John Sinclair 2229 - Hexenasche - von Oliver Müller

Geschrieben von Oliver Müller
Erschienen am 30.03.2021
Cover von Shutterstock

Jessica Wallingham saß mit angewinkelten Beinen auf dem dreckigen Stroh, das ihr als Nachtlager diente. Es war faulig und stank erbärmlich, ebenso wie der Eimer in der Ecke, den man ihr für ihre Notdurft gelassen hatte. Als man sie in die Zelle gebracht hatte, hätte sie nicht gedacht, dass sich ein Mensch an so etwas gewöhnen könnte. Doch nach Wochen in der Zelle nahm sie den Geruch ebenso kaum noch wahr wie das Fiepen der Ratten, mit denen sie sich die Kerkerzelle teilte.
Es war ihr egal. Dies war ihre letzte Nacht hier drinnen. Morgen früh würde man sie und ihre beiden Mitgefangenen aus der Zelle holen und zum Richtplatz fahren. Wenigstens brauchte sie sich das Gejammer der anderen beiden dann nicht mehr anzuhören ...

Meine letzte Sinclair Rezension liegt nicht annähernd solange zurück wie der letzte Beitrag von Oliver Müller zur Geisterjäger-Serie der gleichzeitig sein Debüt war. Seine Zamorra und Maddrax Romane animierten mich diesmal dazu, wieder mal einen Sinclair zu lesen. Ich bin nicht immer dabei. So sehr ich Herrn Rellergerd und sein Lebenswerk bewundere, lasse ich mittlerweile seine aktuellen Beiträge meistens aus. Seine Romane sind immer noch thematisch und inhaltlich packend, aber der Schreibstil wirkt immer öfter grenzwertig und nicht mehr zeitgemäß. 

Aber es geht hier um Oliver Müller, die Serie an sich, und den vorliegenden Roman. Und der ist eine Hexenstory ganz nach meinem Geschmack. Die Inquisition ist neben dem Exorzismus eines der Themen, die mich am meisten in der Horrorliteratur interessieren. Zunächst reisen wir im vorliegenden Band in die Vergangenheit und lernen Jessica Wellingham und ihre Geschichte bis zu ihrer Hinrichtung 1678 kennen. Ihr Bündnis mit dem Teufel soll sie vor diesem Schicksal bewahren. Das dies nicht in der Form erfolgt wie sich die Hexe das vorgestellt hat, ist Grundidee und Story dieses Romans. Und so kreuzen sich indirekt ihre Wege mit denen von Linda Escot und Nancy Lester in der Gegenwart. Die unheilvollen Aktivitäten rufen natürlich unseren Geisterjäger auf den Plan. Diesmal steht ihm erfreulicherweise neben Suko auch mal wieder Jane Collins zur Seite. Die Geschichte nimmt nach anfänglichem „Kenn ich schon!“-Eindruck einen doch unerwarteten Verlauf und die Story überzeugt. Oliver Müller ist mit „Hexenasche“ auch nach langer Abstinenz ein weiterer guter kurzweiliger Beitrag gelungen. Vier Sterne für gute Unterhaltung!
⭐️⭐️⭐️⭐️

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