Professor Zamorra 1280 - Der Mann aus dem Westen - von Stefan Hensch

Stefan Hensch 
PROFESSOR ZAMORRA 
Der Mann aus dem Westen
Band 1280
Erschienen am 20.06.2023
Cover von Shutterstock 

Die Irrfahrt geht weiter!

Irgendetwas war schiefgelaufen, denn sie befanden sich weiterhin in der fremden Welt. Nicole, Ryan und er besaßen zwar gültige Fahrscheine, störten allerdings das empfindliche Gleichgewicht der Transferdimension und machten eine Rückkehr unmöglich. 
„Was machen wir jetzt?“, fragte Ryan Melville. 
Bevor Zamorra oder Nicole ihm antworten konnte, kam ihnen der Heizer zuvor. Er schippte eine weitere Schaufel Kohlen ins Feuer und schüttelte den Kopf. „Ihr könntet euch gegenseitig `ne Kugel in den Schädel jagen, das würde unser Problem lösen.“

Da hatte Stefan Hensch wohl das Verlangen mal einen Western beziehungsweise einen Lassiter zu schreiben. Und was passt besser, als den Geisterzug aus dem ersten Teil durch eine Westernlandschaft in einer dämonischen Parallelwelt fahren zu lassen, in der durch das Eindringen von Menschen das Raum-Zeit-Gefüge gefährdet wird. Aber mal langsam mit den Pferden die mir schon wieder bei diesem wilden, aber gelungenen Genremix durchzugehen drohen.

Im Werkstattbericht in Merlins Stern in diesem Heft erläutert der Autor die Hintergründe die zu dieser Doppelfolge führten. Ich gebe ihm bezüglich dem Horrorwestern umfänglich recht. Das Genre ist cool und verdient immer wieder eine Chance. Wie der Autor dies bei Zamorra unterbringt, ist erneut grandios. Und auch seine Herangehensweise an einen Mehrteiler finde ich richtig. Während im letzten Heft die Herkunft und der Auftrag des Geisterzuges zum Thema gemacht wurde, ist hier der Fokus auf der Lösung des Problems. Dies wurde in ein Westernsetting gesteckt und um paranormale Aspekte ergänzt. Dabei erinnert mich diese Folge sehr an Stephen Kings Welt um den Dunklen Turm. Aber auch Sinclairs Ableger Dark Land spielt mit einer Parallelwelt, in der Dämonen und Menschen Seite an Seite leben.

Bei A.S. Lister musste ich nicht lange überlegen, welchem Heftromanhelden der Autor in diesem Zamorra huldigt. Hensch packt auch den Schreibstil eines Westernautors aus und beschreibt die typischen Lassitersituationen. Dazu gehört neben der klassischen Schlägerei im Saloon und actionreichen Schießereien auch immer eine ordentliche Portion Sex. Und mittendrin Zamorra, Nicole und ihr Mitstreiter Ryan Melville. Passt das zusammen? Definitiv ja! Ein echt wilder Ritt, der enorm Spaß gemacht hat und die tolle Gesamtstory so richtig rund macht. Das dramatische und actionreichen Ende deutet an, dass wir in diese Parallelwelt nochmal zurückkehren. Da diese Story und das Setting nicht das typische Zamorra-Flair versprüht, hätte sowas durchaus Potential für eine Subserie im Stil von Dark Land. Denn diese Transferdimension wurde von Stefan Hensch  gut konzipiert und hat jede Menge Stoff zu bieten.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️



Professor Zamorra 1279 - Zug des Grauens - von Stefan Hensch

Stefan Hensch
PROFESSOR ZAMORRA
Zug des Grauens
Band 1279
Erschienen am 06.06.2023
Cpver von Shutterstock

Urplötzlich brach eine Dampflok samt angehängter Waggons durch das Portal in die Wirklichkeit herein. Bremsen quietschten, und das geisterhafte Abbild einer Dampflokomotive wurde langsamer, bis es schließlich stehen blieb. Zischend stieß die Lokomotive den Dampf aus. Zamorra konnte nicht anders als den Zug anzustarren.
Geisterzüge waren ein Phänomen, das ihn schon lange reizte. Immer wieder war davon in Geschichten, Legenden und urbanen Mythen die Rede gewesen. Nun stand ein solches Ungetüm direkt vor seiner Nase.

Manchmal sind Heftromane viel mehr als nur Trivialliteratur. Viele heute erfolgreiche AutorInnen oder internationale AutorInnen aus dem 20. Jahrhundert haben im Heftroman, in Feuilietonromanen oder Pulp-Magazinen ihre ersten literarischen Schritte gemacht. Auf den ersten Seiten dieses Zamorras denke ich an klassische Motive der frühen Horrorliteratur. Denn der Spirit dieses Romans von Stefan Hensch erinnert an Werke von Shelly, Stoker, Poe und Co. Ich war echt überrascht und habe beim Cover und Romantitel zunächst etwas gänzlich anderes erwartet. Hensch konstruiert hier eine für den Heftroman sehr komplexe Geschichte, die zeitweise etwas verwirrend erscheint. Im Laufe des Romans zeigt sich aber nach und nach eine gut geplante Storyline, die immer zielführend ist. In dieser geht es um den Körpertauscher Donvel und nicht um einen Vampir wie ich zunächst vermutete. Wir verfolgen seine Geschichte vom viktorianischen London bis in unsere Zeit. Ein Schicksalsschlag lässt den eigentlich nicht unsympathischen Donvel einen Pakt mit dem Teufel beziehungsweise dem Schlangendämon Adeerus schließen. So wird er in den nächsten Jahrzehnten zum skrupellosen Mörder und soll dem Dämon mit dem titelgebende Zug des Grauens eintausend Seelen beschaffen um seine geliebte Gefährtin Anna ins Leben zurück zu holen. Ich hätte noch stundenlang Donvel durch die Jahrzehnte begleiten können. Und dabei kommt mir mit „Interview mit einem Vampir“ ein weiterer Klassiker der Horrorliteratur in den Sinn.

Stefan Henschs Roman hält unzählige Parallelen und Anspielungen zu vielen Klassikern der Horrorliteratur bereit. Der Geisterzug hingegen kommt erst in der zweiten Hälfte dieses ersten Teils in Aktion. Zamorra, Nicole und der noch undurchschaubare Ryan Melville (wieder eine Anspielung auf einen klassischen Autor) kommen durch die paranormal herbeigeführten Unfälle und Todesfälle des letzten Jahrhunderts auf Donvels Spur. Das wir mit Zamorra durch das Portal in eine Parallelwelt gelangen, die im zweiten Teil eine tragende Rolle spielen wird, setzt diesem phänomenalen Roman das Sahnehäubchen auf. Zug des Grauens zählt jetzt schon zu meinen Lesehighlights des aktuellen Jahres.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Maddrax 611 - Konvoi der Verlorenen - von Michael Edelbrock

Michael Edelbrock 
MADDRAX 
Konvoi der Verlorenen
Band 611
Erschienen am 20.06.2023
Cover von Néstor Taylor 

Als wir Matt und Tschoosch allein ließen, waren sie gerade mit knapper Not und einer großen Ladung Fungizide vom Flugfeld in Med'liin gestartet und wurden von einer Chessna verfolgt.
Diese Maschine loszuwerden, ist aber nur ein kleiner Teil des Problems – denn wie sollen sie das Pflanzengift über 600 Kilometer weit ins Dorf der Mabuta-Garia schaffen? PROTO hat dafür nicht ausreichend Stauraum.
Doch das scheint sich eh erledigt zu haben – als sie landen und feststellen müssen, dass eine Sekte den Amphibienpanzer gefunden und sich unter den Nagel gerissen hat...

Moskitos sind lästig. Das diese bei Maddrax auch äußerst groß und gefährlich ausfallen können, weiß der geneigte Stammleser. Auf dem sehr gelungenen Titelbild, das aus einer Shutterstock-Collage besteht und dafür echt klasse geworden ist, sind aber anscheinend die Pferde etwas mit Mad Mike durchgegangen. Denn bei dieser Größe hätten Matt und Tschosch diese sicher nicht mit den einfach beschriebenen Aktionen abwehren können. Oder das Exemplar auf dem Titelbild fliegt gerade vor die Linse des Betrachters. Auf jeden Fall macht das Titelbild neugierig auf den Roman und versprüht das urtypische Maddrax-Flair. 

Doch nun zum Roman von Michael Edelbrock. Das der Autor erzählerisch stark ist, haben wir in seinen bisherigen Beiträgen bereits feststellen dürfen. Diesmal hat er mit dem Konvoi der Verlorenen und seiner Geschichte aber nicht nur den Spirit der Serie gut erfasst, sondern auch starke und interessante Charaktere ins Rennen geschickt. Neben den Rückblicken aus Sisas Erzählungen ist auch Matt und Tschoschs Weg mit den Bencineros zum mysteriösen Inferno genannten Stützpunkt lesenswert. Die Einbindung einer Technonachfahrin und der aus deren Geschichte entstandene religiöse Mischmasch war eine gute Idee und wurde besonders mit Thór und seinem Vorschlaghammer in trashiger Maddraxmanier umgesetzt. Das hat Spaß gemacht, wenn auch der erzählerische Anteil und der Aufbau der Geschichte zeitweise etwas auf Kosten der Spannung geht. 

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair Classics 151 - Ein Friedhof am Ende der Welt - von Jason Dark

Jason Dark
JOHN SINCLAIR CLASSICS
Ein Friedhof am Ende der Welt (2. Teil)
Band 151
Erschienen am 13.06.2023
Cover von Vicente B. Ballestar

John Sinclair und seine Freunde sind in einer Kabine der Brockenseilbahn gefangen und versuchen unentwegt, sich vor den anstürmenden Hexen in Sicherheit zu bringen.
Alle Mühen sind aber vergebens, denn plötzlich reißt eines der tragenden Seile.
Das Leben des Geisterjägers und seiner Begleiter hängt nun am seidenen Faden. Werden sie diese Notlage lebend überstehen, oder wird eine düstere Prophezeiung Wirklichkeit werden?
Der Schwarze Tod hat John angedroht, ihn im nächsten Kampf vernichtend zu schlagen und ihn auf einem Friedhof am Ende der Welt zu begraben ...

Weiter geht es mit dem Classics-Dreiteiler um den Schwarzen Tod aus den Anfangsjahren der Serie. Schauplatz ist der Friedhof am Ende der Welt an dem der Showdown zwischen John und seinen Freunden mit dem ersten großen Erzfeind der Seriengeschichte weiter vorbereitet wird. 

Wie so oft bei Mehrteilern im Heftroman haben wir die Helden in der oben beschriebenen spektakulären und bedrohlichen Szene am Ende des letzten Band verlassen. Nachdem diese Bedrohung abgewendet werden kann, erleben wir in diesem zweiten Teil mit, wie John den legendären magischen Bumerang erhält. Er entstand nämlich aus den letzten Seiten des Buchs der grausamen Träume. Und während John im Harz nach der ultimativen Waffe gegen den Schwarzen Tod suchte und sie in diesem magischen Bumerang fand, versuchen seine Freunde mit Hilfe von Myxin über ein Portal zu dem titelgebende Friedhof zu gelangen, der nicht nur am Ende der Welt ist, sondern auch in einer anderen Zeit. Nämlich zur Zeit der Dinosaurier. Und so greifen, wie uns das Titelbild von Ballestar fälschlicherweise vermittelt, keine Riesenfledermäuse den Hubschrauber an, sondern Flugsaurier. In dieser dramatischen Szene endet auch diese Fortsetzung und so erwartet uns das große Finale natürlich erst im dritten Teil. Dies ist ein wirklich wegweisender und wichtiger Roman der Anfangszeit, in der es noch viele Mysterien um den Sohn des Lichts gab, die Jason Dark in den folgenden Jahrzehnten gelüftet hat. Und auch hier zeigt sich wieder die blühende Fantasie und Kreativität des Autors und seine Gabe aus einem Heftroman einen Blockbuster zu erschaffen, der einem unweigerlich Bilder wie in einem Kinofilm ins Hirn transferiert. Auch immer wieder schön sind die alten Settings. Der Roman versprüht ein nostalgisches Flair mit der Location am Brocken im Harz. Diesen habe ich selbst als Kind mit meinen Eltern besucht und kann mich noch sehr genau an die für meinen kindlichen Verstand unwirkliche Zonengrenze zur DDR erinnern.

Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️

Die UFO-Akten Band 45 - Die verlorenen Kinder - von Arvid Winger

Arvid Winger 
DIE UFO-AKTEN
Die verlorenen Kinder
Band 45
Erschienen am 12.06.2023
Cover von Shutterstock 

Es sollte nur eine Mutprobe sein, doch als James Miller mit seinen Freunden Peter und Dorothy in die geheimnisvolle Höhle hinter dem Wasserfall vordrang, wurde sie zum Drama. Was auch immer dort geschehen war, der Zehnjährige kehrte als Einziger zurück – verstört und aggressiv. Um ihm zu helfen, wurde der Junge in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Von den beiden anderen Kindern fehlte weiterhin jede Spur ...
Jetzt, dreißig Jahre später, bringt die hochschwangere Mary-Ann Clarke ein Kind zur Welt, dessen transparente Haut geradezu extraterrestrisch wirkt. Diese äußere Auffälligkeit ist es aber nicht allein, weshalb sich die Bundesmarshals Cliff Conroy und Judy Davenport für das Neugeborene interessieren. Ebenso mysteriös ist der Umstand, dass laut Mary-Ann ausgerechnet James Miller der Vater des Kindes sein soll – und das, obwohl er bereits seit drei Jahrzehnten vollkommen isoliert in der Psychiatrie einsitzt ...

Mit diesem Band gehen wir in eine neue Ära der UFO-Akten. Was vor fast dreißig Jahren bei Bastei nach nur 25 Taschenheften ein abruptes Ende fand, kann nun fortgesetzt und weiter ausgebaut werden. Der mir noch unbekannte Autor Arvid Winger, der neu bei der Serie dabei ist, nimmt sich mit diesem Roman dem Thema Zeitreise, Parallelwelten und Quantenphysik an. Er führt damit bereits gesponnenen Fäden aus Band 8 „Hinter den Spiegeln“ fort, nimmt aber auch Themen aus den Bänden 40 und 44 mit auf. Herausgekommen ist ein wahnsinnig guter Roman, der nur am Ende etwas aus dem Ruder gerät. Da wirkt es am Ende so, als ob der Autor etwas zu viel wollte. Aber das ist nur eine kleine, Im Gesamtbild zu vernachlässigende Kritik.

Gerade die Story um James Miller, die das Herzstück dieses Romans bildet, ist besonders spannend und interessant geworden. Der mysteriöse Rückblick ins Jahr 1992 erinnert an Coming of Age Romane von Stephen King und verleihen der Geschichte eine besondere Note. Der Roman bietet sehr viel Mystery und eine gut konstruierte und vielseitige Geschichte, die den Leser nur nach und nach ins Ziel führt. Am Ende wird zur Abwechslung auch vieles aufgelöst, jedoch ohne alles zu verraten. So bleibt noch genug Spielraum für Spekulationen und eine Fortsetzung der Handlung um James Miller und das (extraterrestrische?) Baby.

Nach und nach denke ich, dass das ursprüngliche Serienexpose doch ein sehr gutes und komplexes Gesamtbild zu bieten hatte. Ich hoffe die aktuellen und ursprünglichen Autoren erhalten diesmal die Gelegenheit, die gesamte Geschichte zu erzählen und auch neue und moderne Erkenntnisse und Aspekte in Zukunft in die Serie aufzunehmen. Ein sehr gelungener Einstand von Arvid Winger und hoffentlich weitere Romane aus seiner Feder!

Cover: ⭐️⭐️

Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️