GESPENSTER-KRIMI
Angriff der Nebelreiter
Band 84
Erschienen am 28.12.2021
Cover von Rudolf-Sieber Lonati / BLITZ-Verlag
Der alte Mann packte die Hand des Jungen fester. „Rowan“, sagte er mit brüchiger Stimme. „Hörst du die Hufschläge?“
„Ja, Großvater“, antwortete der Junge.
„Sag mir, was du siehst.“
„Ich sehe Nebel. Plötzlich ist er zwischen den Bäumen aufgezogen. Ein seltsamer Nebel ist das, er ist ganz rot“
„Aber die Hufschläge. Irgendwo müssen Reiter unterwegs sein.“
„Ja, da sind sie.“
Wie vom Blitz gefällt ging der Alte in die Hocke und zog den Jungen mit sich. Seine Knochen schmerzten protestierend bei der schnellen Bewegung. „Haben sie uns entdeckt?“, flüsterte er.
„Nein, Großvater. Sie reiten an uns vorbei.“
„Wie sehen sie aus? Beschreib sie mir.“
„Sie tragen lange, schwarze Umhänge mit Kapuzen, die ihre Gesichter verdecken.“
„Bei den Göttern“, murmelte der Alte. „Die Nebelreiter sind zurückgekehrt!“
Reitende Untote oder Dämonen auf Pferden sind in der Schauerliteratur und im Heftroman keine Innovation und erst recht keine Ausnahme. Dennoch bieten sie immer wieder eine schöne Basis für eine gute Geschichte. In seinem zweiten Castor Pollux-Roman nimmt sich auch Michael Schauer dieses Motivs an, verbindet es mit einem Druiden und einer Hexe und hetzt diese unserem Serienhelden auf den Hals. Beziehungsweise wird der römische Geisterjäger nach Britandienen entsendet. Denn sein Ruf aus dem ersten Abenteuer ist ihm bereits vorausgeeilt und sein Kampf gegen die Vampire in Rom machte ihn zum Bezwinger der Finsteren. Damit tritt er weiter in die Fußstapfen seines Vaters. Um dessen Rolle und Vergangenheit baut sich nun eine ähnlicher Mythos auf, wie es schon John Sinclair und andere Serienhelden mit ihren Vorfahren erfahren haben. In dieser Folge kommt noch der Druide Marton hinzu, der wohl auch schon von Castors Vater bekämpft wurde und der scheinbar auch für Castor eine tragende Rolle als Gegner spielen wird. Damit wird der Serienkosmos schon weiter ausgebaut.
Das zweite Abenteuer entführt uns schon weg aus Rom, gibt Pollux einen interessanten Assistenten an die Hand und führt einen ersten größeren Gegner ein, der voraussichtlich eine große Rolle spielen wird. Das Ganze baut Michael Schauer wie schon im ersten Teil stark auf. Die Charaktere sind gut beschrieben und angelegt und die Rückblicke zu Naras Geschichte und die Hintergründe um die Nebelreiter interessant und lesenswert erzählt. Castors Rolle im Kampf gegen die Hexe und ihre Nebelreiter ist zudem äußerst spannend und mit einigen schönen Wendungen versehen. Die Einbindung der Kinder als „Energiequelle“ der Geisterreiter und Merles Rolle in der Geschichte geben dem Ganzen zudem eine sehr emotionale Komponente. Ich hoffe, dass wir von Merle noch lesen werden.
Die Serie macht nach den ersten beiden Bänden schon richtig Laune und ich sehe immer mehr Potential für die eigenständige Serie. Das außergewöhnliche Setting vermittelt ein schönes ursprüngliches und unverbrauchtes Flair wie zu den Anfangszeiten großer Heftromanserien. Dazu kommt noch der zeitliche Rahmen in dem die Serie spielt. Sie lässt dem Autor genug Freiraum, um sich in alle Richtungen auszutoben.
Cover: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Schreibstil: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Thema: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Charaktere: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Spannung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Serienflair: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Gesamt: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
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