Mittwoch, 5. August 2020

Professor Zamorra 1205 - Ein Flüstern in der Tiefe - von Adrian Doyle

Geschrieben von Adrian Doyle
Erschienen am 04.08.2020
Cover von Shutterstock


Palpa, Peru, 1915
Eine einzige Nacht sollte sein Leben verändern.
Als Pepe Diaz an jenem Abend Steine sammelte und auf seinen Eselskarren lud, wie es vor ihm schon sein Vater und Großvater getan hatten, wurde er zuerst von einem Sturm und bald darauf auch noch von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht. Hinter einem Fels suchte er Schutz vor dem Wüten der Elemente. Und wurde dort Zeuge von etwas, das ihn an seinem Verstand zweifeln ließ. „Santa Madre de Dios!“ Am ganzen Leib zitternd bekreuzigte er sich – bevor es ihn hinab in die Unterwelt zog, einem gespenstischen Flüstern entgegen …
 
Ich bin kein Stammleser von Professor Zamorra und damit auch kein Kenner der Serie. Ich habe immer mal wieder rein geschnuppert und bin mit dem Kurzgeschichtenband 1175 "Geh zum Teufel, Zamorra!" erst richtig auf den Geschmack gekommen. Mir gefällt die Mischung aus paranormalem, Scifi und "klassischem" Grusel sehr. Dies hebt sie von John Sinclair und Co. eindeutig ab. Auch der Wechsel von Stand-Alone-Romanen und zusammenhängender Hintergrundhandlung finde ich toll. Die Monster of the Week Romane kann man als Neu- oder Gelegenheitsleser ohne Probleme immer mal wieder konsumieren. Eine tolle Autorenriege hat die Serie auch noch. Was will man mehr.

Im vorliegenden Auftaktband zur Tetralogie von Adrian Doyle aka Manfred Weinland wird aber der rote Faden weitergesponnen. Da Manfred zu meinen absoluten Lieblingsautoren zählt, habe ich es einmal gewagt, in das große Ganze einzutauchen. Hilfe bekomme ich dabei in einem zweiseitigen Rückblick am Anfang des Romans. Das finde ich super und hat mir nicht nur den Einstieg erleichtert, sondern auch gezeigt, was ich bisher tolles verpasst habe. Nachteil ist dabei für mich, dass ich am liebsten sofort alle alten Folgen lesen möchte. Aber leider bin ich im Gegensatz zu Zamorra und Co. nicht unsterblich und meine aktuelle Leseliste reicht bereits bis in die Unendlichkeit.

Zurück zum aktuellen Band. Es fällt mir nicht schwer der Handlung trotz einiger fehlender Hintergrundkenntnisse zu folgen und auch die für mich neuen Charaktere kommen mir sehr schnell vertraut vor. Im ersten der vier Bände spielen Professor Zamorra und Nicole noch keine wirklich tragende Rolle. Es wird eher der Weg bereitet. Viele Aha-Erlebnisse bleiben mir wohl im Gegensatz zu den Stammlesern verwehrt. Das Auftreten manches Charakters war dramatisch dargestellt, bot für mich aber leider keine Überraschung. Dafür haben mich das Setting in Peru und die Thematik um die Geoglyphen von Nazca sofort gepackt. Auch wenn im ersten Band noch nicht wirklich viel und dramatisches passiert, so hat mich der Roman doch gut und kurzweilig unterhalten. Ich gebe der "Einführung" vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 4. August 2020

Maddrax 536 - Höllenschlund - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 04.08.2020

Cover von Néstor Taylor

Während seine Freunde zu dem Parallelwelt-Areal in Florida reisen, folgt Rulfan auf einem instand gesetzten Motorrad weiter der Spur der Okkupierten. Dabei gelangt er zu einer Siedlung, die ihre Energie aus einem Lava-Reservoir bezieht.Die Krieger des Lichts haben in ihrer Gier die unterirdische Blase angezapft und die Betreiber zu Mutanten gemacht. Eine junge Geologin, Nadiin, versucht die Bewohner zu warnen, doch niemand schenkt ihr Gehör – bis auf Rulfan. Doch ist es nicht schon zu spät, um die...


Rulfan verfolgt im vorliegenden Roman die "Krieger des Lichts", während seine Freunde In Florida aktiv sind. Die Spur führt ihn über die Geologin Nadiin zu der Stadt New Peoria, die ehemalige Technos  aus den Bunkern von Odgen und Louisville erbaut haben. Sie nutzen die Geothermie zur Energiegewinnung und haben damit einen hochtechnisierte und komfortable Lebensumgebung erschaffen. Diese Energie zieht leider aber auch die drei okkupierten "Krieger des Lichts" unter Führung von Olivia Canning an. Ihr Hunger nach Energie löst eine Katastrophe aus, die Rulfan und Nadiin zum Handeln zwingt.

Wieder hat Florian Hilleberg alias Ian Rolf Hill die Ehre, eine reale Figur in einen Roman einzubinden. In Band 512 war es Alexander Haertl, der Gewinner aus dem Jubiläumsband 500. Im vorliegenden Band ist es Nadine Riemer. Sie gewann das Preisrätsel des Jubiläumsrätsels zum 20-jährigen Jubiläum der Serie. Die Leserseite zeigt die Charakterbeschreibung die Nadine zur Verfügung gestellt hat. Was Florian daraus gemacht hat, ist bemerkenswert. Als zusätzliches und erstmaliges Highlight hat Néstor Taylor sie gekonnt auf dem genialen Titelbild verewigt. Darauf bin ich ja schon etwas neidisch.

Der Charakter der Geologin Nadiin ist das Beste an dem vorliegenden Band. Sie wird schön verpeilt und exzentrisch dargestellt. Aber trotzdem überaus symphytisch. Die Rahmenhandlung um Nadiin und Rulfan an sich fand ich persönlich aber etwas zu dünn. Die Krieger des Lichtes sind zwar die Auslöser des aktuellen Problems, nehmen in der Handlung jedoch nur einen kleinen Part ein. Die Kapitel des Romans, in denen eine weitere Metamorphose der Okkupierten erfolgt, sind für mich die eigentlichen Höhepunkte. 

Insgesamt ist der Roman ein schönes, eigenständiges Einzelabenteuer, das sehr kurzweilig und gewohnt gut geschrieben ist. Nadiin hat mich immer wieder zum schmunzeln gebracht. Faszinierend fand ich auch die Idee einer Techno-Stadt, die Geothermie als Grundlage nutzt. Ich vergebe vier Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️

Mittwoch, 22. Juli 2020

Maddrax 535 - Im Rausch der Sinne - von Stefan Hensch


Geschrieben von Stefan Hensch
Erschienen am 21.07.2020
Cover von Shutterstock


"Bewusstseinserweiterung ist der Schlüssel für unsere Zukunft. Durch einen Intelligenzzuwachs werden wir zur raumfahrenden Spezies. Die Schwerelosigkeit hat eine positive Wirkung auf das menschliche Gehirn und führt zu einer weiteren Expansion des menschlichen Verstandes. Außerdem kann die Menschheit durch die sich sprunghaft entwickelnde Technologie praktisch die Unsterblichkeit erreichen! Dieser Weg steht uns nun dank LSD offen!

"Timothy Leary, San Francisco, 1966

Eine weiteres Areal wird mit Titusville in die dunkle Zukunft der Erde versetzt. In dieser Parallelwelt des Jahres 1966 versucht der Wissenschaftler Timothy Leary zunächst mit LSD eine allgemeine Bewusstseinserweiterung und einen Intelligenzschubes der Menschheit zu erreichen. Als ihm dies nicht gelingt und LSD verboten wird, bekommt er von seiner Lebensgefährtin Maxine eine Alternative aufgezeigt. Die Ethnologin gelangt bei einer Forschungsreise in Mexiko an das legendäre Tolteken-Salbei. Mit dieser Pflanze gelingt es Leary die Droge MDT zu erzeugen, die eine ähnliche Wirkung wie LSD erzielt. Dem Vater von Jakob Smythe ermöglicht MTD Visionen seines gerade erst geborenen Sohnes und dessen Gegenspieler Matt Drax in der Zukunft. Dies macht ihn auch auf Leary aufmerksam und beschert ihm einige Erkenntnisse, die ihn zu drastischen Maßnahmen greifen lassen. Denn diese Parallelwelten sind auf ganz besondere Weise miteinander verbunden...

Starker Tobak, den uns Stefan Hensch in seinem mittlerweile schon dritten Beitrag für Maddrax liefert. Eine kühne und wilde Mischung, die einige Überraschungen bereithält. Es ist ein in sich abgeschlossenes, eigenständiges Abenteuer geworden, das wahrscheinlich keinen Einfluss auf die kommende Handlung haben wird, aber enorm Spaß macht. Die erste Hälfte kommt wieder einmal ohne Matt und Co. aus und beschreibt die Parallelwelt des Timothy Leary und bringt uns Protagonisten und Umfeld näher. Dieser Part ist wieder gut aufgebaut und kurzweilig zu lesen. Mit Jaydon und Samuel Smithe bringt er eine schöne und neue Komponente in das Maddrax-Universum. Über den Großvater von Jacob Smythe kommt in dieser Welt die Verbindung zu den Anasazi zustande und so wird ganz nebenbei auch noch eine Frage aus den Anfangszeiten der Serie auf grandiose Art und Weise beantwortet. 

Ein sehr guter und abgefahrener Roman, der mich begeistert hat. Damit schafft Stefan den Hattrick mit drei Höchstbewertungen in Folge!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Dienstag, 7. Juli 2020

Maddrax 534 - Melange - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erscheint am 07.07.2020
Cover von Néstor

Matt, Rulfan, Aruula und Worrex folgen der Spur der vier Kämpfer, die offenbar von dem Organismus in der Stasiskapsel okkupiert wurden. Die Zukunft der Erde hängt davon ab, sie zu finden und das Wesen gegen die aufbrechenden Raumzeit-Portale einzusetzen. Davon ahnen die vier "Krieger des Lichts" nichts. Erst nach und nach erkennen sie, was mit ihnen passiert ist – und entdecken erschreckende Fähigkeiten. Ihnen gemein ist der unstillbare Hunger nach Energie, egal in welcher Form. Dafür gehen sie über Leichen...

Beim letzten Roman „Das 900.000-Jahre-Projekt“ von Ian Rolf Hill hatte ich mir noch eine härtere Gangart für den Roman gewünscht und auf Facebook diskutiert, wie viel der Heftroman heute „darf“. Scheinbar geht noch mehr, denn der vorliegenden Band „Melange“ bietet eine heftige Mischung aus Horror, Sex und Action. Das steht dem Roman bei diesem Plot gut und ergibt ein starkes Abenteuer für Matt, Aruula und Rulfan. Die „Krieger des Lichts“ sind neben unserem Trio erneut die Hauptakteure des Romans. Was mit ihnen nach der Bergung des Artefaktes aus der Stasiskapsel der Archivare abgeht, ist heftig. Olivia war schon vor ihrem Kontakt mit dem Organismus kein Kind von Traurigkeit, wird aber nun zur gewalttätigen Nymphomanin und infiziert die ganze Gruppe mit unsagbarem Schrecken. Es folgt ein grausiger Beutezeug quer durchs Land auf der Suche nach Energie die sie ihren menschlichen Opfern auf furchtbare Art und Weise entziehen. Gejagt werden sie und das entfesselte Wesen von unseren Helden, die alles in die Waagschale werfen müssen um mit seiner Hilfe den Kollaps der Parallelwelten zu stoppen.

Dann kommt noch die Begegnung mit den Mutanten und den auf sich gestellten Kindern in der „Verbotenen Zone“ dazu. Diese Nebenschauplätze sind das Salz in der Suppe dieser Geschichte und runden das Gesamtbild ab. Der Roman gipfelt in einem Showdown mit dem „Melange-Monster“ des Titelbildes, der aber noch lange nicht das Ende der Jagd einläutet.

Der Band hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Das war purer Endzeithorror der die dunkle Zukunft der Erde sehr gut rübergebracht hat und gehört hin und wieder unbedingt in dieser verschärften und unzensierten Form dazu. Erneut ein Spitzenroman von Heftroman-Tausendsassa Ian Rolf Hill. Fünf atemlose Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Montag, 29. Juni 2020

Professor Zamorra 1202 - Die Chimäre aus der Urzeit - von Ian Rolf Hill

Geschrieben von Ian Rolf Hill
Erschienen am 23.06.2020
Cover von Shutterstock

So grauenerregend der Anblick des mongolischen Todeswurms, der seine Klauen in das Gesicht der Leiche gegraben hatte und etwas in deren Schlund zu pumpen schien, auch sein mochte, er war nichts gegen den Fund, den sie zwischen den Wüstenbäumen gemacht hatten.
Es waren Fährten!
Trittsiegel eines gigantischen Raubtieres, das seit 70 Millionen Jahren als ausgestorben galt.

Da hatte Nicole gewusst, dass sie buchstäblich auf der richtigen Spur waren …
Die Allghoi Khorkoi waren nur der Vorgeschmack auf das, was die „Würmer“ beherbergte.

Nachdem die letzte Folge den Weg zur Chimäre bereitet hat und mehr bodenständigen Horror als Fantasy bot, gehen wir mit der Chimäre der Urzeit nun in eine Monsterfolge à la Godzilla. Dabei liegt hier der Fokus auf einer actiongeladenen Hetzjagd im Blockbusterformat. Im Werkstattbericht verrät Florian Hilleberg mehr zur Entstehung der Doppelfolge und über seine Affinität zum fantastischen Monsterfilm. Und das merkt man dem Roman an. Seine Beschreibungen des Monsters und seines Weges sind sehr bildhaft. Da fehlt selbst der Kampf gegen angreifende Hubschrauber nicht. Wer denkt da nicht an King Kong und Co.? Aber auch die T-Rex-Angriffe aus Juassic Park kommen mir beim lesen öfter in den Sinn. 
Hinzu kommt aber auch die gut durchdachte Entwicklung der Handlung. Bahadur offenbart endlich seine wahre Identität und seine Absichten und liefert damit eine völlig unerwartete Wendung. Ebenso bleibt Noémi Mészáros bis zum Ende des Romans mysteriös und geheimnisvoll. Der Fokus liegt allerdings immer auf dem Kampf gegen die Bestie und deren Ursprung. Dieser Ursprung ist einer der grandiose Höhepunkte dieses Romans und bringt uns einen Gegner, von dem wir sicherlich noch öfter hören werden. Nicole Duval wird in dieser Folge ebenso stark gefordert wie Zamorra und zeigt einmal mehr ihr außergewöhnliches Potenzial. Der Höllenritt auf der Bestie entlockte mir zwar ein schmunzeln, passte aber wie die Faust aufs Auge zum Gesamtbild. 
Die ganze Story wirkt so schön rund, dass beide Romane zusammen ein Taschenbuchformat verdient hätten. Diese Doppelfolge reiht sich in die besten Geschichten ein,  die ich in meiner langen Zeit als Heftroman-Fan gelesen habe. Fünf Sterne!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️