Montag, 28. November 2022

Maddrax 596 - Auf der Jagd nach dem roten Diamanten - von Lucy Guth

Lucy Guth
MADDRAX 
Auf der Jagd nach dem roten Diamanten
Band 596
Erschienen am 22.11.2022
Cover von Néstor Taylor

Ein "Schmankerl" für alle Filmfans bietet der Maddrax 596. Lucy Guth wandelt auf den Spuren eines bekannten Abenteuerfilms, auch wenn es diesmal um einen roten statt grünen Diamanten geht.

Die Jagd nach Jacob Smythe führt Rulfan und Reese in den Westen Afras, wo sie auf einen so überraschenden wie tödlichen Effekt treffen – zumindest an Bord eines fliegenden Gleiters, dem urplötzlich alle Energie entzogen wird! Steckt Smythe dahinter? Oder wurde er Opfer desselben Phänomens? 

Es gehört zur DNA von Maddrax, das Themen der Popkultur des 20. Jahrhunderts aufgegriffen werden. Sei es Buch, Film, Fernsehen oder gar reale Themen und Personen aus den Jahrzehnten vor 2012. Lucy Guth nimmt sich im vorliegenden Maddraxroman eines Kinoblockbusters aus den 80er Jahren an. Ein Jahr bevor Regisseur Robert Zemecki mit „Zurück in die Zukunft“ der ganz große Wurf gelang, hat er mit den beiden Romantik-Abenteuer-Streifen „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ und dem späteren Nachfolger „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ auch zwei sehr erfolgreiche Streifen abgeliefert. Michael Douglas, Kathleen Turner und Dani DeVito eroberten in dieser Zeit mit den Abenteuerkomödien die Herzen der Kinobesucher im Sturm. Und da ich zu dieser Zeit Teenager war und man mangels Alternativen fast jede Woche ins Kino ging (egal welcher Streifen lief), schaute ich mir auch diese Filme mit Vergnügen an. Ich muss gestehen, dass ich von der Handlung in den letzten fast vierzig Jahren alles vergessen hatte und den Film seit dem auch nicht mehr geschaut habe. Aber dank Maddrax, habe ich die alten Zeiten wieder aufleben lassen und bei der Ankündigung dieses Heftes mit dem tollen Cover, dass an das damalige Kinoplakat angelehnt wurde, nicht lange gefackelt und bei Disney+ den alten Streifen mal wieder angeschaut. Das kam mir beim Lesen von Lucy Guths Jagd nach dem „roten“ Diamanten sehr zu gute. Denn Anlehnungen an etliche Filmszenen und Protagonisten sind im Roman wiederzufinden und wurden in einen humorvollem neuen Rahmen gebracht. So sind die Nachfahren deutschstämmiger Auswanderer in Togo zwar nicht dem Film, sondern auch wieder unserer realen Geschichte entnommen, die hessischen Ursprünge konnte ich bei meiner Recherche allerdings nicht finden. Dieser humorige Part war wohl den Wurzeln der Autorin geschuldet. Und so finden wir hier auch Ebbelwoi und Bembel und haben Dialoge, die an Badesalz erinnern. Dabei vergisst die Autorin aber nicht die Grundhandlung, die  langsam dem Zyklusfinale entgegengeht. Ganz im Gegenteil. Die Jagd auf Smythe und den Diamanten steht im Mittelpunkt und selbiger bereitet uns scheinbar auch schon mit seinen „Fähigkeiten“ auf den kommenden Zyklus vor.

Kurz und knapp: Dieser knallbunte Maddrax-Roman ist nicht nur als Hommage an die damalige Abenteuerkomödie gelungen, sondern liefert auch eine Geschichte, die trotz Aktualität den ursprünglichen Geist von Maddrax einfängt und sich auf pure, nerdige und trashige Unterhaltung besinnt. Und so katapultierte mich Lucy Guth in meine Jugend der 80er und auch ein wenig in die Anfangszeiten der Serie. Vielen Dank für dieses erfrischende und rundum gelungene fünf Sterne Abenteuer!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Die UFO-Akten 30 - Kinderschreck - von Oliver Miller

Oliver Miller
DIE UFO-AKTEN
Kinderschreck
Band 30
Erschienen am 15.11.2022
Cover von Shutterstock

In der Kleinstadt Salmon, Idaho, berichten mehrere Grundschüler von einem Wesen, das nachts aus ihren Schränken kroch – eine dunkle Gestalt mit leuchtend blauen Augen. Da es aber keine Beweise gibt und niemand zu Schaden kam, stellt die Polizei ihre Ermittlungen bald wieder ein. Einige Eltern, die ihren Kindern glauben und nicht von bloßen Albträumen ausgehen, alarmieren die lokalen Medien. Dort wird das Thema dankbar aufgegriffen mit Schlagzeilen wie „Albtraum oder Monster? Rätselhaftes Phänomen in Salmons Kinderzimmern“. So wird auch Senator Campbell auf das mysteriöse Geschehen aufmerksam, und er bittet Cliff und Judy, sich des Falls anzunehmen. Denn ebensolche Beobachtungen wurden bereits Ende der 1980er-Jahre in der Region gemacht!

Ein zunächst sehr unspektakulärer Fall, bei dem ich mich zwischendurch frage, warum dieser überhaupt solche Wellen schlagen sollte, entwickelt sich im Laufe des Romans zu einem sehr guten Mysteriethriller. Grundsätzlich gefällt mir Oliver Millers Schreibstil und Erzählweise super und er ist eine echte Bereicherung für die Serie. In diesem Roman schickt er viele neue Protagonisten ins Rennen, was mich zwischendurch doch etwas überfordert. Doch dies tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Das Ende ist spannend und spektakulär wie die Hintergründe zum Kinderschreck, die nicht in Gänze, aber schon sehr gut aufgedeckt werden. Am Ende lässt Miller auch Spielraum für den weiteren Ausbau dieses Phänomens. Wie es sich in den gesamten Kanon der Serie eingliedern wird, werden wir noch abwarten müssen. Zumindest die Leser, die die alte Serie nicht kennen. So machen die UFO-Akten Spaß und die neuen Beiträge sind echt zeitgemäß und bringen das alte Akte X-Feeling wieder zurück.

Fünf Sterne!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Samstag, 19. November 2022

Maddrax 595 - Ausflug ins Grauen - von Christian Schwarz

Christian Schwartz
MADDRAX 
Ausflug ins Grauen
Band 595
Erschienen am 08.11.2022
Cover von Shutterstock

Nachdem Eileen zurück von Cancriss ist, geht es ihr immer schlechter. Ihre telepathischen Kräfte sind außer Kontrolle, und die lauten Gedanken der Novis-Bevölkerung, die sie nicht ausblenden kann, bringen sie allmählich um den Verstand. Sie flieht in die Einsamkeit der Wildnis, um sich dort auf Matts Bitte hin an die Übersetzung der pancinowischen Sprache zu machen.
Aber auch dort bleibt Eileen nicht verschont, als sie plötzlich scheinbare Albträume von Jugendlichen empfängt – die jedoch mehr sind als nur Träume!

Wenn ein Cover mich nicht sofort anspricht, dann ziehe ich schonmal andere Lektüre vor. Daher musste der aktuelle Maddrax etwas länger warten. Hier hätte man durchaus die Vignette einfach gegen Sinclair & Co. austauschen können. Der Titel hätte auch noch gepasst. Der aufrecht gehende Kwötschi hat mich also nicht überzeugt. Kommen wir zum Inhalt:

Der vorliegende Band von Christian Schwartz spiegelt ein wenig den gesamten Zyklus wieder. Wir sind mit Band 595 kurz vor dem Finale und es wird von allem ein wenig geboten. Ein wenig Novis, ein wenig Afra. Personell werden Matt und Aruula, Kormak, Smythe, Rulfan und Reese, sowie die Kinder aus Sinsati, besser gesagt jetzt von Novis in den Ring geschickt. Also weder Fisch noch Fleisch, dafür einige Froschschenkel.

Denn der Fokus liegt zum Glück auf Eileen und dem titelgebenden Ausflug ins Grauen. Die Kernstory um den Angriff der Kwötschis und deren König Konga beschert uns dann zur spärlichen Spannung doch noch wenigstens ein wenig Gänsehaut und ein Monster of the Week. Bei diesem wollte Christian wohl an die Heftromanlegende Dan Shocker alias Jürgen Grasmück erinnern. Denn die Anlehnung zu Konga dem Menschenfrosch aus seiner Serie Macrabos ist eindeutig.

So wird dieser Roman noch teilweise zu einem passablen und pulpigen Einzelabenteuer, auch wenn die zielführenden Elemente zum Zyklus somit deplatziert und recht unauffällig wirkten. Eileen, Konga und die Kinder von Sinsati/Novis reißen nochmal einiges raus. Trotzdem wünsche ich mir mehr Konzept und weniger wildes Handlungsorthopping. Schaut mal bei den Marktbegleitern und legt den Fokus auf zwei, maximal drei Handlungsebenen in einem Zyklus und verfolgte diese auch unabhängig und zielführend bis zum Finale. Bei den Spin-Offs war dies auch das Salz in der Suppe bis zur Zusammenführung in der Hauptserie.

Drei Sterne!
⭐️⭐️⭐️

Freitag, 4. November 2022

Die UFO-Akten 29 - Der Parasit - von Lars Urban

Lars Urban
DIE UFO-AKTEN
Der Parasit
Band 29
Erschienen am 31.10.2022
Cover von Shutterstock


Samuel Jefferson hat der Zivilisation abgeschworen. Zusammen mit seinem Hund lebt er seit Jahren zurückgezogen in den Wäldern und beschränkt Kontakte zu anderen auf das Nötigste.
Doch auch Mr. Jefferson ist nicht gegen Krankheit gefeit. Als zwei Jäger ihn finden, windet er sich unter heftigen Krämpfen. Sein Verstand muss durch die lange Isolation gelitten haben, denn trotz seines Zustands wehrt er sich heftig gegen die Einlieferung ins Krankenhaus von Fairbanks und faselt ständig von einer "Strafe des Himmels".
Dabei ist er es, der seinem Schöpfer gegenübertreten muss; die Ärzte können nichts mehr für ihn tun. Doch es scheint, als habe Jefferson wirklich das Strafgericht über die Bewohner von Fairbanks gebracht, denn plötzlich häufen sich unerklärliche Todesfälle ... bei denen die Opfer dehydriert werden!

Geschichten wiederholen sich. Und jede neue Idee in Buch, Heftroman und Film ist eine Abwandlung einer oder mehrerer bekannten Storys. Zudem werden wir und die Autoren von unzähligen Informationen, Serien, Filmen und anderen Medien durchflutet, wie es keine Generation vor uns erlebt hat. Somit ist es schwer, eine wirklich „neue“ und innovative Story vorzulegen. So ging es Lars Urban schon in den 90ern, als er diesen Beitrag geschrieben hat, der nun modernisiert als Band 29 der UFO-Akten neu aufgelegt wurde. 

Auf den letzten Seiten verweist der Autor durch Bemerkungen der Protagonisten im Kampf gegen den Parasiten selbst auf Ridley Scott und die Alien Filme. Für mich war es eine viel größere Anlehnung an Alan Dean Fosters Roman „Das Ding aus einer anderen Welt“ bzw. Die Verfilmung von John Carpenter.

Das Cover, bei dem nicht nur Arachnophikern ein Schauder über den Rücken läuft, gibt dabei die Vorgehensweise des Parasiten aber falsch wieder. Dieser begibt sich nämlich zeitweise in den Unterleib der Opfer und geht von dort aus auf die Jagd nach anderen Lebewesen. Bevorzugt Katzen, wo wir doch wieder bei „Alien“ wären.
Die Eröffnungsszene in der Jagdhütte weckt wiederum Erinnerungen an Stephen Kings „Duddids“ bei mir. Der Roman wurde aber deutlich später veröffentlicht, als dieser Heftroman in der Urfassung.

Lange Rede, kurzer Sinn: Neues gibt es nicht viel zu entdecken in dieser Folge. Die Story ist durchaus spannend, verliert diese Spannung aber durch das unendliche Wirte-Hopping und bleibt so bis zum Finale ohne große Hintergrundhandlung. Die Herkunft dieses Wesens wird leider nur spärlich behandelt. Die Kapitel mit den Denkeinlagen des Wesens und die eingestreuten populären Songtexte bei manchen Kapiteln wirken eher deplatziert. 

Und so erhält diese Version eines außerirdischen Parasiten drei Sterne von mir.

⭐️⭐️⭐️



Donnerstag, 3. November 2022

Professor Zamorra 1662 - Mörder die durch Wände gehen - und 1663 - Ifrit - Aus Feuer geboren - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill
PROFESSOR ZAMORRA 
Mörder, die durch Wände gehen
Band 1262 
Erschienen am 11.10.2022
Cover von Shutterstock 

Nicht nur Zamorra klappte der Unterkiefer herunter, als er sah, was sich auf jenen Fliesen abzeichnete, die bis eben unter dem Futon gelegen hatten.
„Was zum Teufel ist das denn?“
„Teufel ist gut“, erwiderte Nicole lakonisch. „Scheitan ist besser. Beziehungswese Dschinn. Das hier, meine Herren, ist ein Hamsa, auch Hand der Fatima genannt ...“


Ian Rolf Hill
PROFESSOR ZAMORRA 
Ifrit - Aus Feuer geboren
Band 1263
Erschienen am 25.10.2022
Cover von Shutterstock 

Der Geist schwebte, einem dreidimensionalen Schatten gleich, die Treppenstufen hinab.
Das Gespenst sah aus, als stünde sein Inneres in lodernden Flammen. 
Schon raste der feurige Speer aus der Handfläche des Ifrit geradewegs auf Nicoles Brust zu.
Zum Ausweichen war es viel zu spät!




Florian Hilleberg gestaltete den Zamorra-Oktober mit einer Doppelfolge die es in sich hatte. Die Titel fand ich etwas sperrig und gerade beim ersten Teil wie ich finde auch nicht so ganz passend, was aber die fast einzige Kritik bleiben wird. Im ersten Teil werden Zamorra und Nicole mit einem seltsamen Mordfall konfrontiert und Reisen für Ermittlungen zum Tatort und zur Unterstützung von Chefinspektor  Pierre Robin nach Lyon. Dort angekommen wird gleich klar, dass es sich nicht „nur“ um einen Mord handelt. Parallel entführt uns Ian Rolf Hill in den Oman zu archäologischen Ausgrabungen an der Seite von Doktor Rosseau und seinem Assistenten Gilbert Toussaint. Während in diesem Handlungsstrang eine abenteuerliches „Indiana Jones Feeling“ aufkommt, kommt die Handlung in Paris eher wie ein Krimi im Stil von Agatha Christie daher. Beides macht Spaß und die kurzweilige und spannende Handlung lässt mich in Rekordzeit durch den ersten Teil lesen. Die Neugier auf die Hintergründe um die Ifrit, die in Paris auftauchen wird bis zum Ende immer größer.

Im zweiten Teil geht Florian Hilleberg mal wieder sehr auf die Charaktere ein und die Schloßbewohner rücken in den Vordergrund der Handlung. Der Fokus liegt mal wieder (sehr zu meiner Freude) auf Lucia. Ich hatte in dieser Folge echt Angst um sie. Etwas verwirrt bin ich dann doch durch die Handlungsentwicklung die sich gerade in der ersten Hälfte des zweiten Teils scheinbar verselbstständigt hat und der Autor viele neue Handlungs-Eisen ins Feuer wirft. Mit McTaggerts und Lucias Ausflug und seiner Rolle bei der Infiltration des Château Montagne schweift die Handlung gänzlich ab. Das verzettelt den Roman aber nur leicht. Am Ende gibt es dann tolle Twists und wir streben zielstrebig der Auflösung aller vorangegangenen Rätsel entgegen.

Das war eine der besten und vielseitigsten Doppelfolgen, die ich bisher bei Zamorra gelesen habe. Fünf Sterne!

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