienen am 06.07.2021
Cover von Shutterstock

Der Junge kauert verängstigt in seinem Versteck, das Herz schlägt ihm bis zum Hals. Er ahnt, dass sein Verfolger ihn auch hier finden wird. Schon nähern sich Schritte.
Die Furcht raubt Thierry Bouchard fast den Verstand. Er zittert, als stünde er unter Strom.
Der Nebel, wispert es in ihm. Der Nebel ist schuld.
Dann wird die Schranktür aufgerissen. Der Schattenriss, der sichtbar wird, holt aus.
„Sün-der!“, gurgelt es aus dem Schlund des Monstrums, als wäre er mit Blut gefüllt. „Gott-verdamm-ter Sün-der!“
Im nächsten Moment fährt die Klinge auf das Kind herab.

Einen kleinen Jungen zieht es zu Château Montagne. Thierry Bouchard steht unter dem Bann uralter Ereignisse, die wieder mit Kelan de Saint-Cyriac und seinen ORDEN zusammenhängen. Gyungo Tensöng hat eine übersinnliche Erfahrung bezüglich des Aufbewahrungsbehälters der 333 Amulettdoubletten, der auch schließlich spurlos verschwindet. Zamorra und seine Freunde werden von einem schrecklichen Geheimnis bedroht, mit dem Kelan vor hunderten von Jahren seinen Schatz abgesichert hat.

Mit "Alte Seelen" setzt Manfred Weinland endlich die Handlung um Kelan umfassend fort. Bisher gab es ja nur einige kurze Passagen der anderen Autoren, die auf die "noch" unentdeckten Aktivitäten der Gegenseite verwiesen. Wie auch schon der letzte Vierteiler von Manfred Weinland, ist auch der vorliegende Roman mit der Fortsetzung der Handlung um die „Amulett-Schwemme“ wieder ein Highlight. Kelans Geschichte wird damit um ein dunkles Kapitel erweitert. Thierry wird als Kelans Nachfahre und unter dessen Obhut wahrscheinlich noch eine tragende Rolle im Kampf der beiden Seiten spielen. Aber der Roman ist nicht nur bezüglich der Geschichte ein Knaller. Denn die Innenseiten des Umschlags beinhalten eine wunderschöne und detailreiche Karte von Saint-Cyriac und Château Montagne. Fünf Sterne für dieses Gesamtpaket!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 560 - Gesandte des Mars - von Jana Paradigi und Ramon M. Randle

Geschrieben von Jana Paradigi und Ramon M. Randle

Erscheint am 06.07.2021
Cover von Shutterstock

Der Hydree Wang'kul, der "neue Herrscher des Mars", wird auf die Geschehnisse auf der Erde aufmerksam. Er spürt dort auch auf die gigantische Entfernung eine böse Energie wachsen, und will ergründen, was es damit auf sich hat. Doch wie soll er jemanden zur Erde schicken, wenn doch ein Rückweg durch den Zeitstahl unmöglich ist? Wang'kul wählt einen ungewöhnlichen Weg, und so bekommen Matt und Aruula unerwarteten Besuch vom jetzt nicht mehr ganz so roten Planeten ...

Auf dem Mars hat sich viel getan. Und ich habe seit meinem letzten Besuch scheinbar einiges verpasst. Mir war auch nicht bewusst, dass es während meiner Zeitsprung- und Fremdweltabstinenz weitere Romane mit Marsthematik gab. Trotz meiner nicht ganz so schlechten Vorkenntnisse aus dem Mars-Zyklus und dem Mission-Mars-Spinoff komme ich in die Marsstory nicht so recht rein. Vieles wirkt auf mich verworren. Die verschwundenen Kuppeln und die Begrünung des roten Planeten werfen für mich viele Fragen auf. Die Handlung auf der Erde mit dem ungewöhnlichen Besuch von Chandra bot dagegen gute Unterhaltung. Und ein brisantes und dadurch interessantes Wiedersehen mit Matt und Aruula. Auch der Aufbau um das Mysterium ihres Auftauchens und ihr junges Erscheinungsbild wurde dramaturgisch gut umgesetzt. Ich bin gespannt, was dieses Zwischenspiel für die zukünftige Hanldung noch bedeuten wird. Aber dennoch habe ich mich mit diesem Roman etwas schwer getan. Ich musste mich etwas durchkämpfen obwohl ich mich auf die erneute Reise zum Mars sehr gefreut habe. Manchmal kann man es aber auch einfach nicht erklären, woran es genau gelegen hat. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️

John Sinclair Classics 99 - Das Grauen an der Themse - von Jason Dark (Richard Wunderer)

Geschrieben von Jason Dark (Richard Wunderer)
Erschienen am 15.06.2021
Cover von Ballestar

Schweißüberströmt steuert Jack Fiddler den gestohlenen Wagen auf die Frau zu. Eine Handbreit vor ihr kommt er zum Stehen und springt auf die Straße. „Stärke mich für meine Taten“, fleht Jack. „Hilf mir, Schwarzer Tod!“ Unverzüglich kommt das Böse wie ein Blitz über ihn – und er dreht mit einem einzigen Ruck den Kopf seines Opfers auf den Rücken …

Mysteriöse dämonische Morde erschüttern London und rufen John Sinclair auf den Plan. Zwei verfeindete satanistische Sekten scheinen sich zu bekämpfen und der Strippenzieher ist einmal mehr der Schwarze Tod. Er stellt dem Geisterjäger mit seinen undurchsichtigen Aktivitäten eine Falle in die er prompt mit Jane Collins an der Seite tappt.

Auch Band 99 der Sinclair Classics ist wieder von einem damaligen „Gastautor“ und wurde von Richard Wunderer unter dem Pseudonym Jason Dark geschrieben. Er hat damit leider einen belanglosen und wirren Beitrag abgeliefert, dessen Grauen nicht nur an der Themse zu finden ist. Da wollte er wohl etwas zu viel Handlung und dabei ging selbige mit dem roten Faden verloren. Der schwarze Tod ist einmal mehr der Gegner, der diesmal aber gänzlich aus dem Hintergrund agiert und erst auf den letzten Seiten vehement eingreift. Dies rettet den Roman leider nach einer Irrfahrt an Ermittlungen nicht mehr. Andauernd wirft er einen neue Thematik in den Ring, ohne weiter darauf einzugehen. Da gibt es plötzlich zwei satanistische Parteien die sich bekämpfen oder einen geheimnisvollen Folianten der die Menschen beeinflusst. Und Sinclair hetzt von einem Tatort zum nächsten und ist so planlos und verwirrt wie der Leser. Einzig zugute halten kann ich dem Autor seinen eigentlich guten Schreibstil. Zwei Sterne.

⭐️⭐️

John Sinclair 2242 - 200 Seelen für Asmodis - von Marlene Klein

Geschrieben von Marlene Klein
Erschienen am 29.06.2021
Cover von Timo Wuerz 

„Etienne ...“, Sophie Lamorts Stimme war so leise und tonlos, dass sie kaum noch hörbar war. „Etienne ...“ Wieder hauchte sie den Namen ihres Gatten. Wohl ahnend, dass der Tod bereits seine Hand nach ihr ausstreckte, aber nicht wissend, dass ausgerechnet der Mann den sie liebte, dafür verantwortlich war.Etienne Lamort legte den Federkiel zur Seite, mit dem er seine letzte Beobachtung in sein Notizbuch, eine mit einem schwarzen Band verschließbare und in Leder gebundene Kladde, eingetragen hatte.
„Ich bin hier, Liebes!“, antwortete er und fasste ihre Hand.
Sophies Pupillen hatten sich eingetrübt. Schon gestern hatte ihr Augenlicht sie verlassen. Genauso langsam und qualvoll, wie sie auch die anderen Sinne verließen. Doch die junge Frau, die noch nicht einmal zwanzig Sommer erlebt hatte, hatte standhaft gegen die mysteriöse Krankheit in ihrem Körper gekämpft. Eine Krankheit, die in Wirklichkeit keine war, sondern die Symptome einer Vergiftung. Diesen ausweglosen Kampf konnte sie nur verlieren. Der Feind in ihrem eigenen Körper war übermächtig und unerbittlich ...

Kennt ihr Herman Webster Mudgett? Die Autorin bestimmt. Unter dem Namen H.H. Holmes erbaute er in Chicago sein Mörderhotel. Alles war darauf ausgerichtet unentdeckt seinen perversen Neigungen und seiner Mordlust nachzugehen. Der vorliegende Roman von Marlene Klein greift dieses Thema auf. Bei ihr ist der Schauplatz London, das Hotel ist das Grand Royal Hotel und der Serienmörder heißt Etienne Lamort. Seine Mordlust nutzt Asmodis dazu aus, um einen Pakt mit ihm einzugehen. Er hilft ihm eben dieses Hotel mit seinen Geheimgängen und dem Folterkeller zu bauen und bekommt im Gegenzug die Seelen seiner Opfer. Die Überführung der Seelen übernimmt das dämonische Geschöpf Petryl, das sich fortan  mit Lamort dessen menschlichen Körper teilt. Bei Bedarf und zur Übergabe der Seelen verlässt er dessen Körper. Nachdem Lamort seine Schuldigkeit getan hat, hält sich Asmodis natürlich nicht an die Abmachung. Der Dämon verschmilzt mit dem Gebäude, denn das war von Anfang an der Plan Asmodis. Für ihn sollte dieses Gebäude eine Festung in der Zeit werden, in der er über die Jahrhunderte hinaus Seelen für seinen Herrn sammeln sollte. Doch da hat er die Rechnung ohne John Sinclair gemacht. Denn der wird auf die erneuten Mordfälle im alten Hotel angesetzt und kommt den wahren Hintergründen schnell auf die Spur.

Wenn wirklich Holmes als Grundlage und Ideengeber agierte, dann hat die Autorin das Ganze super in einen Sinclair-Roman adaptiert. Holmes konnten ja „nur“ 28 Morde nachgewiesen werden, aber man ging damals von wesentlich mehr unbekannten Opfern aus, da er viele ebenfalls im Fluss oder in Säurebädern entsorgte. Er behauptete bis zu seiner Hinrichtung vom Teufel besessen zu sein. Im vorliegenden Band ist es ebenfalls ein Pakt mit dem Teufel, der auch in dieser Woche zu einem erneuten Aufeinandertreffen von John Sinclair und Asmodis führt. Ein grandioser, spannender und gut geschriebener Beitrag von Marlene Klein, der nicht nur Krimiflair hatte, sondern auch die übersinnlichen Themen ausreichend bediente. Schön, das es nun auch einmal eine Autorin bei Sinclair gibt. Und längst überfällig, haben starke Frauen doch schon immer die Welt von Sinclair geprägt. Einmal mehr darf auch das atemberaubende Titelbild von Timo Wuerz nicht unerwähnt bleiben. Es ist das Sahnehäubchen auf diesem Fünf-Sterne-Roman!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2241 - Eishauch des Todes - von Rafael Marques

Geschrieben von Rafael Marques
Erschienen am 22.06.2021
Cover von Shutterstock

Curtea de Argeș, Rumänien, 1692

„Nico, Simona ...“
Die Geschwister beugten sich noch weiter zu ihrem auf dem Sterbebett liegenden Vater hinab und drückten sich an ihn. Ihre Tränen benetzten sein weißes Hemd, das bereits wieder vom dem Blut der stetig nässenden Wunden verschmutzt war. Iolad Damascu, der sein Leben lang stark hatte sein müssen, um seine Familie zu beschützen, wirkte nun, in seinen letzten Stunden, alt und krank. Dabei hatte er gerade erst das vierzigste Lebensjahr vollendet.
„Papa, du darfst nicht sterben“, hauchte ihm seine Tochter zu. Simona, die so wunderschön war wie ihre Mutter, schluchzte und wollte sich gar nicht mehr aus seiner schwachen Umarmung lösen.
„Es geht nicht anders, Simona. Ich ... werde euch verlassen ...“
Nico schüttelte den Kopf. „Gib nicht auf. Lass nicht zu, dass der Teufel sich deine Seele holt.“
„Niemals, das wird er ... niemals schaffen. Der Engel ... wird dafür sorgen.“
„Und wenn der Fürst eines Tages zurückkehrt?“

Die Geschwister Liz und Damien Waterston erwerben ein Schloss in den Südkarpaten und stoßen dort auf ein tödliches Geheimnis, das die Familie Damascu seit Jahrhunderten im Zaum gehalten hat. Damien und seine beiden Freunde Joel und Billy Abernathy sterben dabei und die Leichen werden von Liz nach London überführt. Als die beiden Abernathys im Besatattungsinstitut als Eiszombies wiederkehren, wird John Sinclair auf den Fall angesetzt. Sein Weg führt in zum Ursprung in den Karpaten. Mit der unerwarteten Hilfe eines Engels versucht er das Unheil erneut zu bannen.

John Sinclair, ein Engel, der Teufel, eine Eishexe und eine alte Familienbürde, das ist die Quintessenz aus der Rafael Marques den vorliegenden Roman der Serie gestrickt hat. Der Einstieg und Hintergrund zur Story gestaltete sich gut und vielversprechend. Bis zur Überführung der untoten „Eisleichen“ und John Sinclairs Übernahme des Falls fand ich das erste Drittel sehr gut und spannend. Dann will der Autor aber für meinen Geschmack zu viel. Anstatt etwas geradliniger zu bleiben, überfüllt er die Bühne mit Handlung und Protagonisten. Somit verliert sich die Spannung und er Lesefluss etwas und mündet in einem überhasteten Finale. Gutes Konzept, das für meinen Geschmack etwas weniger gut umgesetzt wurde. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1228 - Druidenfluch - von Veronique Wille

Geschrieben von Veronique Wille
Erschienen am 20.06.2021
Cover von Shutterstock

Die Gaukler kommen!
Jedermann in Saint-Cyriac freut sich über die Neuankömmlinge, die Abwechslung in das zurzeit recht schläfrige Dorfleben verheißen. Zamorra und Nicole freuen sich zudem, eine alte Bekannte wiederzusehen: Crazy Laze, die mit ihrem zauberkundigen Anhang die Sonnenwendfeier zelebrieren will. Doch leider verläuft die Feier nicht ganz so friedlich wie erhofft …

In einer unbekannten Vergangenheit wird das Mädchen Maledisants von dem Druiden Myrddin in die Ausbildung genommen. Sie verbringt fortan mit anderen Schülerinnen ihr Leben im Wald bei dem Druiden. Der Frieden wird aber von blutrünstigen Goblins bedroht. Als Gwydion einen der Goblins tötet, wird er von dem Druiden als Leibwächter der Mädchen engagiert. Doch Gwydions Gier fordert immer höhere Bezahlung. Als er bemerkt, das Gwydion ihm Diamanten und Gold nur vorgetäuscht hat, verrät er seinen Herrn. Die Goblins nehmen mit seiner Holfe fürchterliche Rache. Myrddin belegt ihn dafür über den Tod hinaus mit einem Fluch.

Als die Gaukler in das Dorf Saint-Cyriac kommen und die Bewohner von Château Montagne etwas Ablenkung suchen, trifft Gyungo dort auf den Druiden. Dieser erkennt ihn als den wiedergeborenen Gwydion. Und so wird das Fest erneut zum Erfüllungsort des Druidenfluchs. 

Veronique Wille macht mit diesem Band einen ungewohnt intensiven Ausflug in die Fantasy. Es ist mir mittlerweile klar, dass Zamorra in keine Gruselklischeekiste passt und mich immer wieder überrascht. So auch im vorliegenden Band, in dem Gyngo seiner wahren Vergangenheit begegnet. Druiden, Zwerge und Goblins, damit hätte ich in dieser From nicht gerechnet. Und Veronique Wille gelingt auch dieser Spagat gut, auch wenn Zamorra und die Handlung in der Gegenwart etwas zu kurz kommen. Das ist mal wieder dem begrenzten Platz eines Heftromans geschuldet. Die Geschichte hätte mal wieder einen guten Zweiteiler ergeben. Ein sehr interessantes Porträt der Autorin rundet diesen Band ab. Die Autorin kann jedenfalls auch Fantasy und das bestätigt sie auch im Interview. Leider wird dort nicht verraten unter welchen Pseudonym sie bereits drei Fantasy-Romane geschrieben hat. Das hätte mich sehr interessiert. Fantasy scheint ihr jedenfalls auch bei Zamorra viel Spaß gemacht zu haben und so kam es auch bei mir an. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 559 - Der Schatz im Kratersee - von Christoph Schwarz

Geschrieben von Christoph Schwarz
Erscheint am 22.06.2021
Cover von Shutterstock


Während sich Pilâtre de Rozier in der Parallelwelt aufhält, sind Matt und Aruula mit den beiden Daa'muren am Kratersee unterwegs. Hier hoffen sie jene Kristalle zu finden, die die einzig wirksame Heilung vom Dunklen Keim versprechen. Matt will die Suche bei dem Drakullendorf beginnen, zu deren Einwohnern sie bereits Kontakt hatten. Doch Je'lynn, der Dorfvorsitzende, ist erschrocken über ihr Vorhaben und weist sie zurück. Die Herrin vom Seewürde nicht dulden, sich an dem Schatz zu vergreifen.
Die Gefährten ignorieren die Warnung – und stoßen auf ein Erbe der Vergangenheit, das im Jahre 2510 in einem Bunker in Novosibirsk seinen Anfang nahm ...

Die Führung des  Bunkers in Novosibirsk entdeckt 2510 bei einem Sprengstoffunfall zufällig innerhalb des Bunkers die dort integrierte Gen-Arche. Dort fanden nach der Katastrophe im 24. Jahrhundert Experimente mit widerstandsfähigen Tiermenschmutationen statt. Großzarin Nadescha führt diese Experimente fort und forscht „nebenbei“ noch an der Unsterblichkeit. Die Experimente geraten aus dem Ruder und es entsteht ein Wesen, dass es 2551 Matt und seinen Mitstreitern schwer macht, an die so wichtigen Kristalle heranzukommen.

Es geht mit Christoph Schwarz zurück an den Kratersee. Und in der Zeit zurück vor dem Abzug des Wandlers. Zu Anfang hatten wir ja oft Romane, die eine Entwicklung nach dem Einschlag thematisierten und eine Verbindung mit der realen Welt vor 2012 herstellten. So auch endlich wieder im vorliegenden Roman. Die Gen-Arche in San Diego gibt es immer noch. Auch die russische Firma Kriorus. Auch wenn sich diese mittlerweile eher auf das kommerzielle Einfrieren von Menschen spezialisiert hat. Ich mag solche Verbindungen in die dunkle Vergangenheit der Erde ja sehr. Auch die Entstehung und negative Entwicklung von Maschda war gut konzipiert und umgesetzt. Ihre Wandlung zur Herrin des Sees und die Verbindung zu den Daa’muren und ihrem Leshi’ye ein absolutes Highlight. Eine faszinierende aber auch tragische Geschichte um eine Protagonistin aus russischer Vergangenheit. Und ein rundum gelungenes Abenteuer mit Grao, Ira und den Drakullen am Kratersee. Auch wenn ich es mittlerweile zu einfach finde, wie sich die Protagonisten in der postapokalyptischen Welt von Maddrax von A nach B bewegen können. Der anfängliche Reiz und die Gefahren des Reisens innerhalb der Serie sind leider gänzlich verschwunden. Und so liegt auch der Fokus mittlerweile nicht mehr auf einem Gebiet, sondern Matt und Aruula jagen von Schauplatz zu Schauplatz. Und nächste Woche geht es so auch wieder zurück zum Hort des Wissens und einem Wiedersehen und -lesen mit den Marsianern, was ich natürlich trotz dieser Kritik toll finde. Denn es sind solche Geschichten wie die vorliegende, die den besonderen Flair der Serie weiterhin aufrecht erhalten. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair Classics 98 - Ausflug ins Jenseits - von Jason Dark (Walter Appel)

Geschrieben von Jason Dark (Walter Appel)
Erschienen am 01.06.2021
Cover von Ballestar

Der zwielichtige Londoner Reisebürobesitzer Thomas Argyll bietet eine exklusive Busreise nach Schottland an. Höchst seltsam ist nur, dass sich die Reisenden nicht aus eigenem Willen, sondern wie von einem unheimlichen Zwang geleitet, zu dem Ausflug anmelden. So auch Jane Collins Freundin, Shirley Barnard, die ursprünglich auf die Seychellen wollte. Als der Geisterjäger John Sinclair schließlich im Reisebüro am eigenen Leib erfährt, dass hier dunkle Mächte am Werk sind, kauft er kurzerhand ein Ticket ...

Unter dem Pseudonym Jason Dark schrieb nicht nur Helmut Rellergerd John Sinclair. Auch Walter AppelMartin EiseleFriedrich Tenkrat und Richard Wunderer schrieben als Jason Dark insgesamt 55 Sinclair-Romane. Der vorliegende Beitrag (von insgesamt fünf Romanen für die Serie) von Walter Appel/Earl Warren ins Sinclair-Universum liegt nun in der Classics Neuauflage vor. Es ist ein schönes Gruselabenteuer das etwas den Charme der 70er und 80er Jahre verbreitet. Nicht nur was die Kleidung und das gesellschaftliche Bild angeht, das dieser Roman vermittelt. Auch die Busreise nach Schottland mutet insgesamt sehr nostalgisch an. Und das Ende hatte sogar eine lovecraftsche Cthulu-Anmutung und hat mir am besten gefallen. Die Reise selbst und der Roman zieht sich zwar stellenweise etwas, bleibt aber insgesamt unterhaltsam mit seinen Zwischenstationen und den damit verbundenen Aktivitäten Argylls. Erfrischend fand ich auch den Auftritt von Professor Hieronymus Adolf Melibocus und seinem Assistenten Fitz Fitzgerald, der leider einmalig in der Serie blieb. Ich sehe nicht nur in dieser Besetzung, sondern auch im Roman insgesamt immer wieder starke Parallelen zu Tanz der Vampire und Professor Ambronsius und dessen Assistenten Alfred. Kein herausragender aber ein guter Beitrag von Walter Appel.

⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2240 - Der dämonische Hutmacher - von Michael Schauer

Geschrieben von Michael Schauer
Erschienen am 15.06.2021
Titelbild von Shutterstock 

Zuerst sah er den Hut, dann den Mann.
Hat er sich tatsächlich schon wieder einen neuen gekauft?, dachte Neal Sanders, als sein Kollege Gary Wind sich über den breiten Flur langsam ihrem gemeinsamen Arbeitsplatz näherte. Um ihn herum war es hektisch und laut, Menschen riefen scheinbar wahllos Zahlen durch den Raum und tippten geräuschvoll auf Tastaturen herum, Telefone klingelten pausenlos. Ein ganz normaler Donnerstagmorgen an der Londoner Börse.
Sanders strich sich durch das dichte, graue Haar und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Dann hatte Gary seine Ankündigung wohl wahr gemacht und war gestern bei diesem neuen Hutmacher in der St. James Street gewesen. Er schwärmte ihm schon seit Tagen von diesem Laden vor. Sein Kollege war ein Hutnarr, er besaß mindestens ein Dutzend davon. Seine neueste Erwerbung war, soweit Sanders sich da auskannte, ein Porkpie-Hut, wie ihn oft die Musiker am Covent Garden trugen ...

An der Londoner Börse läuft ein Mann mit einem Tick für Hüte Amok. Kurz zuvor hat sein Kollege einen Totenkopf statt seines Gesichtes gesehen. Das bringt John Sinclair ins Spiel und führt ihn auf die Spur des Hutmachers Tarsov. Dort hatte zuvor Milli Peaches ihren Hut abgeholt, den sie sich extra für Ascot anfertigen lies und platzte dabei in ein magisches Ritual. Sie kann entkommen und liefert Sinclair und Suko damit die entscheidenden Hinweise. Der Hutmacher hatte auch dem Amokläufer einen Hut angefertigt und verkauft. Er plant mit seinen dämonischen Hüten Ascot in ein dämonisches Massaker zu stürzen. Als selbst Suko in seine Fänge gerät, wird es für Sinclair und Milli mehr als brenzlig.

Ein genialer Plott, unerwartete Wendungen und eine köstliche Begegnung zwischen Sinclair und der Queen. Das ist in Kürze mein Fazit zu diesem schönen Sinclair-Roman von Michael Schauer. Einen Hutmacher und Ascot in dieses Abenteuer einfließen zu lassen, war eine schräge und schöne Idee und die Ausführung hat echt Spaß gemacht. Außerdem gab es einige wirklich spannende Szenen, die einen mal wieder mit um um die Protagonisten zittern ließ. Suko unter dämonischen Einfluss gegen seinen besten Freund und Kollegen zu stellen, war auch mal wieder abwechslungsreich und erfrischend. Fünf Sterne von mir für diesen tollen Roman!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2239 - Das satanische Wunschkonzert - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 08.06.2021
Titelbild von Timo Wuerz

Es gibt immer wieder Überraschungen in meinem Leben, die mir die andere Seite beschert.
So auch in diesem Fall. Da bekam ein Teenager namens Lena Green ein altes Radio geschenkt und sorgte dafür, dass es seine ganze Kraft ausspielen konnte.
Drei Monstren erschienen. Eine Hexe, ein Maskenmann und ein Zombie. Und sie spielten das satanische Wunschkonzert ...

Lena Green lebt mit ihrer Tante in einem Kloster. Beide sind zivile Bewohner und arbeiten für die Nonnen. Bei einem Ihrer „Ausreißausflüge“ entdeckt Lena in einem Antiquitätengeschäft ein altes Radio. Der merkwürdige  Inhaber drängt sie dazu es mitzunehmen und verspricht ihr damit ein anderes, besseres Leben. Sie lässt sich überreden und entdeckt kurz darauf die drei dämonischen Geister, die das Gerät beherbergt. Sie erfüllen ihre satanischen Wünsche in Bezug auf ihre Peiniger, die sie immer wieder im Kloster belästigen. Doch die mysteriösen Morde rufen bald den Geisterjäger auf den Plan. Nicht lange und die Spur führt zum Nonnenkloster und zu Lena Green, die durch das Radio selbst immer dämonischer wird...

Jason Dark liebt es Alltagssituationen in seinen Romanen dämonisch zu entfremden. Diesmal tut er dies mit einem Alltagsgegenstand, der mir von meinen Großeltern noch sehr gut in Erinnerung ist. Ein altes Röhrenradio mit einem sogenannten „magischen Auge“ beherbergt die drei dämonischen Hauptdarsteller dieses Romans. Eine sehr gelungene Idee, die mich besonders am Anfang an „Needful Things“ von Stephen King erinnerte. Ein sehr spannendes und schönes Geisterjäger-Abenteuer aus der Feder des Meisters, das bis auf die erneut hölzernen und teils unlogischen Dialoge diesmal sehr gelungen war. Auch störte mich etwas die Motivation von Lena, ihre vermeintlichen Peiniger loszuwerden. Da erschien es mir auch etwas weit hergeholt, jeden umbringen zu wollen, der nur lüstern schaute. Und das alle hier zu geifernden Mördern werden, die in ihrem Umfeld leben. Aber ansonsten war es ein gelungener Roman der kurzweilig und sehr unterhaltsam war. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️