Montag, 17. Mai 2021

Maddrax 556 - Ein Fremder im Kollektiv - von Ro Demaar

Geschrieben von Ro Demaar und Michael Schönenbröcher
Erscheint am 11.05.2021
Cover von Néstor Taylor

Nachdem die Daa'muren Grao und Ira zu den Freunden in der Wolkenstadt Orléans-à-l'Hauteur gestoßen sind, beraten sie gemeinsam über weitere Schritte, um gegen die Bedrohung der Dunklen vorzugehen und Pilâtres Enkel Pilou zu heilen.
Ira erinnert sich an eine Präsenz, die sie auf der Reise zum Victoriasee wahrgenommen hat, ohne ihr nachgehen zu können. Nun will sie wissen, was dahinter steckt – und weckt damit uralte Geister ...

Im Jahr des Abzugs des Wandlers misslingt es dem Daa‘muren Ordu‘lan‘balat am Victoriasee seinen Sohn Tolo aus dem Kristall in dem sein Geist enthalten ist, in einen Wirtskörper zu übertragen. Er bleibt deshalb mit dem Kristall auf der Erde zurück. Balat schließt sich Wasambo, einem Jungen aus einem Stamm vor Ort an und wird zum Beschützer und Retter der Einheimischen. Er gibt sich schließlich als Daa’mure zu erkennen und wird zum Freund und Vertrauten des zukünftigen Häuptlings Wasambo. Seinen Kristall hütet er weiterhin, denn er hegt die Hoffnung, dass er seinen Sohn doch noch retten kann. Als die Dunklen und die Parallelwelt am Victoriasee auftauchen, wird der Kristall aktiv und seine Hoffnung steigt erneut.

In der Gegenwart treffen schließlich auch Matt und Aruula, die sich zwischenzeitlich mit Grao und Ira im Kampf gegen die Dunklen verbündet haben, auf Balat. Doch Renar, ein Teleporter der Dunklen, ist der Gruppe auf den Fersen. Renar erbeutet  den für ihn unbekannten und mysteriösen grünen Kristall von Balat. Dieser zerbricht aber letztendlich im Kampf. Das dieses Unglück zur Rettung aller dienen kann, wird dabei eher zufällig entdeckt.

Ro Demaar, der neue Autor bei Maddrax, hat sein Pseudonym bereits Wochen vor der Veröffentlichung des Romans gelüftet und war mir tatsächlich als Perry Rhodan Fan kein Unbekannter. Es handelt sich um Ulf Fildebrandt, der bisher nicht nur bei PR-Stellaris aktiv war. Unter der Mithilfe von Matt Mike hat er nun seinen ersten Maddrax verfasst. Und das Ergebnis ist nicht nur kurz und knackig geraten, sondern hat auch enorm Spaß gemacht. Kern der Geschichte ist der Weg des bisher unbekannten Daa‘muren Ordun‘lan‘balat, dessen Schicksal ihn am Victoriasee zurückließ, als der Wandler damals das Weite suchte. Eine sehr schöne Zeitreise an dessen Seite gipfelt schließlich in einem unerwarteten Finale mit dem Dunklen Rena und der zufälligen Entdeckung eines Heilmittels gegen die Infizierung mit dem schwarzen Rauch. Grao und Ira haben hoffentlich einen weiteren Gefährten gefunden, der uns noch erhalten bleibt. Wer hätte in den Anfangszeiten der Serie gedacht, dass einem einmal Daa‘muren sympathisch sein könnten! Und ich fand, dass dieser Roman in den Rückblicken sowohl ein wenig des alten Flairs widerspiegelte, als auch in der gegenwärtigen Handlung spannend und überzeugend von Anfang bis Ende war. Deshalb gibt es von mir fünf Sterne für Ulf zur Begrüßung.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2235 - Der Spinnenfrau ins Netz gegangen - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.2021
Cover von Timo Wuerz

Mein Name ist John Conolly!
Ich war Irrenarzt im Middlesex County Asylum und setzte mich für eine humanere Behandlung der Irren ohne mechanische Zwangsmittel ein. Doch dann wurde ich Opfer einer Intrige. Es dauerte ein wenig, bis ich dahinterkam, doch dann war ich mir absolut sicher.
Eine perfide List einer Irren, die sich dem Bösen verschrieben hatte. Doch damit war nun endgültig Schluss. Hier und heute würde es enden ...

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich derzeit parallel Dark Land lese. Habe alle Ausgaben damals gekauft und gesammelt, aber zur Zeit der Erscheinung leider wenig Zeit zum lesen. Dies hole ich nun nach und war doch freudig überrascht, dass Twilight City und die Thematik nicht gänzlich aus der Hautserie John Sinclair verschwunden ist. Dafür sorgte Ian Rolf Hill mit den letzten beiden Folgen. Als ich in der Rezension zum Auftaktband erwähnte, dass ich mich sehr darauf freute Cruciata in Dark Land zu begegnen, ereilte mich eine Nachricht eines gut informierten Insiders. Ich nenne ihn hier einmal Rian H. Berg. Er klärte mich darüber auf, das Cruciata in Dark Land gar nicht in Erscheinung tritt, sondern aus einem Expo zu einem unveröffentlichten Roman der DL-Serie stammt, das letzendlich in John Sinclair Band 2131 „Comeback im Zwielicht umgesetzt wurde.

Also griff ich als Überbrückung und Vorbereitung zum zweiten Teil auch zu diesem Band in dem es um Cruciata und den Showman geht. Ganz nebenbei auch ein eigenständiger fünf Sterne Roman von Ian Rolf Hill der als meine persönliche Empfehlung unbedingt als Ergänzung zum Zweiteiler und Dark Land gelesen werden kann und sollte.

Zurück zum vorliegenden zweiten Teil rund um Johnny und die Suggesta. Was Florian hier zustande gebracht hat ist grandios und hätte eine Sinclair Taschenbuch wie damals „Brandmal“ verdient. Auf der Leserseite schreibt er über die Recherche und das er sich extra Lektüre zur Vertiefung des Themas besorgt hat. Für einen Heftroman ist das enormer Aufwand und zeigt die Hingabe, mit der er für seine Lieblingsserie arbeitet. Hut ab und größten Respekt davor und vor allem vielen Dank für solch großartige Unterhaltung im oft unterschätzten Heftromanformat. Die Handlung im Asylum um den „anderen“ John Connoly waren derart eindrücklich und spannend und erinnerten mich an Filme wie Shutter Island oder American Horror Story Asylum und ließen den eigenen Film im Kopf abspielen. Aber in der Literatur ist es wie in der Musik. Du hast seit Jahrhunderten die gleichen Akkorde und Harmonien. Dennoch entsteht ständig aus neu arrangierten Aneinanderreihungen und Interpretationen etwas völlig Neues. Auch war ich bezüglich der Auflösung um John Connoly in der Vergangenheit auf einem völlig falschen Pfad. Das dieser Arzt wirklich lebte und so eine Steilvorlage für die Ideen Florians bot, entnahm ich erst der Leserseite. Diese Geschichte in den wahren Ursprung um den Fluch der Conollys einfließen zu lassen war der Hammer. Das Finale lässt nicht nur auf eine neue Allianz des Bösen hoffen, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Spinnenfrau. Fünf grandiose Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


Montag, 10. Mai 2021

John Sinclair 2234 - Wen der Wahnsinn ruft - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 04.05.2021
Cover von Shutterstock

An
Sir James Clark, Baronet
Leibarzt der Königin und seiner königlichen Hoheit des Prinzen Albert

Mein Herr!
Hauptsächlich Ihrer gütigen Ermunterung wegen sah ich mich vor vielen Jahren veranlasst, mich um die Stelle als Hausarzt im Hanwell Asylum zu bemühen. Neben den vielen anstrengenden Arbeiten, die dieses Amt mit sich bringen, mangelte es mir niemals an Ihrem anregenden Zuspruch.
Nach Beendigung meiner Tätigkeit daselbst und da ich nun in Kürze dem geneigten Publikum jenes System vorlegen werde, welches ich zu fördern strebte, fühle ich mich gedrungen, Ihnen mein inniges Gefühl der Ehre auszusprechen, das mir Ihre Freundschaft vermittelt, und Sie meiner aufrichtigen und dankbaren Hochachtung zu versichern.

John Conolly
Hanwell, 26. Juli 1856

Diese Vorschau des Verlages lässt den geneigten Sinclair-Leser sicherlich zunächst stutzen. John Conolly? 1856? Ja, genau! Es geht um einen John Conolly. Er ist ein Nervenarzt im mittleren Alter der die Leitung des Hanwell Asylum übernehmen soll. Dessen aktueller Leiter, Doktor Ellis, leidet an einer merkwürdigen Krankheit, an der er auch kurze Zeit nach Conollys Übernahme stirbt. Schuld an seiner Krankheit ist eine überirdische Macht, die auch kurze Zeit später John Conolly heimsucht. Katalysator scheint dabei die Patientin Margaret zu sein. In der Gegenwart verschwindet John Conolly nach einem Konzert plötzlich wie vom Erdboden. Cathy, sowie seine Familie und Freunde stehen vor einem Rätsel und auch sein Patenonkel Sinclair hilft schließlich bei der Suche. Sie treffen auf eine alte Bekannte aus Twilight City, welche die sprichwörtlichen Fäden in diesem undurchsichtigen Spiel zieht.

Wow. Was für ein Roman. Das es ein Auftakt zu einem Zweiteiler ist, habe ich diesmal erst atemlos am Ende erkannt als ich die Zeilen „ENDE des ersten Teils“ las.
Und das passiert mir wirklich selten. Am Ende war ich froh, dass hier nicht auf der letzten Seite alles pauschal aufgeklärt wurde. Aber von Anfang an. Das Seeting ist schonmal phänomenal und ganz nach meinem Geschmack. Ein Asylum Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aus unzähligen Filmen und Serien bekannte Szenerie, die hier von Ian Rolf Hill stimmungsvoll und unheilverkündend im Heftroman umgesetzt wurde. 

Auf der anderen Seite haben wir Johnnys mysteriöses Verschwinden und die spannende Suche seiner Freunde und Familie nach den Hintergründen. Alles baut sich langsam auf. Ein großes Fragezeichen schwebt während des ganzen Romans fast sichtbar über meinem Kopf. Die Zusammenhänge sind zwar erahnbar, aber keineswegs vorhersehbar. Und dann noch die Verbindung zum Fluch der Conollys und Twilight City und damit Dark Land. Beides lese ich gerade parallel und das passte natürlich thematisch gerade wie Arsch auf Eimer. Auch wenn ich bei Dark Land noch nicht so weit vorgedrungen bin um die Spinnendame zu kennen, kommt diese Doppelfolge wohl auch ohne große Vorkenntnisse genial rüber. Und ich freue mich auf die erste/erneute Begegnung bei DL. Immer wenn ich denke, es geht nicht mehr besser, belehrt mich Florian eines Besseren. Selten war ich so sehr gespannt auf eine Fortsetzung ... 

ENDE der ersten Rezension!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1224 - Der Alptraum-Sammler - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Dirk Berger

Eine unfassbare Kreatur stieg aus der Felsspalte empor! Der Leviathan war groß wie drei Hochhäuser, und der gesamte unheilige Körper stand in Flammen. Auf dem knochigen Schädel prangten Hörner wie bei einem Stier, in den gewaltigen Augen herrschte endlos scheinende Finsternis. Als er das Maul aufriss, hallte sein Ruf über die Ödnis, lauter als die Posaunen von Jericho. Ein Ruf voller Wut, Hass und Gier.
Mike Anderson hatte noch nie einen Dämon der Hölle gesehen. Trotzdem wusste er sofort, wen er da vor sich hatte.
Und mit einem Mal ahnte er auch, wo er sich befand ...

Durch übersinnliche Ereignisse im Hotel Majestic in Washington, leiten Zamorra und Nicole endlich die großen Zusammenhänge der letzten Fälle ab, die Sie auf die Spur des Alptraum-Sammlers führen. Es kommt zum Showdown in der Hauptstadt der USA und ein alter Gegner hilft unerwartet dem Professor, die Welt zu retten. 

Simon Borner führt mit dem vorliegenden Band die Handlungen aus seinen vorangegangenen Romanen fort, die sich mit den real gewordenen Sagen und Sagengestalten beschäftigten. Zunächst wirkten diese Fälle scheinbar unzusammenhängend. Nun erklärt er den großen roten Faden, den seine Beiträge hatten. Der Altraum-Sammler steckt hinter den Ereignissen der letzten Zeit. Ein Wesen das sich die Ängste der Menschen zunutze macht und dabei eine Spur hinterlässt, die Nicole und Zamorra nun langsam erkennen und der sie eigentlich schon lange folgen ohne es bemerkt zu haben. Zamorra muss nun in einer atemberaubenden und mysteriösen Jagd diesem Alptraum-Sammler das Handwerk legen, bevor er seinen unvorstellbareren und apokalyptischen Plan umsetzen kann. Hilfe erhält er dabei von völlig unerwarteter Seite. Ein Protagonist, den ich nicht kannte, da er im Zamorra-Universum schon lange zurückliegend aktiv war. Dies stellt aber auch für Neuleser kein Problem dar und ist gut nachvollziehbar. Ein hollywoodreifer Roman und eine grandiose Kulisse für den Showdown. Und damit ein Setting, eine Idee und ein Roman wie aus der Feder von Dan Brown. Gut und überraschend konstruiert. Und Chapeau, wenn dieses von Beginn an (also bei den ersten Sagen-Romanen) so geplant war. Ich mag Simon Borners Beiträge einfach. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2233 - Engelerbe - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Shutterstock

„Lieber Gott, sie ist tot.“
„Ja, und bald liegt sie in der kalten Erde.“
„Ist die Erde denn kalt?“
„So sagt man.“
Die beiden Frauen schwiegen, aber die Person im Grab hatte alles gehört.
Denn sie war scheintot ...

Maddie wird lebendig begraben und droht zu sterben. Doch sie wird von einem Engel gerettet und transformiert. Selbst als eine Art Racheengel hilft sie Lilian, einer Frau die Opfer eines Gewaltaktes wird und kämpft fortan scheinbar rücksichtslos für das Gute. Dies ruft nicht nur John Sinclair auf den Plan, sondern auch seinen Erzfeind Matthias, der wieder einmal die Finger im Spiel hat.

Der letzte Satz des Romans „Sie haben recht Mister. Nichts passiert ...“ beschreibt wieder einmal auch diesen, leider unscheinbaren Roman von Jason Dark. Der Autor spielt wieder einmal mit dem beliebten Gruselthema „lebendig begraben“ und verbindet es mit Engeln. Hinzu kommt wie so oft Matthias, der John Sinclair die Stirn bietet. Der Sinn hinter allem bleibt (wie so oft) das Geheimnis des Autors. Wie immer, startet sein aktueller Roman interessant und wartet mit einer spannenden Geschichte auf. Ab dem Mittelteil scheint dann selbst das Lektorat das Interesse verloren zu haben. Denn es wimmelt wieder von Fehlern und fehlenden Worten, die das Lesen zur Qual machen. Auch das Ende ist wieder pauschal abgehandelt und eine von unzähligen Wiederholungen ohne Innovation. Sieht man mal von der Gelegenheit ab das Sinclair die Chance hatte, Matthias den endgültigen Garaus zu machen. Wobei jedem Leser wohl klar war, dass dies nicht in diesem Roman passieren wird. Die hölzernen und nicht authentisch wirkenden Dialoge, möchte ich schon gar nicht mehr erwähnen. Lange ist es her, seit mir ein Roman von Jason Dark wieder nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Leider mal wieder nur zwei Sterne für den Beginn und die gute Idee.

⭐️⭐️