PROFESSOR ZAMORRA
Seelentiere
Band 1278
Erschienen am 23.05.2023
Cover von Shutterstock
Er erstarrte. Eine eisige Hand kroch langsam seinen Rücken hinunter. Entsetzt rieb er sich die Tränenschleier aus den Augen. Aber das Bild verschwand nicht. Auf der Decke lag seine Liese und starrte ihn an. Er glaubte durch sie hindurchsehen zu können. Wie durch einen Geist. Nur: Liese, seine Hündin, war vor drei Tagen gestorben!
Wenn geliebte Haustiere als böse Geister zurückkommen und etwas komplett unerwartetes dahinter steckt, dann sind wir mittendrin im neuen Zamorra-Abenteuer. Christian Schwarz hat sich mit „Seelentiere“ einem Grundthema angenommen, dass Tierbesitzer besonders ansprechen und in dieser Form triggern wird. Als Haustiere als Geistererscheinungen zu ihren Besitzern zurückkehren und plötzlich bösartig und tödlich werden, lenkt dieser Fall unweigerlich die Aufmerksamkeit von Zamorra und Nicole auf sich. Es geht wieder einmal nach Deutschland, diesmal nach Sigmaringen. Zamorra und Nicole kommen aber während ihrer Ermittlungen nicht so recht voran. Die Spur führt sie unter anderem auch zu einer Hexengräfin auf Schloss Breitenstein im Oberen Donautal, wo es zu einer Begegnung mit einem Vampirgehilfen der Besitzerin kommt. Dieser Abstecher wurde sehr atmosphärisch erzählt und die Hexengräfin und Breitenstein hätte einen eigenen Roman verdient gehabt. Die Lösung des Rätsels geht aber noch weiter zurück ins 12. Jahrhundert zu einer Episode aus dem Leben von Leonardo de Montagne. Diese wird gleich zu Anfang des Romans erzählt, lässt aber trotzdem den Zusammenhang zunächst nicht erkennen. Als schließlich auch noch „Assi“ Asmodis die teuflischen Finger in diesem bis zum Ende undurchsichtigen Fall hat, ist die Verwirrung auch für Zamorra perfekt.
Ein extrem gut konstruierter Fall, der nicht nur Zamorra und Nicole lange im Dunkeln tappen lässt, was die Hintergründe und Zusammenhänge angeht. Selbst mit dem Titel und der Haustiergrundstory führt der Autor die Leser zunächst auf eine falsche oder gänzlich andere Fährte. Kleines Mango ist die erzählerische Auflösung durch Asmodis am Ende. Das hätte ich mir etwas unkomprimierter und nicht so aufs Ende fokussiert gewünscht. Die illustren Episoden in der Kneipe „Zum Teufel“ in diesem Roman, ergänzen das perfekte Serienflair. Auf der Leserseite „Merlins Stern“ gibt der Autor nicht nur einen kleinen Einblick in sein Privatleben, sondern zeigt auch, wie ein solcher Roman thematisch entstehen kann. Eine rundum gelungenes Abenteuer, das wieder einmal zeigt, wie die Realität und das Leben die besten Ideen für phantastische Romane liefern kann.
Cover: ⭐️⭐️
Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️