Dienstag, 15. Februar 2022

Ich bin nicht Sam - von Jack Ketchum & Lucky McKee

Geschrieben von Jack Ketchum & Lucky McKee
Übersetzung von Thomas Schichtel
Erschienen am 23.10.2019
Festa-Verlag
Buchreihe Festa Special
176 Seiten
Mit Leseband, gebunden in der Festa-Lederoptik
Preis 18,99 Euro

Patrick wird durch ein Weinen aus dem Schlaf gerissen. Seine Frau Sam liegt zusammengerollt auf dem Boden des Schlafzimmers und schluchzt.
Als er versucht, Sam zu trösten, lässt sie sich nicht von ihm anfassen. Und dann dreht sie sich zu ihm um und sagt mit der unschuldigen Stimme eines kleinen Mädchens: »Ich bin nicht Sam.«
In den folgenden Tagen muss Patrick zusehen, wie seine geliebte Frau eine völlig neue Persönlichkeit entwickelt. Die Frau, die einst Sam Burke war, ist jetzt die fünfjährige Lily ...

Packender psychologischer Schrecken. Lieben wir den menschlichen Körper oder die menschliche Seele?

Diese Frage beinhaltet schon die Kermaussage und Essenz dieses ersten Romans in der Reihe „Festa Special“. In dieser erscheinen laut Festa literarische Geheimtipps in schönen kleinen Hardcovern mit speziellem Lesestoff, den man im Buchhandel nicht erhält. Es sind (wie überwiegend bei Festa) deutsche Erstveröffentlichungen. Die Specialreihe läuft wie die Extremreihe als Privatausgaben ohne ISBN. Allerdings nicht limitiert wie z.B. die Sammlerausgaben. Optisch kommt das kleine Büchlein trotz der in einem Rutsch zu lesenden Kürze mit Leseband daher und ist wie üblich gebunden in der Festa-Lederoptik. Die Reihe gibt es allerdings (was nicht bei allen Reihen üblich ist) auch als eBook.
 
Beim Inhalt kommen wir dann zu der bereits erwähnten Frage: Lieben wir den menschlichen Körper einer Person oder seine Seele? Als Sam Burke sich eines Tages plötzlich wie ein kleines Mädchen verhält und auch eine andere Persönlichkeit in Form der fünfjährigen Lily zeigt, bricht für ihren Mann Patrick seine bisherige Welt zusammen. Die Ärzte können nicht weiterhelfen und nach einer Weile zeigt sich auch, dass Sam scheinbar nicht mehr so einfach in ihren Körper zurückfindet. Verstörend ist für mich dabei oft die Interaktion des Paares und ich kann mich voll in Patrick hineinversetzten. Selbst als Leser bekommt man Gewissensbisse, wie sich Sam nun verhalten soll. Er sieht eine erwachsene, attraktive Frau vor sich die er begehrt, die aber den Geist eines Kindes hat, das zunächst auch Angst und Misstrauen ihm gegenüber zeigt. Der vorliegende Roman ist wie schon gesagt eine Kurzgeschichte oder Novelle, die ich in einem Rutsch gelesen habe. Doch die Handlung hat mich mitfühlen und mitfiebern lassen, ob Sam wieder „normal“ wird. Die Auflösung bzw. das Ende lässt mich dann doch etwas ratlos und unbefriedigt zurück. Es wirkt, als wäre die Story noch nicht zu Ende erzählt. Obwohl die Botschaft und das was die Autoren vermitteln wollen absolut bei mir angekommen ist. Es ist sehr beeindruckend, einen solch starken Roman auf so wenig Seiten zu bannen. Die Kurzgeschichte ist, wie man hier wieder sieht, eine Königsdisziplin.
 
Der Roman überzeugt durch seine beklemmende Atmosphäre und seinen Tiefgang. Die Charaktere sind für diesen relativ kurzen Roman auch sehr gut gezeichnet. Das Ende dürfte aber wie mich auch, nicht jeden Leser befriedigen. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Professor Zamora 1244 - Bestien der Nacht - von Ian Rolf Hill

Ian Rolf Hill 
PROFESSOR ZAMORRA 
Bestien der Nacht
Band 1244
Titelbild von Joe Prachtree, Shutterstock
Erschienen am 01.02.2022

Lucia Nowak schloss mit ihrem Leben ab. Die Frau hatte die Flinte auf sie angelegt. Dabei war Lucia gar nichts anderes übrig geblieben, als den Leichnam zu ihren Füßen zu pfählen, der eben erst zu einem untoten Dasein erwacht war. Für seine Frau musste es also durchaus so aussehen, als hätte Lucia ihren Mann getötet.  Wie zu Stein erstarrt, stand sie auf dem Fleck und schloss die Augen. Der Schuss krachte wie Donner.

Im zweiten Teil der Blutgräfinnen-Dilogie von Ian Rolf Hill geht es nahtlos weiter mit der Geschichte um Gräfin Erzsébet Báthory. Wobei es diesmal mehr um ihre Verbindung zu Dalius Laerte geht. Dies war ja auch die Motivation von Nicole und Zamora bei der Reise zur Burg Cachtice. Das sie und die Mädchen dabei viel tiefer in die Geheimnisse um Delius, die Blutgräfin sowie Helena und Dorothea vordringen, war so nicht zu erwarten. Im Wertstattberichten der beiden Hefte verrät Florian Hilleberg mehr über seine Motivation, diesen Zweiteiler zu schreiben und damit nicht nur Licht ins Dunkel um die Geschichte der Blutgräfin zu bringen, sondern auch die Geschichte des Uskugen Dalius Laerte weiterzuerzählen. Diese Motivation fehlt mir in diesem Roman manchmal, da ich vorher nichts mit diesem durchaus interessanten Charakter zu tun hatte. In kurzen Zusammenfassungen wird zwar für Unwissende wie mich auf vergangene Abenteuer aus den Heftromanen, aber auch aus den Zaubermond-Hardcovern verwiesen. Dennoch finde ich es schade, dass nun die Erinnerungen von Dalius anstatt weiter die der Blutgräfin "angezapft" werden und die Geschichte der beiden aus seiner Sicht weitererzählt wird. Durchaus ebenso gut und spannend und mit einer gelungen Auflösung um das Geheimnis der Schwestern Dorothea und Helena. Dies war für mich das Highlight dieses Romans. Schön fand ich auch, das nun Alayna auch den Weg in Zamorras Zauberschule findet und in Lucia eine Freundin und Partnerin gefunden hat. Hier glänzte der Autor wieder mit den menschlichen Aspekten in seinen Heftromanen. Dennoch hat mir der erste Teil ein wenig besser gefallen. Insgesamt aber einmal mehr ein gelungener Mehrteiler von Ian Rolf Hill. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️


Mittwoch, 9. Februar 2022

Maddrax 575 - Zwischen den Sternen - von Sascha Vennemann

Sascha Vennemann 
MADDRAX 
Zwischen den Sternen
Band 575
Cover von GrandeDuc, Shutterstock
Erschienen am 01.02.2022

Als Professor Dr. Jacob Smythe in einer improvisierten Rettungskapsel von dem untergehenden Stadtraumschiff Exxus floh, hatte er auf schnelle Rettung gehofft. Das war nun Ewigkeiten her, und wenn er als Roboter mit der Bewusstseinskopie des Professors auch weder Nahrung noch Luft benötigte, trieb ihn allein die Ungeduld in den Wahnsinn.

So war er hocherfreut, im All auf etwas zu treffen, das die Monotonie unterbrach. Aber da ahnte er noch nicht, dass mit dieser schicksalhaften Begegnung der Wahnsinn gerade erst begonnen hatte...

Was kommt denn da auf uns zu? Wer derzeit am Kiosk nicht genau hinschaut, kann den aktuellen Maddrax schon einmal mit einer bekannten Science-Fiktion-Serie nebenan verwechseln. Das ich auf klassische und lupenreine Science Fiction bei Maddrax verzichten kann, habe ich schon öfter erwähnt. Das Thema werde ich noch einmal intensiv in der Zykluszusammenfassung aufarbeiten. Doch wie so oft, wurde ich bei dieser Serie wieder eines Besseren belehrt. Sascha Vennemann hat den Zyklus schon grandios eröffnet und schreibt nun auch den großen kosmischen Wendepunkt zur Zyklushalbzeit. Mit diesem Roman erzählt er ein packendes Weltraumabenteuer, mit dem er sich glatt für Perry Rhodan bewerben könnte. Matts unverwüstlicher Alptraumgegner Jacob Smythe ist nun ein Roboter in einer Rettungskapsel und wird mit Unterstützung des Liebesroboters Lybreyz als "Medium" zum Finder des Streiters und führt diesen zur Erde um einmal mehr danach zu streben, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dieser Satz alleine zeigt, wie unkonventionell und verrückt Maddrax sein kann. Die Androidenvariante des alten Haudegen schafft es sogar die kosmische Entität übers Ohr zu hauen. Dieser Roman gehört nicht nur visuell zu einem der außergewöhnlichsten Beiträge der letzten 22 Jahre. Fesselnd und gekonnt erzählt Sascha hier eine Odyssee im Weltraum mit außergewöhnlichen Protagonisten und kommt dabei ohne große Effekthascherei aus. Was Superintelligenzen, Kosmokraten und Chaotarchen und der Sense of Wonder bei Perry Rhodan sind, verkörpern Finder, Streiter und Wandler bei Maddrax. Um sie gibt es noch unzählige Geheimnisse, die weiterhin der Überbau und das Salz in der Seriensuppe sind. Da kommt erneut was ganz großes auf Mars und Erde zu und ich freue mich schon auf die weitere Entwicklung. Für diesen spannenden Ausflug ins Weltall gibt es von mir fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 2. Februar 2022

Die UFO-Akten 9 - Das Dorf der Frauen - von Logan Dee

Logan Dee 
DIE UFO-AKTEN
Das Dorf der Frauen
Band 9
Cover von Shutterstock
Erschienen am 25.01.2022

In der kleinen Stadt Windcastle in Wisconsin liegt der Anteil der weiblichen Bevölkerung ungewöhnlich hoch. Das allein wäre noch kein Grund, Cliff Conroy und Judy Davenport dorthin zu schicken. Aber es scheint, als wäre trotz einer enormen Geburtenrate in den letzten zehn Jahren kein einziger Junge in Windcastle mehr zur Welt gekommen – und als würden die örtlichen Behörden dies vertuschen!
Dass die beiden Bundesmarshals getrennt anreisen, erweist sich als Glücksfall. Denn während man Judy herzlich aufnimmt, wird Cliffs Aufenthalt zu einem Spießrutenlauf. Alle wichtigen Ämter sind hier von Frauen besetzt; Männer verrichten nur niedere Arbeiten, und das in ständiger Angst vor dem weiblichen Geschlecht.
Nicht ohne Grund, wie sich bald herausstellt. Aber da ist es schon zu spät, um aus Windcastle zu entkommen...

Mit Band 9 der UFO-Akten haben wir wieder einen überarbeiteten Klassiker der ursprünglichen Serie. Und so langsam klappt das auch mit der Modernisierung. Wenn ich beim lesen des Romans nicht bei jeder zweiten Seite das Gefühl habe einen Roman aus den 90ern vor mir zu haben, dann ist es gelungen. Wenn auch das Titelbild diesmal wieder sehr Retro ist und eher zu den 70ern tendiert. Ich musste bei der Dame und dem Gerät im Hintergrund gleich an das Karussell aus dem Film "Flucht ins 23. Jahrhundert" denken. Dort wurden die Alten "entsorgt" und es gab nur junge Menschen. Logan Dee entsorgt in seinem Roman die Männer. Es geht  nach Windcastle, Wisconsin und dort regieren die Frauen und es werden nur noch weibliche Kinder geboren. Woran das liegt, sollen Judy Davenport und Cliff Conroy im Auftrag von Senator Campbell herausfinden. Für Judy wird dies erneut ein seltsamer Fall unter fremden Einfluss. Für Cliff ein fast tödliches Abenteuer. Der Roman hat mir bis auf das überhastete Ende sehr gut gefallen. Das Prinzip "Akte X" habe ich nun auch hier verstanden. Alles hängt zusammen, aber nach jedem Fall ist man genauso schlau wie vorher und von einer sinnvollen Auflösung weit entfernt. Ob das im Heftroman dauerhaft Spaß macht, bezweifele ich. Ich vermisse einen soliden und etwas komplexeren Serienhintergrund, beziehungsweise einen etwas deutlicheren roten Faden. Die Romane an sich sind aber bisher alle durchaus lesenswert. Auf die neuen Romane bin ich derzeit natürlich am meisten gespannt, auch wenn die Autoren dabei vorerst nur sehr eingeschränkt die Serienhandlung ausbauen und beeinflussen können. Vier Sterne gibt es von mir für diesen Beitrag.

⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2272 - Meister der Geister - von Michaela Froelian und Logan Dee

Logan Dee 
Michaela Froelian
JOHN SINCLAIR
Meister der Geister
Band 2272
Cover von Timo Wuerz
Erschienen am 25.01.20222

Der Roman zu JASON DARKS 77. Geburtstag!
„Siebenundsiebzig, John! Sie taucht ständig auf. Findest du das nicht auch ein wenig merkwürdig?“ Mein bester Freund Bill war ganz aufgeregt, als er uns berichtete, was er erlebt hatte. „Ich habe mich sofort an den PC gesetzt und nachgeforscht, ob die Zahl irgendwas zu bedeuten hat. Lange Rede, kurzer Sinn: hat sie. Viel wichtiger ist aber, dass noch ein Name aufgetaucht ist, der wohl mit der Siebenundsiebzig in Zusammenhang zu stehen scheint.“
Jetzt war ich neugierig geworden. „Also gut, jetzt hast du mich. Was für ein Name?“, forderte ich Bill auf, weiterzuerzählen.
„Jason Dark!“

Während John und seine Freunde mit mysteriösen Ereignissen und ständig der Zahl siebenundsiebzig konfrontiert werden, macht der berühmter Autor Jason Dark einen Geburtstagsurlaub in einem abgelegenen Hotel in der Eifel. Die seltsame Betreiberin und das Hotel selbst scheint direkt aus seinen eigenen Geschichten entsprungen zu sein.Auch die Ereignisse vor Ort gleichen einem seiner eigenen Gruselromane. An der Seite einer netten Dame namens Gloria Perkrampus geht er den unheimlichen Ereignissen auf den Grund und findet sich plötzlich in London wieder. Dort lernt er nicht nur seine eigenen Romanfiguren kennen, sondern kämpft auch Seite an Seite mit Ihnen gegen Asmodis und seinen teuflischen Plan.

Schriftsteller die in ihren eigenen Romanen mitspielen sind keine Ausnahme. Auch das der Autor in der Geschichte durch schreiben selbige bzw. die Realität beeinflusst sind in der Popkultur keine neue Idee. Populäre Beispiele sind die Tintenweltromane von Cornelia Funke oder Filme wie "Gänsehaut" oder "Mächte des Wahnsinns". Bei John Sinclair ist es eine Premiere. Der Anlass ist der 77 Geburtstag von Jason Dark alias Helmut Rellergerd. Und Logan Dee hat da mit Unterstützung von Michaela Froelian einen lesenswerten, lustigen und zeitweise auch spannenden Beitrag zur Serie abgeliefert. Die vielen Sidekicks zur Serie und auch zum Leben und Werk des Autors machen sehr viel Spaß. Und ich dachte sogar, Logan Dee imitiert in diesem Roman hin und wieder Jason Darks Schreibstil. Zugegeben mutet der Roman zeitweise eher wie eine Parodie an, aber so ganz ernst und gruselig sollte das Endergebnis wahrscheinlich auch nicht sein. Der Roman war eher ein Geschenk an Rekordautor Jason Dark. Und das ist auf jeden Fall gut gelungen. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️