Donnerstag, 18. Februar 2021

Maddrax 550 - Dunkle Gegenwart - von Oliver Fröhlich

Geschrieben von Oliver Fröhlich
Erscheint am 16.02.2021
Cover von Néstor Taylor

Der Übergang in den nächsten Zyklus, der 50 Bände umfassen wird, ist fließend: Eine letztes Aufreißen des Raum-Zeit-Kontinuums, ein "Welten-Kollaps", hat ein riesiges Gebiet in Zentralafrika entstehen lassen. Der Victoria-See wurde fast vollständig ersetzt – durch eine Metropole, deren Bewohner nun einen "Dunklen Keim" in Matts Gegenwart tragen! Zwei frühere Wegbegleiter sind davon direkt betroffen: Kaiser Pilâtre de Rozier, der zeitreisende Flugpionier, und sein Sohn Victorius. Und zwar auf beidenSeiten der Weltenscheide ...

Matt und Aruula sind nach Worrex’ Tod auf sich alleine gestellt um das vermeintlich letzte Parallelwelt-Areal zu bereisen und zu sehen, was in Afraa passiert ist. Um den Viktoriasee in Afrika wurde ein gewaltiges Parallelwelt-Areal in Matts Gegenwart versetzt. Und mit ihm erscheint ein Teil einer gigantischen und mysteriös wirkenden Stadt. Ihre Bewohner sind ebenso seltsam. Sie werden von einem Gott beherrscht, der sich schwarz und rauchartig in ihren Augen spiegelt. Zudem haben die versetzten Menschen übersinnliche Kräfte. Sie sind telepathisch oder telekinetisch begabt oder können teleportieren. Dieser Gott greift auch nach telepathisch begabten Personen in Matts Gegenwart. Nicht nur Roziers Sohn Victorius, der auf auf der anderen Seite des Weltenrisses verschollen geht, auch Aruula wird von der fremden Macht beeinflusst. Und Elloa, die verstoßene Frau von Rozier spinnt mithilfe der neuen Macht am Viktoriasee nach jahrzehntelanger Abwesenheit wieder ihre Intrigen. Matt will seinem alten Freund helfen, doch dabei steht ihm auch seine eigene Partnerin im Weg.

Oliver Fröhlich bereitet die Bühne für den neuen Zyklus. Beziehungsweise würde ich es als zweiten Akt im Parallelwelten/Weltenriss Szenario bezeichnen. Und es ist sein erster Roman seit dem Crossover mit Perry Rhodan. Insgesamt hat Oliver erst knapp zwei Dutzend Romane zu Maddrax beigesteuert und war beim Afraa-Zyklus noch gar nicht in der Autorenriege dabei. Aus diesem Grund muss er sicherlich vieles recherchiert und nachgelesen haben um sich so toll in Afraa und mit den Protagonisten bewegen zu können. Auch für mich als Leser ist es klasse, nach Afraa zurückzukehren. Ich habe damals diesen Zyklus gefeiert und als Zombiefan ebenso die MX-Spin-Off-Serie „Das Volk der Tiefe“. Leider wird diese Thematik laut Mad Mike in diesem Zyklus keine Rolle spielen. Dafür ist die neue Parallelwelt mit seinen Mutanten jetzt schon der Knaller und auch das Ende des Romans lässt das Fanherz höher hüpfen. 

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. So ist es mit jedem Zyklusbeginn ein kleiner Reset oder Neustart und fühlt sich fast wie eine neue Serie an. Bei Perry Rhodan ist es nach meistens hundert Bänden auch immer wieder ein besonderes Feeling in eine neue Ära zu starten. Bei Maddrax fühlt es sich noch besser und unverbrauchter an und wieder werde ich, wie zuletzt bei Band 500, nicht enttäuscht. Zunächst hatte ich befürchtet, dass das aktuelle Thema einfach nur indirekt weitergeführt wird. Aber nein, so ist es mitnichten. Gleich zu Beginn werden nicht nur durch die Parallelwelt am Viktoriasees etliche neue Themen und Aspekte eingebracht. Oliver Fröhlich liefert mit „Dunkle Gegenwart“ einen kompakten und unterhaltsamen Pageturner mit altbekannten Schauplätzen und Charakteren, aber neuer Thematik. Afraa ist und bleibt ein schlechtes Pflaster für Matt und besonders für Aruula. Wieder wird ihre Beziehung stark strapaziert und ich bin gespannt, wie sich diese Situation auf ihre Partnerschaft auswirken wird. Und mit Elloa haben wir in Afraa einen weiblicher Gegenspieler, damit wir Kormak nicht so sehr vermissen. Er hat Matt ja zum Abschied noch ein Kuckucksei ins Nest bzw. in den Stasisbehälter gelegt. Die größte aller Fragen ist nach diesem Auftakt jedoch: Wer ist der fremde Gott und wie konnte diese Welt hinübergelangen, wenn die Archivare nichts damit zu tun hatten? 

Es geht gleich wieder fulminant los mit fünf Sternen!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 5. Februar 2021

Maddrax - Rezension zum Parallelwelt-Zyklus




Zyklus: Parallelwelt
Hefte: 500 bis 549
Autoren:
Ian Rolf Hill: 18 Romane
Sascha Vennemann: 4 Romane
Lucy Guth: 4 Romane
Christian Schwarz: 4 Romane
Jana Paradigi und Ramon M.Randle: 4 Romane
Simon Borner: 4 Romane
Stefan Hensch: 4 Romane
Michael Marcus Thurner: 2 Romane
Oliver Müller: 2 Romane
Sascha Vennemann und Lucy Guth: 1 Roman
Oliver Fröhlich: 1 Roman
Manfred Weinland: 1 Roman
Michael Schönenbröcher, Ansgar Back, Wolf Binder, Oliver Fröhlich, Lucy Guth, Ben Calvin Hary, Ian Rolf Hill, Jana Paradigi, Christian Schwarz, Sascha Vennemann und Manfred Weinland: 
1 Roman (520 - Verlorene Erinnerungen, Kurzgeschichten)

Handlung:
Beim Very Large Array wird das Projekt Mondsprung initiiert – und es gelingt: Der Mond wird wieder in seine ursprüngliche Umlaufbahn transferiert. Allerdings mit Folgen. Fortan tauchen unberechenbar quer über die Erde verteilt Areale mit versetzten Parallelwelten auf. Um eine Vermischung der Welten zu verhindern, wachsen mehr oder weniger undurchdringliche Barrieren aus Pflanzen um die Areale. Dies hat die Pflanzenentität GRÜN initiiert. Matt und Aruula können die Areale bei ihrer Versetzung anmessen und reisen fortan dem Weltenaustausch hinterher um Schlimmeres zu verhindern und mehr über die Ursache zu erfahren. Dabei kommen Ihnen letztendlich die Archivare zu Hilfe, die auch für das Phänomen verantwortlich sind. Der Archivar Worrex sowie ein Rulfan aus der Parallelwelt schließen sich Matt und Aruula im Kampf gegen die Parallelwelten an. Die Lösung liegt aber in der Zukunft. Ein Tachyonen-Organismus, welcher durch die Archivare zu den Protagonisten in die Gegenwart gelangt, kann die Portale versiegeln. Doch das Vorhaben wird dadurch erschwert, dass eine Gruppe Söldner zunächst von dem Organismus okkupiert wird. Schließlich kann das neu entstandene Tachyonen-Prionen-Wesen aber kontrolliert und für die Rettungsmission eingesetzt werden.


Nachdem ich eineinhalb Zyklen verpasst habe, bin ich mit Jubiläumsband 500 wieder bei Maddrax eingestiegen. Die Zyklus-Handlung versprach einiges und ich wurde nicht enttäuscht. In den vergangenen fünfzig Heften konnten sich die Autoren richtig austoben. Durch die Parallelwelten musste keine große Rücksicht auf den Weltenaufbau und die zurückliegende Handlung gelegt werden, da fast jeder Roman seine eigene Welt behandelte und Quasi einen eigenen Kosmos darstellte. Das brachte enormen Schwung und Abwechslung in die Serie. Der rote Faden gelangte dadurch allerdings oft etwas in den Hintergrund und nach etlichen Welten wirkte es eher wie eine Aneinanderreihung von Einzelabenteuern und erinnerte mich an die Serie Sliders aus den 90ern. Da standen auch die einzelnen Folgen im Vordergrund und die Rückkehr der Protagonisten in Ihre Welt war zu Beginn der rote Faden und das Ziel, das mehr oder weniger verfolgt wurde.

Erst als Worrex eingreift und die Krieger des Lichts ins Spiel kommen wird die Handlung mit einem Lösungsansatz unterfüttert. Danach beginnt eine erneute Tournee zu fast allen bisherigen Parallelwelten um die Portale zu versiegeln. Das Konzept fand ich etwas schwach auf der Brust und nahm am Ende etwas Luft aus dem raketenhaften Start des Zyklus.


Die einzelnen Romane zeigten gerade zu Beginn des Zyklus die enorme Qualität der Autoren und ihren Ideenreichtum. 
Das Ganze erinnerte mich an die Anfangszeiten der Serie, als immer neue Orte beleuchtet und entdeckt wurden und die Autoren auch ihren „Spieltrieb“ voll ausschöpfen konnten. Einige Welten hatten das Potential für eine eigenständige Serie und von manchen hätte ich gerne mehr gelesen und erfahren. Besonders Ydiel und seine Welt der Sauroiden wird mir im Gedächtnis bleiben. Im Rückblick haben folgende Romane herausgestochen und klingen noch bei mir nach. Zunächst Band 521 „Kurs ins Verderben“ von Stefan Hensch. Er gab in dieser Staffel sein Debüt mit gleich vier guten bis sehr guten Romanen. Das Abenteuer mit der versetzten Titanic hat mich aber am meisten und nachhaltigsten begeistert. Dann gab es für mich als alten Rhodanisten ein weiteres Highlight in diesem Zyklus. Die Handlung bot die Möglichkeit zu einem Crossover mit Perry Rhodan. Diese Herausforderungen konnte kein anderer Autor besser annehmen als Oliver Fröhlich. Und er hat das scheinbar Unmögliche geschafft. Chapeau noch einmal dafür an alle Beteiligten. Und last but not least war da natürlich noch der Kurzgeschichten-Jubiläumsband 520 „Verlorene Erinnerungen“ zum 20-jährigen Bestehen der Serie. Ein Experiment, dass sehr gelungen war und hoffentlich in dieser Form einmal wiederholt wird. Der Band bot eine schöne Abwechslung und hat sich dennoch wunderbar in die Gesamthandlung integriert.


Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Ian Rolf Hill  mit 18 Romanen den größten Beitrag zu diesem Zyklus geleistet hat. Er ist im Heftromanbereich der momentan produktivste Autor und macht Jason Dark Konkurrenz, wenn man seine Tätigkeit über alle aktuellen Serien hinweg berücksichtigt.
 Und das schafft er bisher auf einem konstant hohen Niveau.

Fazit: Dieser Zyklus gehört für mich zu den Highlights der Seriengeschichte, hatte aber noch mehr Potential um vielleicht über hundert Hefte in einem Großzyklus (wie bei Perry Rhodan üblich) etwas runder und abgeschloßener zu wirken. Auf jeden Fall hatte dieser Zyklus, im Gegensatz zu manch anderem, sehr viele außerordentlich gute Einzelromane. Der Gesamteindruck bekommt von mir vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Donnerstag, 4. Februar 2021

Maddrax 549 - Der Welten-Kollaps - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erscheint am 02.02.2021
Cover von Shutterstock

Dieser Zyklen-Abschluss hat es in sich! Matthew Drax und Vasraa gemeinsam in der Parallelwelt gefangen und unter heftigem Beschuss, Kormak auf der Siegerstraße, ein neues Parallelwelt-Areal kündigt sich an – und Sergeant Margaux scheint von einer fremden Macht beeinflusst zu werden.

ACHTUNG! DIE REZENSION ENTHÄLT SPOILER! Während sich der Welten-Kollaps anbahnt, versucht Kormak die Situation zwischen den Welten und die Bedrohung durch den Parallelwelt Takeo für sich auszunutzen. Das Tachyonen-Prionen-Wesen nimmt mit Aruulas Unterstützung über Pflanzenwurzeln Kontakt zu GRÜN auf und versucht aus der Entfernung und über dieses „Netzwerk“ die drohendenden Versetzungen zu verhindern. Der Organismus braucht dafür aber viel mehr Energie als üblich um seine Aufgabe zu erfüllen. Matt muss unterdessen Takeo in Schach halten um eine Eskalation der Ereignisse zu verhindern. Dabei sucht der vermeintliche Parallelwelt-Kormak immer wieder einen Weg, die Technologie und Situation für sich zu nutzen. In Umsetzung dieser Pläne verliert nicht nur Worrex sein Leben. Auch der Takeo aus der Parallelwelt wird nach heftigen Kämpfen zum Energielieferanten für den Tachyonen-Organismus. Dessen Kooperation mit GRÜN führt zwar zum Erfolg, aber auch zu einer Art Stauung zwischen den Dimensionen. Folge ist die Versetzung eines riesigen Areals in Aafra. Und das Tachyonen-Prionen-Wesen zehrt sich fast gänzlich dabei auf und die okkupierten Bewusstseine der Krieger des Lichtes sterben endgültig.

Nahtlos führt der Zweiteiler von Ian Rolf Hill die Handlung zum Zyklus-Finale fort und beendet diesen auch soweit, dass die grobe Arbeit getan ist. Frei nach dem M“otto“: Früher hatte ich große Probleme mit kleinen Pickeln, heute habe ich kleine Probleme mit großen Pickeln, gelingt es, die sich anbahnenden Areale und den  titelgebenden „Welten-Kollaps“ zu verhindern. Dafür entsteht aber ein großes Areal in Aafra, das scheinbar genug Probleme für den nächsten Zyklus mit sich bringt. Das Parallelwelten-Thema bleibt uns also noch erhalten, nur in anderer Form. Der Abschluss ist sehr actionlastig und teilweise etwas hektisch und unübersichtlich geraten. Für mich hätte der Fokus noch mehr auf Aruula, GRÜN und dem Tachyonen-Prionen Wesen liegen können. Die Auseinandersetzung mit dem Miki Takeo aus der Parallelwelt und die Kämpfe auf beiden Seiten hatten einige Längen. Klar, Takeo ist als Energielieferanten für den Tachyonen-Organismus wichtig, aber zeitweise ging mir Kormaks Aktionismus und das hin und her etwas auf den Nerv. Kormak boten sich in diesem Roman etliche Möglichkeiten Aruula und Matt aus dem Weg zu räumen und das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Dies erschien mir etwas unlogisch. Dafür kostet es Worrex das Leben, den Kormak anstatt seiner Erzfeinde für seine Sache hätte ausnutzen können. Auch am Schluß bin ich etwas verwirrt. Auf Seite 61 hat Aran Kormak den noch lebenden Tachyonen-Organismus in eine Stasiskapsel im Gleiter verfrachtet und auf der nächsten Seite gräbt er das in ein Tuch gewickelte Tachyonen-Prionen-Wesen aus der Gedenkgrabstätte aus?! Hab ich da etwas verpasst? Davon abgesehen war der Roman aber kurzweilig zu lesen und das Finale insgesamt recht gut gelungen. Vier finale Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 1. Februar 2021

John Sinclair 2220 - Im Namen der großen Mutter - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 26.01.2021
Cover von Shutterstock

Vergib mir, Große Mutter, denn ich habe versagt. Ich bin deiner Gunst nicht würdig, doch ich flehe dich an: Erhöre mich und gib mir eine zweite Chance! Lilith, Große Mutter, Geliebte des Luzifer, die du uns von der Erbsünde befreit und das Joch der Patriarchen von uns genommen hast, vergib deiner ergebenen Dienerin!“
Die Frau in der eintönigen Anstaltskluft kniete unterhalb des vergitterten Fensters auf dem kalten Linoleum der kargen Gefängniszelle und blickte hinauf zum Vollmond, der hinter den dunklen Regenwolken hervorlugte, wie ein pupillenloses weißes Auge.
Seit Monaten sprach Christine Grey jede Nacht dieselben Worte, gefolgt von einem leise gemurmelten Gebet. Erhört worden war sie bislang nicht. Doch das würde sich ändern.
Schon bald ...

Christine Grey und Emily List gelingt bei einer Überführung in ein Hochsicherheitsgefängnis die Flucht. Sie begeben sich auf einen Rachefeldzug gegen die Personen, die sie damals festgesetzt haben. Christine setzt ihre Pläne, Dienerin von Lilith zu werden dabei gnadenlos fort. Und diesmal erhält sie tatsächlich grausame Unterstützung von der großen Mutter. Sinclair muss einmal mehr eingreifen und diesmal scheint es gegen Lilith fast kein Mittel zu geben.

Um in den vollen Genuss der Fortsetzung des aktuellen John Sinclair Romans zu kommen, habe ich die Vorgeschichte aus Band 2182 zuerst gelesen. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, da es sich um einen knallharten Psychothriller mit okkulten Elementen handelte, der ohne große phantastische Elemente auskam. Im vorliegenden Band legt der Autor Florian Hilleberg noch einen Gang zu. Schonungslos beginnt bereits der Ausbruch von Grey und List. Christine geht buchstäblich über Leichen und geht selbst gegen Ihre Verbündete ohne Rücksicht vor. Die Szene mit dem abgetrennten und übergezogenen Gesicht der Polizistin, sowie die Übernahme deren Rolle, erinnerte zwar stark an Hannibal Lecter, versetzte mir aber auch hier einen ordentlichen Schauder. In den Anfangszeiten der Serie wäre dieser Roman wohl wie einige Dorian Hunter Hefte auf dem Index gelandet. Es geht sehr hart und schonungslos zur Sache. Und das nicht nur in den detailreichen Schilderungen von Grey’s unbarmherzigen Rachefeldzug, sondern auch zwischen den Zeilen. Mir hat es grandios gefallen. Bin ich doch auch ein Fan von Extremhorror wie es zum Beispiel der Festa-Verlag bietet. Eine schöne Abwechslung zum dezenten Grusel der sonst in der Serie vorherrscht. Solche Romane sind absolut innovativ und sehr zeitgemäß. Erneut fünf Sterne für echte Hochspannung und Nervenkitzel. Lediglich das Cover war mir zu lieblich und hätte eher zu einer Story über grausame Meerjungfrauen gepasst.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

John Sinclair 2182 - Herzblut - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am
Cover von Shutterstock


Tief schnitten die Lederriemen in Paul Greys Fleisch. Die Kleidung klebte an seinem schweißnassen Leib. Dumpfer Schmerz pulsierte durch die Stümpfe, wo vor wenigen Minuten noch seine Arme gewesen waren.
Mit angstvoll geweiteten Augen verfolgte Paul die vermummte Frauengestalt, die lautlos an das Fußende des Tisches trat. Das von der Decke fallende Licht wurde von der blutverschmierten Klinge des gewaltigen Haumessers reflektiert. Stumm ergriff die Gestalt sein linkes Fußgelenk und presste es auf die Tischplatte. Paul wollte sich seiner Peinigerin entziehen, mit dem rechten Fuß nach ihr treten, doch es gelang ihm nicht. Die Lederriemen schnürten die Blutversorgung ab, sodass er kein Gefühl mehr in den Beinen hatte.
„B...bitte nicht!“, flehte er.
Die Vermummte schwieg – und schlug zu ...

Grausame Ritualmorde führen John Sinclair nach Dundee. Über Christine Grey, die Frau eines der männlichen Opfer, führt die Spur zu Emily List. Als die beiden Kinder von Christine Grey entführt werden, wird der Fall immer mysteriöser. Schließlich stellen sich Verbindungen zwischen den beiden Frauen heraus, die zu einem grausigen Geheimnis führen, deren Ziel es ist, Lilith heraufzubeschwören.

Ein echter Psycho-Horrorthriller in dem Übersinnliches nur eine Nebenrolle spielt. Nicht nur das Cover lässt mich an verschiedenste Horrorschocker denken. Immer wieder flammen assoziative Bilder gespeicherter Eindrücke aus Filmen wie zum Beispiel Saw auf und vermischen sich zu einem neuen Erlebnis im Heftformat. Der Roman schwört eine klasse Atmospähre herauf. Und einmal mehr werden auch mal wieder die allzu menschlichen Seiten von John berücksichtigt. Er wird verführt, verliert bei den Kindern die Nerven und lässt sich auch mal mit einfachen Mitteln austricksen. Dabei ist dieser Sinclair mehr Krimi als Geisterjägerroman, der mit wenig phantastischen Komponenten auskommt und eher auf okkultes setzt. Kreuz, Bumerang und Silberkugeln kommen zwar zum Einsatz, aber es hätten vorerst auch Standardwaffen getan, wie sich am Ende herausstellt. Ich freue mich auf die Fortsetzung in Band 2220 und gebe für diesen Roman grandiose fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️