John Sinclair 2235 - Der Spinnenfrau ins Netz gegangen - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 11.05.2021
Cover von Timo Wuerz

Mein Name ist John Conolly!
Ich war Irrenarzt im Middlesex County Asylum und setzte mich für eine humanere Behandlung der Irren ohne mechanische Zwangsmittel ein. Doch dann wurde ich Opfer einer Intrige. Es dauerte ein wenig, bis ich dahinterkam, doch dann war ich mir absolut sicher.
Eine perfide List einer Irren, die sich dem Bösen verschrieben hatte. Doch damit war nun endgültig Schluss. Hier und heute würde es enden ...

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich derzeit parallel Dark Land lese. Habe alle Ausgaben damals gekauft und gesammelt, aber zur Zeit der Erscheinung leider wenig Zeit zum lesen. Dies hole ich nun nach und war doch freudig überrascht, dass Twilight City und die Thematik nicht gänzlich aus der Hautserie John Sinclair verschwunden ist. Dafür sorgte Ian Rolf Hill mit den letzten beiden Folgen. Als ich in der Rezension zum Auftaktband erwähnte, dass ich mich sehr darauf freute Cruciata in Dark Land zu begegnen, ereilte mich eine Nachricht eines gut informierten Insiders. Ich nenne ihn hier einmal Rian H. Berg. Er klärte mich darüber auf, das Cruciata in Dark Land gar nicht in Erscheinung tritt, sondern aus einem Expo zu einem unveröffentlichten Roman der DL-Serie stammt, das letzendlich in John Sinclair Band 2131 „Comeback im Zwielicht umgesetzt wurde.

Also griff ich als Überbrückung und Vorbereitung zum zweiten Teil auch zu diesem Band in dem es um Cruciata und den Showman geht. Ganz nebenbei auch ein eigenständiger fünf Sterne Roman von Ian Rolf Hill der als meine persönliche Empfehlung unbedingt als Ergänzung zum Zweiteiler und Dark Land gelesen werden kann und sollte.

Zurück zum vorliegenden zweiten Teil rund um Johnny und die Suggesta. Was Florian hier zustande gebracht hat ist grandios und hätte eine Sinclair Taschenbuch wie damals „Brandmal“ verdient. Auf der Leserseite schreibt er über die Recherche und das er sich extra Lektüre zur Vertiefung des Themas besorgt hat. Für einen Heftroman ist das enormer Aufwand und zeigt die Hingabe, mit der er für seine Lieblingsserie arbeitet. Hut ab und größten Respekt davor und vor allem vielen Dank für solch großartige Unterhaltung im oft unterschätzten Heftromanformat. Die Handlung im Asylum um den „anderen“ John Connoly waren derart eindrücklich und spannend und erinnerten mich an Filme wie Shutter Island oder American Horror Story Asylum und ließen den eigenen Film im Kopf abspielen. Aber in der Literatur ist es wie in der Musik. Du hast seit Jahrhunderten die gleichen Akkorde und Harmonien. Dennoch entsteht ständig aus neu arrangierten Aneinanderreihungen und Interpretationen etwas völlig Neues. Auch war ich bezüglich der Auflösung um John Connoly in der Vergangenheit auf einem völlig falschen Pfad. Das dieser Arzt wirklich lebte und so eine Steilvorlage für die Ideen Florians bot, entnahm ich erst der Leserseite. Diese Geschichte in den wahren Ursprung um den Fluch der Conollys einfließen zu lassen war der Hammer. Das Finale lässt nicht nur auf eine neue Allianz des Bösen hoffen, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Spinnenfrau. Fünf grandiose Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️


John Sinclair 2234 - Wen der Wahnsinn ruft - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 04.05.2021
Cover von Shutterstock

An
Sir James Clark, Baronet
Leibarzt der Königin und seiner königlichen Hoheit des Prinzen Albert

Mein Herr!
Hauptsächlich Ihrer gütigen Ermunterung wegen sah ich mich vor vielen Jahren veranlasst, mich um die Stelle als Hausarzt im Hanwell Asylum zu bemühen. Neben den vielen anstrengenden Arbeiten, die dieses Amt mit sich bringen, mangelte es mir niemals an Ihrem anregenden Zuspruch.
Nach Beendigung meiner Tätigkeit daselbst und da ich nun in Kürze dem geneigten Publikum jenes System vorlegen werde, welches ich zu fördern strebte, fühle ich mich gedrungen, Ihnen mein inniges Gefühl der Ehre auszusprechen, das mir Ihre Freundschaft vermittelt, und Sie meiner aufrichtigen und dankbaren Hochachtung zu versichern.

John Conolly
Hanwell, 26. Juli 1856

Diese Vorschau des Verlages lässt den geneigten Sinclair-Leser sicherlich zunächst stutzen. John Conolly? 1856? Ja, genau! Es geht um einen John Conolly. Er ist ein Nervenarzt im mittleren Alter der die Leitung des Hanwell Asylum übernehmen soll. Dessen aktueller Leiter, Doktor Ellis, leidet an einer merkwürdigen Krankheit, an der er auch kurze Zeit nach Conollys Übernahme stirbt. Schuld an seiner Krankheit ist eine überirdische Macht, die auch kurze Zeit später John Conolly heimsucht. Katalysator scheint dabei die Patientin Margaret zu sein. In der Gegenwart verschwindet John Conolly nach einem Konzert plötzlich wie vom Erdboden. Cathy, sowie seine Familie und Freunde stehen vor einem Rätsel und auch sein Patenonkel Sinclair hilft schließlich bei der Suche. Sie treffen auf eine alte Bekannte aus Twilight City, welche die sprichwörtlichen Fäden in diesem undurchsichtigen Spiel zieht.

Wow. Was für ein Roman. Das es ein Auftakt zu einem Zweiteiler ist, habe ich diesmal erst atemlos am Ende erkannt als ich die Zeilen „ENDE des ersten Teils“ las.
Und das passiert mir wirklich selten. Am Ende war ich froh, dass hier nicht auf der letzten Seite alles pauschal aufgeklärt wurde. Aber von Anfang an. Das Seeting ist schonmal phänomenal und ganz nach meinem Geschmack. Ein Asylum Ende des 19. Jahrhunderts. Eine aus unzähligen Filmen und Serien bekannte Szenerie, die hier von Ian Rolf Hill stimmungsvoll und unheilverkündend im Heftroman umgesetzt wurde. 

Auf der anderen Seite haben wir Johnnys mysteriöses Verschwinden und die spannende Suche seiner Freunde und Familie nach den Hintergründen. Alles baut sich langsam auf. Ein großes Fragezeichen schwebt während des ganzen Romans fast sichtbar über meinem Kopf. Die Zusammenhänge sind zwar erahnbar, aber keineswegs vorhersehbar. Und dann noch die Verbindung zum Fluch der Conollys und Twilight City und damit Dark Land. Beides lese ich gerade parallel und das passte natürlich thematisch gerade wie Arsch auf Eimer. Auch wenn ich bei Dark Land noch nicht so weit vorgedrungen bin um die Spinnendame zu kennen, kommt diese Doppelfolge wohl auch ohne große Vorkenntnisse genial rüber. Und ich freue mich auf die erste/erneute Begegnung bei DL. Immer wenn ich denke, es geht nicht mehr besser, belehrt mich Florian eines Besseren. Selten war ich so sehr gespannt auf eine Fortsetzung ... 

ENDE der ersten Rezension!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1224 - Der Alptraum-Sammler - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Dirk Berger

Eine unfassbare Kreatur stieg aus der Felsspalte empor! Der Leviathan war groß wie drei Hochhäuser, und der gesamte unheilige Körper stand in Flammen. Auf dem knochigen Schädel prangten Hörner wie bei einem Stier, in den gewaltigen Augen herrschte endlos scheinende Finsternis. Als er das Maul aufriss, hallte sein Ruf über die Ödnis, lauter als die Posaunen von Jericho. Ein Ruf voller Wut, Hass und Gier.
Mike Anderson hatte noch nie einen Dämon der Hölle gesehen. Trotzdem wusste er sofort, wen er da vor sich hatte.
Und mit einem Mal ahnte er auch, wo er sich befand ...

Durch übersinnliche Ereignisse im Hotel Majestic in Washington, leiten Zamorra und Nicole endlich die großen Zusammenhänge der letzten Fälle ab, die Sie auf die Spur des Alptraum-Sammlers führen. Es kommt zum Showdown in der Hauptstadt der USA und ein alter Gegner hilft unerwartet dem Professor, die Welt zu retten. 

Simon Borner führt mit dem vorliegenden Band die Handlungen aus seinen vorangegangenen Romanen fort, die sich mit den real gewordenen Sagen und Sagengestalten beschäftigten. Zunächst wirkten diese Fälle scheinbar unzusammenhängend. Nun erklärt er den großen roten Faden, den seine Beiträge hatten. Der Altraum-Sammler steckt hinter den Ereignissen der letzten Zeit. Ein Wesen das sich die Ängste der Menschen zunutze macht und dabei eine Spur hinterlässt, die Nicole und Zamorra nun langsam erkennen und der sie eigentlich schon lange folgen ohne es bemerkt zu haben. Zamorra muss nun in einer atemberaubenden und mysteriösen Jagd diesem Alptraum-Sammler das Handwerk legen, bevor er seinen unvorstellbareren und apokalyptischen Plan umsetzen kann. Hilfe erhält er dabei von völlig unerwarteter Seite. Ein Protagonist, den ich nicht kannte, da er im Zamorra-Universum schon lange zurückliegend aktiv war. Dies stellt aber auch für Neuleser kein Problem dar und ist gut nachvollziehbar. Ein hollywoodreifer Roman und eine grandiose Kulisse für den Showdown. Und damit ein Setting, eine Idee und ein Roman wie aus der Feder von Dan Brown. Gut und überraschend konstruiert. Und Chapeau, wenn dieses von Beginn an (also bei den ersten Sagen-Romanen) so geplant war. Ich mag Simon Borners Beiträge einfach. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2233 - Engelerbe - von Jason Dark

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 27.04.2021
Cover von Shutterstock

„Lieber Gott, sie ist tot.“
„Ja, und bald liegt sie in der kalten Erde.“
„Ist die Erde denn kalt?“
„So sagt man.“
Die beiden Frauen schwiegen, aber die Person im Grab hatte alles gehört.
Denn sie war scheintot ...

Maddie wird lebendig begraben und droht zu sterben. Doch sie wird von einem Engel gerettet und transformiert. Selbst als eine Art Racheengel hilft sie Lilian, einer Frau die Opfer eines Gewaltaktes wird und kämpft fortan scheinbar rücksichtslos für das Gute. Dies ruft nicht nur John Sinclair auf den Plan, sondern auch seinen Erzfeind Matthias, der wieder einmal die Finger im Spiel hat.

Der letzte Satz des Romans „Sie haben recht Mister. Nichts passiert ...“ beschreibt wieder einmal auch diesen, leider unscheinbaren Roman von Jason Dark. Der Autor spielt wieder einmal mit dem beliebten Gruselthema „lebendig begraben“ und verbindet es mit Engeln. Hinzu kommt wie so oft Matthias, der John Sinclair die Stirn bietet. Der Sinn hinter allem bleibt (wie so oft) das Geheimnis des Autors. Wie immer, startet sein aktueller Roman interessant und wartet mit einer spannenden Geschichte auf. Ab dem Mittelteil scheint dann selbst das Lektorat das Interesse verloren zu haben. Denn es wimmelt wieder von Fehlern und fehlenden Worten, die das Lesen zur Qual machen. Auch das Ende ist wieder pauschal abgehandelt und eine von unzähligen Wiederholungen ohne Innovation. Sieht man mal von der Gelegenheit ab das Sinclair die Chance hatte, Matthias den endgültigen Garaus zu machen. Wobei jedem Leser wohl klar war, dass dies nicht in diesem Roman passieren wird. Die hölzernen und nicht authentisch wirkenden Dialoge, möchte ich schon gar nicht mehr erwähnen. Lange ist es her, seit mir ein Roman von Jason Dark wieder nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Leider mal wieder nur zwei Sterne für den Beginn und die gute Idee.

⭐️⭐️

Maddrax 555 - Das Echo des Wandlers - von Lucy Guth

Geschrieben von Lucy Guth
Erscheint am 27.04.2021
Cover von Néstor Taylor

Sie sind Kinder des Wandlers, einer kosmischen Entität, die sich seit Jahrmillionen zwischen den Galaxien bewegt - auf der Flucht vor ihrem Fressfeind. Damals, vor fünfhundert Jahren, gelangten sie mit dem Wandler auf die Erde, schufen sich einen Wirtskörper und waren dabei, die Primärrasse von der Oberfläche zu tilgen - als ihr Herr von einem Sendboten des Feindes entdeckt wurde und weiterzog. Nur wenige Daa'muren blieben zurück. Nie hätten Grao'sil'aana und Gal'hal'ira gedacht, noch einmal von einem Wandler zu hören.

Der Ruf eines Wandlers drängt Grao’sil’aana dazu, diesem zu folgen. Von seinen Artgenossinnen Gal’hal’ira und Grao’lin’saatra begleitet, bricht er von Argatha aus mit einem Luftschiff auf. Doch es dauert nicht lange und das marode Fluggerät versagt den Dienst und stürzt ab. Dabei geht Saatra verloren. Die beiden Überlebenden gehen zu Fuß weiter und auf diesem Weg begegnet die Truppe einem scheinbar harmlosen Mädchen, dessen vermeintliches Schicksal dazu führt, das Grao und Ira sich seiner annehmen. Was sie nicht ahnen: mit ihr laufen die beiden am Victoriasee geradezu in ihr Verderben.

Lange ist es her, seit ich den letzten Maddrax-Roman mit Abkömmlingen des ehemaligen Erzfeindes gelesen habe. Es geht natürlich um die Daa‘muren. Und meinen ganz speziellen Freund Grao, der mich stets zwischen Sympathie und Abneigung schwanken lies. Eines fand ich ihn stets: faszinierend. Und nun beschert Lucy Guth ihm und mir ein Déjà-vu. Adia, die durch Ira gedrängt in Graos Obhut landet und die Reise im vorliegenden Roman erinnern mich oft an die Abenteuer von Grao mit Daa’tan. Ein klasse apokalyptischer Roadmovie der den Weg der Daa‘muren bis zum packenden Finale spannend erzählt und gut konstruiert ist. Die „Dunkle“ Teleporterin Adia einzubringen war gelungen und die Geschichte hatte einige schöne, wenn auch teilweise vorhersehbare Twists. Auch die beiden Wege aus zwei Perspektiven zu erzählen, verlieh dem Roman etwas Besonderes. Zudem kannte ich die beiden anderen Daa`murinnen, die Grao aus Agartha begleitet haben, ja auch noch nicht. Bei diesen Charakteren kamen für mich wieder völlig neue und spannende Komponenten im Hinblick auf die Daa’muren hinzu und verstärken meine Überlegungen, die versäumten Romane nachzuholen.

Meine Gedanken gingen während des Lesens aber auch immer wieder in eine Richtung: Wie würde der Roman auf mich wirken, wenn nicht von Anfang an klar gewesen wäre, was genau am Victoriasee passiert ist und/oder auch noch offen geblieben wäre, wer die „Dunklen“ überhaupt sind? Unter diesem Aspekt hätte dieser Roman einen völlig anderen und noch dramatischeren Eindruck hinterlassen. Ich finde diesen Zyklusauftakt immer noch sehr ungewöhnlich. Ob die Idee, die Katze zu Beginn des Zyklus nahezu komplett aus dem Sack zu lassen, richtig war, wird sich zeigen. Aber Maddrax war ja auch schon immer etwas „anders“.

Auch so verdient der Roman alle fünf zu vergebenden Sterne!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2232 - Amaruk, der Monsterwolf

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 20.04.2021
Cover von Timo Wuerz 

Das Heulen des Sturms klang wie das Wehklagen einer verwundeten Kreatur.
Mit einer Geschwindigkeit von mehr als fünfzig Stundenkilometern fegte der Blizzard über die karstigen Höhenzüge. Schnee- und Eiskristalle wirbelten in dichten weißgrauen Schleiern über die Gletscher hinweg, sodass ein Mensch kaum die eigene Hand sehen konnte.
Doch Menschen verirrten sich höchst selten auf einen der Gletscher im Norden Alaskas, wo die Temperaturen im Winter auf bis zu minus dreißig Grad sanken.
Einer hatte es dennoch gewagt. Jemand, dessen Blicke noch kälter als das Eis waren.
Es war Matthias, der erste Diener des gefallenen Engels Luzifer. Und er war gekommen, um eine Kreatur von beispielloser Grausamkeit zu erwecken.
Die Eskimos nannten ihn Amarok. In der Sprache der Inuit wurde er als Amaruk oder Amaruq bezeichnet. Kryptozoologen vermuteten, es handele sich dabei um den ausgestorbenen Waheela.
Matthias aber hatte für ihn eine sehr viel einfachere Bezeichnung gefunden.
Monsterwolf!

Matthias entführt Denise, um sie für seine Zwecke zu gewinnen. Dazu erweckt er ein uraltes Wesen, um seine Pläne auszuführen: Amaruk, der Monsterwolf. Er hinterlässt eine blutige Spur, der John Sinclair folgen muss. Und am Ende werden alte Feinde zu neuen Freunden. Das hinterlässt wieder einmal de Frage: Wer ist hier Monster und wer Opfer?

Kaum zu glauben, aber mein erster „Werwolf-Roman“ im Sinclair-Kosmos seit Ewigkeiten. Und damit auch meine erste Begegnung mit Denise und der ganzen Geschichte und Mythologie um Berserker und Werwölfe. Und in dieser Episode kommt mit dem Monsterwolf noch eine weitere Legende hinzu. Und wieder habe ich am Ende (wie so oft bei Florians Romanen) das Bedürfnis, alle Romane die relevant zum aktuellen Heft sind, herauszufinden und zu lesen. Ich brauchte auch diesmal wieder aufgrund fehlender Kenntnisse zu der Vorgeschichte und den Charakteren länger als mancher Stammleser um reinzukommen. Aber bei diesem Roman viel mir es dennoch erstaunlich leicht, da die Story und die Charaktere so gut waren. Nicht nur die ganze Geschichte um die Entführung um Matthias und Denise, auch mal wieder die besonderen Szenen und Zwischentöne als Sinclair Susanna erlöst oder Denise sich am Ende rächt.

Ein starker und atmosphärische dichter Werwolfroman mit jeder Menge Blut und Action. Das hat wieder einmal sehr viel Spaß gemacht und ich habe in Denise einen weiteren literarischen Lieblingscharakter gefunden, der Ian Rolfs Hirn entsprungen ist.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2231 - Die Frau, die mich zum Wahnsinn trieb

Geschrieben von Jason Dark
Erschienen am 13.04.2021
Cover von Timo Wuerz

Immer wieder traf ich auf Gegner, die alles oder nichts wollten. Frauen waren ebenso gefährlich wie Männer, und das sollte ich noch mal explizit erleben. Die Frau hieß Urania Waldo, und sie beherrschte perfekt die Macht der Telekinese. Und die setzte sie gerade gegen mich und meine Freunde ein ...

John wird auf eine telekinetisch begabte Dame angesetzt und soll die Hintergründe zum Fall aufklären. Diese stirbt jedoch bei seinen Ermittlungen als er in  Notwehr gegen deren Kräfte vorgehen muss. Doch die Telekinetin ist nicht allein. Und so wird er Mittelpunkt des Rachefeldzuges der Schwester des Opfers. Und diese hat sich vorgenommen, Sinclair nicht nur zu töten, sondern vorher in den Wahnsinn zu treiben.

Ich greife ja, wie in der Rezension zum letzten Heft angedeutet, immer seltener zu den neuen Beiträgen von Jason Dark. Doch die Neugier treibt mich immer wieder dazu, dem Kultautor eine Chance zu geben. So auch in diesem Fall. Und wie ebenfalls schon erwähnt, wundere ich mich immer wieder, wie er es schafft, den Leser zu ködern. Helmut Rellergerd betonte bereits in vielen Interviews, dass er wie ein Regisseur an das Schreiben eines Romans herangeht und den Leser in eine Szene versetzen möchte. Und genau darin liegt die Stärke und sein Erfolg. Er erschafft bildhafte Szenen mit einfachen Sätzen und Beschreibungen, die dann schnell und eindrücklich beim Leser Kopfkino erzeugen.

Dennoch habe ich während seiner heutigen Romane immer wieder das Bedürfnis im Kopf zu lektorieren. Sperrige Sätze, Wort- und Sinnwiederholungen und ewig gleich erscheinende, unnatürliche Dialoge machen es mir als Leser und Fan nicht leicht. Den Höhepunkt erlebte ich zuletzt bei Heft 2166 „Darknet-Zombies“. Denn da wurde es stilistisch und erzählerisch grenzwertig und wirkte wie der  Schulaufsatz eines Kindes. Dieses Empfinden schwankt oft während seiner aktuellen Romane. Mal wirkt es besser, mal kaum erträglich. Aber dann bleibt noch die Geschichte und die Spannung, die dennoch rüberkommt und seine Erfahrung und seinen schier unendlichen Ideenreichtum zeigt. 

Und auch im vorliegenden Roman geht es erzählerisch gut los und ich bin gespannt auf die Geschichte. Dann verliert sich die Freude aber schnell wieder. Denn den einzigen den Jason Dark mit Urania Waldo in den Wahnsinn treibt, ist der Leser. Ihre Penetranz zeichnet sich alleine dadurch aus, wie oft sie sagt, dass sie Sinclair in den Wahnsinn treiben wird. Ihre stümperhaften Taten tun dies allerdings nicht.

Und so ist auch das Ende mager und es bleibt bei einer eher belanglosen Episode die mir nur zwei Sterne für den guten Willen entlocken kann. Und davon geht ein Stern noch an das geniale Cover von Timo Wuerz.
⭐️⭐️