John Sinclair 2278 - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill 
JOHN SINCLAIR
Werwolf-Dämmerung
Band 2278
Erschienen am 08.03.2022
Cover von Néstor Taylor

Auf der langgestreckten Tafel stapelten sich die Leichenteile!
Penetranter Verwesungsgeruch hing in der Luft und vermengte sich mit dem Gestank nach verbranntem Fleisch und verschmorten Haar, der aus dem offenen Kamin jenseits des Tisches drang, über dem dicke Schmeißfliegen ihre Kreise zogen, um ihre Eier in das schwärende Fleisch abzulegen, in dem es von Maden nur so wimmelte.
Denise Curtis drehte sich der Magen um.
Dabei hätte sie dringend etwas zwischen die Zähne gebraucht. Und es war keineswegs so, dass sie Menschenfleisch verschmäht hätte. Aber dann, bitte schön, roh und blutig, sie war immerhin eine Werwölfin und kein Ghoul.
Allerdings bezweifelte sie, dass sie hier frisches Fleisch finden würde. Das hier war schließlich das Reich der Totengöttin aus der nordischen Mythologie.
Hels Höllenwelt.

Was war das für ein rasantes Abenteuer in den letzten beiden Heften. Die Doppelfolge von Ian Rolf-Hill hatte es wirklich in sich. Jede Menge nordische Mythologie prasselt da auf uns ein und wie schon im ersten Teil fühlt es sich eher nach Fantasy als Grusel oder Horror an. Doch das ist keinesfalls ein Nachteil. Fantasyelemente gehörten schon immer zur Serie und als Gegensatz zu den üblichen dämonischen Kräften, finde ich dies äußerst interessant und eine gelungene Abwechslung. So wird auch mal das übliche Handwerkszeug des Geisterjägers im Kampf gegen übermächtige Gegner wertlos und andere Methoden und eine koordinierte Zusammenarbeit wird nötig. Hel ist ein abgedrehter Gegner in einer morbiden Umgebung. Ihre Höllenwelt und die Gefangenschaft von Denise, Rebecca und den Kindern wirklich eindringlich geschildert. Ebenso der unberechenbare und doch fragile Charakter von Denise. Der unerwartete Twist mit Rebecca am Ende setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Einziger Kritikpunkt auch bei dieser Folge für mich als nicht (oder noch nicht) Stammleser die permanente Reizüberflutung in diesem Roman und die pausenlose Action. Da hätte ich mir einige ruhigere Passagen gewünscht. Genauso dramatisch wie die Kampfszenen im Roman ist auch das Titelbild von Néstor Taylor. Es passt wieder zu diesem Roman wie die Faust aufs Auge und zu den bildgewaltigen Schilderungen des Autors. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

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