Mittwoch, 11. November 2020

Professor Zamorra 1212 - Das Blut von Romulus - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 10.11.2020
Cover von Shutterstock

Wir waren fünf, damals in der Wüste. Das ist schon Jahre her, und ich denke nur noch selten daran. Nur noch in der Nacht, in meinen Albträumen. Ein Hinterhalt hatte uns erwischt. Die Mine hatte uns den Wagen gekostet und unserem Vorgesetzten den halben Unterleib. Wir begruben ihn notdürftig im Sand. Dann luden wir uns so viel Aufrüstung auf, wie wir nur konnten, und zogen los. Fünf Überlebende, allein in einem Nichts aus Sand. Im Herzen des Feindeslands. Wir wussten damals nicht, welche Geheimnisse diese Wüste barg. Und nachts, wenn ich schreiend aus meinen immer gleichen Träumen erwache, wenn mir das Herz aus der schweißnassen Brust springen will und mir die Tränen der Panik in die Augen steigen ...
Nachts wünschte ich, wir hätten es nie erfahren.

Bei Professor Zamorra erwartet uns diese Woche erneut der Auftakt eines Zweiteilers. Diesmal aus der Feder von Simon Borner. Und wie sollte es bei ihm anders sein. Er nimmt die Mythologie von Romulus und Remus und bastelt eine Werwolf-Geschichte daraus. Nachdem es am Anfang nach einer lupenreinen Werwolf-Story aussieht, zerfasert die Handlung nach und nach in viele verschiedene Themen. Da ist zunächst die Geschichte um eine Schauspielerin die in Rom bei den Dreharbeiten von einem Werwolf getötet wird. Dies ruft Ted Ewigk und Mysati auf den Plan, die den Ursachen auf den Grund gehen möchten. Hier zeichnet sich die Haupthandlung der beiden Folgen ab.

Dann haben wir es in Österreich mit Monsigniore Parisi zu tun. Er geht dort dem Mysterium verschwundener Kinder durch die Saligen nach. Bei seiner Jagd trifft er auf den ehemaligen US-Sergeant Sam McTaggert, mit dem er sich gegen die Dämonen verbündet.

Indessen haben Zamorra und Nicole auf Chateau Montagne mit der Umsetzung der neuen Zauberschule und merkwürdigen Begebenheiten im Raum der ehemaligen Regenbogenblumen zu kämpfen. In dieser Situation bittet  sie Madame Claire aus Rom um Rat bezüglich Parisis Aktivitäten.

So ganz weiß ich noch nicht wo die Reise hingehen soll. Borner hat in diesem Roman ungewohnt viele Handlungszweige untergebracht, die ich im Moment noch nicht so recht verknüpfen kann. Positiv überrascht war ich, dass "Geisterreporter" Ted Ewig in diesem Heft auftaucht und wohl schon länger bei Zamorra dabei ist. Ich kenne seine eigene Serie noch aus Urzeiten.

Ein guter Auftakt, bei dem ich aber noch nicht so recht das Gesamtbild erkennen kann. Den ersten Teil fand ich noch etwas zu sprunghaft erzählt, aber dennoch sehr kurzweilig und spannend. Der Roman hat auf jeden Fall 4 Sterne verdient. Zumal Werwolfgeschichten bei mir immer gut ankommen.

⭐️⭐️⭐️⭐️

 

Montag, 9. November 2020

Maddrax 543 - Die Insel des Atlas - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erscheint am 10.11.2020
Cover von Shutterstock

Nachdem die erste Versiegelung eines Portals erfolgreich verlaufen ist, will Worrex in die Domäne zurückzukehren. Doch da öffnet sich ein weiteres Parallelwelt-Areal – mitten im Atlantik! Erst unbemerkt, weil es, abgeschirmt von der Satellitenortung, auf dem Meeresgrund entsteht. Erst als sich die Hydriten melden, forscht Worrex nach und erklärt, dass ein Archivar vor über 3000 Jahren an dieser Stelle eine Insel mit revolutionärer Technik besucht hat! Dann eröffnet ihnen Quart'ol, der zu den Gefährten stößt, dass Ei'don der Legende nach damals in diesem Gebiet verschwand. Was, wenn er mit dem Weltentausch jetzt in der Gegenwart gelandet ist?

Die Romanankündigung fasst die Handlung schon sehr gut zusammen und ich möchte auch nicht ausführlicher spoilern. Denn dieser Roman von Simon Borner wird auch den alten Fans ein "Oha" entlocken. Der Autor ist ja bekannt dafür, mit Vorliebe Mythen und Mysterien in seinen Romanen aufzugreifen und Fakten und Fiktion zu verwischen. Diesmal ist die versunkenen Stadt Atlantis sein Thema. Diese verortet er aus gegebenem Anlass in eine Parallelwelt und lässt uns an deren Untergang teilnehmen. Der Großteil des Romans beschäftigt sich mit Ei'dons unerwartetem Schicksal in dieser Welt und den letzten Tagen von Atlantis. Borner gelingt damit wieder ein Abenteuerroman erster Güte. Atlantis und Marl Onbras Geschichte haben mich fasziniert und in ihren Bann gezogen. Matt und Co. sind bis auf das Verschließen des Portals Nebendarsteller in dieser Folge. Dies schadet dem Roman absolut nicht. Ei'dons Rückkehr und angedeutete Rolle im nächsten Zyklus lässt mein Fanherz ebenfalls höher schlagen. Die Geschichte der Hydriten und die Abenteuer in und um Gilam'esh'gad haben mich stets begeistert. 

Wir kommen langsam ans Ende des aktuellen Zyklus. Es gibt noch viel aufzuarbeiten, denn unzählige Parallelwelten warten noch auf ihre Rückkehr. Es sind noch sieben Romane und gewiss kann nicht jede der bisher behandelten Welten darin aufgearbeitet werden. Ich finde das aber nicht dramatisch, sondern freue mich über diesen unerwartet eingestreuten Beitrag, der schon ein wenig den Weg für Themen des neuen Zyklus zu ebnen scheint. Ich bin schon sehr gespannt, wie Ei'don seine Rückkehr in die Zukunft gestalten wird. Fünf Sterne gibt es dafür von mir.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


Montag, 2. November 2020

Maddrax 542 - Auf Blut gebaut - von Stefan Hensch

Geschrieben von Stefan Hensch
Erscheint am 27.10.2020
Cover von Shutterstock

Im nächsten Band kehren die Freunde dorthin zurück, wo ihr Parallelwelt-Abenteuer begann: nach Lancaster. Dort hat sich seitdem einiges verändert – und nicht zum Guten! Besucher aus der anderen Welt kamen durch den flackernden Riss in Raum und Zeit; Kreaturen, die das Sonnenlicht fürchten und sich von Blut ernähren!
Um der Bedrohung zu begegnen, schmiedeten die Stadtoberen einen Plan – und machten den Bock zum Gärtner! Matt und Co. müssen nun retten, was noch zu retten ist ...

In Lancaster haben die Nosfera durch das unregelmäßig auftauchende Portal im Zentrum der Anomalie eine Möglichkeit gefunden, in das Parallelwelt-Areal in der Maddrax-Welt zu gelangen. Dort werden der inhaftierte Unternehmer Charles Dwyer und sein Sohn dazu benutzt, in das versetzte Lancaster zu gelangen um die Lage dort zu erkunden. Dieser nutzt jedoch die Gelegenheit, um sich mit den Nosfera zu verbünden und mit Ranock, dem Anführer der Nosfera, die Kontrolle über Lancaster und seine „Blutlieferanten“ zu bekommen. Matt, Aruula, Rulfan und Worrex kehren in dieses Szenario nach Lancaster zurück um dort den Einsatz des Tachyonen-Prionen-Wesens zum verschließen der ersten Anomalie zu testen. Doch zuerst müssen sie die Lage dort in den Griff bekommen.

Mit dem vorliegenden Roman kehren wir zu den Anfängen des aktuellen Zyklus zurück. In eine Welt, die es mir als Steampunk-Fan damals sehr angetan hatte. Stefan Hensch bringt nun mit den Nosfera noch ein Volk ins Spiel, das mir ebenfalls schon von Beginn der Serie an gefallen hat. Aber leider kann mich der Roman insgesamt nicht so recht überzeugen. Die Rückkehr nach Lancaster fällt mir schwer. Die Sprünge zwischen Parallelwelt, versetzter Parallelwelt und den Schauplätzen innerhalb und außerhalb der ausgetauschten Lancaster waren mir nicht immer klar und ich musste oft zurück in der Handlung um zu wissen, wo wir gerade sind. Die Handlung selbst wirkt auch etwas zerfahren und versucht zu viele Dinge gleichzeitig abzubilden. Bis ich mich einigermaßen in die Handlung eingefunden habe, sind wir auch schon im letzten Drittel. Ich habe den Roman immer wieder unterbrochen und das störte nicht nur meinen Lesefluss, sondern führt zu einer Handlung, die mich nicht packen konnte. In der zweiten Hälfte des Romans wird dies zwar besser und die Rückkehr unserer Helden nach Lancaster und der Einsatz des Tachyonen-Prionen-Wesens reißt am Ende auch noch einiges raus. Aber dennoch war dies ein Beitrag, der mir leider „nur“ drei Sterne entlocken kann.

⭐️⭐️⭐️

Freitag, 30. Oktober 2020

Professor Zamorra 1211 - Was einen nicht umbringt - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 27.10.2020
Cover von Shutterstock

Lucia Nowak schlug die Lider auf!
Es war so finster, dass sie nicht mal die Hand vor Augen sah. Nur unter der Tür malte sich ein schwacher Lichtstreifen ab. Den Atem anhaltend lauschte sie in die Dunkelheit. Bis auf die regelmäßigen Atemzüge ihrer Mitpatientin war es totenstill.
Selbst draußen auf dem Flur rührte sich nichts.
„Lucia!“
Sie schrak zusammen. Die Stimme war direkt in ihrem Kopf erklungen, dennoch erkannte sie sie auf Anhieb. Es war die Stimme ihrer Mutter.
Aber das war doch nicht möglich.
Ihre Mutter war tot!

Zamorra und Nicole sind alarmiert, dass Lucias Mutter als Vampir wiedergekehrt ist und es nun auf Ihre Tochter abgesehen hat. Dennoch können sie es nicht verhindern, dass Lucia von den Schergen des Unbekannten, der im Hintergrund die Fäden zieht, benutzt wird. Zamorra vernichtet Lucias Mutter und da Lucia nicht weiß, das ihre Mutter zur Vampirin geworden ist, stellt sie sich gegen den Professor. Es beginnt eine Jagd nach den Schergen und der Macht im Hintergrund, um Lucia wieder auf die richtige Seite zu bringen ...

Nachdem im letzten Band überwiegend die weitere Geschichte um Lucia sehr ruhig vorbereitet wurde, legt dieser Roman gleich los und geht in die Vollen. Dies bleibt dann auch bis zur letzten Seite, denn Ian Rolf Hill hat einen phantastischen Zweiteiler (oder Dreiteiler, wenn man Band 1178 „Grabgesang“ dazu nimmt) mit einer polarisierenden Hauptdarstellerin und zahlreichen interessanten Kreaturen der Dunkelheit konstruiert. Auf den ersten Seiten lässt er noch einmal die Ereignisse des letzten Bandes Revue passieren. Das ist hilfreich, da mir wohl einige Details entgangen waren. 

Die Gegner sind nun Soucouyant, Nelapsi und Loogaroo. Der Autor bringt gleich eine ganze Horde ungewöhnlicher, dämonischer Antagonisten ins Spiel, die für drei Romane gereicht hätten. Und damit gibt er sich noch lange nicht zufrieden. Sehr interessiert und aufmerksam habe ich diesmal die Leserseite mit dem Werkstattbericht gelesen. Dies verlieh mir eine zusätzliche Sichtweise auf Autor und Roman die mich beeindruckt hat. Neben einem tollen phantastischen Roman hat der Autor auch ein tiefgründiges Thema aus seiner eigenen Erfahrung in die Geschichte um Lucia eingebracht. Und sie nebenbei wohl zu einem der ungewöhnlichsten Charaktere in einem Heftroman gemacht.

Der oder die Strippenzieher im Hintergrund bleiben auch am Ende noch unbekannt und sehr zu meiner Überraschungen wird Lucia das erste Mitglied der neuen „Zauberschule“. Wie gesagt, ein starker und ungewöhnlicher, aber hochinteressanter Charakter. Lucias Einzug in ihr neues Zuhause nimmt die letzten Seiten des Romans in Anspruch und ist die Kirsche auf der Torte dieses fünf Sterne Abenteuers!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 20. Oktober 2020

Professor Zamorra 1210 - An der Grenze zum Wahnsinn - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 13.10.2020
Cover von Shutterstock

Aus dem Augenwinkel sah Lucia eine Bewegung zwischen den Bäumen, die am Rand des Parkplatzes wuchsen und unter deren Kronen sich die Schatten ballten.
War da nicht eine hochgewachsene, hagere Gestalt mit spitzen Ohren?
Dort wo sich der Schädel befinden musste, glommen zwei Lichter wie glühende Kohlen, in deren Mitte sich jeweils ein winziger schwarzer Punkt abzeichnete.
Lucia blinzelte, wischte sich über die tränenden Augen. Als sie wieder klar sehen konnte, war der Spuk verschwunden. Ebenso wie Karol.
Ein Wimmern floss über Lucias Lippen ...

Im aktuellen Band von Professor Zamorra setzt Ian Rolf Hill die Geschichte um Lucia Nowak aus seinem Serien-Debütroman "Grabgesang" fort. Ein Roman der mich damals sehr berührt und beindruckt hat. Die Thematik um Kindesmissbrauch war für einen Heftroman heikel und ungewöhnlich, wurde aber mit Fingerspitzengefühl im Mix mit den phantastischen Elementen präsentiert und schuf so zusätzlich eine bedrückende und düstere Atmosphäre.

So ähnlich ist es auch im ersten Teil der zweibändigen Fortsetzung der Geschichte um Lucia. Der Roman schlägt größtenteils leise Töne an. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Lucias Schicksal und ihren Problemen nach dem Vorfall in Pechern. Nach diesem ist Lucia in eine psychiatrische Einrichtung in Berlin eingewiesen worden und hat dort nicht nur mit ihrer Zimmergenossin Sabrina, sondern auch mit sich selbst zu kämpfen. Hinzu kommt noch, dass eine unheimliche Kreatur, die Lucia verfolgt, sie aus der Bahn wirft. Professor Zamorra und Nicole Duval wollen dem Mädchen helfen und ermöglichen einen Besuch ihrer Mutter. Dazu kommt es aber nicht, da auch in Pechern das Grauen zurückgekehrt ist und Antonia Nowak in die Fänge eines Vampirs gerät und diesem zum Opfer fällt. Doch damit ist der Besuch bei ihrer Tochter noch nicht endgültig abgesagt und Zamorra und Nicole müssen erneut in den Fall eingreifen.

Viel passiert eigentlich nicht in diesem ersten Teil. Und doch fesselt mich Lucias weitere Lebensgeschichte die hier im Vordergrund steht. In kürzester Zeit ist mir die Handlung aus dem ersten Roman wieder lebhaft im Gedächtnis. Dennoch liegt mir der Fokus zunächst zu sehr auf Lucia. In der zweiten Hälfte kommt dann auch der Gruselfaktor nicht zu kurz und Ian Rolf Hill konstruiert eine spannende und interessante Story. Auch die amüsanten Stellen kommen nicht zu kurz und wieder zeichnet der Autor humorvoll die Interaktionen zwischen dem Prof und Nicole. Schön lockern auch ansonsten einige saloppe Dialoge den Roman auf. Wieder ein guter und solider Beitrag zu Professor Zabaione oder so ähnlich, der mir vier Sterne entlockt!

⭐️⭐️⭐️⭐️