John Sinclair 2277 - Entführt in Wels Höllenwelt - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill
JOHN SINCLAIR
Entführt in Hels Höllenwelt
Band 2277
Erschienen am 01.03.2022
Cover von Néstor Taylor

Kein Land für Lebende!
Das waren die Gedanken des einsamen Mannes, als er zwischen den knorrigen Leibern verdorrter Bäume in Richtung des fahlen Lichts stapfte.
Seine Schritte erzeugten schmatzende Laute auf dem moderigen, zerfallenen Laub. Es bildete eine schwammige Masse, die den Gestank nach Fäulnis und Verwesung absonderte. Der Untergrund war weich und nachgiebig, aber trotzdem fest. Er fühlte sich nicht wie gewöhnlicher Waldboden an. Den Neuankömmling befiel der Eindruck, über Leichen zu schreiten.
Der Odem der Vergänglichkeit war allgegenwärtig.
Diese Welt atmete Trostlosigkeit und Verfall.
Sämtliche Zweifel, ob der Wanderer am richtigen Ort war, nahmen mit jedem Schritt ab. Nein, er war goldrichtig. Es war doch offensichtlich.

Hier regierte der Tod!

Das ich die Romane von Ian Rolf Hill mag, dürfte mittlerweile jedem aufgefallen sein. Ein Grund dafür ist, dass er sämtliche Serien in denen er mittlerweile mitschreibt, mit neuen interessanten Charakteren bereichert oder vorhandene ausbaut. Oder aber neue, eigene Mythen und Handlungsstränge innerhalb der Serien kreiert. Inwieweit die Handlung und Ideen um Hel, Lykaon, Denise, den Berserkern und der ganzen nordischen Mythologie von ihm stammen, kann ich nicht beurteilen, da ich Sinclair erst seit den 2.100er Bänden wieder eher unregelmäßig verfolge. Daher fällt es mir auch wieder schwer, alle Informationen aus diesem Band zuzuordnen. Gut gelöst ist dies zwar mit ausführlichen Erklärungen zu alten Handlungen, die bremsen aber für meinen Geschmack oft das aktuelle Abenteuer etwas aus. Dennoch helfen sie mir, mich gut zurecht zu finden. Hels Höllenwelt kannte ich ja schon aus dem Roman "Der Fluch der schwarzen Särge" von Rafael Marques, der in den Fußnoten und den Ankündigungen von Florian Hilleberg mehrfach fälschlicherweise "Das Rätsel der schwarzen Särge" genannt wurde. Doch das nur am Rande. Soweit war mir die Thematik der Särge als Dimensionstore in Hels Höllenwelt und Hel selbst bereits bekannt. Den Roman hatte ich ja auch mit Begeisterung gelesen.

Große Teile der ersten Hälfte des Romans fühlten sich wie ein Fantasy-Roman an. Sehr mystisch bleibt das ganze auch im Setting und den Charakteren über den ganzen Roman hinweg. Zuerst begleiten wir aber Matthias und Hell beim schmieden ihrer weiteren Pläne, bevor wir an der Seite von Denise Berold besuchen und diese in die ganze Intrige gezogen werden. Es dauert entsprechend lange, bis der Weg zur Kernstory geebnet ist und John und Suko auf den Plan treten dürfen. Ab dann wird es aber auch noch turbulenter und abenteuerlicher. Im letzten Drittel hat mich der Roman endgültig gepackt und abgeholt. Ich freue mich auf die Fortsetzung und auch wenn der erste Teil für mich aufgrund meines lückenhaften Backgrounds etwas holprig war, verdient der Roman vier Sterne! Ich muss auch diesmal wieder das grandiose Cover von Néstor Taylor erwähnen. Diesen und den Folgeroman zieren nämlich mal wieder Titelbilder des Künstlers. Wenn ich einen Wunsch hätte, dann dürften alle Heftromancover fortan nur noch von ihm und Timo Wuerz gestaltet werden.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Die UFO-Akten 12 - Die Eismumie - von Stefan Hagedorn

Stefan Hagedorn 
DIE UFO-AKTEN
Die Eismumie
Band 12
Erschienen am 08.03.2022
Cover von Mark McClare, Shutterstock

Auf einem abgeernteten Lavendelfeld in Blanco, Texas, findet ein Farmer eine in Eis eingeschlossene Leiche. Woher kommt sie? Der nächste Gletscher ist Tausende von Kilometern entfernt. Seltsam ist auch, dass der Eisblock nicht taut, obwohl seit Tagen angenehme Plusgrade herrschen.
Ausgewiesene Experten werden darauf angesetzt, das Phänomen zu untersuchen. Zufällig erfahren auch Cliff und Judy davon, als sie ganz in der Nähe einen Zwischenstopp einlegen. Doch ungestört ermitteln können die beiden nicht, denn eine rigorose NSA-Agentin kommt ihnen in die Quere. Zudem verschwinden plötzlich Menschen und Beweise spurlos, und jemand scheint Erinnerungen zu manipulieren...

Auch in dieser Woche gibt es bei den UFO-Akten wieder einen neuen, bisher unveröffentlichten Roman. Und mit Stefan Hagedorn steigt ein neuer Autor mit seinem ersten Heftroman überhaupt in diese Serie ein. Zunächst fiel mir auf, das der Roman kleiner gesetzt ist als üblich. Dazu sind alle Werbebeiträge im Innenteil (im Schnitt zwei bis drei Seiten) bei diesem Roman entfallen. Ebenso beschränkt sich das Dossier im Mittelteil auf drei Seiten. Wir haben also einen Beitrag mit Überlänge vor uns. Aber Quantität heißt nicht Qualität. Und so habe ich mir zwischenzeitlich beim lesen gewünscht, dass der Roman kürzer ausgefallen wäre.
Die Handlung ist nicht nur etwas abstrus und wirr, sie hat auch extreme Längen. Größtenteils reagieren die Protagonisten statt zu agieren und hetzen von einem Ort zum nächsten und wieder zurück.  Auch die Dialoge wirken hölzern und unnatürlich. Die humorvollen und emotionalen Charakterzüge von Judy und Cliff, die Florian Hilleberg zum Beispiel in seinem Roman aufgezeigt hat, fehlen hier gänzlich. Gedankengänge der Akteure, die statt im Text wie ein Monolog angelegt sind und kursiv geschrieben wurden, wirken völlig unnatürlich. Da denkt ein siebenjähriges Mädchen in Angst und Panik wie ein erwachsener und emotionsloser Roboter. Judy, die wieder ordentlich und für mich mit überzogenen Schusswunden in die Mangel genommen wird, denkt ebenso unglaubwürdig mit ihren Verletzungen wie die NSA-Agentin Eva Adams als sie ein Auge verliert. Wie üblich und bei Akte X gelernt, stehen wir am Ende einer langen Hetzjagd nach der Wahrheit mit leeren Händen da, bzw. einem USB-Stick dessen eigentlich überflüssiger Inhalt für noch mehr Verwirrung bei den Protagonisten, aber auch beim Leser sorgt. Zwischendurch keimt dennoch so etwas wie Spannung auf, die aber nicht gehalten und schon gar nicht zielführend kanalisiert wurde. Ganz im Gegenteil artet die Verfolgungsjagd am Ende in ein unnötiges Gemetzel aus. Dabei ist die Grundidee durchaus interessant und hatte Potential. Der beste Teil war für mich die Story um Familie Heyne und ihre Interaktionen mit Mr. Smith, sowie die Odyssee der kleinen Mary. Für meinen Geschmack aber ein sehr durchschnittlicher Roman, der zumindest mir nicht in Erinnerung bleiben wird. Zwei Sterne.
⭐️⭐️

Professor Zamora 1246 - Die furchtbare Welt des Monsieur Mystique - von Michael Schauer

Michael Schauer 
PROFESSOR ZAMORRA 
Die furchtbare Welt des Monsieur Mystique
Band 1246
Erschienen am 01.03.2022
Cover von Alexander Sviridov, Shutterstock

„Bitte, Monsieur Zamorra“, sagte Mystique. „Die Kammer des Verschwindens ist für Sie bereit.“
Zamorra wandte sich um. Er hätte schwören können, dass der große Glaskasten noch nicht da gewesen war, als er die Bühne betreten hatte. Eine Tür schwang auf, die so perfekt in die Wand eingefasst war, dass sie in geschlossenem Zustand praktisch unsichtbar blieb.
„Treten Sie ein“, sagte der Magier. „Treten Sie ein und gehen Sie auf eine Reise durch Raum und Zeit. Eine winzig kleine Reise nur, doch ich schwöre Ihnen, Sie werden verzaubert sein ...“

Louis und Roux Gaspard sind zwei magisch begabte Brüder, deren Leben nicht unterschiedlicher verlaufen konnte. Während Louis als Zauberer Mystique Erfolge in Frankreich feiert, ist sein Bruder obdachlos und lebt am Rande der Gesellschaft. In Mystiques Zaubershow verschwinden Menschen die als Statisten an einem seiner Zaubertricks teilnehmen, kurz nach der Show auf unerklärliche Weise. Zamora und Nicole werden von Jean Morel auf den Fall aufmerksam gemacht. Beim gemeinsamen Besuch der Zaubershow zu Ermittlungszwecken wird auch Zamora Opfer der unheimlichen Intrigen und bedrohlichen Geschehnisse, in welche die Dubois-Brüder verstrickt sind.

Zwei Magierbrüder, ein Halbdämon, ein waschechter Dämon und eine von ihm bedrohte Welt in einer anderen Dimension, das sind die Zutaten dieses äußerst gelungenen Zamorra-Romans aus der Feder von Michael Schauer. Bei dieser Folge wundert es mich mal wieder, was in einem nur 64-seitigen Heftroman alles möglich ist. Dabei wirkt der Roman nicht überladen und die Story gut konstruiert. Und die Handlung wirkt trotz ihrer Komplexität zu keiner Zeit gehetzt. Einige schöne Twists hält die Handlung ebenfalls parat. Nach einer schönen Einleitung aus der Kindheit der Magierbrüder geht es direkt ans Eingemachte und Nicole und Zamora werden blitzschnell in eine dämonische Bedrohung gezogen, die so nicht zu erwarten war. Vieles erinnerte mich positiv an den Mysteryfilm Prestige, aber auch an Klassiker wie die Insel des Dr. Moreau. Da war wirklich alles drin in diesem Beitrag. Chapeau an den Autor und fünf Kaninchen, äh Sterne rausgeholt.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 577 - The Walking Matt - von Simon Borner

Simon Borner 
MADDRAX 
The Walking Matt
Band 577
Erschienen am 01.03.2022
Cover von Néstor Taylor

Während der Geist von Matthew Drax auf dem Mars weilt, ruht sein seelenloser Körper in der Wolkenstadt, wohl behütet von Aruula und den anderen Gefährten. Doch gegen das, was sich seiner nun bemächtigt, haben sie keine Chance! Denn es kommt unsichtbar daher und sucht schon seit Jahrzehnten nach einem geeigneten Opfer...

Ja, diese Handlung war eine Steilvorlage für den Titel, den ich zunächst für einen verfrühten Aprilscherz hielt. Im Nachhinein gesehen, passt er aber hervorragend. Simon Borner hat ein durchweg gutes und spannendes Stand-Alone-Maddrax-Abenteuer abgeliefert, das einen Hauch der guten alten Zeit vermittelt. Dieses aufgreifen und adaptieren von Themen aus der Popkultur war schon immer die Stärke der Serie. Bei diesem Roman ist sie aber eher unterschwellig und hauptsächlich auf das Cover beschränkt. Denn es sind weder Zombies am Start, noch ist Matt ein solcher. Vielmehr wird die Thematik der Loa von Simon Borner aufgegriffen. Loa spielen eine zentrale Rolle in den Ritualen des Voodoo und manifestieren sich in den Menschen meist durch Besessenheit. Aus dem Voodoo ist ja auch die ursprüngliche Zombiethematik entstanden. Bereits die Eingangsszene, die an einen Exorzismus erinnert und die Priesterfamilie Bankole einführt, ist sehr gelungen. Und wenn man die Dunklen als willenlose Zombies sehen möchte, passt das auch. Denn auch sie spielen eine nicht unwesentliche Rolle im vorliegenden Roman. Abwechslungsreich geht es auch in der Handlung erfreulicherweise mal wieder in die Zeit vor den Kometen, mal vor den Abzug des Wandlers und natürlich auch in die aktuelle Handlungszeit. Insgesamt liefert Simon Borner ein sehr gelungenes und außergewöhnliches Abenteuer wie wir es von ihm gewohnt sind. Mittelpunkt der Handlung und verantwortlich für den "Walking Matt" ist ein Daa'mure, der wie einige wenige andere seiner Spezies den Abflug des Wandlers verpasst hat. Dies geschah gezwungenermaßen und sein Irrweg bis zur erlösenden Hilfe war gut konstruiert und spannend erzählt. Die Daa'muren galten berechtigterweise lange als die grundsätzlich Bösen in der Welt von Maddrax. Das dies nicht immer so einfach einzuordnen ist, zeigen nicht nur Grao und Ira, sondern im vorliegenden Band auch Lun'hal'soro. Auf sich alleine gestellt ist er hier mehr Opfer als Täter. Ich bin gespannt. ob wir ihn wiedersehen werden. Ganz nebenbei wird auch noch einmal die problematische Thematik aus der "Böse-Trilogie" aufgegriffen. Victorias bleibt verständlicherweise misstrauisch Matt und Aruula gegenüber. Das stört die Harmonie und das Bündnis gegen die Dunklen und ich wüsste nicht, ob ich an Matt und Aruulas Stelle die Gastfreundschaft der Pîlatres weiter strapazieren würde. Aber das nur am Rande, den irgendwo müssen unsere Helden ja verweilen bis Matt zurückwalkt. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Die UFO-Akten Band 11 - Begegnung im All - von Marten Veit

Marten Veit
DIE UFO-AKTEN
Begegnung im All
Band 11
Erschienen am 22.02.2022
Cover von Keith Tarrier, Shutterstock

Als die vierköpfige Besatzung einer Zephyr-Kapsel des privaten Raumfahrtunternehmens UnlimitedSky bei einem Außeneinsatz im Orbit die Manövrierfähigkeit der Kapsel testet, kann das Raumfahrzeug für 2,7 Sekunden nicht von der Radarortung erfasst werden. Die Crew meldet jedoch keine besonderen Vorkommnisse. Also nur ein folgenloses technisches Problem? Oder gibt es Parallelen zu einem zwanzig Jahre zurückliegenden, geheimen Raumflug der Air Force, bei dem es ebenfalls zu einem kurzzeitigen Verlust des Radarkontakts kam?
Kurz nach der Beendigung der UnSky-Mission verschwinden plötzlich zwei der Besatzungsmitglieder spurlos. Alles deutet auf eine Entführung hin. Es besteht der Verdacht, dass es einen direkten Zusammenhang zu den seltsamen Vorfällen im All gibt. Daher schalten sich die beiden Bundesmarshals Cliff Conroy und Judy Davenport ein...

Der elfte Band der Serie ist wieder ein neuer Roman. Und eine weitere Besonderheit. Er ersetzt den alten Band 7 "Der Endevour-Zwischenfall" der ursprünglichen Serie. Inwieweit Handlungen des alten Bandes im vorliegenden Roman enthalten sind oder umgeschrieben wurden, kann ich nicht sagen, da ich die alte Serie nicht gelesen habe. Ich denke es geht darum, den Überbau der Serie neu und stimmig zu machen, um auch die neuen Romane gut einzubinden und die Serie über die ursprünglichen 25 Bände hinaus führen zu können.

Auf jeden Fall bekommen wir in dieser Folge etwas mehr Hintergrundmaterial zu Senator Campbell, Buzz und McKay. Bei letzterem habe ich immer öfter Agent Smith aus Matrix vor Augen. Vieles dieser Folge erinnert erneut an Akte X. Auch die beiden Hauptakteure Judy und Cliff wirken wie Mulder und Scully, als sie sich am Anfang des Romans bezüglich ihrer Beziehung zueinander hinterfragen. Und die Entwicklung in diesem Band wirft grundsätzliche Fragen ähnlich wie Akte X auf. Wem kann man trauen? Wie sind die Drahtzieher im Hintergrund miteinander verwoben? Und was wollen sie eigentlich verbergen? Der Roman beantwortet dabei keine oder nur wenige Fragen, sondern ist mehr eine Grundlage zur großen Quest, die diese Serie durchzieht. Zum ersten mal treten vermeintliche Außerirdische direkt in Erscheinung. Dennoch bietet der Roman keine groß angelegte Story, sondern liefert vielmehr kleine interessante Details und Situationen zu und zwischen den Protagonisten. Dabei ist Buzz und seine Geschichte die größte Überraschung. Die Serie macht weiterhin Spaß und hat Potential. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2273 - Ratten-Rache - von Marlene Klein

Marlene Klein
JOHN SINCLAIR
Ratten-Rache
Band 2273
Erschienen am 01.02.2022
Cover von Shutterstock


London, Mayfair, 1860

Thomas Boulder hastete die Stufen des Bezirksrathauses hinunter und verlangsamte seine Schritte, als er die Gentlemen Crown und Forsyth erblickte, die ihn wie verabredet am Fuße der großen Freitreppe erwarteten.
„Gentlemen ...“, begrüßte Boulder die wartenden Herren knapp und tippte an seinen Zylinder.
„Es bleibt bei unserem Plan?“, fragte Crown, wohl mehr der Form halber, denn mit der Antwort, die er erhielt, hatte er gerechnet.
„Natürlich!“, antwortete Thomas Boulder.
Als wäre Boulder als Bezirksbürgermeister von Mayfair der Hausherr der öffentlichen Berkeley Street, deutete er den Herren den Weg die Straße hinunter Richtung Piccadilly. Eine mit zwei Rappen bespannte Kutsche trabte an ihnen vorbei, die Hufe der Tiere klapperten auf dem Kopfsteinpflaster, das Innere war durch dunkle Vorhänge den Blicken der Öffentlichkeit verborgen ...

Ratten sind ein klassisches Thema in der Schauerliteratur und im Gruselheftroman. Unzählige Male hatte ein Roman bei Sinclair bereits Ratten im Titel und in der Story. Meistens fristen sie unbemerkt von Menschen ihr Dasein. Auch wenn eine Faustformel besagt, dass in einer Stadt genauso viele Ratten leben wie Menschen. Diese verbinden die Nager mit Müll, Dreck und Krankheit, was auch in ihrer Vergangenheit als Auslöser für die Pest begründet liegt. Ratten gelten aber auch als besonders schlau. In unmittelbarer Nähe will sie jedoch kaum jemand haben. Deshalb wirkt es auf uns schaurig und befremdend, wenn sie sich nicht so verhalten wie wir es gewohnt sind, oder etwas größer ausfallen als normal. Auch die Menge wirkt sich auf den Horrorfaktor aus. Bei Kanalarbeiten in unserer Straße, suchten sich kürzlich die Nager neue Plätze in unseren Gärten. Da wirkt es auf uns doch befremdlich, wenn man ein Eichhörnchen beim Balanceakt auf dem Zaun vermutet und es sich als Ratte entpuppt. Auch wenn diese Angst wie der Ekel bei Spinnen eher anerzogen als im Überlebensinstinkt begründet ist.

Alle diese Ratten-Register zieht Marlene Klein im vorliegenden Band und spielt mit dieser Angst. Als Sahnehäubchen gibt es noch einen Ausflug ins viktorianische London, in dem der Fluch der Rattenhexe ihren Ursprung hat. Sehr schön hat mir Janes groß angelegter Einsatz in diesem Roman gefallen und der Bezug auf ihre dunkle Vergangenheit als Hexe. Alles wurde sehr kurzweilig und spannend erzählt. Gekrönt wird der Roman mit einem unerwarteten Showdown in Form der Rattendämonin. Der Kampf gegen die Hexe und ihre Ratten war zwar wie gewohnt klassisch mit Kreuz, Kreide, Dämonenpeitsche und Silberkugeln angelegt, aber dennoch wurde die Strippenzieherin im Hintergrund nur vertrieben. Und so dürfen wir auf eine Fortsetzung mit ihr hoffen. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamora 1245 - Das Dorf der roten Hexen - von Veronique Wille

Veronique Wille 
PROFESSOR ZAMORRA 
Das Dorf der roten Hexen
Band 1245
Erschienen am 15.02.2022
Cover von Andrey Valerevich, Shutterstock

„Ich bin fix und fertig, Liebling“, stöhnte Christian. „Keinen Meter fahre ich mehr weiter.“
Seine schwarzhaarige Partnerin rümpfte die Nase. „Ich würde dich ja ablösen, aber ich kann in dieser Nebelsuppe kaum noch was sehen. Und trotzdem ...“
„Was heißt trotzdem? Wenn es in diesem verfluchten Dorf ein Hotel gibt, checken wir da ein, basta!“
Mit „verflucht“ traf Christian den Nagel auf den Kopf.
Und als hätte der Leibhaftige ihn erhört, tauchte just in diesem Moment vor ihnen die heruntergekommene Fassade einer Herberge im Scheinwerferlicht ihres Wagens auf ...

Professor Zamora und Nicole geraten zufällig in die Jagd eines englischen Hexenclans nach einer Abtrünnigen. Dabei ermittelt Nicole in Lyon nach der jungen Hexe Scarlett, deren Vernichtung das Ziel von Adana, der Hohepriester der Hexen ist. Auf deren Spuren ist derweil Zamora in dem nahezu unbekannten und zurückgebliebenen Ort Wytchbourne in Sussex. Dort deckt er den Konflikt innerhalb eines Hexenclans auf, der nicht nur die eigenen Anhänger, sondern auch Bewohner, Touristen und schließlich auch Nicole und ihn in Lebensgefahr bringt.

Veronique Wille schreibt bei Zamora immer sehr atmosphärische und gut konstruierte "Stand-Alone-Abenteuer" unserer Helden. So auch in diesem Fall. Grundidee ist dabei wie der Titel schon verrät, ein Dorf in dem rote Hexen ihr Unwesen treiben. Beziehungsweise eine Hexe, die sich mehr und mehr dem bösen verschrieben hat. Wir starten aber ganz unkonventionell mit einer scheinbar profanen und nebensächlichen Handlung in Frankreich. Was sich aus einer verlorenen Handtasche und einer Telefonnummer aus England dann entwickelt, ist ebenso spannend wie kurzweilig geschrieben. Mordende Hexen in Katzengestalt, ein Hexenorden der außer Kontrolle gerät und ein Familiengeheimnis sind die Essenz die diesen Roman zu einer tollen Hexengeschichte machen. Lediglich das Ende ist wie so oft etwas zu überhastet geraten. Das ist der Fluch eines Heftromans bei  komplexeren Geschichten. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️