Perry Rhodan Atlantis 2 - Festung Arkonis - Lucy Guth

Lucy Guth
Perry Rhodan Atlantis
Band 2
Festung Arkonis
Erschienen am 01.04.2022
Titelbild von Arndt Drechsler-Zakrzewski

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde immer noch genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung im Ozean versunken ist. 

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau ­Sichu Dorksteiger in die Vergangenheit geschleudert. Sie landen in genau der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben. In direkter Nähe zu Steinzeitmenschen, die in Stämmen leben, errichten sie eine hochmoderne Stadt und einen Raumhafen.

Rhodan und Dorksteiger werden von einer Arkonidin gejagt, ohne den Grund dafür zu kennen. Wenn sie mehr herausfinden und vor allem die Heimkehr in ihre Zeit erreichen wollen, müssen sie nach Arkonis. Die Stadt ist das Zentrum der ­arkonidischen Kolonie. Dabei müssen sie Atlantis durchqueren.

Auf ihrem beschwerlichen Weg haben Sichu Dorksteiger und Perry Rhodan ein klares Ziel – es ist die FESTUNG ARKONIS …

Perry und Sichu sind unter der Führung der Atlanterin Caysey auf dem Weg zur Festung Arkonis um mehr über das Talagon und die Rolle der Arkonidin Rowena herauszufinden und zurück in ihre Zeit zu gelangen. Dabei stehen Ihnen nicht nur die Eingeborenen im Weg, auch der Wissenschaftler Quartam ist in die mysteriösen Ereignisse um das geheimnisvolle Artefakt verstrickt. Sie landen zunächst in seinem Außenposten, können den schrulligen Wissenschaftler aber von ihren guten Absichten überzeugen. Bevor Rowena ebenfalls dort auftaucht, überlässt er den Besuchern einen Gleiter um damit nach Arkonis zu reisen. Doch dort erwartet sie die nächste Schlappe. Neben der Info, dass Atlan tot sein soll, werden sie für maahksche Spione gehalten und vor ein Exekutionskommando gestellt.

Auch der zweite Teil der Atlantis-Miniserie hat mir Spaß gemacht und mich überzeugt. Wie ich schon oft erwähnt habe, sind mir die Zyklen der Erstausgabe immer fremder und zu komplex geworden. Die einzelnen Hefte konnten mich immer seltener fesseln. Der Weg, in dieser Reihe bodenständigere und reduziertere Abenteuer zu erzählen, kommt mir deshalb sehr entgegen. Das Rhodan und Sichu plötzlich vor der großen Herausforderung stehen nur knapp dreitausend Kilometer zu überbrücken statt Millionen Lichtjahre, erdet in dieser Serie zusätzlich. Auch die Atlanterin Rowena bringt uns mit ihrer Naivität und Menschlichkeit eine Bereicherung. Ihre komplizierte Schwangerschaft und ihr genetisches Schicksal tragen diese Folge ebenso wie die Mythen und Götter die Atlantis und ihre Ureinwohner beherrschen. Trotz allem fehlt auch  der viel beschworenen Sense of Wonder nicht. Das geheimnisvolle Artefakt Talagon und Atlans vermeintlicher tot sorgen genauso dafür, wie die Erkundung von Atlantis und seiner Gegebenheiten kurz vor dem Untergang. So kommt Atlantis bisher ohne Gigantismus und überbordende Technik aus, sondern fokussiert sich überwiegend auf das pure Abenteuer. Lucy Guth hat mit "Festung Arkonis" einen spannenden und kurzweiligen Beitrag abgeliefert, der fünf Sterne verdient hat.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Die UFO-Akten 13 - Das Lindwood-Experiment - von Carter Jackson

Carter Jackson
DIE UFO-AKTEN
Das Lindwood-Experiment
Band 13
Erschienen am 22.03.2022
Cover von Vibrant Image Studio, Shutterstock

In der Bostoner City Mall kommt es bei der Eröffnungsfeier der Filiale einer Luxus-Fast-Food-Kette zu einem furchtbaren Zwischenfall. Plötzlich geht vor den Augen der Besucher ein Marinesoldat in Flammen auf! Zufällig wird das Ereignis vom örtlichen Fernsehsender live übertragen.
Nur wenige Stunden später treffen Cliff Conroy und Judy Davenport am Ort des Geschehens ein. Eine Autopsie ergibt hohe Eisenrückstände im Blut des Toten – aber keinen Hinweis darauf, wie er sich entzünden konnte und was dahintersteckt.
Die Ermittlungen drohen im Sand zu verlaufen, zumal sich die Navy als nicht sehr kooperativ erweist. Da entdeckt Judy auf einer Videoaufnahme des Vorfalls einen zweiten Soldaten! Einen Mann, den es laut Verteidigungsministerium gar nicht gibt...

Nicht nur das Cover lies mich sofort an Band 7 "Gejagt" von Timothy Stahl denken. Auch Judy und Cliff werden im Roman selbst immer wieder an diese Ereignisse erinnert. Doch diesmal geht es um spontane Selbstentzündung. Ein sehr umstrittenes aber auch sehr reales Thema, wie unter anderem das UFO-Archiv im Innenteil belegt. In diesem Fall verbindet der Autor das Phänomen mit der Legende um das Philadelphia-Experiment. Ein Stoff der schon für zahlreiche Filme und Bücher hergehalten hat. Carter Jackson macht daraus einen soliden Mystery-Thriller in dem er das Thema in der Gegenwart weiterspinnt. Dr. Lindwood führt die Experimente zur Tarntechnologie weiter und geht dabei grausame Wege. Judy und Cliff decken mit Hilfe der Reporterin Nancy Burgess unglaubliche Dinge auf. Doch die unbekannte Macht im Hintergrund, unter Führung von McKay, verhindert einmal mehr, dass Details an die Öffentlichkeit kommen. 

Was sofort auffällt, ist die erneut recht gute Bearbeitung dieses "alten" Beitrags. Mittlerweile gelingt es dem Team der UFO-Akten immer besser, alte Romane zeitgemäß wirken zu lassen und neue Romane mit den klassischen Beiträgen zu verknüpfen. In diesem Heft findet zum Beispiel immer wieder die Eismumie aus der letzten (neuen) Folge Erwähnung. Es sind nur noch Kleinigkeiten, die daran erinnern, dass der Ursprungsroman schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Auch sonst gefällt mir Thema, Story und Stil dieses Romans von Carter Jackson. Es war durchgehend spannend geschrieben und die Thematik sehr interessant. Nach guter, alter Akte X Manier stehen wir aber auch hier am Ende, wie Judy und Cliff, mit leeren Händen da. Doch die Hintergründe bieten jede Menge Potential um innerhalb eines roten Fadens noch einmal aufgegriffen zu werden und vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️


Maddrax 579 - Nirgendwo in Argatha - von Lucy Guth

Lucy Guth 
MADDRAX 
Nirgendwo in Agartha
Band 579
Erschienen am 29.03.2022
Cover von RikoBest, DM7, Shutterstock

Dass Matts Körper während der Abwesenheit seines Bewusstseins von einem Daa'murengeist okkupiert wurde, hat dramatische Folgen: Er findet keinen Zugang mehr zu seinem Geist! Aruula und Quart'ol versuchen verzweifelt zu helfen, doch das kostet sie viel Zeit.
Zeit, die der Roboter namens Jacob Smythe nutzt, um mit der PLASMA auf der Erde zu landen und den Plan umzusetzen, sein Raumschiff mit Hochtechnologie zu bewaffnen...

Matt Drax Bewusstsein kehrt vom Ausflug zum Mars zurück. Doch die Übernahme seines zurückgebliebenen Körpers durch den Daa'murengeist ist nicht ohne Folgen geblieben. Er erinnert sich ab dem Flug zur Abwehr des "Kometen" Christopher-Floyd im Jahre 2012 an nichts mehr. Aruula und Quartal versuchen alles, die Barriere zu durchbrechen, die der Geist hinterlassen hat.

Währenddessen lecken Roboter-Smythe und Lybreyz ihre Wunden, die der Besuch auf dem Mars hinterlassen hat. Smythe ist auf der Suche nach Waffen für die PLASMA um Rache an Matt und seinen Verbündeten zu nehmen. Die Optionen sind überschaubar und so entscheidet er sich für Agartha um Technologie zu erbeuten und sein Raumschiff damit aufzurüsten.

Robo-Smythe und Lybreyz bereichern derzeit die Handlung gewaltig. Doch auch der Gedächtnisverlust von Matt nach seiner Geistesrückkehr vom Mars ist ein großer Schock für Aruula und die Leser. Tanja Bruske aka Lucy Guth schildert gut und eindringlich die Situation und den gemeinsamen Kampf von Aruula und Quar'tol gegen die Kristallbarriere in Matts Bewusstsein. Wie schon bei der Böse-Trilogie wird der Gedächtnisverlust diesmal aber noch kürzer genutzt um die Leser nachhaltig zu beeindrucken.

In der zweiten Hälfte wird der Roman dann auch dem Titel gerecht und widmet sich hauptsächlich den beiden Invasoren und Agartha. Lucy Guth lässt die beiden dabei auch recht brutal und skrupellos vorgehen. Der Androidenkörper kommt Smythe dabei nun noch entgegen. Und die Perry Rhodan Autorin lässt es sich auch nicht nehmen, die beiden bei ihren Nachforschungen zu den Tachyonen-Arealen einen Zwischenstop in der Wüste Gobi machen zu lassen um dort ihre Art von Dritte Macht in Form der PLASMA als Zwischenstützpunkt zu gründen. Und nebenbei werden noch Andruckabsorber erwähnt. Matts Operation mit Mr. Black zur Beschaffung einer EMP-Trägerrakete ergänzen den gelungenen Roman mit einem zusätzlichen und actionreichen Zwischenspiel. Auch die Schlussszene in der der nichtsahnende Matt mit seinem Erzfeind Aran Kormak ein Bier trinkt und die daraus resultierende Unterhaltung fand ich großartig.

Das war wieder ein Heidenspaß, der mich nur in der schnellen Wiederherstellung von Matts Gesundheit etwas enttäuscht hat. Immer wieder werden solche Überraschungen nicht ausgereizt und mal über längere Zeit gehalten um den Leser in Atem zu halten. Bei anderen Serien sind die Hauptdarsteller auch schon mal über einen großen Zeitraum ausgeschaltet und wir fiebern mit den Sidekicks einem Happy End entgegen. Und da ich konstruktive Kritik üben möchte: Denkbar wäre es zum Beispiel gewesen, dass man Lun'halsoro zur Genesung von Matt gebraucht hätte. Aber dafür möchte ich aufgrund der sehr guten Unterhaltung keinen Stern abziehen. 

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamora 1247 - Das Grauen von Sunningdale - von Simon Borner

Simon Borner 
PROFESSOR ZAMORRA 
Das Grauen von Sunningdale
Band 1247
Erschienen am 15.03.2022
Titelbild von guidopiano, Shutterstock
London, 1926

Die Bühne brannte lichterloh. Doch die Zombies ließen sich nicht beirren. Ihr gieriges Knurren übertönte den Lärm der fliehenden Zuschauer.
Zamorra wusste: Er durfte jetzt nicht aufgeben!
„He da!“, hörte er plötzlich eine Frauenstimme.
Er runzelte die schweißfeuchte Stirn.
Die Frau stand am Bühnenrand!
„Vertrauen Sie mir!“, rief sie ihm zu. „Sie werden sich nicht erinnern, aber wir sind einander schon begegnet, Sir. Unter ganz ähnlichen Umständen! Mein Name ist Agatha Halliday ... und dieses Mal werde ich Ihnen helfen!“

Bei Zamora steht derzeit eine Doppelfolge von Simon Borner an. In dieser entführt er den Professor und die Leser in das London des Jahres 1926. Zuvor erfahren wir von eine mysteriöse Begegnung der kleinen Agatha Miller im Jahr 1900. Währenddessen rätseln Nicole und der Silbermonddruide Gryf wie und wohin der Professor verschwunden ist, als er zu einem Symposium nach London gereist ist.

in diesem Zweiteiler macht Zamora unfreiwillig eine ungewöhnliche und mysteriöse Zeitreise. Zunächst wissen wir aber in diesem gut konstruierten und sehr atmosphärischen Glanzstück des Heftromans nicht, wohin der Autor uns und die Protagonisten führen wird. Es wird auch erst ganz langsam klar, dass es sich um Zamora handelt, der da ohne Gedächtnis in der Vergangenheit gestrandet ist. Die Drahtzieher im Hintergrund bleiben im ersten Teil auch noch nahezu unbekannt. Wir begleiten innerhalb der Geschichte immer wieder Agatha, die später zur erfolgreichen Autorin wird. Zunächst als Kind bei einer Reise nach Sunnigdale. Dort erkundet die kleine Abenteurerin auf eigene Faust die Umgebung und wird Zeuge einer unheimlichen Erscheinung. Bei der erneuten Begegnung mit Zamorra als Erwachsene wird ihr erst klar das er dies damals war. Dort endet der erste Teil den ich wirklich voller Spannung in einem Rutsch gelesen habe und der Fortsetzung entgegen fiebere. Es ist eine kleine Liebeserklärung an Agatha Christie, wie Christian Humberg alias Simon Borner auch im Werkstattbericht erklärt. Er hat diese Zeit der großen englischen Detektive sehr schön eingefangen und seine eigene Version von Agatha Christie mit unserem Professor zusammengebracht. Dazu hat er uns gekonnt in eine Zeit entführt, in der das Übernatürliche noch einen großen Stellenwert einnahm und sehr ernst genommen wurde. In der Spiritisten ihre Hochzeit hatten und Hellseher und Séancen noch in Mode waren. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 578 - Griff nach dem Mars - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill 
MADDRAX 
Griff nach dem Mars
Band 578
Erschienen am 15.03.2022
Titelbild von Néstor Taylor

Durch eine List hat der Roboter mit Jacob Smythes Bewusstsein den Streiter ins Sonnensystem gelockt. Auf dem Weg zur Erde, wo er eine kraftvolle Präsenz witterte, von der er sich ernähren wollte, traf ihn ein Schuss mit dem Zeitstrahl und schleuderte in die Zukunft. Leider nicht allzu weit: nur um sechs Monate. Aber eine Chance für die Menschheit, in dieser Zeit wirksame Maßnahmen zu ergreifen.
Doch nun erreicht "Robo-Smythe" den noch im Chaos versunkenen Mars, wo sich auch sein Erzfeind Matthew Drax aufhält – im Körper von Chandra. Wird es zu einer Begegnung der beiden kommen?

Der Streiter ist für sechs Monate abgewehrt, kehrt also pünktlich zum Zyklusfinale zurück. Doch im Gepäck hatte er gleich zwei abgedrehte und gefährliche Protagonisten die den Mars und seine Bewohner ordentlich aufmischen. Florian spart in diesem Roman nicht mit Sex und Crime. Der auf notgeil und intrigant programmierte Roboter Lybreyz stiehlt Roboter-Smythe gewaltig die Show. Diese Folge erinnerte mich in ihrer Erotik und Freizügigkeit sehr an die frühe Raumschiff-Promet Serie, in der es wie bei Lassiter im Weltraum zuging. Aber es ist abgedreht und deshalb passt es für Maddrax wie die Faust aufs Auge. Der Roman ist spannend, kurzweilig und sehr amüsant geschrieben. Florian hat die Spielwiese Mars mit diesem Beitrag auf andere Art und Weise "benutzt" und mir gefiel es.

Ein wenig pikiert war ich über die Leichtsinnigkeit der Marsianer. Klar, die sind noch ganz wuschig im Kopf von der Präsenz des Streiters, aber es ist doch sehr naiv wie sie vermeintlich Außerirdische empfangen und ihnen bereitwillig alle Türen öffnen um ihre perfiden Pläne umzusetzen. Und auch wenn Chandra/Matt gleich dagegenhalten, entfliehen die beiden durch dilettantisches Verhalten der Marsianer weiter Richtung Erde. Was dort passieren wird, verrät jetzt schon die Heftvorschau auf Band 581. Der doppelte Smythe, Lybreyz und Haaley! Mehr geht nicht. Ich bin gespannt und fand diese Mars-Episode von Florian sehr erfrischend. Néstor Taylor drückt auch diesmal wieder der Serie seinen Stempel auf und visualisiert nicht nur Smythe hervorragend, sondern auch Lybreyz. Ein genialer Künstler. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2278 - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill 
JOHN SINCLAIR
Werwolf-Dämmerung
Band 2278
Erschienen am 08.03.2022
Cover von Néstor Taylor

Auf der langgestreckten Tafel stapelten sich die Leichenteile!
Penetranter Verwesungsgeruch hing in der Luft und vermengte sich mit dem Gestank nach verbranntem Fleisch und verschmorten Haar, der aus dem offenen Kamin jenseits des Tisches drang, über dem dicke Schmeißfliegen ihre Kreise zogen, um ihre Eier in das schwärende Fleisch abzulegen, in dem es von Maden nur so wimmelte.
Denise Curtis drehte sich der Magen um.
Dabei hätte sie dringend etwas zwischen die Zähne gebraucht. Und es war keineswegs so, dass sie Menschenfleisch verschmäht hätte. Aber dann, bitte schön, roh und blutig, sie war immerhin eine Werwölfin und kein Ghoul.
Allerdings bezweifelte sie, dass sie hier frisches Fleisch finden würde. Das hier war schließlich das Reich der Totengöttin aus der nordischen Mythologie.
Hels Höllenwelt.

Was war das für ein rasantes Abenteuer in den letzten beiden Heften. Die Doppelfolge von Ian Rolf-Hill hatte es wirklich in sich. Jede Menge nordische Mythologie prasselt da auf uns ein und wie schon im ersten Teil fühlt es sich eher nach Fantasy als Grusel oder Horror an. Doch das ist keinesfalls ein Nachteil. Fantasyelemente gehörten schon immer zur Serie und als Gegensatz zu den üblichen dämonischen Kräften, finde ich dies äußerst interessant und eine gelungene Abwechslung. So wird auch mal das übliche Handwerkszeug des Geisterjägers im Kampf gegen übermächtige Gegner wertlos und andere Methoden und eine koordinierte Zusammenarbeit wird nötig. Hel ist ein abgedrehter Gegner in einer morbiden Umgebung. Ihre Höllenwelt und die Gefangenschaft von Denise, Rebecca und den Kindern wirklich eindringlich geschildert. Ebenso der unberechenbare und doch fragile Charakter von Denise. Der unerwartete Twist mit Rebecca am Ende setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Einziger Kritikpunkt auch bei dieser Folge für mich als nicht (oder noch nicht) Stammleser die permanente Reizüberflutung in diesem Roman und die pausenlose Action. Da hätte ich mir einige ruhigere Passagen gewünscht. Genauso dramatisch wie die Kampfszenen im Roman ist auch das Titelbild von Néstor Taylor. Es passt wieder zu diesem Roman wie die Faust aufs Auge und zu den bildgewaltigen Schilderungen des Autors. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Perry Rhodan Atlantis 1 - Im Land der Sternengötter - von Ben Calvin Hary

Ben Calvin Hary
Perry Rhodan Atlantis
Band 1
Im Land der Sternengötter
Erschienen am 18.03.2022
Titelbild von Arndt Drechsler-Zakrzewski

Gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung: Auf einer großen Insel im Atlantischen Ozean haben die menschenähnlichen Arkoniden eine Kolonie errichtet, die den Namen Atlantis trägt. Von dort aus starten Raumschiffe ins All, von den steinzeitlichen Menschen als göttliche Erscheinungen bestaunt.

Dann strandet ein Mann aus der fernen Zukunft auf Atlantis. Sein Name: Perry Rhodan. Der Raumfahrer wurde von einer Zeitmaschine in die Vergangenheit versetzt. Er muss einen heiklen Auftrag erfüllen und darf dabei nicht erkannt werden – denn eine kosmische Macht bedroht die Erde der Vergangenheit …


Auf diese Miniserie habe ich mich so sehr gefreut wie selten zuvor. Wie für viele Perry Rhodan Fans zählt auch für mich Atlan zu den liebsten und charismatischsten Charakteren innerhalb des Serienkosmos. Auch seine eigenständigen Serien haben mich immer fasziniert und bis heute zählen die Atlan-Zeitabenteuer zu meinen liebsten Geschichten und Hans Kneifel zu meinen Lieblingsautoren. Auch wenn Atlan nicht der Hauptheld dieser Serie ist und Perry Rhodan draufsteht, spielen dennoch Atlantis und Atlan eine tragende Rolle. Die Miniserien suchen sich traditionell Zeiträume innerhalb der Hauptserie, die nicht oder spärlich behandelt wurden. So auch hier. Die Serie beginnt im Jahr 2069 NGZ - 5656 n Chr., also zwischen dem Mythos- und Chaotarchenzyklus. Doch dort halten wir uns nur kurz auf. Denn der eigentliche Handlungszeitraum liegt in tiefer Vergangenheit. Genauer gesagt 13.000 vor Christus, in der kurzen Zeitspanne zwischen dem Bau von Atlans Unterseekuppel und der Zerstörung von Atlantis. Dafür musste Ben Calvin Hary Widersprüche um die Beschreibung von Atlantis aus 60 Jahren Seriengeschichte glattbügeln. Dies hat er unter anderem auch mit der tollen Karte von Arndt Drechsler geschafft und die geografischen Fehler auch auf charmante Weise auf die unpräzisen Erzählungen des Arkoniden geschoben. Damit hat die Geschichte um Atlantis aber ein Fundament erhalten, das es in der langjährigen Seriengeschichte (und auch in der Atlan-Serie) nicht gab. Damit alleine hat sich der Autor schon einer gigantischen Herausforderung gestellt. In den YouTube-Videos von Ben gibt es zu der Entstehung der Serie auch grandiose Beiträge, die genau dieses Thema vertiefen. Auch einmalig bei den Mini-Serien die damit zeitgemäßer denn je geworden sind.

Wir sprechen also erneut (sehr zu meiner Freude) über eine Zeitreise. Dies birgt natürlich auch immer die Gefahr eines Serienparadoxon und schränkt somit die Handlungsfähigkeit der Autoren ungemein ein.  Davon ist im Auftakt noch nichts zu spüren. Es ist eine großer Spaß, der bei der Museumseröffnung in der renovierten Unterseekuppel beginnt. Rhodan und Sichu sind zugegen und werden in Ereignisse verstrickt, die sie in eine bisher unbekannte Sektion der Kuppel verschlägt und dort durch einen Transmitter in die tiefe Vergangenheit der Erde. Auf Atlantis gestrandet beginnt ein sehr ansprechendes und puristisches  Abenteuer. Doch bevor die beiden an eine Rückkehr in die Gegenwart denken können, gilt es zunächst das Geheimnis um das Talagon und Rowena zu lüften. Einen netten Cliffhanger gibt es natürlich auch und dieser wirft die Frage auf, wer dieser "Herr und Meister" im Anflug auf die Erde sein mag und was er mit der ganzen Geschichte zu tun hat. Der Roman und die Serie sprühen jetzt schon vor Atmosphäre und Abenteuer. Und es gibt zahlreiche Rätsel für die kommenden Romane zu lüften. Das Titelbild mit den Statuen, die nicht von ungefähr an die Steinkönige am Anduin in Mittelerde erinnern, fängt diese Atmosphäre bestens ein und runden das hervorragende Gesamtbild von Cover, Landkarte und Inhalt ab.

In der Hauptserie fehlte mir zuletzt die Lesemotivation. Zu komplexe Zyklen und Heftromane, die mich mit ihren Geschichten nicht mehr so recht erreicht und begeistert haben, hielten mich bis auf wenige Ausnahmen vom Perryversum fern. Der Serienkosmos von Perry Rhodan ist aber so gewaltig, dass er genug Platz für bodenständige Science-Fiction in Subserien bietet. Und so freue ich mich über dieses erfrischende Abenteuer im Auftaktband, in dem mal wieder der Entdecker und Überlebenskünstler Perry Rhodan gefordert wird. Gestrandet wie Robinson Crusoe müssen er und Sichu nun auf Atlantis mit Hilfe der Eingeborenen einen Weg in die Hauptstadt finden. Und letztendlich auch einen Weg zurück in ihre Zeit. Bis dahin erwarten uns aber noch elf Hefte einer illustren Autorenriege unter der Führung von Exposéchef Ben Calvin Hary, der mit diesem gelungenen Auftakt die Erwartungen noch höher geschraubt hat, als die ohnehin schon waren. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️