Maddrax 531 - Hinter feindlichen Linien - von Ian Rolf Hill


Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 27.05.2020
Cover von Shutterstock


Colonel Aran Kormak hatte in seinem Leben schon mehrfach mit selbigem abgeschlossen. Nicht, dass er sich daran gewöhnt hätte, aber bislang hatte er immer einen Ausweg gefunden. Heute lagen die Dinge jedoch anders. Nie zuvor war seine Lage schlechter gewesen. Unbewaffnet stand er in der Gondel eines Ballons, der zehn Meter über dem EIBREX schwebte, während der Anführer der Reenschas den Desintegrator auf ihn richtete. Kormak überlegte gerade, ob er einen Sprung in die Tiefe wagen sollte, als das Dröhnen von Gleitertriebwerken an sein Ohr drang. Einen Atemzug später endete seine Wahrnehmung in einem blauen Lichtblitz...
Colonel Aran Kormak ereilt das gleiche Schicksal wie zuvor Ydiel. Er wird mitsamt dem Ballon mit dem er flüchten wollte geschrumpft, erkennt dies schnell und kann sich in den Hort des Wissens retten. Dort muss er als Winzling überleben und nutzt dazu sein eiskaltes Kalkül und auch mit bösartiger List einen kleinen Jungen, um sein Überleben und seine finsteren Pläne umzusetzen.

Nachdem ich mich im letzten Heft mit der Zusammenfassung verausgabt habe, möchte ich ab sofort wieder weniger spoilern und bei den zukünftigen Rezis nur einen kurzen Überblick über die Grundhandlung geben. Hier wäre ohnehin die Zusammenfassung kürzer ausgefallen. Aber nicht weil Florian Hilleberg einen einfachen Roman ohne viel Handlung abgeliefert hat. Im Gegenteil. Der vorliegende Band hat das, was ich sehr gerne mag. Eine geradlinige Geschichte, die ohne verschiedene Handlungsebenen auskommt und stringent die Erlebnisse des Colonels weitererzählt. Dabei sind wieder unerwartet (wie auch schon im Roman 518 Taratzen von Florian Hilleberg)  Karmii und  Mirosch die heimlichen Hauptdarsteller. Das Flair und die Erzählweise um Mirosch, der mit seinem Teddy spricht, und seiner Mutter mit ihrer multiplen Persönlichkeit haben mich echt gepackt und berührt. Genauso gut zeichnet der Autor aber auch den aktuellen Hauptschurken der Serie. Kormak kommt kalt und berechnend rüber. Er bleibt ein düsterer, vielschichtiger und tiefgründiger Bösewicht der mir gefällt. Die vergangenen Romane um ihn haben gezeigt, dass er alles andere als ein Stereotyp ist. Der Roman nimmt dabei (wie man immer schön an den zahlreichen Fußnoten erkennen kann) viele Dinge aus den vorhergehenden und teilweise weiter zurückliegenden Romanen des Autors auf. Auch in diesem Band wurde ich wieder (wie in Band 514 schon mit Ydiel) und diesmal noch eindringlicher an den 60er Science-Fiction-Film "Die unglaubliche Geschichte des Mister C." von Jack Arnold erinnert. Sowohl der Nadelkampf mit der Spinne (Kormak kommt einfach nicht ohne Seragippen aus) als auch die Szene mit der Mausefalle ließen mich in jugendlichen Erinnerungen schwelgen. Für die jüngeren Leser habe ich einmal Bilder zu den beiden Szenen die ich meine verlinkt:
 

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich in diesem Zyklus ständig wiederhole. Es mag scheinen, dass ich mit der rosaroten Brille rezensiere. Aber nein, die Qualität der bisherigen Romane ist extrem hoch, der rote Faden spannend und gut konstruiert und die derzeitige Autorenriege in Hochform. Schon wieder verdiente 5 Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 530 - Kalte Krieger - von Stefan Hensch


Geschrieben von Stefan Hensch
Erschienen am 12.05.2020
Cover von Néstor Taylor

2008: Die Vereinigten Staaten von Amerika auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges! Nach Geheimdienst-Informationen steht eine russische Invasion kurz bevor. Als dann im Großraum Washington der Funk ausfällt und Nordlichter am Himmel erscheinen, droht der Krieg heiß zu werden. Gleichzeitig wird in einem Vorort ein Pärchen aufgegriffen, bei dem es sich um russische Spione zu handeln scheint. Major Matthew Drax vom Nachrichtendienst des Pentagon soll sich ihrer annehmen. Die Frau – Kareen Hardy – ist offensichtlich verrückt, denn sie behauptet ihn zu kennen! Doch woher hat sie all das Wissen über ihn?

Privatdetektiv Ian Getty muss sich in der postapokalyptischen Welt neu orientieren und mit den anderen Passagieren der Parallelwelt-Titanic nun in Waashton arrangieren. Er versucht zunächst sein Glück mit einem eigenen Kurierdienst. Dort wird er aber von einer terroristischen Fraktion dazu missbraucht, einen Anschlag auf Kareen Hardy  mittels einer Paketbombe zu verüben. Der Anschlag wird vom Archivar der sich Archibald Mountbatten nennt und bereits auf der Titanic aktiv war verhindert. Dies soll weitere Zeitparadoxon unterbinden, die durch den „Titanic-Vorfall“ hervorgerufen wurden. So lernt Getty Kareen Hardy und ihre Familie kennen und lässt sich nach dem vereitelten Anschlag   Als Mitarbeiter auf deren Horsayfarm engagieren.

Einige Zeit später wird ihm das zum Verhängnis, als Honeybutts Buckfield-Ranch der nächsten Parallelweltversetzung zum Opfer fällt. Diese hat Matt zu spät angemessen und GRÜN war nach dem Kampf gegen die „Rote Pest“ zu schwach um einen weiteren Schutzwall zu erzeugen. Bei diesem neuen Ereignis werden Kareen Hardy, ihr Mann Sigur und ihr Sohn Samuel mit Getty in eine Parallelwelt versetzt, in der 2008 der Kalte Krieg voll im Gange ist und die Welt kurz vor einem dritten Weltkrieg steht. Dort ist Matthew Drax Major und hilft beim Verhör der vermeintlich russischen Spione um ihre Pläne herauszufinden. Doch dann bekommt er von den Eindringlingen unerwartet Hilfe und deckt eine große Verschwörung auf, die einen Krieg der Weltmächte verhindert. Dabei erfährt er eine unglaubliche Geschichte über die wahre Herkunft von Kareen Hardy und ihren Begleitern.

Stefan Hensch liefert mit „Kalte Krieger“ seinen zweiten Beitrag nach Band 521 „Kurs ins Verderben“ ab. Und an diese Story schließt er auch an und führt die Erlebnisse einiger Protagonisten der versetzten Titanic die im postapokalyptischen Washington gelandet sind fort. Der vorliegende Roman zeigt unverkennbar in Form und Ausführung Parallelen zum Debüt. Denn er ist ebenso vielschichtig und inhaltlich umfangreich. Wir wechseln erfreulicherweise mal wieder die Perspektive, indem wir die Hauptakteure in die Parallelwelt begleiten. Vorher haben wir noch im ersten Drittel Gettys Geschichte um sein postapokalyptisches Startup-Unternehmen und wie er Kareen Hardy kennenlernt. Dies liest sich fast schon wie eine eigene Story und hat sogar den Flair eines Westerns. Dann geht es in eine wahnsinnig gut gezeichnete Parallelwelt mit vielen „Was-wäre-wenn“ Szenarien zu unserer Realität. Zum ersten mal begegnen wir nach Rulfan nun auch einem Parallelwelt-Matt, was ich auch ganz spannend finde. Dabei gleicht sich vieles, aber auch einiges hat sich völlig anders entwickelt. Dieser Teil liest sich durch die Parallelen zum Kalten Krieg unserer Geschichte wie eine Spionagethriller aus den 80ern und hat mächtig Spaß gemacht.

Zu denken gibt mir noch der Eingriff des Archivars, der Zeitkorrekturen durch verhindern des Attentats ausführt. Das erschien mir bereits bei vergangenen Aktionen nicht immer logisch. Denn was unterscheidet dieses Attentat von unzähligen Beeinflussungen, die zum Beispiel die anderen Passagiere der Titanic mit sich bringen oder andere Parallelwelten die nicht komplett unter Kontrolle von GRÜNs Schutzwällen geblieben sind? Das dürfte schwer zu erklären sein und führt am Ende wahrscheinlich zu einen umfangreichen Reset. Aber diese Gedanken beeinflussen meine Freude an diesem Roman in keinster Weise.

Stefan Hensch hat es auch diesmal geschafft mich komplett zu begeistern. Er hat einen  angenehmen Schreibstil und bringt Abenteuer ohne große Ausschweifungen auf den Punkt. Das gefällt mir sehr und ich freue mich auf mehr von ihm. Zu erwähnen wäre nebenbei noch das fulminante Cover von Néstor Taylor. Ich habe es schon öfter erwähnt, dass es schön wäre, wenn alle Cover von ihm oder in diesem Stil wären. Die Titelbilder von Shutterstock sind auch hin und wieder recht gut, aber kommen an diese Meisterwerke nicht heran. Fürs Gesamtpaket gibt es fünf Sterne!


⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

60 Bände Perry Rhodan Mythos Erde - Die Ereignisse überschlagen sich...



Schon wieder sind zehn Bände im aktuellen Zyklus vorbei und so langsam wird der Mythos feingezeichnet. Die zweite Hälfte startet fulminant mit einer ungewöhnlichen und grandiosen 4er-Staffel von Christian Montillon. Er darf sich in den Bänden 3050 bis 3053 mit Zerozone 1 bis 4 austoben und behandelt damit das Schicksal der verschollenen und von Perry wiedergefundenen Erde. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese sehr eigenständige und runde Handlung irgendwann einmal als Taschenbuch erscheinen wird, wie dies auch schon einmal bei „Die falsche Welt“ der Fall war. Diese Hefte würden sich noch besser dafür eignen, da sie sich wie eine eigene SciFi-Story lesen. Die Idee des Dyoversums, die Story um Homer G. Adams und den Ylanten, Perrys Rückkehr zur echten, ausgetauschten Erde, das alles hat mich umgehauen und war das beste, was ich in den letzten Jahren im Perryversum gelesen habe und hat für mich mit nur vier Romanen den gesamten Zyklus aufgewertet und nachhaltig geprägt.

In Band 3054 gibt sich Dennis Mathiak mit seinem (wie ich erstaunt feststellen musste) ersten Beitrag zur Hauptserie die Ehre. Gefühlt ist er schon ewig dabei, hat aber „lediglich“ für Miniserien und andere Ableger im Perryversum geschrieben. Er und Michael Marcus Thurner im Folgeband 3055 befassen sich mit der Planung und Ausführung der Befreiung der Superintelligenz VECU aus dem Abyssalen Verlies. Diese spannende Aktion führt zu einer unerwarteten Wendung, die ich so nicht erwartet hatte.

Ab Band 3056 beschäftigen wir uns wieder mit den Problemen der Milchstraße und an treten damit größtenteils an die Seite von Atlan. Kernthemen sind die Machenschaften der Cairaner, Thantur-Lok und damit natürlich Arkon und den damit verbundenen Mysterien der Bleisphäre. Ein bunter Mix der Spaß macht und sehr abwechslungsreich ist.

Den absolut besten Beitrag dieser zehn Bände liefert für mich Wim Vandemaan mit Band 3058. Er unterbricht beziehungsweise ergänzt die Handlung um die Bleisphäre. In „Für Galaktiker verboten kehren wir mit den Erinnerungen der Posbi Ganaud zurück in die Zeit kurz nach dem Weltenbrand und gehen mit auf eine von Vetris-Molaud initiierte Expedition, die uns nach Andromeda führt. Gewiss liegt es wieder an der Nostalgie und der Thematik MdI die in Fankreisen und auch bei mir einen fast schon sakralen Stellenwert eingenommen hat. Aber die ganze Geschichte und die sich abzeichnenden Verbindungen nach Andromeda sind halt der Hammer und von Hartmut Kasper wie gewohnt sehr gut erzählt.

Ja, diese zehn Bände haben viele Erkenntnisse gebracht und dem Zyklus eine positiven Schub gegeben. Jetzt macht es so richtig Spaß die vielen Puzzleteile ineinandergreifen zu sehen und langsam aber sicher das Gesamtbild zu erhalten. Es ist noch ein langer Weg bis dahin, aber den begehe ich mit großer Vorfreude.

Mission SOL 2.3 - Zielpunkt Nebelzone - von Olaf Brill

Geschrieben von Olaf Brill
Erschienen am 17.04.2020
Cover von Arndt Drechsler


SOL – dieser Name hat einen ganz besonderen Klang in der 3000-jährigen Geschichte der terranischen Raumfahrt. Das hantelförmige Raumschiff spielt immer wieder eine entscheidende Rolle im schicksalhaften Konflikt zwischen den kosmischen Mächten der Ordnung und des Chaos. Häufig steht seine Besatzung an entscheidender Stelle, wenn große Entwicklungen anstehen.

Im Jahr 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist die SOL mitsamt ihrer Besatzung in die ferne Galaxis Yahouna versetzt worden. Dort sollen die Menschen an Bord eine Aufgabe erfüllen, zu der sie von einem Boten der Kosmokraten gezwungen worden sind. Sie müssen herausfinden, ob die Ritter von BARIL – so heißt offenbar eine Superintelligenz – immer noch der Ordnung verpflichtet sind, oder ob sie bereits den Mächten des Chaos dienen.

Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All begleitet hat, setzt auf seinen moralischen Kompass. Spontan führt er die SOL in ein Gefecht, um die Angehörigen eines Sternenvolkes zu beschützen. Damit aber mischt er sich in die Konflikte der Galaxis Yahouna ein. Er wird vor Gericht gestellt, während Roboter die SOL besetzen. 

Doch Menschen sind trickreich. Sie geben sich nicht so schnell geschlagen. Einer der trickreichsten Menschen ist Roi Danton. Perry Rhodans Sohn hat genügend Erfahrung, um einen wagemutigen Plan zu entwickeln. Er bricht auf zum ZIELPUNKT NEBELZONE ...

Roi Danton ist mit einer kleinen Einsatztruppe unbemerkt an Bord der Korvette CALAMAR unterwegs um mehr Informationen über die Waffenschmiede der Ritter BARILS zu erhalten, während Perry Rhodan das Interesse des Ritterordens auf sich lenkt. Seine Nachforschungen führen ihn in die Nebelzone in den Tiefen der Galaxis Yahouna und in ein Abenteuer, bei dem sich seine tragische Verknüpfung mit der Terminalen Kolonne TRAITOR als hilfreich erweist ...

Olaf Brill liefert uns ein geradliniges und kurzweiliges Abenteuer mit Roi Danton. Dabei gerät er an Bord einer Skapalm-Bark der Terminalen Kolonne TRAITOR und versucht diese mithilfe seiner Erfahrungen mit TRAITOR und seinem damit verbundenen Status zu übernehmen um die für Genexperimente gefangenen Lebewesen an Bord zu befreien. Das dies nicht ohne Probleme abläuft, war zu erwarten.

Ich bin sehr fasziniert von den Abenteuern auf der Barke und den Infos zu Roi Dantons Vergangenheit mit TRAITOR. Der Zyklus ging damals etwas an mit vorbei, da ich zu dieser Zeit nur sporadisch in die Serie reinlas und eine PR-Auszeit nahm. Es nachzuholen ist mir bisher leider noch nicht gelungen. Aber ich bin mit den wenigen Heften die ich las im Thema und kenne die grobe Handlung. Die ganze Thematik und das Roi die Vorlage für einen dualen Kapitän war Ist faszinierend. Insgesamt war mir aber trotz der Berechtigungen die Roi nach dieser langen Zeit scheinbar immer noch hatte, die ganze Mission und die Übernahme der Barke etwas zu einfach geraten. Blende ich die Logik aber an manchen Stellen mal etwas aus und lasse mich auf das Abenteuer ein, lese ich einen guten Roman der vier Sterne verdient.

Im Vergleich zur ersten Staffel fehlt mir bis dato noch etwas das Flair, auch wenn ich den Unterschied noch nicht so ganz greifen kann. Vielleicht gelingt es mir in den kommenden Folgen.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 529 - Die Götter von Ham‘Bay - von Simon Borner


Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 28.04.2020
Cover von Shutterstock

Wer sind diese Fischwesen, die Aruula in der Unterwasserkuppel attackiert haben? Die Hydriten kennen eine Legende um die "Götter von Ham'Bay", die nun Wirklichkeit zu werden scheint. Matthew Drax, Aruula, Rulfan und Quart'ol wollen herausfinden, was es damit auf sich hat, und stoßen an der Südwestküste Australiens, ganz in der Nähe des falschen Uluru, auf Spuren dieser Spezies – und auf ein grausiges Geheimnis...

Königin Victoria entsendet 1900 eine Expedition unter der Leitung von R.T. Barnum nach Australien um der Legende der Baijini nachzugehen von der sie sich Heilung und Unsterblichkeit verspricht. Er trifft in Australien auf die Wesen, die für die Legende verantwortlich sind. Diese Wesen sind identisch mit den Göttern von Ham‘Bay. Matt, Aruula, Rulfan und Quart‘ol wollen der Sache ebenfalls auf den Grund gehen und erfahren was hinter den Wesen steckt, die Aruula in der von GRÜN geschaffenen Unterwasserkuppel am Meeresgrund angegriffen haben. Bei dieser Mission ergründen sie den Ursprung der Legende und was die Götter von Ham‘Bay zu aggressiven Monstern mutieren lies. 

Simon Borner meldet sich im aktuellen Zyklus mit seinem zweiten Beitrag nach „Im Maar der Dämonen“ mit den Göttern von Ham‘Bay zurück. Im vorliegenden Roman präsentiert er uns ein fast vergessenes Volk, das aus mutierten Daa‘muuren hervorgegangen ist. Natürlich fehlt auch in diesem Roman nicht der Bezug zu Mythen und historischen Fakten. Das Waltzing Mathilda Hotel zum Beispiel oder der zweite Uluru am Meeresgrund vor der Küste von Australien. 
 
Die Geschichte erinnert wie Mad Mike auf der Leserseite bereits erwähnt an das Insmouth-Szenario von Lovecraft. Der Handlungsstrang um die Expedition Anfang des 20. Jahrhundert initiiert von Königin Victoria trägt auch zu einer Atmosphäre bei, die an Lovecraft oder Edgar Alan Poe erinnert. Insgesamt ist Simon Borners Roman wieder gelungen und spannend. Die beiden Geschichten haben für mich nur etwas zu wenig Verknüpfungen und die Handlung um Barnum wirkt etwas farblos. Dafür ist die Handlung um die Bajini umso spannender. Typisch Matt, löst er auch dieses Problem und enthüllt deren Geheimnisse auf dramatische Art und Weise.
 
Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1197 - Roggenbuk - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 14.04.2020
Cover von Shutterstock

Die alte Sage vom grauenvollen Wassergeist Roggenbuk wird wieder lebendig! Und der Seeteufel von einst ist hungrig nach neuen Menschenopfern. Aber was genau ist in Travemünde geschehen? Obwohl Zamorra und Nicole soeben erst einen kräftezehrenden Kampf erfolgreich überstanden haben, eilen sie sofort dorthin. 

In Travemünde passiert ein schrecklicher und ungewöhnlicher Mord an einer jungen Frau. Da der Tatort einen Steinwurf vom letzten Einsatzort von Nicole Duval und Professor Zamorra entfernt ist und Zamorra ahnt, dass hier das Unheil weitergehen könnte, machen sie sich dort auf die Suche nach dem Verbleib des Dämons Broktaal. Er hatte sich nach seiner Niederlage in Lübeck, wo er im Schutz eines Taschenuniversums aus dem verborgenen operierte und die letzten Jahrhunderte überlebte, in Travemünde zurückgezogen um neue Kräfte zu schöpfen.

Nicole und Zamorra sind jedoch zunächst auf einer falschen Fährte, denn in Travemünde operiert eine okkulte Loge, die dem dunklen Gott Roggenbuk huldigt und ihn zurückholen möchte. Dafür müssen junge Frauen als Opfer gebracht werden. Diese Erweckung kommt Broktaal bei seinen Plänen und seiner Rache an Zamorra in die Quere und macht ihn letztendlich sogar zum Verbündeten des Meisters des Übersinnlichen.

Es geht scheinbar nahtlos mit dem Dämon Broktaal im zweiten Teil der Doppelfolge von Simon Borner in Norddeutschland weiter. Zunächst scheint der Roman die Handlung fortzuführen, entwickelt sich dann aber zu einem eigenständigen okkulten Krimi. Broktaal spielt hier nur eine Nebenrolle. Es geht um eine geheime dunkle Loge die Morde begeht um den Wassergott Roggenbuk zurück nach Travemünde zu holen. Auch in dieser Folge nimmt Borner wieder eine alte norddeutsche Sage als Stoff für seinen Roman. Immer wieder lesenswert und erneut hatte ich Spaß, die Ballade und Geschichte der Sage im Internet zu recherchieren. Auch der leider etwas kurze Rückblick ins 15. Jahrhundert mit der Geschichte um Annes Opferung war gut eingebunden. Insgesamt war der Roman noch vielschichtiger als sein Vorgänger und hatte unerwartete Wendungen und viele Elemente des Krimis und Okkultismus. Dazu kommt die Handlung um Roggenbuk und der Loge und die Fortführung der Broktaal-Geschichte. Dieser geht im vorliegenden Roman noch weniger zimperlich mit seinen Opfern um. Genauso grausam sind die Anhänger der Loge und ihre Ritualmorde. Die Gangart ist also hier insgesamt etwas härter. Lediglich etwas enttäuscht war ich vom kurzen und überhastet wirkenden Finale. Auch die Einigung mit Brooktal scheint mir am Ende wenig logisch und schlüssig aufgrund seiner bisherigen Vorgehensweise. Dennoch verdient sich das Gesamtpaket vier von fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Perry Rhodan Mission SOL 2.2 - BARILS Botschaft - von Madeleine Puljic

Geschrieben von Madeleine Puljic
Erschienen am 03.03.2020
Cover von Arndt Drechsler

SOL – dieser Name hat einen ruhmvollen Klang in der 3000-jährigen Geschichte der terranischen Raumfahrt. Das hantelförmige Kombinationsschiff spielt immer wieder eine entscheidende Rolle im schicksalhaften Konflikt ­zwischen den kosmischen Mächten der Ordnung und des Chaos.

Im Jahr 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All begleitet hat, in eine ferne Galaxis versetzt worden. Dort hat er die seit Langem verschollene SOL und ihre Besatzung aus einer Chaoszone gerettet.

Bevor die Menschen an Bord in die heimatliche Milch­straße zurückkehren können, müssen sie aber einen ­Auftrag der Kosmokraten erfüllen. Sie sollen herausfinden, welche Absichten die Superintelligenz BARIL mit ihrem Ritterorden und ihren jüngsten Aktivitäten verfolgt.

Kaum ist die SOL am Ziel angekommen, wird die Besatzung in einen Konflikt mit BARILS Helfern verwickelt. Die SOL wird besetzt, und Perry Rhodan muss sich vor einem Rittertribunal verantworten. Seine Richter verkünden unter anderem BARILS BOTSCHAFT ...

Auf dem Planeten Kessaila muss sich Perry Rhodan dem Tribunal von BARILS Rittern unterziehen und Prüfungen bestehen, deren wahre Hintergründe am Ende dieses Romans offenbart werden und schwere Folgen für die SOL und ihre Besatzung haben. Wieder einmal wird das legendäre Raumschiff von fremden Mächten festgesetzt und als Druckmittel benutzt um Rhodan zum Spielball kosmischer Ereignisse zu machen. Doch wie schon oft in seinem langen Leben, lässt er seine Gegner in dem Glauben in ihrem Sinn zu handeln, um seinen eigenen Interessen unbemerkt folgen zu können.

Ein ganz besonderer Ritterorden dessen Gesinnung und Ziele noch unklar sind, beschäftigt Rhodan im vorliegenden Band. Sofort kommen mir Erinnerungen an Rhodans Ritterweihe im Dom Kesdschan auf Khrat. Gleichzeitig erinnert mich Perrys Vorgehen an die während der Zeit der Laren. Zum Schein gibt er vor, dem Ritterorden BARILS zu dienen und lässt diesmal anstatt Atlan seinen Sohn Roi Danton unbemerkt aus dem Hintergrund agieren. Also alles schon einmal da gewesen? Das kann man meinen, denn wie im richtigen Leben auch, gibt es immer viele Ereignisse die sich wiederholen, ähneln und Erinnerungen wachrufen, die aber dennoch in anderer Form daherkommen. Und so ist es auch im vorliegenden Band. Perrys Prüfung, die Flucht und das Ende an A-Kuatond‘s Seite als Orbiter schildert Madeleine Puljic in einem kurzweiligen und spannenden Roman. Die zweite Staffel nimmt Form an und verspricht auch wieder ein nicht unbedingt neues und innovatives Abenteuer, aber ein gutes, kosmisches und solides. Und das sorgt bei mir zumindest für gute Unterhaltung. Für den zweiten Band der zweiten Staffel gibt es auch vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 528 - GRÜN - von Sascha Vennemann und Lucy Guth

Geschrieben von Sascha Vennemann und Lucy Guth
Erschienen am 14.04.2020
Cover von Shutterstock

Matthew Drax und GRÜN, auf DNA-Ebene miteinander verbunden, stehen nach dem vergeblichen Kampf gegen die Rote Pest am Rande des Todes. Nur wenn sich GRÜN an einem der Energiepunkte der Erde regenerieren kann, haben sie noch eine Chance. Während sich die Seuche weiter ausbreitet und die Hydriten an einer bionetischen Bombe forschen, bringt Aruula die beiden in einer Transportqualle zu so einem Punkt tief unter dem Meer. Dort öffnet GRÜN ein Tor in seine Gedankenwelt und Vergangenheit, und Matt erfährt Unglaubliches …

Der vorliegende Abschlussband der „GRÜN-Trilogie“ wurde vom Autorenduo Vennemann/Guth verfasst und schließt die Handlung um Neuseeland, GRÜN und die Rote Pest grandios ab. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich die Entstehungs- und Lebensgeschichte des Pflanzenwesens in den Bann gezogen. Der Roman beantwortet nicht nur viele offene Fragen aus den Anfangszeiten der Serie (Band 64 bis 69 in denen Aruula zum ersten mal mit GRÜN in Berührung kommt), sondern geht viel tiefer auf die Evolution des Pflanzengottes ein. Und gibt Matt sogar die Möglichkeit mit einem verloren geglaubten Sohn ins Reine zu kommen.
 
Der Vorstoß von Matthew Drax in GRÜN‘s ganz eigene Welt durch das Portal am Meeresgrund hatte unglaubliches Flair und die Rückblicke waren einfach fantastisch. Aber genauso die erste Begegnung und Auseinandersetzung von Aruula mit den noch unbekannten Fischwesen. Die Götter von Ham’Bay lassen schon auf eine spannende Handlung im nächsten Roman hoffen. GRÜN kann sich mit der Hilfe von Matt und Aruula regenerieren und so die bionetische Bombe von den Hydriten entwickelt werden. Die Rote Pest wird bekämpft und so wird auch dieser Handlungsstrang am Ende zwar kurz aber gut beendet.

GRÜN verrät uns in diesem Roman auch etwas mehr über die Parallelwelt-Phänomene. Die Entstehung der Dornenranken um die Areale ist ja nun in den letzten Bänden wie ich finde hervorragend und sehr schlüssig aufgelöst worden. Das die Archivare ihre Finger im Spiel haben, war ja schon in den letzten Heften durch ihr häufiges auftreten klar. Hier gibt es aber noch einiges zu klären auf das ich mich freue. Die Trilogie zeigt (nach den vielen Einzelabenteuern die der Serie einen nostalgischen aber auch sehr frischen Anstrich verpasst haben) wie gut das Konzept des aktuellen Zyklus ist. Ich freue mich wahnsinnig auf die weitere Entwicklung und gebe für den Abschlussroman und GRÜN‘s Geschichte fünf Sterne. Aber nur weil es nicht mehr gibt.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Zweite Heimat - Die Reise der Celeste - von Madeleine Puljic

Autorin: Madeleine Puljic 
Erschienen am 02.03.2020
Taschenbuch, 304 Seiten
ISBN: 978-3-426-52435-0
Preis 14,99 Euro

Das Schicksal der Menschheit liegt in ihren Händen ...

Als die CELESTE mit den ersten Kolonisten zum Mars aufbricht, beschließt das außerirdische Volk der E’Kturi, dass eine Beobachtung der Menschheit aus der Ferne nicht länger genügt. Um die von den Menschen ausgehende Gefahr einzuschätzen, senden die Außerirdischen ebenfalls ein Schiff aus, das noch vor den Kolonisten den Mars erreicht. Lajunen, der Kapitän der CELESTE, erhält den Auftrag, für eine positive Beurteilung der E’Kturi zu sorgen – mit allen Mitteln.

PERRY RHODAN-Autorin Madeleine Puljic entführt ihre Leser auf den Mars und stellt dabei eine der wichtigsten Fragen der Menschheit: Was ist, wenn wir im Universum nicht alleine sind?

Madeleine Puljic kann nicht nur Fantasy. Sie ist vor allem den Perry Rhodan Lesern im Bereich Science Fiction keine Unbekannte. Neben der Erstauflage der Hauptserie ist sie auch Stammautorin bei Perry Rhodan Neo. Ebenso konnte sie bereits im Perryversum mit dem umfangreicheren Taschenbuch „Schwarze Ernte“ innerhalb der Perry Rhodan Dunkelwelten-Trilogie überzeugen. Ich freue mich, dass in diesem männerdominierten Genre auch immer wieder Frauen von sich reden machen. Gerade innerhalb der Perry Rhodan Serie sind es oft die Autorinnen die mich begeistern. Schön, dass in den letzten Jahren wenigstens in dieser Serie einige dazugekommen sind. In der immer noch kleinen Nische der SF-Literatur dominierten und dominieren stets internationale Autoren wie Douglas Adams oder Michael Crichton. Im deutschen Markt haben sich vor allem Andreas Brandhorst und Andreas Eschbach (beide übrigens ebenfalls mit Perry Rhodan verwurzelt) etabliert. Dennoch bespielten fast ausschließlich internationale Autoren das Genre erfolgreich. Im Heftroman und bei Kleinverlagen sieht es da anders aus. Das Genre ist und bleibt dennoch schwierig.

Und so ist es schön, auch mal einen SF-Roman außerhalb der PR-Serie von Madeleine Pulcjic zu lesen. Denn die Autorin ist eine fabelhafte Erzählerin. Im vorliegenden Roman geht es um den Erstkontakt der Menschheit während der Besiedlung des Mars. Auf die Technik und den Weg dorthin wird wenig bis gar nicht eingegangen. Das finde ich dann doch etwas schade. Die Spannung liegt zu Anfang vor allem auf dem ersten Kontakt der Menschen mit den Außerirdischen. Auch dort hätte ich mir mehr Spannungsaufbau gewünscht, bis die Katze bzw. die Außerirdischen aus dem Sack gelassen werden. Was danach folgt ist eine Geschichte um die Frage, ob der Mensch bereit für den kosmischen Schritt ist und wie weit seine ethische Entwicklung. Dies wollen die vermeintlich überlegenen Außerirdischen herausfinden und der Leser stellt sich schnell die Frage, sind die E‘Kturi denn das moralische Non plus ultra oder kochen sie auch nur mit Wasser. Das Ganze ist ansprechend und kurzweilig zu lesen. Hana und Alvar Lajunen sind die eigentlichen Protagonisten und die beiden Handlungsebenen Mars/Erde sind sehr gut verwoben und treiben die Geschichte voran. Lajunen versucht alles um seine Frau und die Erde zu schützen. Dabei bleiben die Außerirdischen hingegen leider etwas farblos und auch ihre eigentliche Mission und Kultur wird nur spärlich beleuchtet. Die Story hat dennoch das Flair eines Entdeckerromans und ich fühlte mich auch an die erste Begegnung von Perry Rhodan mit den Arkoniden auf dem Mond erinnert. Was mir insgesamt fehlte waren unerwartete Wendungen. Ich wartete irgendwie bis zum Schluss auf den großen Aha-Effekt, der aber leider ausblieb. Es war eher vergleichbar mit 2001: Odysee im Weltraum. Auch der vorliegende Roman beschäftigt sich mit den Themen Ethik, Existentialismus und menschliche Evolution und lässt viel Interpretationsspielraum.

Bis auf die erläuterten Punkte hat mich der Roman dennoch gut unterhalten und vergebe drei Sterne!
⭐️⭐️⭐️

Death Asylum - von M.H. Steinmetz

Autor: M.H. Steinmetz
Erschienen am 14.10.2019
Taschenbuch, 540 Seiten
ISBN: 978-3961880102
14,95 Euro

Bist du bereit…zu sterben?

Du erwachst mit Schmerzen aus einem traumlosen Schlaf. Langsam kommt die Erinnerung zurück: Untote haben deine Stadt überrannt. Eure Flucht war lang, schließlich fandet ihr eine Zuflucht. Jetzt aber bist du allein, deine Freunde verschwunden. Was ist passiert? Die einzige Spur führt dich nach draußen, doch draußen lauert der Tod …

In diesem interaktiven Roman kämpfst du dich durch eine zombieverseuchte Stadt. Auf der Suche nach anderen Überlebenden riskierst du alles. Dein Weg führt dich schließlich in eine ehemalige Nervenklinik. Doch in den finsteren Gängen der Anstalt warten noch weitaus brutalere Monster auf dich …

Die Zombie-Trilogie „Totes Land“ von M.H.Steinmetz begeisterte mich von Anfang an. Aufmerksam auf den damaligen Autorenneuling wurde ich wie sie so oft bei einer Lesung auf dem Buchmessecon in Dreieich. Und die deutsche Antwort auf „The Walking Dead“ hat mich absolut begeistert. Als ich dann hörte, dass ein Spielbuch dazu erscheinen soll wusste ich, dies wird mein erster Vorstoß in das Genre. Ich habe schon in meiner Jugend von Spielbüchern gehört, in einige reingeschnuppert und wusste wie sie funktionieren. Herangetraut hatte ich mich bis dato aber noch nicht. Mit Death Asylum sollte sich dies ändern. Das dies gerade in der Zeit von Corona und der dadurch erzwungenen „Freizeit“ passieren sollte, mag ein wenig makaber sein. Aber auch mein Buchgeschmack ist nicht zimperlich und ich liebe weiterhin das Horrorgenre und postapokalyptischen Romane. Gerade heute sehen wir, wie nah die Realität zu solcher Literatur sein kann. Bereits bei der Einleitung bekam ich eine Gänsehaut, da der Großteil der dort beschriebenen einleitenden Szenarien derzeit schon eingetreten sind.

Für alle die nicht wissen was ein Spielbuch ist, folgt eine kurze Beschreibung. Du spielst den Hauptcharakter des Buches, dessen Aussehen du selbst definieren kannst. Das Buch ist in einzelne kurze oder auch längere Abschnitte (Punkte) unterteilt die eine Szene beschreiben. Am Ende dieses Punktes gilt es eine der vorgeschlagenen Entscheidungen zu treffen. Diese bestimmt dann ob und an welcher Stelle es weitergeht. So verzweigt Sich die Story für jeden Spieler anders und jede Entscheidung beeinflusst das Spiel. Es gibt Waffen, Kleidung, Nahrung und nützliche Utensilien die man finden kann und die einem helfen zu überleben. Kämpfe werden mittels Würfel ausgetragen und die Charakterwerte ermittelt (Gesundheit, Immunität, Konstitution etc.) ermittelt. Diese und alle gefundenen Utensilien werden auf einem Charakterblatt hinterlegt. Also praktisch wie ein analoges Computerspiel oder ein Ein-Mann-Brettspiel in Buchform.

Ich stürzte ich mich also beherzt in diesen interaktiven Horrortrip. Angesiedelt ist das Ganze natürlich in der Welt der Totes-Land-Romane. Es ist meiner Meinung nach aber nicht zwingend notwendig, die Bücher gelesen zu haben um dieses Buch zu spielen. Es bringt natürlich mehr Spielspaß und ist zu empfehlen. Sofort gefesselt von der Atmosphäre die das Setting heraufbeschwor, dauerte es nicht lange, bis ich bereits im ersten Kapitel zum ersten mal ins Gras beißen musste. Ich hatte aber schnell dazugelernt und vermied es fortan nicht hinter jede Tür und unter jede sich bewegende Plane zu schauen. Und so beförderte mich der zweite Anlauf dann durch meinen ganz eigenen Horrortrip ohne noch einmal den Löffel abgeben zu müssen. Am Ende angekommen bin ich begeistert, welche Immersion mit einem solchen Buch möglich ist. Man liest nicht nur, sondern erlebt! Mein „erstes Mal“ war grandios und der Titel bekommt von mir 5 Sterne!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamorra 1196 - Der Satan von Lübeck - von Simon Borner

Geschrieben von Simon Borner
Erschienen am 31.03.2020
Cover von Shutterstock

Das Gesicht des Mannes war eine Fratze des Zorns! Und er holte zum Angriff aus.

Gleichzeitig kamen weitere Gegner an seine Seite! Überall standen die Menschen von den Tischen auf, kamen sogar aus der Lobby des Hotels. Männer und Frauen, die eben noch friedlich ihrem Tag nachgegangen waren, bauten sich nun hinter dem zur Furie mutierten Mann auf wie willige Soldaten. In ihren Mienen lag kaum noch etwas Menschliches. Mienen voller Hass.

„Nici“, sagte der Meister des Übersinnlichen leise. Er rappelte sich keuchend vom Boden auf, und seine Hand fuhr zum Amulett an seiner Brust.

Nicole Duval nickte. Sie verstand ihn auch ohne Worte.
Und sie ballte kampfbereit die Faust.

In Lübeck rufen unerklärliche Wetterleuchten Nicole Duval und Professor Zamorra auf den Plan. Pascal Lafitte kontaktiert Zamorra über die Vorgänge während er sich in New York aufhält und bittet ihn sich der Sache anzunehmen. Zamorra informiert Nicole und sie macht sich parallel auf den Weg nach Lübeck. Vor Ort angekommen bemerken sie schnell das mehr als ein Wetterphänomen dahintersteckt. Die Menschen werden kurzzeitig und unerwartet aggressiv und davon bleibt auch das Paar nicht verschont. Die Ermittlungen führen Zamorra zu einem Dämon der seit Jahrhunderten sein Unwesen in Lübeck treibt und seine Handlanger unter dem Deckmantel des Satans von Lübeck aktiv werden lässt. Eine große Rolle spielen dabei ein scheinbar unsterblicher Kaufmann und ein Maler.

Simon Borner verwendet gerne Sagen und historisches in seinen Romanen und vermischt diese mit fiktiven Ereignissen in der Gegenwart. Bereits bei Maddrax hat er mich in Band 515 „Im Maar der Dämonen“ damit begeistert. Und auch beim Satan von Lübeck greift er auf  die Sage des Malers Oswaldt Stimmer zurück. Er pflegte den Satan in häßlicher und abscheulicher Gestalt zu malen und wurde daraufhin von ihm mit der „Bitte“ heimgesucht, ihn in angenehmerer Form zu malen.

Und diese Verbindung von Sage und Horrorroman ist In diesem Band nicht nur sehr gelungen, sondern auch kurzweilig und unterhaltsam. Die Ermittlungen von Zamorra in Lübeck sind spannend bis zum Ende. Mit Rückblicken ins 14. Jahrhundert wird nach und nach der Schleier gelüftet, bis der Satan oder besser Dämon von Lübeck seine Identität preisgibt. Wie gewohnt kommt es zum Showdown zwischen ihm und Zamorra, doch da es sich um den ersten Teil eines Zweiteiler handelt, ist diese Jagd schließlich am Ende noch nicht am selbigen.

Ich bin begeistert von dem ersten Teil und warte jetzt schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung. Dafür gibt es alle vorhandenen Sterne. Fünf an der Zahl!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️