Mittwoch, 30. Juni 2021

John Sinclair 2241 - Eishauch des Todes - von Rafael Marques

Geschrieben von Rafael Marques
Erschienen am 22.06.2021
Cover von Shutterstock

Curtea de Argeș, Rumänien, 1692

„Nico, Simona ...“
Die Geschwister beugten sich noch weiter zu ihrem auf dem Sterbebett liegenden Vater hinab und drückten sich an ihn. Ihre Tränen benetzten sein weißes Hemd, das bereits wieder vom dem Blut der stetig nässenden Wunden verschmutzt war. Iolad Damascu, der sein Leben lang stark hatte sein müssen, um seine Familie zu beschützen, wirkte nun, in seinen letzten Stunden, alt und krank. Dabei hatte er gerade erst das vierzigste Lebensjahr vollendet.
„Papa, du darfst nicht sterben“, hauchte ihm seine Tochter zu. Simona, die so wunderschön war wie ihre Mutter, schluchzte und wollte sich gar nicht mehr aus seiner schwachen Umarmung lösen.
„Es geht nicht anders, Simona. Ich ... werde euch verlassen ...“
Nico schüttelte den Kopf. „Gib nicht auf. Lass nicht zu, dass der Teufel sich deine Seele holt.“
„Niemals, das wird er ... niemals schaffen. Der Engel ... wird dafür sorgen.“
„Und wenn der Fürst eines Tages zurückkehrt?“

Die Geschwister Liz und Damien Waterston erwerben ein Schloss in den Südkarpaten und stoßen dort auf ein tödliches Geheimnis, das die Familie Damascu seit Jahrhunderten im Zaum gehalten hat. Damien und seine beiden Freunde Joel und Billy Abernathy sterben dabei und die Leichen werden von Liz nach London überführt. Als die beiden Abernathys im Besatattungsinstitut als Eiszombies wiederkehren, wird John Sinclair auf den Fall angesetzt. Sein Weg führt in zum Ursprung in den Karpaten. Mit der unerwarteten Hilfe eines Engels versucht er das Unheil erneut zu bannen.

John Sinclair, ein Engel, der Teufel, eine Eishexe und eine alte Familienbürde, das ist die Quintessenz aus der Rafael Marques den vorliegenden Roman der Serie gestrickt hat. Der Einstieg und Hintergrund zur Story gestaltete sich gut und vielversprechend. Bis zur Überführung der untoten „Eisleichen“ und John Sinclairs Übernahme des Falls fand ich das erste Drittel sehr gut und spannend. Dann will der Autor aber für meinen Geschmack zu viel. Anstatt etwas geradliniger zu bleiben, überfüllt er die Bühne mit Handlung und Protagonisten. Somit verliert sich die Spannung und er Lesefluss etwas und mündet in einem überhasteten Finale. Gutes Konzept, das für meinen Geschmack etwas weniger gut umgesetzt wurde. Drei Sterne!

⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 29. Juni 2021

Professor Zamorra 1228 - Druidenfluch - von Veronique Wille

Geschrieben von Veronique Wille
Erschienen am 20.06.2021
Cover von Shutterstock

Die Gaukler kommen!
Jedermann in Saint-Cyriac freut sich über die Neuankömmlinge, die Abwechslung in das zurzeit recht schläfrige Dorfleben verheißen. Zamorra und Nicole freuen sich zudem, eine alte Bekannte wiederzusehen: Crazy Laze, die mit ihrem zauberkundigen Anhang die Sonnenwendfeier zelebrieren will. Doch leider verläuft die Feier nicht ganz so friedlich wie erhofft …

In einer unbekannten Vergangenheit wird das Mädchen Maledisants von dem Druiden Myrddin in die Ausbildung genommen. Sie verbringt fortan mit anderen Schülerinnen ihr Leben im Wald bei dem Druiden. Der Frieden wird aber von blutrünstigen Goblins bedroht. Als Gwydion einen der Goblins tötet, wird er von dem Druiden als Leibwächter der Mädchen engagiert. Doch Gwydions Gier fordert immer höhere Bezahlung. Als er bemerkt, das Gwydion ihm Diamanten und Gold nur vorgetäuscht hat, verrät er seinen Herrn. Die Goblins nehmen mit seiner Holfe fürchterliche Rache. Myrddin belegt ihn dafür über den Tod hinaus mit einem Fluch.

Als die Gaukler in das Dorf Saint-Cyriac kommen und die Bewohner von Château Montagne etwas Ablenkung suchen, trifft Gyungo dort auf den Druiden. Dieser erkennt ihn als den wiedergeborenen Gwydion. Und so wird das Fest erneut zum Erfüllungsort des Druidenfluchs. 

Veronique Wille macht mit diesem Band einen ungewohnt intensiven Ausflug in die Fantasy. Es ist mir mittlerweile klar, dass Zamorra in keine Gruselklischeekiste passt und mich immer wieder überrascht. So auch im vorliegenden Band, in dem Gyngo seiner wahren Vergangenheit begegnet. Druiden, Zwerge und Goblins, damit hätte ich in dieser From nicht gerechnet. Und Veronique Wille gelingt auch dieser Spagat gut, auch wenn Zamorra und die Handlung in der Gegenwart etwas zu kurz kommen. Das ist mal wieder dem begrenzten Platz eines Heftromans geschuldet. Die Geschichte hätte mal wieder einen guten Zweiteiler ergeben. Ein sehr interessantes Porträt der Autorin rundet diesen Band ab. Die Autorin kann jedenfalls auch Fantasy und das bestätigt sie auch im Interview. Leider wird dort nicht verraten unter welchen Pseudonym sie bereits drei Fantasy-Romane geschrieben hat. Das hätte mich sehr interessiert. Fantasy scheint ihr jedenfalls auch bei Zamorra viel Spaß gemacht zu haben und so kam es auch bei mir an. Vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 28. Juni 2021

Maddrax 559 - Der Schatz im Kratersee - von Christoph Schwarz

Geschrieben von Christoph Schwarz
Erscheint am 22.06.2021
Cover von Shutterstock


Während sich Pilâtre de Rozier in der Parallelwelt aufhält, sind Matt und Aruula mit den beiden Daa'muren am Kratersee unterwegs. Hier hoffen sie jene Kristalle zu finden, die die einzig wirksame Heilung vom Dunklen Keim versprechen. Matt will die Suche bei dem Drakullendorf beginnen, zu deren Einwohnern sie bereits Kontakt hatten. Doch Je'lynn, der Dorfvorsitzende, ist erschrocken über ihr Vorhaben und weist sie zurück. Die Herrin vom Seewürde nicht dulden, sich an dem Schatz zu vergreifen.
Die Gefährten ignorieren die Warnung – und stoßen auf ein Erbe der Vergangenheit, das im Jahre 2510 in einem Bunker in Novosibirsk seinen Anfang nahm ...

Die Führung des  Bunkers in Novosibirsk entdeckt 2510 bei einem Sprengstoffunfall zufällig innerhalb des Bunkers die dort integrierte Gen-Arche. Dort fanden nach der Katastrophe im 24. Jahrhundert Experimente mit widerstandsfähigen Tiermenschmutationen statt. Großzarin Nadescha führt diese Experimente fort und forscht „nebenbei“ noch an der Unsterblichkeit. Die Experimente geraten aus dem Ruder und es entsteht ein Wesen, dass es 2551 Matt und seinen Mitstreitern schwer macht, an die so wichtigen Kristalle heranzukommen.

Es geht mit Christoph Schwarz zurück an den Kratersee. Und in der Zeit zurück vor dem Abzug des Wandlers. Zu Anfang hatten wir ja oft Romane, die eine Entwicklung nach dem Einschlag thematisierten und eine Verbindung mit der realen Welt vor 2012 herstellten. So auch endlich wieder im vorliegenden Roman. Die Gen-Arche in San Diego gibt es immer noch. Auch die russische Firma Kriorus. Auch wenn sich diese mittlerweile eher auf das kommerzielle Einfrieren von Menschen spezialisiert hat. Ich mag solche Verbindungen in die dunkle Vergangenheit der Erde ja sehr. Auch die Entstehung und negative Entwicklung von Maschda war gut konzipiert und umgesetzt. Ihre Wandlung zur Herrin des Sees und die Verbindung zu den Daa’muren und ihrem Leshi’ye ein absolutes Highlight. Eine faszinierende aber auch tragische Geschichte um eine Protagonistin aus russischer Vergangenheit. Und ein rundum gelungenes Abenteuer mit Grao, Ira und den Drakullen am Kratersee. Auch wenn ich es mittlerweile zu einfach finde, wie sich die Protagonisten in der postapokalyptischen Welt von Maddrax von A nach B bewegen können. Der anfängliche Reiz und die Gefahren des Reisens innerhalb der Serie sind leider gänzlich verschwunden. Und so liegt auch der Fokus mittlerweile nicht mehr auf einem Gebiet, sondern Matt und Aruula jagen von Schauplatz zu Schauplatz. Und nächste Woche geht es so auch wieder zurück zum Hort des Wissens und einem Wiedersehen und -lesen mit den Marsianern, was ich natürlich trotz dieser Kritik toll finde. Denn es sind solche Geschichten wie die vorliegende, die den besonderen Flair der Serie weiterhin aufrecht erhalten. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Freitag, 25. Juni 2021

John Sinclair Classics 98 - Ausflug ins Jenseits - von Jason Dark (Walter Appel)

Geschrieben von Jason Dark (Walter Appel)
Erschienen am 01.06.2021
Cover von Ballestar

Der zwielichtige Londoner Reisebürobesitzer Thomas Argyll bietet eine exklusive Busreise nach Schottland an. Höchst seltsam ist nur, dass sich die Reisenden nicht aus eigenem Willen, sondern wie von einem unheimlichen Zwang geleitet, zu dem Ausflug anmelden. So auch Jane Collins Freundin, Shirley Barnard, die ursprünglich auf die Seychellen wollte. Als der Geisterjäger John Sinclair schließlich im Reisebüro am eigenen Leib erfährt, dass hier dunkle Mächte am Werk sind, kauft er kurzerhand ein Ticket ...

Unter dem Pseudonym Jason Dark schrieb nicht nur Helmut Rellergerd John Sinclair. Auch Walter AppelMartin EiseleFriedrich Tenkrat und Richard Wunderer schrieben als Jason Dark insgesamt 55 Sinclair-Romane. Der vorliegende Beitrag (von insgesamt fünf Romanen für die Serie) von Walter Appel/Earl Warren ins Sinclair-Universum liegt nun in der Classics Neuauflage vor. Es ist ein schönes Gruselabenteuer das etwas den Charme der 70er und 80er Jahre verbreitet. Nicht nur was die Kleidung und das gesellschaftliche Bild angeht, das dieser Roman vermittelt. Auch die Busreise nach Schottland mutet insgesamt sehr nostalgisch an. Und das Ende hatte sogar eine lovecraftsche Cthulu-Anmutung und hat mir am besten gefallen. Die Reise selbst und der Roman zieht sich zwar stellenweise etwas, bleibt aber insgesamt unterhaltsam mit seinen Zwischenstationen und den damit verbundenen Aktivitäten Argylls. Erfrischend fand ich auch den Auftritt von Professor Hieronymus Adolf Melibocus und seinem Assistenten Fitz Fitzgerald, der leider einmalig in der Serie blieb. Ich sehe nicht nur in dieser Besetzung, sondern auch im Roman insgesamt immer wieder starke Parallelen zu Tanz der Vampire und Professor Ambronsius und dessen Assistenten Alfred. Kein herausragender aber ein guter Beitrag von Walter Appel.

⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 21. Juni 2021

John Sinclair 2240 - Der dämonische Hutmacher - von Michael Schauer

Geschrieben von Michael Schauer
Erschienen am 15.06.2021
Titelbild von Shutterstock 

Zuerst sah er den Hut, dann den Mann.
Hat er sich tatsächlich schon wieder einen neuen gekauft?, dachte Neal Sanders, als sein Kollege Gary Wind sich über den breiten Flur langsam ihrem gemeinsamen Arbeitsplatz näherte. Um ihn herum war es hektisch und laut, Menschen riefen scheinbar wahllos Zahlen durch den Raum und tippten geräuschvoll auf Tastaturen herum, Telefone klingelten pausenlos. Ein ganz normaler Donnerstagmorgen an der Londoner Börse.
Sanders strich sich durch das dichte, graue Haar und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Dann hatte Gary seine Ankündigung wohl wahr gemacht und war gestern bei diesem neuen Hutmacher in der St. James Street gewesen. Er schwärmte ihm schon seit Tagen von diesem Laden vor. Sein Kollege war ein Hutnarr, er besaß mindestens ein Dutzend davon. Seine neueste Erwerbung war, soweit Sanders sich da auskannte, ein Porkpie-Hut, wie ihn oft die Musiker am Covent Garden trugen ...

An der Londoner Börse läuft ein Mann mit einem Tick für Hüte Amok. Kurz zuvor hat sein Kollege einen Totenkopf statt seines Gesichtes gesehen. Das bringt John Sinclair ins Spiel und führt ihn auf die Spur des Hutmachers Tarsov. Dort hatte zuvor Milli Peaches ihren Hut abgeholt, den sie sich extra für Ascot anfertigen lies und platzte dabei in ein magisches Ritual. Sie kann entkommen und liefert Sinclair und Suko damit die entscheidenden Hinweise. Der Hutmacher hatte auch dem Amokläufer einen Hut angefertigt und verkauft. Er plant mit seinen dämonischen Hüten Ascot in ein dämonisches Massaker zu stürzen. Als selbst Suko in seine Fänge gerät, wird es für Sinclair und Milli mehr als brenzlig.

Ein genialer Plott, unerwartete Wendungen und eine köstliche Begegnung zwischen Sinclair und der Queen. Das ist in Kürze mein Fazit zu diesem schönen Sinclair-Roman von Michael Schauer. Einen Hutmacher und Ascot in dieses Abenteuer einfließen zu lassen, war eine schräge und schöne Idee und die Ausführung hat echt Spaß gemacht. Außerdem gab es einige wirklich spannende Szenen, die einen mal wieder mit um um die Protagonisten zittern ließ. Suko unter dämonischen Einfluss gegen seinen besten Freund und Kollegen zu stellen, war auch mal wieder abwechslungsreich und erfrischend. Fünf Sterne von mir für diesen tollen Roman!
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️