Maddrax 557 - Der Sklavenhändler - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erscheint am 25.05.2021
Cover von Shutterstock

Nur knapp ist Vasraa Uon dem sorgfältig eingefädelten Plan von Aran Kormak, der sie zur Verräterin und Diebin abstempelte, entkommen. Wenn auch mit schlimmen Wunden an Körper und Geist - denn durch den Absturz mit dem Gleiter hat sie ihr Gedächtnis verloren und ist so den Launen ihres Retters hilflos ausgeliefert.
Doch Vasraa wäre nicht Vasraa, wenn sie sich mit dieser Situation abfinden würde. Und bald schon wird die Gejagte zur Jägerin ...

Kormaks Plan ist fast aufgegangen, denn Vasraa hat seinen Plan mehr Tod als lebendig überlebt. King Curd hat sie jedoch aufgelesen und lässt sie medizinisch versorgen und wieder zusammenflicken. Sie hat aber ihr Gedächtnis verloren und kann sich nicht an ihre Vergangenheit und die Ereignisse die zu ihrem Zustand geführt haben erinnern. Curd erkennt nach ihrer Genesung ihre Fähigkeiten schnell und verkauft ihr eine Vergangenheit als seine Leibwächterin. Curd möchte sich im Menschenhandel ein zweites Standbein aufbauen und begeistert den Sklavenhändler Hesch Tägg für seine Idee, die Straßenkinder von Sinsati einzufangen und auf dem Sklavenmarkt von Schaalsten feilzubieten. Doch der Ausflug wird zur harten Auseinandersetzung, denn sein neuester Fang Vasraa oder Razor, wie sie sich wegen ihres Gedächtnisverlustes nun nennt, stellt sich auf die Seite der Kinder und macht Curd und Tägg das Leben schwer.

Endlich mal wieder ein echter „dreckiger“ Endzeitroman, der ganz ohne Effekthascherei und übersinnliche oder außerirdische Komponenten auskommt. Florian Hilleberg schildert im aktuellen Roman Vasraas weiteren Weg. Und damit nicht nur ihren, sondern auch den Überlebendkampf der Kinder aus Sinsati. Das Wiedersehen und die Fortführung der Handlung um Nuar, Kriischa und Co. hat mich sehr gepackt und gefreut. Zudem hatte der Roman auch mal wieder eine ordentliche Portion maddraxübliche Ironie und eine grandiose endzeitliche Stimmung. Butscha, Peet Bull oder Hesch Tägg als Skalvenhändler mit seinem Brandzeichen # haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht und waren auch mal wieder richtige Endzeitcharaktere. Das fehlte mir in letzter Zeit öfter und ich wünsche mir mehr davon. Ich glaube nicht, dass es für die Leser langweilig wird zu erfahren, wie sich Welt und Gesellschaft nach all den Ereignissen und Jahren nach Christopher-Floyd entwickelt haben.

Ich freue mich übrigens sehr, dass Florian (noch nicht) für Perry Rhodan schreibt.  Denn er scheint kein Gucky-Freund zu sein und lebt nun bei Maddrax seine kranken Mausbiberfantasien aus. Ich zitiere: „Ich habe einen verschissenen Mausbiber abgeknallt.“ Ich muss gestehen, dass sein Umgang mit den possierlichen Tierchen mir beim lesen fast körperliche Schmerzen bereitet hat. Er lässt ein Exemplar von Curd nicht nur auf brutalste Weise erlegen, sondern weidet ihn auch genüsslich aus und brät und isst ihn sogar. Ich würde einen Stern für diese Blasphemie abziehen, aber der Roman war einfach insgesamt zu gut und verdient alle fünf Sterne.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️



John Sinclair Classics 97 - Der Alptraum-Garten - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Ballestar

Auf einer kleinen Insel bei Evre du Lac befindet sich ein prachtvoller Garten mit etlichen Steinstatuen. Düsteren Gerüchten zufolge soll dort allerdings eine seltsame Bildhauerin namens Lydia La Grange wohnen, die mit den Kräften der Hölle in Verbindung steht. Doch immer wieder gibt es Waghalsige, die sich über diese Warnungen hinwegsetzen. Der Reporter Balmain wird nur wenig später von einer Steinfigur getötet. Bill, Suko und John fahren daraufhin nach Frankreich, um das Rätsel um Lydia La Grange und ihren Garten zu lösen ...

Ein sehr guter Teaser zum Heft, der die Handlung bereits trefflich zusammenfasst. Und so sind wir gleich mitten im Geschehen. Eine geheimnisvolle Insel mit einer mysteriösen Bewohnerin um die sich geheimnisvolle Gerüchte ranken. Sie soll Steinfiguren herstellen, die zum Leben erwachen und die Insel vor fremden Eindringlingen beschützen. Das dies alles wahr ist, müssen zunächst zwei neugierige Reporter am eigenen Leibe feststellen. Nur einer der beiden kann entkommen und informiert seinen Freund Bill Conolly. Dies hat natürlich zur Folge, dass auch John Sinclair und Suko zu einem packenden Abenteuer aufbrechen. Dazu gibt es noch ein Seeungeheuer, dass Suko daran hindert, seinem Freund John zu Hilfe zu eilen, als er das Rätsel um die Insel lüften will. Kleiner Spoiler: Der schwarze Tod ist auch wieder indirekt mit dabei. Ein atmosphärisch dichtes und vielschichtiges Abenteuer, das unfassbar spannend bis zum Schluss war und zu keiner Zeit langweilig oder langatmig wurde. Und eine sehr umfangreiche Handlung für einen kleinen Heftroman.

Ich mag die klassischen Sinclairs in denen damals alles begann. Damals wurden Charaktere und Gegner erfunden, aus denen in den folgenden Jahrzehnten ein faszinierender Serienkosmos entstand, der es bis heute auf mehr als 2200 Hefte in der Hauptserie und unzählige Nebenpublikationen in mehreren Auflagen in dreistelliger Millionenhöhe gebracht hat. Jason Dark war damals wortgewandter und der Schreibstil war besser und anspruchsvoller als heute. Aber darüber habe ich mich in letzter Zeit oft genug ausgelassen und deshalb auch wieder zur Classics-Reihe gegriffen. Dort ist es allerdings besonders zu bemerken. Damals waren die Autoren der Groschenhefte schon auf einem ganz hohen Niveau, wurden aber gnadenlos unterschätzt und belächelt. Heftromanautoren wie Jürgen Grasmück (Dan Shocker), Ernst Vlcek oder Kurt Luif (Neal Davenport), erhielten oft erst spät oder post mortem die verdiente Anerkennung und konnten mehr als nur Trivialliteratur schreiben.

Auch der Alptraum-Garten war so ein klasse Retro-Abenteuer, das fünf Sterne von mir bekommt.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2236 - Mein Freund, der Totenengel - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Timo Wuerz 

Kann man Tote sehen, wenn sie längst begraben sind?Auf keinen Fall. So dachte ich, bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Man konnte die Toten sehen. Nur in einer anderen Form, als tödliche Schatten.
Die machten Jagd auf Menschen und mussten gestoppt werden. Ich stellte mich ihnen, aber nicht allein, denn ich hatte einen mächtigen Helfer, den Engel der Toten ...

Tödliche Schatten verbrennen scheinbar willkürlich Menschen. John Sinclair greift ein und trifft bei seinen Ermittlungen auf Abraham Moody. Der mysteriöse Mann entpuppt sich als Totenengel der Sinclair um Unterstützung im Kampf gegen die Schatten bittet. Dabei müssen sie schließlich unsere Welt verlassen und stellen sich der Bedrohung im fünften Himmel. Denn von dort kommen die Schatten aus der Zwischenwelt und hier müssen sich die beiden Verbündeten einem Schattenkiller stellen.

Im Moment bin ich mal wieder auf dem Sinclair-Trip und deshalb habe ich auch den aktuellen Band aus der Feder vom Schöpfer Jason Dark gelesen. Wiederum mit gemischten Gefühlen. Die erste Hälfte war wieder sehr gut, spannend und hier zeigt Jason Dark einmal mehr seine Stärke. Alltagssituationen und vermeintlich normale Zeitgenossen in Sinclairs Abenteuer einfließen zu lassen. Da wird die Dönerbude und sein Besitzer zum Opfer, ebenso wie die Mafia in einem Ferrari in der Waschstraße. Abraham Moody, der Totenengel, war ein schöner Charakter, der leider in einem Heft „verheizt“ wurde. Ihn hätte ich gerne in weiteren Abenteuern an Johns Seite gesehen. Die Reise mit den Zivilisten in die Zwischenwelt war atmosphärisch schön und gut umgesetzt. Ich will nicht erneut auf der schwachen stilistischen Umsetzung herumreiten. Sie hat mich aufgrund der Story auch diesmal weniger gestört. Mir fiel aber beim aktuellen Sinclair Classics Band 97 „Der Albtraum-Garten“ (den ich gerade im Anschluß lese) auf, wie sehr sich die alten Romane von Jason Dark von seinen neuen Heften unterscheiden. Man hat das Gefühl, dass zwei völlig verschiedene Schriftsteller die Werke verfasst haben. Und normalerweise müssten die neuen Geschichten schriftstellerisch reifer und besser sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Und so war mir auch beim vorliegenden Band das Ende wieder zu sehr Standard, denn John räumt den Feind einmal mehr mithilfe seines Kreuzes auf den letzten Seiten aus dem Weg. Und zurück bleibt wieder ein Roman der gut war, aber nicht langfristig im Gedächtnis bleiben wird. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️


Professor Zamorra 1225 - Virus-Alarm! - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.21
Cover von Dirk Berger


2020 hielt das Corona-Virus die Welt in Atem. Binnen kürzester Zeit kam die Weltwirtschaft zum Erliegen, die Gesundheitssysteme gerieten an ihre Grenzen und standen kurz vor dem Kollaps. Die Politiker sämtlicher Nationen waren mit der Situation überfordert. Fieberhaft wurde nach Impfstoffen und Heilmitteln geforscht. Es wurde ein Wettlauf mit der Zeit ...
Und niemand ahnte, dass in einem Schlachthof im niedersächsischen Emsland bereits eine neue Gefahr heranwuchs. Tausend Mal tödlicher als Corona. Eine Seuche biblischen Ausmaßes ...

Vivian Schmitt und Roland Kramer, zwei Tier- und Umweltschutzaktivisten, planen den Livestream ihres Einbruchs in einen Großmast- und Schlachtbetrieb zu übertragen, um die Machenschaften der Asag Holding GmbH in Traben im Emsland offenzulegen. Doch zur Übertragung kommt es nicht und die beiden scheinen spurlos verschwunden zu sein. Da Zamorra Vivian aus ihrer Studentenzeit aus seinen Vorlesungen kennt, wird er im Netz darauf aufmerksam. Er vermutet auch aufgrund des Namens der Firma dämonische Aktivitäten. Daher überredet er Nicole ins Emsland nach Deutschland zu fahren um der Sache auf den Grund zu gehen. Es erwartet die beiden eine Bedrohung biblischen Ausmaßes und ein Gegner, der sich nicht nur die Pandemie, sondern auch das rücksichtslose Verhalten der Menschheit zu Nutze macht.

Im Vorfeld zu diesem Roman von Ian Rolf Hill gab es im Netz Diskussionen zur Thematik des Heftes. Sollte man das Thema Virus in der aktuellen Pandemie als Vorlage für einen Heftroman nehmen?! Auch auf der Leserseite wird auf das „prekäre“ Thema hingewiesen. Zu unrecht wie ich finde. Ich kann diese Diskussion überhaupt nicht nachvollziehen. Oder liest und schaut derzeit niemand mehr Bücher und Filme zu den Themen Naturkatastrophen, Viren und Pandemien, Korruption oder Mord, nur weil dies tagtäglich in der Realität passiert? Der Heftroman ist seit es ihn gibt (also seit mehr als 150 Jahren) ein Spiegel der Gesellschaft. In allen Genres werden immer wieder gesellschaftskritische Themen verarbeitet. Also warum nicht das Thema Corona und Viren in einem aktuellen Zamorra-Roman?

Soviel ich weiß oder gelesen habe ist Florian Hilleberg selbst Veganer und man merkt diesem Roman an, wie sehr ihm die verarbeiteten Themen am Herzen liegen. So sind die Beschreibungen zu den Verhältnissen im Mastbetrieb genauso eindringlich wie die Gedanken zur Entstehung der aktuellen Pandemie und das Verhalten der Menschen in Bezug auf Natur, Umwelt und Ernährung, die er Zamorra und Nicole in diesem Roman in den Mund legt. Die Geschichte rückte dabei aber in einigen Passagen auf Kosten der Erläuterungen und Fakten zum Thema für meinen Geschmack etwas zu sehr in den Hintergrund. Die Idee war aber sehr gut umgesetzt. Die Horrorelemente im Roman kamen nicht zu kurz. Die Highlights für mich waren die „Fleischszene“ und das Ende von Vivian und Roland, die Verwandlung des Dämons in die Fliege und die Auseinandersetzung von Zamorra und Nicole mit den zombieartig Infizierten. Aber auch der unterschwellige „Realitäts-Horror“ kam nicht zu kurz. Vier Sterne für einen sehr zeitgemäßen Zamorra-Roman.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 556 - Ein Fremder im Kollektiv - von Ro Demaar

Geschrieben von Ro Demaar und Michael Schönenbröcher
Erscheint am 11.05.2021
Cover von Néstor Taylor

Nachdem die Daa'muren Grao und Ira zu den Freunden in der Wolkenstadt Orléans-à-l'Hauteur gestoßen sind, beraten sie gemeinsam über weitere Schritte, um gegen die Bedrohung der Dunklen vorzugehen und Pilâtres Enkel Pilou zu heilen.
Ira erinnert sich an eine Präsenz, die sie auf der Reise zum Victoriasee wahrgenommen hat, ohne ihr nachgehen zu können. Nun will sie wissen, was dahinter steckt – und weckt damit uralte Geister ...

Im Jahr des Abzugs des Wandlers misslingt es dem Daa‘muren Ordu‘lan‘balat am Victoriasee seinen Sohn Tolo aus dem Kristall in dem sein Geist enthalten ist, in einen Wirtskörper zu übertragen. Er bleibt deshalb mit dem Kristall auf der Erde zurück. Balat schließt sich Wasambo, einem Jungen aus einem Stamm vor Ort an und wird zum Beschützer und Retter der Einheimischen. Er gibt sich schließlich als Daa’mure zu erkennen und wird zum Freund und Vertrauten des zukünftigen Häuptlings Wasambo. Seinen Kristall hütet er weiterhin, denn er hegt die Hoffnung, dass er seinen Sohn doch noch retten kann. Als die Dunklen und die Parallelwelt am Victoriasee auftauchen, wird der Kristall aktiv und seine Hoffnung steigt erneut.

In der Gegenwart treffen schließlich auch Matt und Aruula, die sich zwischenzeitlich mit Grao und Ira im Kampf gegen die Dunklen verbündet haben, auf Balat. Doch Renar, ein Teleporter der Dunklen, ist der Gruppe auf den Fersen. Renar erbeutet  den für ihn unbekannten und mysteriösen grünen Kristall von Balat. Dieser zerbricht aber letztendlich im Kampf. Das dieses Unglück zur Rettung aller dienen kann, wird dabei eher zufällig entdeckt.

Ro Demaar, der neue Autor bei Maddrax, hat sein Pseudonym bereits Wochen vor der Veröffentlichung des Romans gelüftet und war mir tatsächlich als Perry Rhodan Fan kein Unbekannter. Es handelt sich um Ulf Fildebrandt, der bisher nicht nur bei PR-Stellaris aktiv war. Unter der Mithilfe von Matt Mike hat er nun seinen ersten Maddrax verfasst. Und das Ergebnis ist nicht nur kurz und knackig geraten, sondern hat auch enorm Spaß gemacht. Kern der Geschichte ist der Weg des bisher unbekannten Daa‘muren Ordun‘lan‘balat, dessen Schicksal ihn am Victoriasee zurückließ, als der Wandler damals das Weite suchte. Eine sehr schöne Zeitreise an dessen Seite gipfelt schließlich in einem unerwarteten Finale mit dem Dunklen Rena und der zufälligen Entdeckung eines Heilmittels gegen die Infizierung mit dem schwarzen Rauch. Grao und Ira haben hoffentlich einen weiteren Gefährten gefunden, der uns noch erhalten bleibt. Wer hätte in den Anfangszeiten der Serie gedacht, dass einem einmal Daa‘muren sympathisch sein könnten! Und ich fand, dass dieser Roman in den Rückblicken sowohl ein wenig des alten Flairs widerspiegelte, als auch in der gegenwärtigen Handlung spannend und überzeugend von Anfang bis Ende war. Deshalb gibt es von mir fünf Sterne für Ulf zur Begrüßung.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2235 - Der Spinnenfrau ins Netz gegangen - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.2021
Cover von Timo Wuerz

Mein Name ist John Conolly!
Ich war Irrenarzt im Middlesex County Asylum und setzte mich für eine humanere Behandlung der Irren ohne mechanische Zwangsmittel ein. Doch dann wurde ich Opfer einer Intrige. Es dauerte ein wenig, bis ich dahinterkam, doch dann war ich mir absolut sicher.
Eine perfide List einer Irren, die sich dem Bösen verschrieben hatte. Doch damit war nun endgültig Schluss. Hier und heute würde es enden ...

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich derzeit parallel Dark Land lese. Habe alle Ausgaben damals gekauft und gesammelt, aber zur Zeit der Erscheinung leider wenig Zeit zum lesen. Dies hole ich nun nach und war doch freudig überrascht, dass Twilight City und die Thematik nicht gänzlich aus der Hautserie John Sinclair verschwunden ist. Dafür sorgte Ian Rolf Hill mit den letzten beiden Folgen. Als ich in der Rezension zum Auftaktband erwähnte, dass ich mich sehr darauf freute Cruciata in Dark Land zu begegnen, ereilte mich eine Nachricht eines gut informierten Insiders. Ich nenne ihn hier einmal Rian H. Berg. Er klärte mich darüber auf, das Cruciata in Dark Land gar nicht in Erscheinung tritt, sondern aus einem Expo zu einem unveröffentlichten Roman der DL-Serie stammt, das letzendlich in John Sinclair Band 2131 „Comeback im Zwielicht umgesetzt wurde.

Also griff ich als Überbrückung und Vorbereitung zum zweiten Teil auch zu diesem Band in dem es um Cruciata und den Showman geht. Ganz nebenbei auch ein eigenständiger fünf Sterne Roman von Ian Rolf Hill der als meine persönliche Empfehlung unbedingt als Ergänzung zum Zweiteiler und Dark Land gelesen werden kann und sollte.

Zurück zum vorliegenden zweiten Teil rund um Johnny und die Suggesta. Was Florian hier zustande gebracht hat ist grandios und hätte eine Sinclair Taschenbuch wie damals „Brandmal“ verdient. Auf der Leserseite schreibt er über die Recherche und das er sich extra Lektüre zur Vertiefung des Themas besorgt hat. Für einen Heftroman ist das enormer Aufwand und zeigt die Hingabe, mit der er für seine Lieblingsserie arbeitet. Hut ab und größten Respekt davor und vor allem vielen Dank für solch großartige Unterhaltung im oft unterschätzten Heftromanformat. Die Handlung im Asylum um den „anderen“ John Connoly waren derart eindrücklich und spannend und erinnerten mich an Filme wie Shutter Island oder American Horror Story Asylum und ließen den eigenen Film im Kopf abspielen. Aber in der Literatur ist es wie in der Musik. Du hast seit Jahrhunderten die gleichen Akkorde und Harmonien. Dennoch entsteht ständig aus neu arrangierten Aneinanderreihungen und Interpretationen etwas völlig Neues. Auch war ich bezüglich der Auflösung um John Connoly in der Vergangenheit auf einem völlig falschen Pfad. Das dieser Arzt wirklich lebte und so eine Steilvorlage für die Ideen Florians bot, entnahm ich erst der Leserseite. Diese Geschichte in den wahren Ursprung um den Fluch der Conollys einfließen zu lassen war der Hammer. Das Finale lässt nicht nur auf eine neue Allianz des Bösen hoffen, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Spinnenfrau. Fünf grandiose Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


John Sinclair 2234 - Wen der Wahnsinn ruft - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 04.05.2021
Cover von Shutterstock

An
Sir James Clark, Baronet
Leibarzt der Königin und seiner königlichen Hoheit des Prinzen Albert

Mein Herr!
Hauptsächlich Ihrer gütigen Ermunterung wegen sah ich mich vor vielen Jahren veranlasst, mich um die Stelle als Hausarzt im Hanwell Asylum zu bemühen. Neben den vielen anstrengenden Arbeiten, die dieses Amt mit sich bringen, mangelte es mir niemals an Ihrem anregenden Zuspruch.
Nach Beendigung meiner Tätigkeit daselbst und da ich nun in Kürze dem geneigten Publikum jenes System vorlegen werde, welches ich zu fördern strebte, fühle ich mich gedrungen, Ihnen mein inniges Gefühl der Ehre auszusprechen, das mir Ihre Freundschaft vermittelt, und Sie meiner aufrichtigen und dankbaren Hochachtung zu versichern.

John Conolly
Hanwell, 26. Juli 1856

Diese Vorschau des Verlages lässt den geneigten Sinclair-Leser sicherlich zunächst stutzen. John Conolly? 1856? Ja, genau! Es geht um einen John Conolly. Er ist ein Nervenarzt im mittleren Alter der die Leitung des Hanwell Asylum übernehmen soll. Dessen aktueller Leiter, Doktor Ellis, leidet an einer merkwürdigen Krankheit, an der er auch kurze Zeit nach Conollys Übernahme stirbt. Schuld an seiner Krankheit ist eine überirdische Macht, die auch kurze Zeit später John Conolly heimsucht. Katalysator scheint dabei die Patientin Margaret zu sein. In der Gegenwart verschwindet John Conolly nach einem Konzert plötzlich wie vom Erdboden. Cathy, sowie seine Familie und Freunde stehen vor einem Rätsel und auch sein Patenonkel Sinclair hilft schließlich bei der Suche. Sie treffen auf eine alte Bekannte aus Twilight City, welche die sprichwörtlichen Fäden in diesem undurchsichtigen Spiel zieht.

Wow. Was für ein Roman. Das es ein Auftakt zu einem Zweiteiler ist, habe ich diesmal erst atemlos am Ende erkannt als ich die Zeilen „ENDE des ersten Teils“ las.
Und das passiert mir wirklich selten. Am Ende war ich froh, dass hier nicht auf der letzten Seite alles pauschal aufgeklärt wurde. Aber von Anfang an. Das Seeting ist schonmal phänomenal und ganz nach meinem Geschmack. Ein Asylum Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aus unzähligen Filmen und Serien bekannte Szenerie, die hier von Ian Rolf Hill stimmungsvoll und unheilverkündend im Heftroman umgesetzt wurde. 

Auf der anderen Seite haben wir Johnnys mysteriöses Verschwinden und die spannende Suche seiner Freunde und Familie nach den Hintergründen. Alles baut sich langsam auf. Ein großes Fragezeichen schwebt während des ganzen Romans fast sichtbar über meinem Kopf. Die Zusammenhänge sind zwar erahnbar, aber keineswegs vorhersehbar. Und dann noch die Verbindung zum Fluch der Conollys und Twilight City und damit Dark Land. Beides lese ich gerade parallel und das passte natürlich thematisch gerade wie Arsch auf Eimer. Auch wenn ich bei Dark Land noch nicht so weit vorgedrungen bin um die Spinnendame zu kennen, kommt diese Doppelfolge wohl auch ohne große Vorkenntnisse genial rüber. Und ich freue mich auf die erste/erneute Begegnung bei DL. Immer wenn ich denke, es geht nicht mehr besser, belehrt mich Florian eines Besseren. Selten war ich so sehr gespannt auf eine Fortsetzung ... 

ENDE der ersten Rezension!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1224 - Der Alptraum-Sammler - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Dirk Berger

Eine unfassbare Kreatur stieg aus der Felsspalte empor! Der Leviathan war groß wie drei Hochhäuser, und der gesamte unheilige Körper stand in Flammen. Auf dem knochigen Schädel prangten Hörner wie bei einem Stier, in den gewaltigen Augen herrschte endlos scheinende Finsternis. Als er das Maul aufriss, hallte sein Ruf über die Ödnis, lauter als die Posaunen von Jericho. Ein Ruf voller Wut, Hass und Gier.
Mike Anderson hatte noch nie einen Dämon der Hölle gesehen. Trotzdem wusste er sofort, wen er da vor sich hatte.
Und mit einem Mal ahnte er auch, wo er sich befand ...

Durch übersinnliche Ereignisse im Hotel Majestic in Washington, leiten Zamorra und Nicole endlich die großen Zusammenhänge der letzten Fälle ab, die Sie auf die Spur des Alptraum-Sammlers führen. Es kommt zum Showdown in der Hauptstadt der USA und ein alter Gegner hilft unerwartet dem Professor, die Welt zu retten. 

Simon Borner führt mit dem vorliegenden Band die Handlungen aus seinen vorangegangenen Romanen fort, die sich mit den real gewordenen Sagen und Sagengestalten beschäftigten. Zunächst wirkten diese Fälle scheinbar unzusammenhängend. Nun erklärt er den großen roten Faden, den seine Beiträge hatten. Der Altraum-Sammler steckt hinter den Ereignissen der letzten Zeit. Ein Wesen das sich die Ängste der Menschen zunutze macht und dabei eine Spur hinterlässt, die Nicole und Zamorra nun langsam erkennen und der sie eigentlich schon lange folgen ohne es bemerkt zu haben. Zamorra muss nun in einer atemberaubenden und mysteriösen Jagd diesem Alptraum-Sammler das Handwerk legen, bevor er seinen unvorstellbareren und apokalyptischen Plan umsetzen kann. Hilfe erhält er dabei von völlig unerwarteter Seite. Ein Protagonist, den ich nicht kannte, da er im Zamorra-Universum schon lange zurückliegend aktiv war. Dies stellt aber auch für Neuleser kein Problem dar und ist gut nachvollziehbar. Ein hollywoodreifer Roman und eine grandiose Kulisse für den Showdown. Und damit ein Setting, eine Idee und ein Roman wie aus der Feder von Dan Brown. Gut und überraschend konstruiert. Und Chapeau, wenn dieses von Beginn an (also bei den ersten Sagen-Romanen) so geplant war. Ich mag Simon Borners Beiträge einfach. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2233 - Engelerbe - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Shutterstock

„Lieber Gott, sie ist tot.“
„Ja, und bald liegt sie in der kalten Erde.“
„Ist die Erde denn kalt?“
„So sagt man.“
Die beiden Frauen schwiegen, aber die Person im Grab hatte alles gehört.
Denn sie war scheintot ...

Maddie wird lebendig begraben und droht zu sterben. Doch sie wird von einem Engel gerettet und transformiert. Selbst als eine Art Racheengel hilft sie Lilian, einer Frau die Opfer eines Gewaltaktes wird und kämpft fortan scheinbar rücksichtslos für das Gute. Dies ruft nicht nur John Sinclair auf den Plan, sondern auch seinen Erzfeind Matthias, der wieder einmal die Finger im Spiel hat.

Der letzte Satz des Romans „Sie haben recht Mister. Nichts passiert ...“ beschreibt wieder einmal auch diesen, leider unscheinbaren Roman von Jason Dark. Der Autor spielt wieder einmal mit dem beliebten Gruselthema „lebendig begraben“ und verbindet es mit Engeln. Hinzu kommt wie so oft Matthias, der John Sinclair die Stirn bietet. Der Sinn hinter allem bleibt (wie so oft) das Geheimnis des Autors. Wie immer, startet sein aktueller Roman interessant und wartet mit einer spannenden Geschichte auf. Ab dem Mittelteil scheint dann selbst das Lektorat das Interesse verloren zu haben. Denn es wimmelt wieder von Fehlern und fehlenden Worten, die das Lesen zur Qual machen. Auch das Ende ist wieder pauschal abgehandelt und eine von unzähligen Wiederholungen ohne Innovation. Sieht man mal von der Gelegenheit ab das Sinclair die Chance hatte, Matthias den endgültigen Garaus zu machen. Wobei jedem Leser wohl klar war, dass dies nicht in diesem Roman passieren wird. Die hölzernen und nicht authentisch wirkenden Dialoge, möchte ich schon gar nicht mehr erwähnen. Lange ist es her, seit mir ein Roman von Jason Dark wieder nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Leider mal wieder nur zwei Sterne für den Beginn und die gute Idee.

⭐️⭐️

Maddrax 555 - Das Echo des Wandlers - von Lucy Guth

Geschrieben von Lucy Guth
Erscheint am 27.04.2021
Cover von Néstor Taylor

Sie sind Kinder des Wandlers, einer kosmischen Entität, die sich seit Jahrmillionen zwischen den Galaxien bewegt - auf der Flucht vor ihrem Fressfeind. Damals, vor fünfhundert Jahren, gelangten sie mit dem Wandler auf die Erde, schufen sich einen Wirtskörper und waren dabei, die Primärrasse von der Oberfläche zu tilgen - als ihr Herr von einem Sendboten des Feindes entdeckt wurde und weiterzog. Nur wenige Daa'muren blieben zurück. Nie hätten Grao'sil'aana und Gal'hal'ira gedacht, noch einmal von einem Wandler zu hören.

Der Ruf eines Wandlers drängt Grao’sil’aana dazu, diesem zu folgen. Von seinen Artgenossinnen Gal’hal’ira und Grao’lin’saatra begleitet, bricht er von Argatha aus mit einem Luftschiff auf. Doch es dauert nicht lange und das marode Fluggerät versagt den Dienst und stürzt ab. Dabei geht Saatra verloren. Die beiden Überlebenden gehen zu Fuß weiter und auf diesem Weg begegnet die Truppe einem scheinbar harmlosen Mädchen, dessen vermeintliches Schicksal dazu führt, das Grao und Ira sich seiner annehmen. Was sie nicht ahnen: mit ihr laufen die beiden am Victoriasee geradezu in ihr Verderben.

Lange ist es her, seit ich den letzten Maddrax-Roman mit Abkömmlingen des ehemaligen Erzfeindes gelesen habe. Es geht natürlich um die Daa‘muren. Und meinen ganz speziellen Freund Grao, der mich stets zwischen Sympathie und Abneigung schwanken lies. Eines fand ich ihn stets: faszinierend. Und nun beschert Lucy Guth ihm und mir ein Déjà-vu. Adia, die durch Ira gedrängt in Graos Obhut landet und die Reise im vorliegenden Roman erinnern mich oft an die Abenteuer von Grao mit Daa’tan. Ein klasse apokalyptischer Roadmovie der den Weg der Daa‘muren bis zum packenden Finale spannend erzählt und gut konstruiert ist. Die „Dunkle“ Teleporterin Adia einzubringen war gelungen und die Geschichte hatte einige schöne, wenn auch teilweise vorhersehbare Twists. Auch die beiden Wege aus zwei Perspektiven zu erzählen, verlieh dem Roman etwas Besonderes. Zudem kannte ich die beiden anderen Daa`murinnen, die Grao aus Agartha begleitet haben, ja auch noch nicht. Bei diesen Charakteren kamen für mich wieder völlig neue und spannende Komponenten im Hinblick auf die Daa’muren hinzu und verstärken meine Überlegungen, die versäumten Romane nachzuholen.

Meine Gedanken gingen während des Lesens aber auch immer wieder in eine Richtung: Wie würde der Roman auf mich wirken, wenn nicht von Anfang an klar gewesen wäre, was genau am Victoriasee passiert ist und/oder auch noch offen geblieben wäre, wer die „Dunklen“ überhaupt sind? Unter diesem Aspekt hätte dieser Roman einen völlig anderen und noch dramatischeren Eindruck hinterlassen. Ich finde diesen Zyklusauftakt immer noch sehr ungewöhnlich. Ob die Idee, die Katze zu Beginn des Zyklus nahezu komplett aus dem Sack zu lassen, richtig war, wird sich zeigen. Aber Maddrax war ja auch schon immer etwas „anders“.

Auch so verdient der Roman alle fünf zu vergebenden Sterne!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2232 - Amaruk, der Monsterwolf

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 20.04.2021
Cover von Timo Wuerz 

Das Heulen des Sturms klang wie das Wehklagen einer verwundeten Kreatur.
Mit einer Geschwindigkeit von mehr als fünfzig Stundenkilometern fegte der Blizzard über die karstigen Höhenzüge. Schnee- und Eiskristalle wirbelten in dichten weißgrauen Schleiern über die Gletscher hinweg, sodass ein Mensch kaum die eigene Hand sehen konnte.
Doch Menschen verirrten sich höchst selten auf einen der Gletscher im Norden Alaskas, wo die Temperaturen im Winter auf bis zu minus dreißig Grad sanken.
Einer hatte es dennoch gewagt. Jemand, dessen Blicke noch kälter als das Eis waren.
Es war Matthias, der erste Diener des gefallenen Engels Luzifer. Und er war gekommen, um eine Kreatur von beispielloser Grausamkeit zu erwecken.
Die Eskimos nannten ihn Amarok. In der Sprache der Inuit wurde er als Amaruk oder Amaruq bezeichnet. Kryptozoologen vermuteten, es handele sich dabei um den ausgestorbenen Waheela.
Matthias aber hatte für ihn eine sehr viel einfachere Bezeichnung gefunden.
Monsterwolf!

Matthias entführt Denise, um sie für seine Zwecke zu gewinnen. Dazu erweckt er ein uraltes Wesen, um seine Pläne auszuführen: Amaruk, der Monsterwolf. Er hinterlässt eine blutige Spur, der John Sinclair folgen muss. Und am Ende werden alte Feinde zu neuen Freunden. Das hinterlässt wieder einmal de Frage: Wer ist hier Monster und wer Opfer?

Kaum zu glauben, aber mein erster „Werwolf-Roman“ im Sinclair-Kosmos seit Ewigkeiten. Und damit auch meine erste Begegnung mit Denise und der ganzen Geschichte und Mythologie um Berserker und Werwölfe. Und in dieser Episode kommt mit dem Monsterwolf noch eine weitere Legende hinzu. Und wieder habe ich am Ende (wie so oft bei Florians Romanen) das Bedürfnis, alle Romane die relevant zum aktuellen Heft sind, herauszufinden und zu lesen. Ich brauchte auch diesmal wieder aufgrund fehlender Kenntnisse zu der Vorgeschichte und den Charakteren länger als mancher Stammleser um reinzukommen. Aber bei diesem Roman viel mir es dennoch erstaunlich leicht, da die Story und die Charaktere so gut waren. Nicht nur die ganze Geschichte um die Entführung um Matthias und Denise, auch mal wieder die besonderen Szenen und Zwischentöne als Sinclair Susanna erlöst oder Denise sich am Ende rächt.

Ein starker und atmosphärische dichter Werwolfroman mit jeder Menge Blut und Action. Das hat wieder einmal sehr viel Spaß gemacht und ich habe in Denise einen weiteren literarischen Lieblingscharakter gefunden, der Ian Rolfs Hirn entsprungen ist.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️