Montag, 7. Juni 2021

John Sinclair 2237 - Das Vampir-Amulett - von Rafael Marques

Geschrieben von Rafael Marques
Erschienen am 25.05.2021
Cover von Shutterstock 

Die junge Frau kannte nur noch einen Gedanken: Flucht!
Flucht vor dem Grauen und dem Tod, denn der wartete auf sie, wenn sie jetzt aufgab. Die düsteren Gestalten, die ihr hinterherjagten, würden keine Gnade kennen und genauso über sie herfallen, wie sie es bei einer ihrer Fluchtgefährtinnen gesehen hatte.
Was genau mit ihr geschehen war, wusste sie nicht, aber ihre grauenvollen Schreie hallten jetzt noch in ihrem Kopf nach ...

Eine Gruppe Vampire macht Menschenjagd auf zwei junge Frauen. Eine davon kann entkommen und die Jäger drohen durch sie aufzufliegen. Zeitgleich wird auf dem Kölner Melaten-Friedhof von zwei angeheuerten Ganoven ein Vampir ausgegraben. Sie arbeiten im Auftrag des Echsendämons Rakk aus Twilight-City, der sich als Mensch tarnt und unter dem Namen Nathaniel Dekker agiert. Der eigentliche Auftraggeber ist jedoch der Vampir David von Holstett, der seinen eigenen Vater Eduard von Holstett lebendig begraben ließ. Ziel ist es, von seinem Vater zu erfahren, wo das legendäre Vampir-Amulett verborgen ist. Nachdem er diesen Auftrag ausgeführt hat, soll er im Auftrag von David auch die Frau aus dem Weg räumen, die die von ihm initiierte Menschenjagd überlebte. Doch Dekker verfolgt andere Pläne und hilft von Holstett nur, um selbst an das Amulett zu kommen und damit zurück nach Twilight City zu gelangen. Es folgt eine dramatische Hetzjagd nach dem Amulett...

Ich freue mich, dass Dark Land und Twilight City doch noch nicht ganz verschwunden sind. Auch diese Woche mischt wieder ein Protagonist aus der damaligen Handlung mit. Da passte es gerade sehr gut, dass ich derzeit Band 11 von DL lese in dort ein gewisser Echsendämon eine tragende Rolle spielt. Die Stellen, die die zukünftige Handlung von Dark Land spoilern, habe ich dank der Fußnoten auslassen können. Rafael Marques schreibt hier einen rasanten, spannenden und kurzweiligen Beitrag, der (bis auf eine Erwähnung am Ende) ganz ohne unseren Titelhelden Sinclair auskommt. An seine Stelle rückt der Echsendämon Dekker, der ein doppeltes Spiel als „Dienstleister“ treibt. Und das macht Spaß und hat nebenbei einen sehr tragenden Hintergrund, der mir bisher neu war.

Ein kleiner Kritikpunkt sei erlaubt: Ich fand es teilweise etwas zu überbordend in der Handlung. Die Menschenjagd der Vampire. Der Disput und die Auseinandersetzung von Vater und Sohn von Holstett und die Jagd nach dem Amulett, die in einem unerwarteten, aber kurzen Finale um den Ur-Vampir-Dämon mündet. Das hätte locker mal wieder für einen Zweiteiler gereicht. Von mir gibts sehr gute vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 31. Mai 2021

Zombie Zone Germany - Hoffnung - von Hanna Nolden

Autorin: Hanna Nolden
Erscheinungstermin: 12.11.2020
Verlag: Amrun
Paperback, 104 Seiten
ISBN: 978-3958691537
Preis: 8,50 Euro

So eine Zombie-Apokalypse ist eine prima Sache, solange man genug Kaffee und ein Regal voll ungelesener Bücher hat. Das redet sich Dany zumindest ein. Trotzdem fällt es ihr mit jedem Tag schwerer, aus dem Bett zu kommen. Doch dann treibt sie der Versorgungs-Notstand aus dem Haus und sie stolpert unversehens über einen Hoffnungsschimmer, der ihr ganzes bisheriges Leben gründlicher auf den Kopf stellt, als die Apokalypse es vermochte.

Ich werde sterben. Für eine Handvoll Tampons

Danny schlägt sich im zombiefizierten Deutschland durch. Obwohl ihre Eltern zum Zeitpunkt des Ausbruchs nur einige Kilometer entfernt wohnten, hat sie es nicht geschafft und sah auch keine Veranlassung sich zu ihnen durchzuschlagen. Dies ändert sich, als sie auf der Suche nach Tampons in einem Drogeriemarkt ein Neugeborenes neben seiner toten Mutter findet und sich seiner annimmt. Gibt es Hoffnung für Danny und ihr Findelkind Auri?

Ich lese und verfolge Zombie-Zone-Germany seit Start der Reihe mit der gleichnamigen Anthologie die 2015 im Amrun-Verlag erschienen ist. Auf dem Höhepunkt der Welle um The Walking Dead und Co. kreiert, begeistert mich die deutsche Variante bis heute ein ums andere Mal mit schönen Novellen von meist kleinen und relativ unbekannten Autoren. Seither versuchte ich auf jedem Buchmessecon in Dreieich eine signierte Neuerscheinung zu erwerben. Nun hat uns eine ähnliche, wenn auch bei weitem nicht so dramatische Pandemie im Griff und verhindert derzeit solche Veranstaltungen. Der Verlag hat reagiert und bietet mittlerweile das Abo zur Serie an, die alle Neuerscheinungen und wenn gewünscht auch die bereits erschienen Titel (signiert von den Autoren) beinhaltet. Insgesamt ist das Projekt, die Aufmachung und der Verlag sehr toll und extrem ambitioniert. Der vorliegende Band ist zuletzt erschienen. Demnächst gibt es bereits eine weitere Neuerscheinung.

Hanna Nolden war mir jedenfalls bis dato unbekannt. Aber sie hat mich mit dieser Novelle gefangen und sehr berührt. Ich kann mich absolut in die „Heldin“ ihrer Geschichte hineinversetzen. Ich bin Buchliebhaber und Blogger und besitze über 1.500 Bücher. Mein SuB reicht ebenfalls für mehrere Leben und auch ich kann gut und gerne alleine sein und habe die erzwungene Auszeit der Pandemie mit lesen verbracht. Die Verknüpfung mit Dannys Lieblingsbuch „Der Name des Windes“ dem Auri dann auch ihren Namen verdankt und der Danny immer wieder eine geistige  Zuflucht bietet, fand ich sehr schön.

Gegenüber den gängigen US-Zombieserien die auch immer mehr auf den Horror des Zwischenmenschlichen eingehen, hat die deutsche Serie noch einen weiteren Vorteil. Die Geschichten spielen an bekannten Orten in Deutschland und die Protagonisten sind realistisch und nachvollziehbar. So auch Danny. Eine Alltagssituation bietet den Einstieg in ein kurzes, aber emotionales Abenteuer. Beim lesen beschäftigt man sich automatisch mit der Situation und denkt darüber nach, wie sie die Probleme mit einem Neugeborenen in dieser Situationen den Griff bekommen kann. Eine Geschichte der ich gut und gerne auch auf 300 Seiten gefolgt wäre und die ohne große Action und plakativen Horror auskommt und dennoch eine beklemmende und endzeitliche Stimmung heraufbeschwört. Dafür gibt es von mir fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 557 - Der Sklavenhändler - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erscheint am 25.05.2021
Cover von Shutterstock

Nur knapp ist Vasraa Uon dem sorgfältig eingefädelten Plan von Aran Kormak, der sie zur Verräterin und Diebin abstempelte, entkommen. Wenn auch mit schlimmen Wunden an Körper und Geist - denn durch den Absturz mit dem Gleiter hat sie ihr Gedächtnis verloren und ist so den Launen ihres Retters hilflos ausgeliefert.
Doch Vasraa wäre nicht Vasraa, wenn sie sich mit dieser Situation abfinden würde. Und bald schon wird die Gejagte zur Jägerin ...

Kormaks Plan ist fast aufgegangen, denn Vasraa hat seinen Plan mehr Tod als lebendig überlebt. King Curd hat sie jedoch aufgelesen und lässt sie medizinisch versorgen und wieder zusammenflicken. Sie hat aber ihr Gedächtnis verloren und kann sich nicht an ihre Vergangenheit und die Ereignisse die zu ihrem Zustand geführt haben erinnern. Curd erkennt nach ihrer Genesung ihre Fähigkeiten schnell und verkauft ihr eine Vergangenheit als seine Leibwächterin. Curd möchte sich im Menschenhandel ein zweites Standbein aufbauen und begeistert den Sklavenhändler Hesch Tägg für seine Idee, die Straßenkinder von Sinsati einzufangen und auf dem Sklavenmarkt von Schaalsten feilzubieten. Doch der Ausflug wird zur harten Auseinandersetzung, denn sein neuester Fang Vasraa oder Razor, wie sie sich wegen ihres Gedächtnisverlustes nun nennt, stellt sich auf die Seite der Kinder und macht Curd und Tägg das Leben schwer.

Endlich mal wieder ein echter „dreckiger“ Endzeitroman, der ganz ohne Effekthascherei und übersinnliche oder außerirdische Komponenten auskommt. Florian Hilleberg schildert im aktuellen Roman Vasraas weiteren Weg. Und damit nicht nur ihren, sondern auch den Überlebendkampf der Kinder aus Sinsati. Das Wiedersehen und die Fortführung der Handlung um Nuar, Kriischa und Co. hat mich sehr gepackt und gefreut. Zudem hatte der Roman auch mal wieder eine ordentliche Portion maddraxübliche Ironie und eine grandiose endzeitliche Stimmung. Butscha, Peet Bull oder Hesch Tägg als Skalvenhändler mit seinem Brandzeichen # haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht und waren auch mal wieder richtige Endzeitcharaktere. Das fehlte mir in letzter Zeit öfter und ich wünsche mir mehr davon. Ich glaube nicht, dass es für die Leser langweilig wird zu erfahren, wie sich Welt und Gesellschaft nach all den Ereignissen und Jahren nach Christopher-Floyd entwickelt haben.

Ich freue mich übrigens sehr, dass Florian (noch nicht) für Perry Rhodan schreibt.  Denn er scheint kein Gucky-Freund zu sein und lebt nun bei Maddrax seine kranken Mausbiberfantasien aus. Ich zitiere: „Ich habe einen verschissenen Mausbiber abgeknallt.“ Ich muss gestehen, dass sein Umgang mit den possierlichen Tierchen mir beim lesen fast körperliche Schmerzen bereitet hat. Er lässt ein Exemplar von Curd nicht nur auf brutalste Weise erlegen, sondern weidet ihn auch genüsslich aus und brät und isst ihn sogar. Ich würde einen Stern für diese Blasphemie abziehen, aber der Roman war einfach insgesamt zu gut und verdient alle fünf Sterne.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️



Mittwoch, 26. Mai 2021

John Sinclair Classics 97 - Der Alptraum-Garten - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Ballestar

Auf einer kleinen Insel bei Evre du Lac befindet sich ein prachtvoller Garten mit etlichen Steinstatuen. Düsteren Gerüchten zufolge soll dort allerdings eine seltsame Bildhauerin namens Lydia La Grange wohnen, die mit den Kräften der Hölle in Verbindung steht. Doch immer wieder gibt es Waghalsige, die sich über diese Warnungen hinwegsetzen. Der Reporter Balmain wird nur wenig später von einer Steinfigur getötet. Bill, Suko und John fahren daraufhin nach Frankreich, um das Rätsel um Lydia La Grange und ihren Garten zu lösen ...

Ein sehr guter Teaser zum Heft, der die Handlung bereits trefflich zusammenfasst. Und so sind wir gleich mitten im Geschehen. Eine geheimnisvolle Insel mit einer mysteriösen Bewohnerin um die sich geheimnisvolle Gerüchte ranken. Sie soll Steinfiguren herstellen, die zum Leben erwachen und die Insel vor fremden Eindringlingen beschützen. Das dies alles wahr ist, müssen zunächst zwei neugierige Reporter am eigenen Leibe feststellen. Nur einer der beiden kann entkommen und informiert seinen Freund Bill Conolly. Dies hat natürlich zur Folge, dass auch John Sinclair und Suko zu einem packenden Abenteuer aufbrechen. Dazu gibt es noch ein Seeungeheuer, dass Suko daran hindert, seinem Freund John zu Hilfe zu eilen, als er das Rätsel um die Insel lüften will. Kleiner Spoiler: Der schwarze Tod ist auch wieder indirekt mit dabei. Ein atmosphärisch dichtes und vielschichtiges Abenteuer, das unfassbar spannend bis zum Schluss war und zu keiner Zeit langweilig oder langatmig wurde. Und eine sehr umfangreiche Handlung für einen kleinen Heftroman.

Ich mag die klassischen Sinclairs in denen damals alles begann. Damals wurden Charaktere und Gegner erfunden, aus denen in den folgenden Jahrzehnten ein faszinierender Serienkosmos entstand, der es bis heute auf mehr als 2200 Hefte in der Hauptserie und unzählige Nebenpublikationen in mehreren Auflagen in dreistelliger Millionenhöhe gebracht hat. Jason Dark war damals wortgewandter und der Schreibstil war besser und anspruchsvoller als heute. Aber darüber habe ich mich in letzter Zeit oft genug ausgelassen und deshalb auch wieder zur Classics-Reihe gegriffen. Dort ist es allerdings besonders zu bemerken. Damals waren die Autoren der Groschenhefte schon auf einem ganz hohen Niveau, wurden aber gnadenlos unterschätzt und belächelt. Heftromanautoren wie Jürgen Grasmück (Dan Shocker), Ernst Vlcek oder Kurt Luif (Neal Davenport), erhielten oft erst spät oder post mortem die verdiente Anerkennung und konnten mehr als nur Trivialliteratur schreiben.

Auch der Alptraum-Garten war so ein klasse Retro-Abenteuer, das fünf Sterne von mir bekommt.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 21. Mai 2021

John Sinclair 2236 - Mein Freund, der Totenengel - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 18.05.2021
Cover von Timo Wuerz 

Kann man Tote sehen, wenn sie längst begraben sind?Auf keinen Fall. So dachte ich, bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Man konnte die Toten sehen. Nur in einer anderen Form, als tödliche Schatten.
Die machten Jagd auf Menschen und mussten gestoppt werden. Ich stellte mich ihnen, aber nicht allein, denn ich hatte einen mächtigen Helfer, den Engel der Toten ...

Tödliche Schatten verbrennen scheinbar willkürlich Menschen. John Sinclair greift ein und trifft bei seinen Ermittlungen auf Abraham Moody. Der mysteriöse Mann entpuppt sich als Totenengel der Sinclair um Unterstützung im Kampf gegen die Schatten bittet. Dabei müssen sie schließlich unsere Welt verlassen und stellen sich der Bedrohung im fünften Himmel. Denn von dort kommen die Schatten aus der Zwischenwelt und hier müssen sich die beiden Verbündeten einem Schattenkiller stellen.

Im Moment bin ich mal wieder auf dem Sinclair-Trip und deshalb habe ich auch den aktuellen Band aus der Feder vom Schöpfer Jason Dark gelesen. Wiederum mit gemischten Gefühlen. Die erste Hälfte war wieder sehr gut, spannend und hier zeigt Jason Dark einmal mehr seine Stärke. Alltagssituationen und vermeintlich normale Zeitgenossen in Sinclairs Abenteuer einfließen zu lassen. Da wird die Dönerbude und sein Besitzer zum Opfer, ebenso wie die Mafia in einem Ferrari in der Waschstraße. Abraham Moody, der Totenengel, war ein schöner Charakter, der leider in einem Heft „verheizt“ wurde. Ihn hätte ich gerne in weiteren Abenteuern an Johns Seite gesehen. Die Reise mit den Zivilisten in die Zwischenwelt war atmosphärisch schön und gut umgesetzt. Ich will nicht erneut auf der schwachen stilistischen Umsetzung herumreiten. Sie hat mich aufgrund der Story auch diesmal weniger gestört. Mir fiel aber beim aktuellen Sinclair Classics Band 97 „Der Albtraum-Garten“ (den ich gerade im Anschluß lese) auf, wie sehr sich die alten Romane von Jason Dark von seinen neuen Heften unterscheiden. Man hat das Gefühl, dass zwei völlig verschiedene Schriftsteller die Werke verfasst haben. Und normalerweise müssten die neuen Geschichten schriftstellerisch reifer und besser sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Und so war mir auch beim vorliegenden Band das Ende wieder zu sehr Standard, denn John räumt den Feind einmal mehr mithilfe seines Kreuzes auf den letzten Seiten aus dem Weg. Und zurück bleibt wieder ein Roman der gut war, aber nicht langfristig im Gedächtnis bleiben wird. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️