Bastei-Seriencrossover John Sinclair - Professor Zamorra - Dorian Hunter

I
an Rolf Hill
JOHN SINCLAIR
Niemandsland
Band 2360 
Erschienen am 30.09.2023
Cover von Mark Freier

Das spannendste CROSSOVER des Jahres beginnt!
Die drei erfolgreichsten Geisterjäger JOHN SINCLAIR, PROFESSOR ZAMORRA und DORIAN HUNTER in einem Abenteuer vereint gegen die Mächte der Finsternis!

Ich erwachte und hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. Und neben mir im Bett lag tief und fest schlafend Jane Collins. Ich spürte ein trockenes Kratzen im Hals. Überall verstreute Kissen, zerwühlte Bettdecken ... Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich angenommen, dass Jane und ich letzte Nacht ... na ja. Was ging hier vor sich? Unwillkürlich tastete ich nach dem silbernen Kreuz, das für gewöhnlich an einer Kette um meinen Hals hing. Es war verschwunden!

Bald ist Halloween und bei John Sinclair und Zamorra bedeutete dies in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Crossover-Zeit. Dieses Jahr haut Bastei aber richtig einen raus mit dem dreifaltigen Horror-Serien-Crossover. Zu Zamorra und Sinclair gesellt sich in diesem Dreiteiler nämlich diesmal auch noch Dorian Hunter. Serienkenner haben bei der Ankündigung wohl schon verblüfft gedacht: wie passt das denn zusammen? Erste Antworten liefert Ian Rolf Hill in seinem Auftaktband bei John Sinclair. Der wird nämlich in einem merkwürdigen Hotel an der Seite einer ungewöhnlichen Version von Jane Collins wach und trifft in dieser scheinbaren Parallelwelt auf Zamorra und Hunter. Diese können sich ebenfalls nicht erinnern, wie sie in dieses Hotel gelangt sind, dass am Fuße eines Vulkans liegt. Erste Erkundungen und Gespräche mit dem mysteriösen greisen Portier liefern den Geister- und Dämonenjägern noch keine großen Erkenntnisse.

Den Auftakt gestaltet Ian Rolf Hill in gewohnt überzeugender Manier. Das Setting sehr atmosphärisch und mysteriös. Das Szenario wurde gut gewählt um möglichst keine Unstimmigkeiten innerhalb der einzelnen Serienkanons zu verursachen. Insgesamt verbreitet die Location und Handlung ein sehr traditionelles und ursprüngliches Gruselheftflair und gefällt mir dadurch außerordentlich gut. Klar, das im ersten Teil viele Fragezeichen auftauchen. Umso größer ist die Motivation bei der Stange zu bleiben und die beiden Folgebände zu lesen. Also: Ziel erreicht.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️


Thilo Schwichtenberg 
PROFESSOR ZAMORRA 
Niemandsleben
Band 1288
Erschienen am 07.10.2023
Cover von Mark Freier

John Sinclair erreichte den Speisesaal und rannte auf den Tisch zu, an dem Zamorra, Dorian Hunter und er die Detektivin Jane Collins zurückgelassen hatten.
Der Tisch war umgestürzt, und davor hatte sich eine riesige Blutlache ausgebreitet. Inmitten der Lache lag Jane Collins, auf Reste fauligen Seetangs gebettet wie auf eine Matratze. In ihrer Brust klaffte ein Loch.
Jemand hatte ihr das Herz aus dem Leib gerissen!

Thilo Schwichtenberg übernimmt den Mittelteil des Serien-Crossovers. Wie ich finde immer der schwerste Teil einer Trilogie. Mann darf noch nicht zu viel verraten, muss die Leser aber bei der Stange halten und auf das Finale neugierig machen. Und so wird hier mehr die Handlung verwaltet, als nach vorne getrieben. Dennoch wird mehr und mehr klar um was es geht. Die Mutter der kleinen Sophie, die immer wieder auftaucht, versucht scheinbar diese vor etwas zu retten. Ob der greise Portier die Wurzel allen übel ist, bleibt offen. In dieser Welt ist nichts so wie es scheint und scheinbar alles möglich. 

Auch Thilo Schwichtenberg schafft es, die Atmosphäre und surreale Welt, in die die drei Serienhelden gelangt sind, sehr gut in Szene zu setzen. Am besten hat mir hier das Auftauchen und der  tragische zweite Tod von Bill Flemming gefallen. 

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️




Dario Vandis 
DORIAN HUNTER
Niemandskind
Band 134
Erschienen am 14.10.2023
Cover von Mark Freier

„Im Namen des Abbadon, Behemoth und Rahab, fahr zurück in die Hölle, aus der gekommen bist!“ Ich schleuderte dem Monster die Gemme ins Maul.
John Sinclair streckte ihm das Silberkreuz entgegen. „Terra pestem teneto, salus hic maneto!“
Gleichzeitig blitzte Zamorras Amulett auf. Grünes Licht hüllte das Monster ein. Das Brüllen der Kreatur steigerte sich zu einem infernalischen Crescendo, bis die Eruption weißer Magie endete und das Licht erlosch.
Das Monster war immer noch da – und hämmerte mit der Schwanzflosse auf die Barriere ein, bis der Bannkreis zerstört war!

Dario Vandis aka Dennis Ehrhardt darf bei Dorian Hunter das Seriencrossover der drei erfolgreichsten Bastei-Gruselserien beenden. Und er ist, wie ich finde, die richtige Wahl dafür. Er kennt nicht nur als Zaubermond-Chef die eigene Serie am besten. Nein, er ist auch bei Sinclair vorbelastet und Zamorra scheint ihm auch nicht fremd zu sein. Und so gebührt ihm die Ehre, diese Trilogie zu einem möglichst stimmigen Showdown zu führen. Er setzt nicht nur Hunter, sondern alle drei Helden und ihre Fähigkeiten ebenso gut in Szene wie seine Vorgänger. Der Schreibstil ist gewohnt souverän und er gestaltet das Ende spannend, kurzweilig und insgesamt überzeugend. Auch wenn, das Bobby-Ewing-Ende ein wenig vorhersehbar war, so war es die Auflösung um Sophies Schicksal, das mich sehr berührt hat, nicht.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamtfazit:
In allen drei Romanen schaffen es die Autoren die drei Helden gut zu skizzieren. Bemerkenswert ist auch, das es jedem gelungen ist, in den einzelnen Serien den jeweiligen Serienhelden in den Vordergrund zu rücken. Und den Stil für jede Serie passend zu wählen. Ebenso genial fand ich, bei jedem einzelnen Serienhelden, einen entscheidenden Charakter seiner Vergangenheit dramatisch ins Spiel zu bringen. So bekommt Sinclair eine neue Variante von Jane Collins zur Seite und verliert diese wieder. Zamorra verliert seinen alten Freund Bill Flemming ein zweites Mal und Hunter wird immer wieder mit seinem Sohn Martin und Coco konfrontiert.

Die Auflösung um das Schicksal von Siobhan Dunne, ihrer Tochter Sophie und Elmar Caruso fand ich gut. Ob Sinclair, Zamorra und Hunter aber tatsächlich durch Siobhans Verzweiflung in diese unwirkliche Parallelwelt gelockt wurden um ihre Tochter zu retten oder Siobhan zu erlösen, oder ob es ein kollektiver Traum war, erschließt sich mir am Ende nicht. Bei allen drei Romanen war jedoch der Weg das Ziel. Und da haben die Autoren einen tollen Job gemacht und es durch einen Kniff geschafft, die drei Serien für dieses Experiment sinnig miteinander zu verknüpfen.

Wer dieses insgesamt doch gelungene Crossover verpasst hat, hat im Februar nächsten Jahres die Chance das Gesamtwerk in einem einzigen Dorian-Hunter Buch nachzulesen. Auch dieses wird natürlich in meine Sammlung einziehen, passt es doch optisch perfekt zur Dorian-Hunter Buchserie des Zaubermond-Verlags. Der Titel kann bereits vorbestellt werden: https://www.zaubermond.de/dorian-hunter/dorian-hunter-buecher/niemandskind.html








Gesamtwertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Die UFO-Akten 53 - Bilder der Zukunft - von Rafael Marques

Rafael Marques 
DIE UFO-AKTEN
Bilder der Zukunkft
Band 53
Erschienen am 30.09.2023
Cover von Shutterstock

Der PSI-begabte Joshua Lee sitzt an Bord eines Fluges nach Anchorage und sieht vor seinem geistigen Auge Eindrücke aus seiner Kindheit vorbeiziehen, in der er den tragischen Tod seines Bruders Benny miterleben musste. Trotz des festen Willens, die Kontrolle über seine Gedanken zurückzuerlangen, überwältigt ihn eine weitere Vision: Diesmal findet er sich in den Bergen Alaskas wieder, verwickelt in einen bedrohlichen Messerkampf mit Will Travers, einem ehemaligen Mentor, der ihm aufgrund eines Verrats nach dem Leben trachtet.
Nach der Landung kommt es für Joshua zu einer ebenso merkwürdigen Begegnung, als ihm ein mysteriöser Mann eine rote Schachtel überreicht. In ihr findet er eine Miniatur von Wills Kampfmesser, eine zusammengefaltete Botschaft und die Kopie einer Landkarte. Alle drei Dinge erinnern ihn an die Vision während des Fluges, was ihn zu einem Anruf bei Senator Campbell veranlasst ...

Auch für den zweiten Teil des ersten Doppelbandes innerhalb der Serie gilt: mehr Agententhriller, weniger (wenn auch mehr als im ersten Teil) UFOs und Mystery. Und Cliff und Judy spielen neben Joshua Lee, Will Travers und Lydia auch wieder eine wichtigere Rolle. Wir erfahren mehr über Joshuas Vergangenheit und wie er seine Fähigkeiten entdeckte. Aufgeklärt wird auch, was die Beweggründe für Joshuas Mentor Will Travers waren, auf die andere Seite zu wechseln. Insgesamt wird so aus der bisherigen Handlung um die Psibegabten, an die McKay herankommen möchte, eine wirklich runde und (vorerst) abgeschlossene Sache. Die Charaktere sind gut getroffen und machen Spaß. Besonders Lydias Schicksal hat mich berührt. 

Der Showdown ist wirklich sehr dramatisch und spannend geworden und der Gesamteindruck dieser Doppelfolge ist durch den zweiten Band, der mir noch besser als der erste Teil gefiel, ist sehr gut geworden. So kann es mit den UFO-Akten weitergehen. Auch der sehr interessante Werkstattbericht in diesem Heft zeigt, das Rafael Marques und seine Ansätze und Motivation eine Bereicherung für diese Serie sind und seine Romane die UFO-Akten in eine gute und moderne Richtung lenken.

Cover: ⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 619 - Totgesagte leben länger - von Lucy Guth

Lucy Guth 
MADDRAX 
Totgesagte leben länger
Band 619
Erschienen am 07.10.2023
Mario Heyer (MIP Art) unter Verwendung von KI Software

Der Plan war gut und hätte die Rettung vor Mabuta bedeutet. Wenn er nicht im letzten Moment gescheitert wäre – an einer Fallgrube, die sich unvermittelt unter Dak'kar aufgetan hatte.
Als er wieder zu sich kommt, hat ein angespitzter Pflock seine Schulter durchbohrt, er kann sich kaum bewegen – und von den Verbündeten keine Spur. Noch dazu befindet er sich in Mabutas Machtbereich; wenn dessen Aants ihn entdecken, ist es aus.
Nun, Dak'kar wird entdeckt, von jemand anderem. Und vielleicht wäre es besser gewesen, dem Ameisengott in die Mandibeln zu fallen...

Lucy Guth überrascht immer wieder mit außergewöhnlichen Beiträgen bei Maddrax. Im aktuellen Band benutzt sie erneut ein ungewöhnliches und endzeitliches Setting und berührt die Leser mit Naiquis tragischer Lebensgeschichte. Ihr Weg kreuzt auf dramatische Weise den von Dak'kar. Nachdem Naiqui immer schon Außenseiterin war, muss sie aufgrund unglücklicher Umstände aus Ihrem Dorf fliehen. In einer alten Baumhauslodge im Regenwald finden die Einsiedlerin ein einsames Exil. Die Umstände treiben Sie in Wahnvorstellungen und den Irrsinn, der nicht nur Dak'kar zum Verhängnis wird, nachdem die Frau ihn zuerst rettet. Als Matt und Haaley bei ihrer Suche nach dem verschollenen, neuen Verbündeten zum Baumhaus gelangen, überschlagen sich die Ereignisse.

Wieder ein klasse Roman aus der Feder von Lucy Guth, der mich wohl nicht ungewollt an Stephen Kings Misery erinnerte. Dak'kar wird hier nicht zum Opfer einer Stalkerin, sondern der vermeintlichen Retterin aus seiner Notlage. Und er ist nicht der erste. Naiqui ist auf ihre eigene Art fast genauso wahnsinnig wie Halley. Die Umstände die dazu führen erzählt die Autorin genauso eindringlich und überzeugend wie den dramatischen Showdown. Die Wendung um die "Schande" fand ich besonders gut. Achtung Spoiler: Albinismus wird bei Naturvölkern als Zeichen für übernatürliche Kräfte gesehen. Je nach Kulturkreis kam und kommt Menschen mit Albinismus aufgrund ihres andersartigen Aussehens eine mehr oder weniger starke Außenseiterrolle zu. In Europa und in Amerika wurden Menschen mit Albinimus früher als gern gezeigte Besonderheit und Sensation in Zirkussen ausgestellt. Die "Schande", die bis zum Ende unbekannt bleibt und die bei der Auflösung für eine Überraschung sorgt, fand ich ein spannendes, unerwartete und sehr interessantes Motiv für diesen Roman.

Cover: ⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1287 - Die guten Toten - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill
PROFESSOR ZAMORRA
Die guten Toten
Band 1287
Erschienen am 23.09.2023
Cover von Shutterstock

Zamorra erhält eine E-Mail aus New Orleans, in der er um Hilfe gegen eine Dämonenhorde gebeten wird. Als Adresse ist nur ein alter Friedhof angegeben. Nicole und Zamorra machen sich auf den Weg in die Staaten. Sollte sich das Ganze als Scherz herausstellen, können sie immerhin noch ein wenig Urlaub herausschlagen.
Als sie auf dem Friedhof eintreffen, dämmert es bereits. Keine Menschenseele ist zu sehen. Oder? Im nächsten Moment bricht unter Zamorra der Boden auf, und der Parapsychologe wird in die Tiefe gerissen ...

Wenn Nicole und Zamorra glauben, am Dia de los muertos in New Orleans Urlaub machen zu können, dann haben sie nicht damit gerechnet, dass Ian Rolf Hill diesen Beitrag verfasst hat. Auch ich war positiv überrascht über diesen Zamorra-Beitrag von ihm seit fast einem Jahr. In dieser Zeit gab es für den Autor vor allem zum Sinclair-Jubiläum eine Menge zu tun.

Auch wenn Nicole und Zamorra in New Orleans auf "gute" Tote treffen, hat der Dämon Ti-Jan Pedro etwas gegen zu viel Harmonie zwischen beseelten Zombies und dem Meister des Übersinnlichen und seiner Partnerin. Der eigentliche Star ist in dieser Folge aber der schrullige deutsche Dämonenjäger Erdmann Günther. Samt seinem Hund Mister Silver. Da klingelt es bei so manchem Guselroman-Kenner natürlich sofort. Angelehnt ist dieser Name nämlich ganz sicher an Tony Ballards exdämonischen Partner. Es ist nicht die erste Figur, die der Autor ins Serienrennen schickt und damit das Zammyversum bereichert. Dieser in keinster Weise stereotype Charakter polarisiert und wird bestimmt auch bei der Leserschaft unterschiedlich ankommen. Nici geht er jedenfalls in dieser Folge schon mächtig auf den Zeiger. Mir gefällt der Typ und sein „Silberbeißer“, auch wenn er am Ende nochmal Sympathiepunkte verliert. Aber ich mag solche Wendungen und Anti-Happy-Ends sehr. Insgesamt ist die auch Geschichte um die guten Toten und deren Entstehung sowie dem Dämon Ti-Jan Pedro gut konstruiert und kurzweilig erzählt. Dazu kommt eine gute Atmosphäre und ein interessante Location.

Ansonsten unterscheidet sich auch dieser Heftroman von Ian Rolf Hill erneut durch seinen hohen Anteil an Gewalt, Sex und Horror von der Mainstreamkost. Auch damit wird der Roman polarisieren. In den Anfangszeiten des Heftromans wäre dieser Beitrag sicherlich indiziert oder stark entschärft worden. Im Hinblick auf aktuelle Serien- und Buchtrends ist es aber vertretbar und zeitgemäß. Das moderne Publikum bekommt ansonsten wahrlich nicht zur Spannung noch eine Gänsehaut.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 618 - Der Weg der Daa'muren - von Jo Zybell

Jo Zybell
MADDRAX
Der Weg der Daa'muren
Band 618
Erschienen am 23.03.2023
Cover von Shutterstock

Während die Dark Force die Suche nach der PLASMA und der RIVERSIDE eingestellt hat, geben die Daa'muren Grao und Ira nicht auf. Abgesetzt an der Nordostküste Amrakas, suchen sie nach einer Spur, die sie zu den verschollenen Freunden Matt und Aruula führt. Und tatsächlich glauben sie einen Hinweis gefunden zu haben, dem sie nachgehen – geradewegs in ein tödliches Abenteuer!

Daa'muren die sich Gedanken über Sex in Menschengestalt machen und Nosfera die dem Menschenblut abschwören. Das sind würdige Themen für die Rückkehr des Maddrax-Autoren-Urgestein Jo Zybell. Ich habe seine Roman schmerzlich vermisst. Denn der Autor der ersten Serienstunde ist ein meisterhafter Erzähler und schrieb Geschichten über die postapokalyptische Maddrax-Welt wie kein anderer Autor. Seine Romane blieben nie oberflächlich, was die Charaktere, Völker, Fauna und Flora sowie soziale Aspekte der Apokalypse angeht. Sein Lebenslauf ließt sich so spannend und interessant wie seine Romane und zeigt, warum Jo Zybell  schreibt wie er schreibt.

Miina, eine Überfahrt mit dem Schiff bei denen die Besatzung ausgesaugt wird, wer denkt da nicht unweigerlich an Dracula und die Demeter? Und so ist auch „Der Weg der Daa‘muren“ wie Dracula seinerzeit ein Reise- und Abenteuerrroman mit einer tragischen Liebesgeschichte zwischen Clauzer und Miina. Im Kern ist es aber auch ein Kampf um Heilmittel und Ressourcen zweier sehr unterschiedlicher Parteien. Während Da‘kar für Macápe eine Lösung für die Krankheit sucht, die durch die degenerativen Lymphozyten ausgelöst wurde, heilt der abtrünnige Toma‘bar ein Heer von Nosfera damit von der Sichelzellenanämie, die sie zum Blut trinken verurteilt. Als Dank folgen sie ihm und verehren ihn (wie sich herausstellt nur als Vorwand) als Erlöser. Auf der Insel Ilha de Maracá vor Brasilien gründet er eine Festung der neuen Nosfera-Generation. Grao und Ira geraten auf ihrer Suche nach Matt und Aruula in auf die Machenschaften Toma'bars und Clauzer und folgen für weitere Infos auf dessen Festungsinsel. Dort geraten sie jedoch in eine böse Falle.

Sofort die erste Szene auf dem gekaperten Schiff der Nosfera katapultiert den Leser in die richtige Maddrax-Atmosphäre. Es ist so als wäre er niemals weg gewesen. Hoffentlich dürfen wir in Zukunft weiterhin Maddrax-Romane  von ihmgenießen. So ein vielschichtiger und erfahrener Autor wertet die Serie seit Beginn immer wieder auf. Im vorliegenden Roman führt Jo Zybell nicht nur die Suche der beiden Daa‘muren nach Matt und Aruula fort. Er verbindet diese auch mit den Handlungen und Geschehnissen der letzten Folgen. Und erzählt den spannenden Weg, den Toma‘bar zwischenzeitlich gegangen ist. Dazu kommt noch die Geschichte und Erzählung von Clauzer in der Ich-Form die auch den Charme alter Serientage versprüht und den interessanten Charakter und seine Gefühle nachvollziehbarer macht. So liefert uns der Maddrax-Mitbegründer gleich mehrere recht spannende, interessante und wendungsreiche Geschichten in einem einzigen Heft und entschädigt die Leser damit ein wenig für seine lange Maddrax-Pause.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1286 - Schatten der Vergangenheit - von Oliver Müller

Oliver Müller 
PROFESSOR ZAMORRA 
Schatten der Vergangenheit
Band 1286
Erschienen am 09.09.2023
Cover von Shutterstock

Zamorra ließ die Hand mit dem Amulett sinken. Obwohl er sofort eingegriffen hatte, blieb der Mann reglos liegen. Der Meister des Übersinnlichen hoffte inständig, dass sie nicht doch zu spät gekommen waren und der Mann tot war.
Nicole lief auf den Mann in der Lederjacke zu, wobei sie auf hochstehende Wurzeln achten musste, um nicht zu stolpern. Gerade als sie sich hinknien wollte, zuckte sie zurück.
„Was ist los, Nici?“
„Den kennen wir doch“, sagte sie und sah Zamorra an. „Das ist Antoine Morel.“
Zamorra brauchte einen Augenblick, um mit dem Namen etwas anfangen zu können. Dann machte es plötzlich Klick.
„Antoine Morel!“, entfuhr es ihm.

Die Romane von Oliver Müller sind leider nicht nur bei Zamorra rar gesät. Da heißt es: Qualität geht vor Quantität. Und so sind seine Beiträge stets eine Freude für die Leserschaft. So auch in diesem Fall. Irgendwie war mir doch bewusst, dass seine Geschichte um Antoine Morel aus Band 1142 „Gefangen im Zeitverlies“ kein Stand-Alone-Abenteuer war. Aber es dauerte nun tatsächlich fast 40 Hefte und über eineinhalb Jahre bis zur Fortsetzung. Im vorliegenden Roman spinnt er dessen Geschichte spannend und kurzweilig weiter. Dabei betritt mit Nor Kerteen ein für mich neuer Zeitgenosse aus dem Zamorra-Universum die Bühne. Er hat es scheinbar schon öfter auf Zamorras und seine Zeitringe abgesehen. Diesmal wird sein Spiel mit Nicole und dem Professor fast zu Antoines Verhängnis. Als Zamorra am Ende an den Gräbern ehemaliger Kampfgefährten steht, gewährt der Autor kurze Einblicke in die Vergangenheit und zeigt dort seine Kenntnisse um die Serie. Diese Dinge sind mir als relativ neuer Leser der Serie gänzlich unbekannt. Auch die Ära der Reisen mittels der Regenbogenblumen durfte ich nur kurz miterleben. Umso interessanter wird es, ob sie doch noch nicht gänzlich verschwunden sind.

Das tragische Schicksal um den ehemaligen Dieb und Bewohner des Loire-Tal den es von 1971 in die Gegenwart verschlagen hat, ist und bleibt tragisch. Oliver Müller schildert dessen zwischenzeitliche Odyssee sehr gut und eindringlich. So wie sich das Ende gestaltet, scheint es auch diesmal nicht die letzte Begegnung mit dem Mann aus der Vergangenheit gewesen zu sein. Das Geheimnis um das Zeitverlies von Leonardo DeMontagne ist weiterhin noch nicht gelüftet! Damit haben wir innerhalb der Serie eine weitere hochinteressanten Handlungszweig, auf dessen Fortsetzung ich gespannt bin. Egal wie lange es dauert! Kleine Anmerkung und Kritik habe ich allerdings. Der Umstand, dass Oliver Müller Sam Taggert als abwesend in Spitzbergen einstuft und der Professor denkt ihn bald mal anrufen zu müssen, obwohl er in den letzten Bänden wieder auf Chateau Montagne weilte, scheint auch der Vorlaufzeit der Romane geschuldet zu sein.


Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️


Die UFO-Akten 52 - Schatten der Vergangenheit - von Rafael Marques

Rafael Marques 
DIE UFO-AKTEN
Schatten der Vergangenheit
Band 52
Erschienen am 16.09.2023
Cover von Shutterstock

Seit seinem Ausscheiden bei einer Reconnaissance-Einheit der U.S. Army führt Captain Joshua Lee spezielle Aufträge für die NSA aus. Dabei kommt dem früheren Soldaten eine besondere Gabe zugute, die er in der Kindheit erlangt hat: In gefährlichen Situationen kann er kurz in die Zukunft blicken und den Lauf der Dinge beeinflussen.
Ohne das zu wissen, bringt der NSA-Agent Jeremy McKay Joshua mit der PSI-begabten Jenna Garland in Kontakt, wodurch sich seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zeitweise potenzieren.
Gerade unter diesem Einfluss bekommt er nun einen neuen Auftrag von der NSA: Er soll seinen früheren Mentor bei der Army, Captain William Travers, zur Strecke bringen. Dieser arbeitet inzwischen nicht nur als Auftragsmörder, sondern hat überdies eine offene Rechnung mit Joshua Lee zu begleichen ...

Der erste Zweiteiler innerhalb der UFO-Akten kommt von Rafael Marques. In seiner anstehenden Dilogie erzählt er uns wie es mit Joshua Lee weitergeht. Der erste Teil startet wie ein Agententhriller. Dabei erfährt der Leser mehr über die Vergangenheit des parabegabten NSA-Agenten. Als ehemaliges Mitglied einer Spezialeinheit der U.S. Army wird er nun von McKay auf seinen ehemaligen Mentor William Travers angesetzt. Denn dieser betätigt sich nun als Auftragsmörder und gerät so ins Visier der NSA. McKay scheint Joshua Lee zu misstrauen. Dieser wiederum versucht weiterhin seine Gabe vor dem Agenten der NSA zu verbergen. Dies gestaltet sich immer schwieriger, da seine hellseherische Fähigkeit ein ums andere mal sein und das Leben anderer auf unerklärliche rettet. Und es kommen auch für Joshua neue Fragen auf. Was treibt seinen Mentor zu seinen Taten? Und was hat es mit dem mysteriösen Totenschädel auf sich?

Mehr Krimi und Thriller als Mystery und UFO-Thematik? Im ersten Teil beschränkt sich die Mystery nur auf Joshua Lee’s Gabe und eine helle Lichterscheinung, die ihm das Leben rettet. Judy und Cliff kommen erst auf den letzten Seiten ins Spiel, was in diesem Fall aber dem Roman in keinster Weise schadet. Ich wurde sehr gut unterhalten. Und die Fragen, die aufgeworfen wurden, lassen den zweiten Teil mit Spannung erwarten. Marques baut zudem Joshua Lee‘s Charakter weiter sehr gut aus. Mit Lydia Jones, McKay und Sam Powell sowie der undurchsichtigen Rolle von Will Travers ist der Cast zudem äußerst interessant gewählt. Bemerkenswert ist für mich auch, dass der Grundstein dieser Handlungsebene schon in Heft 22 beziehungsweise 24 gelegt wurde und seitdem stimmig und konsequent weitergeführt wird. Genau das braucht die Serie.

Im Autorenporträt erfahren wir in diesem Heft auch noch mehr über Rafael Marques. Daraus wird auch ersichtlich, dass reine Science Fiction nicht sein Steckenpferd ist. Sondern Horror, Mystery, Thriller und Krimi. Und diese Komponenten benutzt er auch unterschiedlich dosiert für diesen Zweiteiler. Mir gefällt‘s.

Cover: ⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 617 - Fluch und Segen - von Michael Edelbrock

Michael Edelbrock 
MADDRAX 
Fluch und Segen
Band 617
Erschienen am 09.09.2023
Cover von Shutterstock

Im diesem Roman wird Dak'kars Lebensgeschichte spannend fortgeführt. Was ist der Grund und die Folge des Meteroritenregens? Wie kam es zu der Expedition, die ihn nach Peru führte und das Wrack der USS Nimitz entdecken ließ? Was bedeuten die roten Diamanten für ihn und seine Community? Kann die grausame Seuche eingedämmt werden? Und welche Rolle spielen seine Freunde Jenno und Toma'bar in der weiteren Handlung? Die Antworten sind zugleich "Fluch und Segen" ...

Mit seiner Dilogie um Dak'kar hat Michael Edelbrock nicht nur eine Biografie zu einem sehr spannenden Charakter geschrieben, sondern auch einen eigenen Mikrokosmos um die Community Macapá in Amraka erschaffen. Die Ereignisse fügen sich dabei nicht nur nahtlos in den gesamten Maddrax-Kosmos ein. Nein, er entwickelt ihn mit seinen Beiträgen auch noch weiter. Hut ab, wie sich der relativ neue Autor in die Materie und die Welt von Maddrax eingefuchst hat. Und erneut muss ich betonen, wie gut er Geschichten erzählen kann und wie detailverliebt er dies tut, ohne langweilig zu werden.

Am Ende bin ich sehr positiv überrascht von der Auflösung der zu Beginn des Zyklus aufgeworfenen Fragen um die Bewohner der USS Nimitz, ihren Experimenten mit den roten Kristallen und um Dak‘kars Beweggründe. Edelbrock bringt dem Leser überzeugend die Motivation dieses vielschichtigen Charakters nah. Und so rückt der Autor einen vermeintlich „bösen“ Gegner in ein gänzlich anderes Licht.

Wieder einmal eine Doppelfolge, die eines Taschenbuches würdig gewesen wäre, denn einige Passagen der letzten beiden Hefte wirken dann doch überhastet und oberflächlich erzählt um voran zu kommen und lassen viele Fragen offen. Besonders gut gefallen hat mir dann nochmal das letzte Drittel. Dort wird es auch recht spannend, wie sich Matt, Haaley und Dak‘kar verbünden um sich Mabutas Einfluss zu entziehen. Das Ende ist dann nochmals überraschend und schürt die Neugier auf den weiteren Verlauf des Zyklus. Allein diese Geschichte hätte ich gerne noch als eigenständigen dritten Teil für sich gelesen.

Cover: ⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️


Isaac Kane 0 - Im Keller des Ghouls - von Ulrich Gilga

Ulrich Gilga
Im Keller des Ghouls
Isaac Kane 
Band 0
Erschienen am 10.09.2023
Cover von Ulrich Gilga, Midjourney

1938: Ian West ist verzweifelt. Sein engster Freund ist ermordet worden. Ein Brief verrät, dass dieser Mord nicht einfach nur irgendein Mord gewesen ist. Dämonische Wesen und Mächte wirken im Verborgenen mit dem Ziel, Tod und Verderben zu säen und die Seelen der Menschen zu vergiften. West ist zerrissen zwischen seiner Angst und dem Wunsch, den Mord an seinem Freund aufzuklären und sein Leben dem Kampf gegen das Böse zu widmen. In diesem Teaser zur Serie erfahren wir, wie Ian West zu dem wurde, was er ist, als er vierzig Jahre später Isaac Kane als Mentor unter seine Fittiche nimmt, um ihn für den Kampf gegen das Böse auszubilden. Allerdings umgibt Kane ein dunkles Geheimnis, das West um jeden Preis geheim halten muss!

Ich gehe immer mit offenen Augen und Ohren durch die Fanszene und folge gerne virtuell und auf Cons neuen und spannenden Projekten von Kleinverlagen und Selfpublishern. Und so bin ich vor einiger Zeit auf die Ankündigung von Ulrich Gilga gestoßen, in der er seine neue Serie Isaac Kane beworben hat. Nicht nur seine Posts machten mich neugierig, auch sein Autorenporträt verriet mir, dass wir nicht nur fast der gleiche Jahrgang sind, sondern auch sehr ähnliche Interessen haben und scheinbar ähnlich gestrickt sind. Auch Ulrich Gilga ist ein Freund des Heftromans und möchte mit seinem Projekt eine neue Serie im Geiste alter Tradition an die vorhandene Leserschaft des Gruselgenres bringen.

Und so habe ich mir gleich seinen Teaser mit Band 0 sowohl als EBook als auch haptisch in gedrucktem „Taschenheftformat“ bestellt. Als Sammler und Jünger Gutenbergs ist man da recht eigen. Ich bin echt erstaunt über die Qualität des von Amazon als Print on Demand gedruckten, klebegebundenen Taschenhefts. Nicht nur der Umschlag fühlt sich schön und wertig an, auch Druck und Papier sind schöner als so mancher klassischer Heftroman.

Zum Inhalt: Der Autor spricht in seinem Vorwort gleich einen Spoilerhinweis aus. Nullnummer kenne ich hauptsächlich aus dem Verlagswesen bei Zeitungen. Da war es schon einmal spannend, dies bei einer Heftromanserie zu sehen. So ganz klar wird aus dem Hinweis nicht, wann man dieses „Prequel“ am besten lesen sollte. Da ich zu neugierig war, habe ich es einfach sofort gelesen.

Und was soll ich sagen. Der Autor hat mich mit seiner Taktik gleich am Wickel. In der Nullnummer tritt Isaac Kane noch gar nicht in Aktion. Sondern sein Mentor Ian West. Das Abenteuer im Keller der Ghouls ist recht kurz (etwa ein drittel Heftromanlänge) dafür aber sehr atmosphärisch und gut erzählt. Ein gefälliger und guter Schreibstil führt uns durch das gruselige Kurzabenteuer, welches mir einen gelungenen Vorgeschmack auf die im Oktober startende Serie gibt. Mich erinnerte Ulrich Gilgas Stil und Erzählweise sehr positiv an Autoren wie Rellergerd, Tenkrat oder Vlcek.

Für Fans von John Sinclair, Zamorra, Dorian Hunter und Co. ist diese Serie bestimmt eine schöne Abwechslung. Ich wurde jedenfalls recht nostalgisch an den Start so mancher erfolgreichen Serie in den 80ern erinnert. Es ist, wie der Autor selbst schreibt, eine bewusste Hommage an die Heftromanserien der 70er und 80er Jahre. Also bin ich als Kind und Jugendlicher dieser Zeit natürlich dabei und verfolge dieses schöne Projekt weiter!

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gespenster-Krimi 88 - Stirb in der Arena, Castor Pollux! - von Michael Schauer

Michael Schauer 
GESPENSTER-KRIMI
Stirb in der Arena, Castor Pollux!
Band 88 
Geschrieben von Michael Schauer
Cover von Rudolf Sieber-Lonati / BLITZ-Verlag

Die leeren Augenhöhlen des Toten starrten ins Nichts. Ein Loch in seinem fast verwesten Schädel, groß wie eine Münze, sowie Wunden überall an seinem Körper zeugten davon, wie der Mann ums Leben gekommen war. Von gedungenen Mördern war er in einer schwülen Nacht erschlagen und erstochen worden, so wie seine beiden Leidensgenossen, deren Überreste nicht weit von ihm entfernt auf dem Grund des Tibers ruhten. Nachdem man sie getötet hatte, hatte man ihre Leichen mit Steinen beschwert und von einer Brücke in den Fluss geworfen.
Etwas veränderte sich. Wie aus dem Nichts umhüllte ihn ein roter Schimmer. Durch das Wasser gedämpft, war ein Dröhnen zu hören. Ein kleiner Fischschwarm, der in der Nähe seine Runden gedreht hatte, spürte die Anwesenheit von etwas Unheimlichen und suchte das Weite. Kaum war er fort, verstummte das Dröhnen, und das Schimmern erlosch.
Von dem Toten war jetzt nur noch das blanke Skelett übrig.
Es bewegte sich ...

Castor Pollux stirbt in dieser Folge natürlich nicht in der Arena, sonst gäbe es ab Oktober 2023 keine eigenständige Serie. Doch es wird auch so ganz schön spannend in dieser Folge und einige Charaktere und das Serien-Setting wird auch weiter ausgebaut. So treffen wir hier erneut auf den geheimnisvollen Marton und selbst Gott Mars gibt sich in dieser Folge persönlich die Ehre. Castors Freund und Helfer Kimon spielt erneut eine wichtige Rolle und entwickelt sich weiter. Der Sklave von Urbanus  wird durch seinen Einsatz nicht nur ein freier Mann, sondern auch zum Informant am Hofe des Kaisers. Eine besonders interessante und wendungsreiche Rolle spielt Cassia in diesem Roman.

Michael Schauer zeichnet nicht nur Kaiser Nero nach den geschichtlichen Erkenntnissen sehr authentisch und gut, auch die Fakten zu den Wagenrennen und andere historische Fakten werden trotz Fiktion nicht missachtet oder bleiben auf der Strecke. Und so haben wir hier einen weiteren historischen Gruselroman im Serienkosmos von Pollux. Trotzdem bleibt außer dem Setting vieles traditionell. Der Held kämpft mit einer magischen Waffe, die durch Wärme die Finsteren, sprich Dämonen ankündigt. Auf deren Seite gibt es eine Struktur von Gut und Böse und eine göttliche Macht, die das Gleichgewicht zwischen beiden hält. Und Castor hat eine familiäre Bestimmung. Soweit nichts Neues. Aber es macht verdammt viel Spaß ohne Feuerwaffen und Hightech auf Dämonenjagd zu gehen. Irgendwie doch ein ganz anderes Flair als Sinclair und Co. So wirken auch die Bedrohungen intensiver und düsterer.

Diese Folge war wieder wunderbar inszeniert und spannend arrangiert. Dosierte Action, überzeugende, teils finstere Charaktere in einem gut recherchierter historischen Rahmen!

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Stephen King - Der Werwolf von Tarker Mills - Illustrierter Roman

Der Werwolf von Tarker Mills
Geschrieben von Stephen King
Illustriert von Bernie Wrightson
Erschienen am 23.08.2023
Verlag: Splitter
136 Seiten, Hardcover
ISBN:978-3-98721-184-3
Preis 25.- Euro

Das Grauen nahm im Januar seinen Anfang, im fahlen Licht des Vollmonds…
Ein eingeschneiter Gleisarbeiter ist das erste Opfer, das durch des Monstrums Reißzähne ein blutiges Ende findet. Im folgenden Monat durchbricht der gellende Schrei einer Frau, die im eigenen Schlafzimmer überfallen wird, die Ruhe von Tarker’s Mills. Und jedes Mal, wenn der Mond sein volles Antlitz über der Kleinstadt zeigt, werden ihre Bewohner von Angst befallen. Denn wenn scharfe Klauen an verrammelten Türen kratzen und ein grauenerregendes Knurren – fast menschlich und doch zutiefst bestialisch – in verlassenen Straßen zu hören ist, ist der Werwolf wieder auf der Jagd…

Stephen Kings Kalenderroman »Das Jahr des Werwolfs« besticht nicht nur durch geradlinigen Horror, der Gänsehaut garantiert, sondern auch durch eine ausgefallene Erzählstruktur, die durch die aufwendigen Illustrationen des legendären Bernie Wrightson perfekt ergänzt wird.

Ich bin ein großer Stephen King Fan. Und da stößt man zwangsläufig auf den Splitter-Verlag. Dieser veröffentlicht überwiegend Comics und ist mir durch die "Dunkle Turm" Reihe und andere King-Adaptionen bestens bekannt. Jetzt hat der Verlag mit "Der Werwolf von Parker Mills" eine illustrierte Novelle des Horror-Autors im neuen Gewand wiederveröffentlicht. Das durfte neben der Neuauflage von "Creepshow" aus dem gleichen Verlag natürlich nicht in meiner Sammlung fehlen.

Illustrierte Romane werden beliebter. Ob die Lovecraft-Klassiker bei Heyne, die Neuausgaben von Harry Potter oder die aufwändigen Schmuckausgaben aus dem Coppenrath-Verlag. Der Markt bietet mehr und mehr Bücher mit künstlerisch anspruchsvollen Visualisierungen der Texte. Und so ist es kein Wunder, dass ein Vorreiter dieses Genres aus den 80ern nun wiederbelebt wurde. 1983 von Stephen King geschrieben und von Bernie Wrightson illustriert, erschien es in Deutschland erstmals 1985 bei Bastei-Lübbe unter dem Titel "Das Jahr des Werwolfs". King wollte damit ein Experiment wagen, wie es aus dem Vorwort hervorgeht. Kalenderromane sind bei uns weniger bekannt, scheinen aber in den USA im letzten Jahrhundert beliebt gewesen zu sein.

Ich kannte als eines von wenigen Werken Kings weder diese Novelle, noch den dazugehörigen Film aus den 80ern. Und so war dieses Buch für mich ein neues Erlebnis. Die Illustrationen sind eindringlich und stimmungsvoll. King, der für mich gerade in seinen Kurzgeschichten sein wahres Talent unter Beweis stellt, zeigt hier einmal mehr, wie es geht. Trotz der Kürze der einzelnen Texte zu den Monaten, erschafft er ein rundes Gesamtbild mit unerwartet Wendungen und traditionellem Horror. Mit wenigen Worten, dem Leser einen Charakter ans Herz zu legen, oder eine Szene bildhaft vor Augen zu führen und Spannung zu erzeugen, dass ist die große Kunst bei Kurzgeschichten. Und das kann King für mich wie kein anderer zeitgenössischer Horrorautor. Eine sehr empfehlenswerte und schöne Neuauflage!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️